||» Hörbuch-Rezension «|| Weihnachten in Cornwall [von Mila Summers]
Mila Summers
Sprecher: Dagmar Bittner
und Lukas T. Sperber
Einzelband
ungekürzte Fassung
Der alljährliche Weihnachtsfluch, der Amy jedes Jahr aufs Neue Pleiten, Pech und Pannen beschert, sucht sie auch in diesem Jahr heim.
Amy ist Lektorin bei einem der größten Verlagshäuser Londons. Als sie dem erfolgreichsten Autor des Hauses unwissentlich auf den Schlips tritt, schickt ihr Chef sie kurzerhand zwei Wochen vor Weihnachten in den Zwangsurlaub. Also flüchtet sie sich zu ihrer Tante Cybill und ihrer schnuckeligen kleinen Buchhandlung nach Port Isaac in Cornwall, um ein paar ruhige Tage zu verleben. Doch da hat sie ihre Rechnung ohne das Schicksal und ein Paar türkisblaue Augen gemacht…
© by missmotteaudio
Das erste Weihnachtshörbuch des Jahres war relativ schnell gefunden. Ich hatte bereits im November ein Auge auf die neue Geschichte von Mila Summers geworfen und als ich sah, dass es bald bei Bookbeat kommen würde, war klar: ich werde es hören. Inzwischen bin ich auch schon durch und kenne die Geschichte rund um Amy und Collin – aber hat sie mich wirklich in Weihnachtsstimmung versetzt? Hat sie mir gefallen? Das und noch vieles mehr verrate ich euch jetzt ganz ausführlich. Bleibt also gerne dran, wenn ihr mehr erfahren möchtet. Viel Spaß bei der Rezension.
Der Einstieg in diese Geschichte ist wunderbar leicht und einfach gehalten. Da sich die Autorin für zwei verschiedene Perspektiven entschieden hat, lernen wir zunächst einmal die Protagonistin Amy kennen und können uns ein klares Bild der jungen Frau machen. Erst nachdem das erste Kapitel dann vorrüber war, treffen wir auch auf Collin. Die Blickwinkel wechseln also in regelmäßigen Abständen hin und her und bringen uns die beiden Hauptfiguren näher. Mir gefiel die Gliederung also wirklich sehr gut und ich konnte mich sowohl in ihn, als auch in sie problemlos hineinversetzen und fühlte mich an beiden Seiten absolut wohl.
Allgemein war der Stil von Mila Summers angenehm und locker, aber auch atmosphärisch und bildhaft. Für meinen Geschmack schreibt sie sehr eingehend, verzichtet aber auf unnötige Beschreibungen, die den Lesefluss stoppen könnten. Ich bin regelrecht durch das Hörbuch gerauscht und hatte stets ein klares Bild der Kulisse und der einzelnen Szenen vor Augen. Die spannenden Szenen, sofern mal welche aufkamen, waren abwechslungsreich und mit gutem Tempo erzählt und so durchaus mitreißend.
Wem aber mein geheimes Lob gilt, sind die beiden Sprecher. Dagmar Bittner kannte ich schon von einigen anderen Hörbüchern und schon da hat mir ihre Art zu sprechen sowie ihre Stimmfarbe immer sehr gut gefallen – und so auch hier. Sie haucht Amy zusätzliches Leben und passt darüber hinaus auch noch wahnsinnig gut zu der jungen Frau. Lukas T. Sperber war mir zwar bis dato fremd, doch er überzeugte mich direkt auf ganzer Linie. Mit einer eher tieferen Stimmlage passt es super zum anfänglich so mürrischen Collin, konnte ihn aber auch als lebensfrohen, charmanten Kerl gut rüber bringen.
Apropos Amy und Collin. Beide Parts fand ich sehr schön ausgearbeitet, wenngleich sie beide doch auch nichts besonderes waren. Störte mich in dem Fall aber keineswegs, denn ich fand sowohl zu ihr als auch zu ihm schnell einen Draht und konnte gut und leicht mit ihnen mitfühlen. Amy ist eine bodenständige, sympathische und lebensechte Protagonistin, die das Herz eindeutig am rechten Fleck trägt. Sie hat so einige Probleme aus der Vergangenheit mit in die Gegenwart verbracht, ihren Frohsinn dadurch aber nicht verloren. Durch einige Faktoren, die damals zustande kamen, erlangt die junge Frau Tiefgang und ihre Handlungen und Gedankengänge waren so überaus nachvollziehbar. Sie hatte Ecken und Kanten, Schwächen und traf falsche Entscheidungen, doch genau das machte sie letztendlich so greifbar. Genau so im Umgang mit ihren Freundinnen: sie hatte so wenig Erfahrung mit dieser Herzlichkeit, mit der sie aufgenommen wurde, doch sie fügte sich im selben Zuge wunderbar in das Bild ein und rundete die Clique schließlich ab. Das trug dann auch zu einer glaubhaften Entwicklung bei. Lediglich der Morgenmuffel, der jeden Morgen erneut zum Vorschein kam, wurde für meinen Geschmack zu oft erwähnt und so zu einem recht nervigen Detail an ihrer Person.
Collin hingegen wandelte sich ebenfalls. Zu Beginn treffen wir auf einen nachlässigen, mürrischen Einzelgänger, der irgendwie in der Vergangenheit stecken geblieben zu sein scheint. Er ist grummelig, lässt sich nichts sagen und reagiert sehr impulsiv. Trotzdem merkt man schon da sein großes Herz, das sich dann im Laufe der Geschichte immer mehr zeigt. Besonders die Liebe zu seinem Bruder, dessen Frau und natürlich zur Mutter kommt unheimlich intensiv rüber und zeigt ganz deutlich, worauf es im Leben wirklich ankommt. Nach und nach lässt er seine harte Schale fallen und offenbart, wie loyal und charmant er tatsächlich ist. Und wieso sich Amy so zu ihm hingezogen fühlt. Das war mir nämlich anfangs ein ziemlich großes Rätsel. Aber Collin ist ein totaler GoodGuy, der hart arbeitet und anpackt, wo es nötig ist. Collin ist, nach seiner Wandlung, nicht nur optisch sehr ansprechend, sondern auch seine Art ließ mich immer wieder schmunzeln.
Womit ich so meine Probleme hatte, waren die Randfiguren. Mir ist natürlich klar, dass gewisse Charaktere genau so sein müssen, wie sie von der Autorin ausgearbeitet wurden, damit die Handlung funktioniert. Und wenn es danach ging, ist es Mila Summers auch echt gut gelungen, die verschiedenen Wesenszüge darzustellen und die Unterschiede hervorzuheben. Aber manche Figuren zerrten massiv an meinem Geduldsfaden und ohne tiefes Durchatmen wäre der sicher über kurz oder lang gerissen. Nochmal fix zusammengefasst: ich mochte bei weitem nicht alle auftretenden Personen, aber von der Ausarbeitung her gibt’s ein großes Kompliment.
Als letztes kommen wir zur Idee und die entsprechende Umsetzung. Das Grundgerüst des Buches ist eben typisch Weihnachtsroman. Junge Frau besucht über die Feiertage die Familie, trifft dort auf einen Kerl, der im ersten Moment total ungehobelt und unsympathisch wirkt und dann – Überraschung! – doch nicht so unausstehlich zu sein scheint. Doch Mila Summers hat noch einige spannende Elemente verbaut und so für ein wenig Abwechslung gesorgt.
Der Einstieg gelang, wie erwähnt, wirklich kinderleicht und ich fühlte mich sehr schnell total dazugehörig. Ich konnte mich auch problemlos nach Port Isaac träumen und die dazugehörige Atmosphäre catchte mich umgehend. Doch gleichzeitig häuften sich auch die Klischees und ließen so manch Wendung schon aus tausend Kilometern Entfernung glasklar hervortreten. Der Spannungsbogen war allgemein nicht wirklich zum Zerreißen angespannt – es war eher eine Wohlfühl-Geschichte – auch wenn es den ein oder anderen Moment gab, der sich als sehr rasant herausstellte und definitiv zum mitfiebern einlud. Wäre aber die Verbindung zu den Hauptfiguren nicht so intensiv gewesen, wäre wohl auch das auf der Strecke geblieben.
Alles in allem war „Weihnachten in Cornwall“ vollgepackt mit schönen, süßen, atmosphärischen, weihnachtlichen Szenen, die das Flair und die Stimmung perfekt einfangen konnten. Gerade im Mittelteil, wo es sonst oft langweilig wird, setzt die Autorin ganz offensichtlich auf Abwechslung und Vielfalt, was die Geschehnisse betrifft. Es passiert also laufend irgendwas, was super unterhält, das Herz erwärmt und zum Lächeln bringt. Was will man mehr?
Vielleicht wäre ein Ende schön gewesen, das ich nicht kommen sehen hätte. Ein kleiner Überraschungseffekt, der dann als Highlight des Buches gilt. Das Ende war nicht verkehrt, es war auch wahnsinnig schön insziniert und durchweg interessant, aber eben nicht spannend und das enttäuschte mich dann doch. Schon nach dem ersten Drittel war mir klar, worauf alles hinauslaufen wird – und so kam es dann auch. Ich bin, irgendwie, zufrieden mit dem Ende, weil es schön ausgearbeitet und einfach stimmig zum restlichen Buch war. Es rundete die Geschichte schlussendlich ab, versetzte mich aber trotzdem nicht in totale Euphorie – leider.
„Weihnachten in Cornwall“ von Mila Summers ist eine wirklich schöne Weihnachtsgeschichte mit tollem Flair und einem noch tolleren Setting. Mich konnten Amy und Collin definitiv in Weihnachtsstimmung versetzen, und auch wenn es keine überraschenden Wendungen gab bzw. das ganze Geschehen sehr vorhersehbar war, war es doch gefühlvolle Unterhaltung. 1-2 Klischees weniger hätten zwar nicht geschadet, waren aber durchaus noch vertretbar. Für mich kein Highlight, aber irgendwie trotzdem die perfekte Unterhaltung für den Dezember.
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Mila Summers wurde 1984 in Würzburg geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem kleinen Sohn lebt. Sie studierte Europäische Ethnologie, Geschichte und Öffentliches Recht und erfüllte sich mit der Veröffentlichung ihres ersten märchenhaften Kurzromans „Küss mich wach“ einen großen Traum. Wenn sie nicht gerade Windeln wechselt, auf Reisen geht oder in den Büchern schmökert, die sich auf ihrem SuB häufen, gilt ihre Leidenschaft dem Schreiben humorvoller und romantischer, sowie dramatischer Geschichten.
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An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Miss Motte Audio Verlag bedanken, dafür, alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Das Urheberrecht liegt natürlich weiterhin beim Verlag.