||» essential «|| Mehrwert, Moral, Messages in Büchern
Ach bevor ich es vergesse: gern dürft ihr auch Vorschläge zu weiteren Themen äußern. Ich freue mich immer, wenn ich eure Ideen einbringen kann.
Heute soll es um ein Thema gehen, das mir schon länger Kopfzerbrechen bereitet. Es soll um den Mehrwert einer Geschichte gehen und ob das wirklich immer nötig ist. Viel Spaß beim Lesen. Ich hoffe, es interessiert euch.
Immer öfter wird in der Buchblogger/Bookstagramer/Booktuber-Szene der Mehrwert bzw. die Moral einer Geschichte diskutiert. Im Laufe der letzten Wochen habe ich mir ständig Gedanken darüber gemacht, wie wichtig mir persönlich aussagekräftige Messages in Büchern sind. Und ich musste schnell feststellen, dass dieses Thema genauso wie „Rape Culture“ [darum ging es im letzten essential-Post. Falls ihr ihn noch nicht gelesen habt, könnt ihr das » hier « gerne nachholen] quasi ein Fass ohne Boden ist. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, eine glasklare, eindeutige Meinung habe ich dazu nicht. Es sind eher mehrere einzelne Gedankenstränge, die aber alle zu einem anderen Ergebnis führen. Und welche genau, das erzähle ich euch jetzt:
Ich finde es enorm wichtig, dass Bücher keine falschen Werte vermitteln. Homophobie, Rassismus, der Schönheitswahn, usw. hat weiß Gott genug Anhänger, da muss das in Bücher nicht auch noch unterstützt oder gefördert werden. Besonders Jugendbuch-Autoren sollten sich in der Hinsicht Gedanken darüber machen, wie sie aussagen und vermitteln wollen. Als Beispiel, weil es im Moment sehr aktuell ist, nehme ich hier jetzt mal „On the come up“ von Angie Thomas. Das Buch sagt unheimlich viel aus und man kann daraus so einiges mitnehmen. Nicht nur der Rassismus in Amerika ist ein Thema, auch Homosexualität, ein Selbstfindungsprozess, Redefreiheit und Loyalität. Es regt zum Nachdenken an und ist, besonders für die jüngere Leserschaft ein Buch, aus dem man lernen kann. Doch auch für die „All Ager“, wie ich sie gern nenne, kann es ein Denkanstoß sein – womöglich sogar die Tür, um seine Ansichten zu überdenken und zu ändern. Ich liebe Bücher, die so einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, auch wenn man nicht drum herum kommt zu sagen, dass sie eher zur Minderheit aus dem Buchmarkt bzw. im Jugendbuch-Bereich sind.
Aber genau so gerne lese ich auch Bücher, die einfach nur unterhalten oder reine Fiktion sind. Hier benenne ich als Beispiel mal „The Belles“ von Dhonielle Clayton. Das Buch hat eine riesige Welle losgetreten, nur weil nicht offensichtlich vermittelt wird, dass Schönheit nicht alles ist. Meiner Meinung nach kann man das durchaus zwischen den Zeilen lesen, es ist aber nicht auf den ersten Blick erkennbar. Der Schönheitswahn, der auch in der realen Welt herrscht, wird hier in einer deutlich extremeren Form dargestellt. Machen wir uns nichts vor: es wäre schrecklich, wenn die Welt irgendwann einmal so enden würde .. aber (!) schon allein aufgrund der vielen Fantasy-Aspekte sollte einem jeden klar sein, dass das schlicht unmöglich ist. Und es hat mir Spaß gemacht, mit der Protagonistin zu erleben, wie es wäre, wenn das die Realität wäre. Ich hatte Freude daran, in diese High Fantasy Welt abzutauchen und die Realität einfach auszublenden. Ich gehe davon aus, dass kein Jugendlicher nach dem Buch denkt, er müsse noch schlanker, noch hübscher, noch graziler, werden. Ich denke auch nicht, dass Jugendliche so gestrickt sind, dass sie nach dem Lesen eines FANTASY-Buchs ihre gesamte Weltanschauung ändern und zum nächsten Schönheits-Chirurgen rennen, weil die Protagonistin wunderschön ist und sie genau so sein möchten. Eine gute Erziehung sollte schon vorraussetzen, dass man weiß, dass Schönheit nicht alles ist, worum es geht. Genau so sollte jeder Jugendliche (und natürlich auch jeder Erwachsene) wissen, wie scheiße Rassismus, Homophobie & Co. sind. Da ändert doch ein Buch nichts daran.
Warum brauchen wir immer einen Mehrwert? Dafür müsste man erst einmal eine andere Frage stellen, nämlich: Warum lesen wir? Ich persönlich lese, weil es mir Spaß macht, weil es mich in fremde Welten, in andere Leben versetzen kann. Ich lese, um den Alltag zu vergessen – ich lese in meiner Freizeit, denn in meinem Privatleben gibt es genug schwere Themen, die mich beschäftigen und bewegen. Muss ich mich dann in Bücher wirklich auch noch damit beschäftigen? Meine Antwort lautet Nein. Ich möchte mir beim Lesen nicht immer endlos viele Gedanken machen. Viel wichtiger ist mir die Unterhaltung beim Lesen, ich möchte mitgerissen und eingefangen werden. Ich will mitfühlen, mitleiden, mitweinen und mitlachen. Mein bevorzugtes Genre ist nicht umsonst Fantasy – ich will ganz bewusst etwas lesen, das nicht real ist. Wenn da nicht mit drei blinken Schildern darauf aufmerksam gemacht wird, dass Rassismus das letzte; Homophobie abartig ist, dass Rape Culture ein Verbrechen und die Meinungsfreiheit wichtig ist; dann ist das vollkommen okay; weil das weiß ich eh schon.
Ich hoffe, ihr versteht was ich damit ausdrücken will. Mehrwert ist mal schön und gut, doch in erster Linie will ich Spaß haben beim Lesen, möchte unterhalten werden und gefesselt sein. Manchmal möchte ich Mord und Todschlag, manchmal die ganz großen Gefühle in Form der schlimmsten Kitschromane und manchmal, ja manchmal möchte ich auch tiefergreifende Bücher haben; aber dann will ich mich dafür auch entscheiden können.
Nochmal kurz eine Anmerkung von mir: das hier ist meine Meinung. Es sind nur ein paar wenige Gedanken und es gibt noch so viel mehr zu sagen, was hier keinen Platz mehr hatte. Doch diese Reihe steht noch in den Kinderschuhen und der nächste Post dazu wird kommen. Wir dürfen alle gespannt sein, wie sich diese Rubrik hier auf meinem Blog bewährt und was ich noch mit euch teilen möchte.
Hi Patchi,
ein schönes Thema, in dem ich mich sehr gut wiederfinde 🙂
Auch ich lese, um mich aus dem Alltag zu verabschieden und deshalb mag ich auch keine Bücher, die direkt und mit erhobenem Zeigefinger auf moralische Werte hinweisen und bestimmte Themen explizit behandeln. Spontan fällt mir da „Du wolltest es doch“ ein oder … ja, fällt mir grade sonst keins ein, es ist noch früh am Morgen 😀
ABER! In jeder Geschichte sind eigentlich tiefsinnige Gedanken verwoben, denn der Autor – meistens – möchte ja irgendwas an seine Leser weitergeben. Vielleicht nicht immer bewusst, aber er möchte etwas aussagen mit seiner Geschichte, das unterstelle ich jetzt einfach mal, auch wenns nur eine kitschige Liebesgeschichte ist, sagt sie auch etwas aus.
Und ich LIEBE es in Geschichten diese Aussagen zu finden, gerade wenn sie nicht offensichtlich und oft auch tief vergraben und nur unterschwellig erwähnt sind. Grade in Fantasywelten sind so viele gesellschaftliche Themen mit eingearbeitet, wenn man darauf achtet kann man die gerade in dem Genre überall finden.
Aber auch bei Krimis und Thrillern braucht man sich ja nur die Charaktere anschauen, was sich da für menschliche Abgründe auftun in Zusammenhang mit der Gesellschaft und dem Familienleben, da ist sehr viel im Hintergrund was man als Leser „rauslesen“ kann. Und gerade das liebe ich sehr und möchte ich auch tatsächlich haben.
Bücher, die nichtssagend sind (für mich) langweilen mich. Klar, manchmal mag ich auch mal was locker leichtes zwischendurch, aber auch da entdecke ich Botschaften. Der Autor ist ja schließlich ein Mensch 😉 und in jeder Geschichte gibt es Momente, die etwas wichtiges aussagen oder beinhalten.
Vielleicht muss man da eher am Begriff der „Unterhaltung“ ansetzen, denn da versteht sicher auch jeder was anderes darunter, mit was er sich unterhalten fühlt 😉
Ich schreibe da niemandem etwas vor, denn jeder empfindet anders, aber ich für mich möchte etwas aus den Büchern mitnehmen, denn gerade dieser Spagat zwischen „aus dem Alltag entführen“ und mich „tiefsinnigen Gedanken näherbringen“ oder auch mein Empfinden öffnen für etwas, dass ich so noch nicht gekannt oder verstanden habe, finde ich großartig!
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo meine Liebe 🙂
Ich hatte ganz vergessen, dir zu antworten. Dann hole ich das jetzt schnell mal nach:
Ich verstehe voll und ganz, was du meinst. Jedes Buch vermittelt irgendwas – da geb ich dir 100% recht. Solche nichtssagenden Bücher sind eher die Seltenheit und ich glaube, ich hab mich in dem Post hier recht doof aufgedrückt. Natürlich ist es so, dass der Autor stets was ausdrückt mit seiner Geschichte; ob nun gewollt oder ungewollt. Viel mehr meine ich genau die Bücher, die du auch angesprochen hast, die mit erhobenem Zeigefinger auf irgend eine Moral hindeuten und dann wirklich auf Gedeih und Verderb auf dem Thema rumreiten und es von 27 Seiten beleuchten. So was brauche ich einfach nicht immer; auch wenn es mal schön ist, in neue Richtungen gelenkt auf etwas aufmerksam gemacht zu werden, worüber man sich sonst noch nie Gedanken darüber gemacht hat. 😉
Liebste Grüße,
Lisa
Hi Lisa, ich weiß schon was du gemeint hast 😉
Natürlich ist nicht jedes Buch darauf ausgerichtet, leichte und lockere Unterhaltungslektüre ist ja nicht dafür gedacht, tiefgehende Botschaften zu vermitteln – auch wenn es sicher Momente darin gibt, aus denen man sich etwas mitnehmen kann.
Ich mag trotzdem viel lieber jene Bücher, in denen man ganz genau merkt, dass der Autor hier eine klare Vorstellung hatte, was er mir mitteilen will – und das aber so gut in eine Geschichte verpackt, dass ich es eigentlich gar nicht bewusst merke beim Lesen, sondern erst, wenn ich mich gezielt damit beschäftige. Besser kann ich es grade nicht ausdrücken 😉
Ich möchte einfach Anregungen aus den Geschichten mitnehmen, die mich zum Nachdenken motivieren, aber eher unterschwellig. Da denken wir ja ähnlich!
Liebe Grüße und schöne Feiertage! Aleshanee
Hallo liebe Aleshanee,
ich finde es total schön, dass wir da ähnlich denken, und doch gleichzeitig wieder so verschieden 😀 Ich denke, jeder hat da seine Vorlieben und Anforderungen bei/an Bücher und das ist auch gut so. 🙂 Ich kann total nachvollziehen, was du sagen möchtest. Ich kann das auch nur unterschreiben: Botschaften in Büchern sind wichtig, und sie animieren. Was mich einfach immer stört ist dieses „mit erhobenem Zeigefinger auf Themen hindeuten“ (das hast du ja schon im letzten Kommentar perfekt beschrieben) – hier guck mal: Rassismus ist total scheiße. – das sind Aussagen, die gehen mir total auf den Keks, weil es eben einfach schon vorher glasklar war und eigentlich jeder wissen sollte, dass es so ist.
Da mag ich die unterschwelligen Messages einfach besser; so wie dir auch 😉
Auch dir wünsche ich wunderschöne Feiertage und allerliebste Grüße, Lisa
Schönen guten Morgen!
Ich hab deinen Beitrag heute in meiner Stöberrunde verlinkt 😉
Liebste Grüße und schöne Feiertage!
Aleshanee