||» essential «|| Mehrwert, Moral, Messages in Büchern

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24. März 2019 5 Von Patchis Books
„essential“ ist mein neues Topic auf diesem Blog. Essential bedeutet nichts anderes als notwendig und genau das ist, was ich hier mit euch teilen möchte: notwendige Gedankengänge. Ich möchte euch animieren, euch über das ein oder andere Thema Gedanken zu machen, euch einen Denkanstoß geben. Ich möchte gern mit euch diskutieren, mich austauschen und sehen, wie ihr zu diesem und jenem Thema steht. Vielleicht kann ich durch euch auch meinen Horizont erweitern. Die Beiträge dieses neuen Topics sind nur meine Gedanken dazu; sie sind weder richtig noch falsch, sie sind meine Meinung. Jedenfalls möchte ich meine Reichweite dazu nutzen, wichtige Themen anzusprechen und das wird nun in regelmäßigen Abständen in dieser Rubrik passieren. In diesem Fall: Auf die Plätze, fertig, Diskussion ab!
Ach bevor ich es vergesse: gern dürft ihr auch Vorschläge zu weiteren Themen äußern. Ich freue mich immer, wenn ich eure Ideen einbringen kann.

Heute soll es um ein Thema gehen, das mir schon länger Kopfzerbrechen bereitet. Es soll um den Mehrwert einer Geschichte gehen und ob das wirklich immer nötig ist. Viel Spaß beim Lesen. Ich hoffe, es interessiert euch.

Immer öfter wird in der Buchblogger/Bookstagramer/Booktuber-Szene der Mehrwert bzw. die Moral einer Geschichte diskutiert. Im Laufe der letzten Wochen habe ich mir ständig Gedanken darüber gemacht, wie wichtig mir persönlich aussagekräftige Messages in Büchern sind. Und ich musste schnell feststellen, dass dieses Thema genauso wie „Rape Culture“ [darum ging es im letzten essential-Post. Falls ihr ihn noch nicht gelesen habt, könnt ihr das » hier « gerne nachholen] quasi ein Fass ohne Boden ist. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, eine glasklare, eindeutige Meinung habe ich dazu nicht. Es sind eher mehrere einzelne Gedankenstränge, die aber alle zu einem anderen Ergebnis führen. Und welche genau, das erzähle ich euch jetzt:

Ich finde es enorm wichtig, dass Bücher keine falschen Werte vermitteln. Homophobie, Rassismus, der Schönheitswahn, usw. hat weiß Gott genug Anhänger, da muss das in Bücher nicht auch noch unterstützt oder gefördert werden. Besonders Jugendbuch-Autoren sollten sich in der Hinsicht Gedanken darüber machen, wie sie aussagen und vermitteln wollen. Als Beispiel, weil es im Moment sehr aktuell ist, nehme ich hier jetzt mal „On the come up“ von Angie Thomas. Das Buch sagt unheimlich viel aus und man kann daraus so einiges mitnehmen. Nicht nur der Rassismus in Amerika ist ein Thema, auch Homosexualität, ein Selbstfindungsprozess, Redefreiheit und Loyalität. Es regt zum Nachdenken an und ist, besonders für die jüngere Leserschaft ein Buch, aus dem man lernen kann. Doch auch für die „All Ager“, wie ich sie gern nenne, kann es ein Denkanstoß sein – womöglich sogar die Tür, um seine Ansichten zu überdenken und zu ändern. Ich liebe Bücher, die so einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, auch wenn man nicht drum herum kommt zu sagen, dass sie eher zur Minderheit aus dem Buchmarkt bzw. im Jugendbuch-Bereich sind.

Aber genau so gerne lese ich auch Bücher, die einfach nur unterhalten oder reine Fiktion sind. Hier benenne ich als Beispiel mal „The Belles“ von Dhonielle Clayton. Das Buch hat eine riesige Welle losgetreten, nur weil nicht offensichtlich vermittelt wird, dass Schönheit nicht alles ist. Meiner Meinung nach kann man das durchaus zwischen den Zeilen lesen, es ist aber nicht auf den ersten Blick erkennbar. Der Schönheitswahn, der auch in der realen Welt herrscht, wird hier in einer deutlich extremeren Form dargestellt. Machen wir uns nichts vor: es wäre schrecklich, wenn die Welt irgendwann einmal so enden würde .. aber (!) schon allein aufgrund der vielen Fantasy-Aspekte sollte einem jeden klar sein, dass das schlicht unmöglich ist. Und es hat mir Spaß gemacht, mit der Protagonistin zu erleben, wie es wäre, wenn das die Realität wäre. Ich hatte Freude daran, in diese High Fantasy Welt abzutauchen und die Realität einfach auszublenden. Ich gehe davon aus, dass kein Jugendlicher nach dem Buch denkt, er müsse noch schlanker, noch hübscher, noch graziler, werden. Ich denke auch nicht, dass Jugendliche so gestrickt sind, dass sie nach dem Lesen eines FANTASY-Buchs ihre gesamte Weltanschauung ändern und zum nächsten Schönheits-Chirurgen rennen, weil die Protagonistin wunderschön ist und sie genau so sein möchten. Eine gute Erziehung sollte schon vorraussetzen, dass man weiß, dass Schönheit nicht alles ist, worum es geht. Genau so sollte jeder Jugendliche (und natürlich auch jeder Erwachsene) wissen, wie scheiße Rassismus, Homophobie & Co. sind. Da ändert doch ein Buch nichts daran.

Warum brauchen wir immer einen Mehrwert? Dafür müsste man erst einmal eine andere Frage stellen, nämlich: Warum lesen wir? Ich persönlich lese, weil es mir Spaß macht, weil es mich in fremde Welten, in andere Leben versetzen kann. Ich lese, um den Alltag zu vergessen – ich lese in meiner Freizeit, denn in meinem Privatleben gibt es genug schwere Themen, die mich beschäftigen und bewegen. Muss ich mich dann in Bücher wirklich auch noch damit beschäftigen? Meine Antwort lautet Nein. Ich möchte mir beim Lesen nicht immer endlos viele Gedanken machen. Viel wichtiger ist mir die Unterhaltung beim Lesen, ich möchte mitgerissen und eingefangen werden. Ich will mitfühlen, mitleiden, mitweinen und mitlachen. Mein bevorzugtes Genre ist nicht umsonst Fantasy – ich will ganz bewusst etwas lesen, das nicht real ist. Wenn da nicht mit drei blinken Schildern darauf aufmerksam gemacht wird, dass Rassismus das letzte; Homophobie abartig ist, dass Rape Culture ein Verbrechen und die Meinungsfreiheit wichtig ist; dann ist das vollkommen okay; weil das weiß ich eh schon.

Ich hoffe, ihr versteht was ich damit ausdrücken will. Mehrwert ist mal schön und gut, doch in erster Linie will ich Spaß haben beim Lesen, möchte unterhalten werden und gefesselt sein. Manchmal möchte ich Mord und Todschlag, manchmal die ganz großen Gefühle in Form der schlimmsten Kitschromane und manchmal, ja manchmal möchte ich auch tiefergreifende Bücher haben; aber dann will ich mich dafür auch entscheiden können.

Nochmal kurz eine Anmerkung von mir: das hier ist meine Meinung. Es sind nur ein paar wenige Gedanken und es gibt noch so viel mehr zu sagen, was hier keinen Platz mehr hatte. Doch diese Reihe steht noch in den Kinderschuhen und der nächste Post dazu wird kommen. Wir dürfen alle gespannt sein, wie sich diese Rubrik hier auf meinem Blog bewährt und was ich noch mit euch teilen möchte.