||» Hörbuch-Rezension «|| Winter auf schottisch [von Karin Lindberg]

||» Hörbuch-Rezension «|| Winter auf schottisch [von Karin Lindberg]

9. Dezember 2020 0 Von Patchis Books

WINTER AUF SCHOTTISCH
Karin Lindberg
Sprecher: Inka Lioba Brettschneider
Winterroman || Liebesgeschichte
Einzelband
09 Stunden 09 Minuten || 336 Seiten
ungekürzte Fassung
03. Dezember 2020
Zeilenfluss Verlag
9,95€
Kaufen?
» Amazon « || » Verlag «
# Werbung #Bookbeat

Wer hätte gedacht, dass der Winter in Schottland so heiß sein kann…?

Avas Leben scheint nach außen hin perfekt zu sein: steile Karriere, Teil eines Power Couples und ein schickes Outfit für jede Situation. In Wirklichkeit steht ihr Innenarchitekturbüro kurz vor dem Aus, ihr ach-so-toller Freund erweist sich als Schwein und ihre Designeroutfits sind absolut ungeeignet für den Auftrag, der ihre Agentur retten soll: Wind und Stürme in Schottland, um zur Weihnachtszeit ein altes Schloss umzugestalten? Nein danke! Zu allem Übel lässt sie der Highlander Colin, mit dem sie zusammenarbeiten soll, deutlich spüren, dass er weder von ihr noch von ihrem Modebewusstsein sonderlich beeindruckt ist. Leider ist er aber teuflisch attraktiv, und dass ihre Hormone unter dem Mistelzweig verrücktspielen, kann sie gar nicht gebrauchen! Und doch scheint Colin für Ava das einzige Gegenmittel zu der Eiseskälte in den Highlands zu sein – und vielleicht sogar zu der in ihrem Herzen…

© by zeilenfluss

Zugegeben, eventuell übertreibe ich es aktuell etwas mit den Weihnachtsbüchern, aber da ich so in besinnlicher Stimmung bin, müsst ihr da jetzt durch. Und dieses Mal gehts auch gar nicht nur um Weihnachten, sondern in erster Linie um den Winter in Schottland. Ich war unheimlich gespannt, ob mich die Geschichte rund um Ava und Colin wirklich fesseln kann oder ob mir das Ganze nicht doch etwas zu kitschig und zu (Frauenroman)klischeehaft wirkt. Nun. Ich kann euch heute auch schon mehr verraten – und genau das tue ich hiermit. Falls ihr also wissen möchtet, wie mir mein erstes Buch von Karin Lindberg gefallen hat, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥

Das Kennenlernen der beiden Protagonisten gestaltete sich als wirklich leicht. Es fiel mir überhaupt nicht schwer, mich an Ava zu gewöhnen und eine Verbindung zu ihr herzustellen. Ich fand sie von Anfang an sympathisch und durch ihren gewählten Berufsweg dazu auch noch unheimlich interessant. Architektur war schon immer etwas, was mich faszinierte und begeisterte und allein dadurch hatte die junge Frau direkt einen Stein im Brett bei mir. Doch in Ava’s Leben läuft nicht alles rund; sie hat Probleme, Kummer und Leid, Sorgen und Nöte, sie ist bei weitem nicht perfekt aber genau das gab ihr den letzten Schliff. Sie ging herrlich authentisch mit den Steinen, die ihr das Leben in den Weg legte, um und brachte dabei eine Mischung aus Verzweiflung und Angst, aber auch aus Kampfgeist und Lebendigkeit mit. Sie war quirrlig, aber nicht zu quirrlig. Sie war nicht laut, aber auch nicht leise. Sie war einfach sie selbst. Einzig ihre etwas voreingenommene Art stieß mir stellenweise sauer auf. Die machte sich aber auch nur dann bemerkbar, wenn sie in Kontakt mit jemandem kam, der bodenständiger war als sie. Man merkt, dass sie sich in den gehobenen Kreisen bewegt und dass sie sich gegenüber anderen recht herabschauend verhält. Klingt jetzt, als wäre sie eine arrogante Zicke gewesen, aber sie machte das mit einer totalen Verständlichkeit und sah das gar nicht. Außerdem musste sie auch relativ schnell von ihrem hohen Ross herunterkommen und auf dem harten Boden der Realität ankommen. Schottland ist nicht das hektische London – und das sieht sie nicht nur ein; sie lässt es auf sie übergehen und das gefiel mir unendlich gut. Die Entwicklung, die sie an den Tag legt, ist unbeschreiblich echt ausgefallen, obwohl sie quasi eine 180 Grad Drehung hinlegte ohne sich selbst zu verlieren. Sie wurde zu einer richtig bodenständigen Persönlichkeit, zu einer regelrecht liebenswerten Protagonistin und ich bin endlos froh, dass diese anfänglichen Schwierigkeiten sich nach und nach legten. Nur dadurch gelang es mir schlussendlich, so mit ihr mitzufiebern und mitzufühlen, wie ich es schlussendlich tat.
Colin entpuppte sich zunächst auch erstmal als typisch rüpelhafter Highlander. Grummelig, eigenbrödlerisch und rau. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich ihm nähern konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass er mich unbeabsichtigt verletzt mit seiner Art. Genau so wie Ava hat er auch er eine Menge Vorurteile, vor allem gegen die Großstädtler und gegen alles, was nicht so recht in sein beschauliches Weltbild passt. Dabei verbirgt sich hinter Colin eine Vergangenheit, mit der man niemals rechnen würde. Schon gar nicht in Anbetracht seines durch und durch schottischen Auftretens. Aber mir gefiel es, dass er so vielschichtig gestaltet wurde und so viele verschiedene, wichtige Werte vertrat. Es gab, jetzt rückblickend, nur wenig, was mir nicht zusagte. Selbst die anfänglichen Schwierigkeiten verblassen neben all den positiven Eigenschaften, die sich im Laufe der Geschichte offenbarten. Er gewann einfach mein Herz, und seine Sturheit machte ich nur noch lebendiger und greifbarer für mich. Es passte zu ihm; und er wiederum passte zu diesem Roman.
Die Randfiguren haben definitiv nicht die größte Aufmerksamkeit der Autorin bekommen, aber das war auch nicht nötig. Es genügte vollkommen, dass ein jeder für mich vorstellbar und greifbar war, dass ich zu jedem eine Verbindung aufbauen konnte – ob nun positiv oder negativ spielt dabei keine Rolle. Es gab die, die man von der ersten Sekunde an unheimlich lieb gewann, und die, deren Visage man am liebsten direkt aus der Geschichte verbannen wollte. Und es gab die, die irgendwann unbemerkt die Seiten wechselten und plötzlich gar nicht mehr das waren, was sie anfangs zu sein schienen. Gut gemacht und ich glaube, es spielt auch eine kleine Rolle, dass es ja bereits ein Buch gibt, das „in dieser Welt“ spielt und man dort gewisse Nebenrollen von hier besser kennenlernen konnte. Da fehlte wohl ein kleines bisschen das Vorwissen.

Woran es nicht mangelte, war ein super leichter, aber nicht weniger atmosphärischer Schreibstil. Karin Lindberg erzählt die Geschichte sehr locker, verzichtet aber keineswegs auf die großen Gefühle. Sie schafft es die Emotionen sehr intensiv zu transportieren, sodass ich oft selbst spüren konnte, was die Figuren aktuell empfanden. Das Setting wirkte unheimlich authentisch und war sehr bildhaft und greifbar ausgearbeitet. Mich in diesen Roman hineinzudenken war so kinderleicht und die Atmosphäre nahm mich komplett ein. Dafür, dass es keine super rasante Storyline war, war ich dennoch sehr ans Geschehen gefesselt und genoss es, den Winter in Schottland zu verbringen. Der Roman brachte einfach die nötige Stimmung mit, in der man sich fallen lassen, wohlfühlen und treiben lassen konnte.
Die Sprecherin Inka Lioba Brettschneider rundete das Bild schließlich ab, indem sie das Hörbuch wunderbar authentisch vertont und Ava mit ihrer warmen Stimmfarbe noch zusätzliches Leben einhaucht. Die Sprecherin verzichtet auf große, waghalsige Betonungen – was ich extrem gut fand – und setzt er auf „sinnliche“ und „emotionale“ Atmosphäre. Gefiel mir rund herum wirklich gut und überzeugte mich auf ganzer Linie.

Die Idee hinter diesem Roman ist denkbar einfach; aber auch denkbar gut. Es ist absolut nichts Besonderes, könnte aber durch die Atmosphäre und schöne Szenen definitiv glänzen – so meine Hoffnung. Und meine Gebete wurden erhört. Der Einstieg gelingt dank des Einblick’s in Ava’s Alltag wunderbar leicht und schnell. Erst einmal passiert recht wenig, doch schon bald gerät alles gefährlich ins Wanken. Der Klappentext verrät bereits, dass sich der Freund unserer Protagonistin als Idiot entpuppt und das bringt doch einiges an Zündstoff in die Geschichte. Folglich geht es dann Schlag auf Schlag und Ava verliert nicht nur ihren Lebensgefährten, sondern auch ihr Dach über dem Kopf und beinah auch noch ihren Job. Die Abhandlung dieser Probleme waren genau so ausgearbeitet, wie ich mir das gewünscht hatte. Sie lösten sich nicht zu schnell in Luft auf, sondern verbreiteten erst einmal recht gedrückte Stimmung aus Aussichtslosigkeit. Doch es tat sich auch relativ fix ein Ausweg auf, sodass man sich als Leser schnell wieder auf die eher ruhige Stimmung einstellen konnte.
Das Grundgerüst des Buches ist ebenfalls recht bekannt, ist aber durch einige Elemente ordentlich aufgewertet worden. Die anfänglichen Antipathien zwischen den Hauptfiguren sind herrlich amüsant und lockern das Geschehen immer wieder auf. Gleichzeitig kommt aber auch das erste Kribbeln hervor und ergriff mich direkt. Ich konnte so schön abtauchen und mich von den Gefühlen, der Idylle und vom Winter in Schottland berieseln lassen. Wie oben schon kurz angeteasert gibt es keine actionreiche, super rasante Handlung, aber die Emotionen reichen komplett aus, um zu fesseln. Ich fühlte mich wohl, empfand sowas wie inneren Frieden beim Lesen und fieberte dennoch mit Ava und Colin mit. Es war schön, sie auf ihrem Weg zueinander zu  begleiten und die Sturheit der Beiden sorgte dafür, dass dies nicht über Nacht passierte. Immer wieder gab es Missverständnisse und Sticheleien untereinander, sodass es nie langweilig wurde. Humor ist also etwas, was in diesem Buch reichlich vorkommt und obwohl ich oft nicht richtig empfänglich dafür bin, schmunzelte ich das ein oder andere Mal doch.
Das Drama am Ende, das es natürlich auch gab, hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Es trieb zwar das Tempo nochmal etwas nach oben, ruinierte gleichzeitig aber auch die besinnliche Stimmung, immerhin herrscht zu der Zeit Weihnachten in dem Buch. Nichts desto trotz wars dann doch nochmal etwas spannend und obwohl das Ende vorhersehbar war, war es doch alles in allem schön verpackt und für den Leser interessant zu verfolgen. Trotzdem hätte ich mir einfach noch ein bisschen mehr vom Ende versprochen – oder weniger – man weiß es nicht.
„Winter auf schottisch“ von Karin Lindberg war eine wundervolle, unterhaltsame Geschichte voller Winter-Feeling und Idylle. Mit den großen Gefühlen wurde hier nicht gegeizt und es macht unheimlichen Spaß, an Ava’s Seite die Vorzüge der schottischen Highlands und das dazugehörige Landleben kennen zu lernen und sich nicht nur in die Landschaft, sondern auch in Colin zu verlieben. Nicht alles war 100% perfekt, aber die Unterhaltung war da und mehr hatte ich mir letztendlich auch nicht versprochen. Falls ihr mal Lust habt auf einen lockerleichten Liebesroman, der im wunderschönen Schottland spielt, und das auch noch zur Winter,- Weihnachtszeit, dann kann euch diese Geschichte auf alle Fälle total empfehlen.

» » » Karin Lindberg « « «
Karin Lindberg arbeitete als Fremdsprachenkorrespondentin und Assistentin der Geschäftsleitung, bevor sie sich ganz ihrer großen Leidenschaft widmete – dem Schreiben. Sie ist Jahrgang 1979 und lebt mit ihrer Familie vor den Toren Hamburgs. Mit mehr als einer Million verkauften Büchern zählen ihre Romane zu den Top-Bestsellern im Bereich Romance.

© by amazon

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Zeilenfluss Verlag bedanken, dafür, alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Das Urheberrecht liegt natürlich weiterhin beim Verlag.