||» Rezension «|| A is for Abstinence [von Kelly Oram]

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8. Januar 2021 0 Von Patchis Books

Achtung! Band 2 einer mehrteiligen Reihe. Spoiler zu Band 1 sind möglich.
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A IS FOR ABSTINENCE
Kelly Oram
Übersetzer: Stephanie Pannen
Young Adult
Band 2 von 2
V is for virgin – Dilogie
336 Seiten
28. Juli 2020
One Verlag
Paperback
12,90€
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#werbung #rezensionsexemplar


Kyle Hamilton hat alles, was er sich immer gewünscht hat – Geld, Ruhm und einen Job, den er liebt. Trotzdem scheint dem Sänger der Band Tralse etwas zu fehlen. Richtig glücklich war er schon lange nicht mehr. Angst und Stolz haben ihm Steine in den Weg gelegt, und sein Herz hat Risse bekommen. Immer wieder muss der Rockstar an ein ganz bestimmtes Mädchen aus seiner Vergangenheit denken: Val will ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Vier Jahre sind vergangen, und Kyle hat sich verändert. Er ist erwachsen geworden – und bereit, endlich für seine große Liebe zu kämpfen!

(c) by One Verlag

Wer meinen Blog, oder meinen Instagram-Account schon länger verfolgt, der weiß, dass der erste Band dieser Dilogie „V is for virgin“, zu den größten Enttäuschungen gehört, die ich 2020 gelesen hatte (ob das wohl ein kleiner SneakPeak auf den Flop5-Post ist?). Und ich war total sicher, dass mich Band 2 nicht mehr interessiert. Dann aber kamen immer mehr Meinungen online, aus denen hervorging, dass Band 2 wesentlich stärker ist als der Auftakt. Und schwups, waren all meine Vorsätze vergessen und meine Neugier geweckt. Heute kann ich euch sagen, ob ich mich dieser Meinung anschließe, oder ob ich wieder enttäuscht wurde. Falls ihr also mehr wissen möchtet, bliebt gerne dran und viel Spaß bei der Rezension.

Ich freute mich besonders darauf, dass sich Kelly Oram dafür entschied, diesen zweiten Band aus Kyle’s Sicht zu erzählen. Und trotz des Perspektiv-Wechsels fiel mir der Einstieg nicht weiter schwer. Die Erinnerungen an Band 1 kamen rasch zu mir zurück und ich fand mich hier zügig zurecht. Die Autorin schreibt sehr einfach und flüssig, jugendgerecht und der Zielgruppe entsprechend. Ich konnte mir die einzelnen Szenen gut vor Augen führen und empfand den Stil allgemein als leicht, aber bildhaft. Dabei wird auf unnötige Beschreibungen verzichtet; stattdessen konzentriert sich Kelly Oram darauf, Atmosphäre zu schaffen. Mal herrschte eine lockere, humorvolle Stimmung; mal überwiegte die Anspannung. Abwechslung war also schon mal gegeben, und auch an den Dialogen hab ich nichts auszusetzen. Ganz anders sieht es da mit den Emotionen aus, denn die erreichten mich kaum. Das kann natürlich an den Figuren selbst liegen, oder ab an der Darstellung derer – Fakt ist jedenfalls, dass sie nicht bei mir ankamen und ich mir deshalb auch unheimlich schwer tat, mit den beiden mitzufühlen. Nichts desto trotz muss ich nochmal anmerken, dass ich es gut fand, hier mal ausschließlich aus der Perspektive des männlichen Protagonistens zu lesen. Bis heute eher eine Seltenheit und deshalb echt interessant. Vor allem, weil wir so noch einiges mehr von Kyle erfahren und einen tieferen Blick ins eine Beweggründe und seine Gedanken erhalten.

Ob ihm das allerdings wirklich in die Karten spielte, bleibt fraglich. Ich tendiere eher zu ’nein‘. Kyle als Protagonist ist eigentlich erstmal nicht verkehrt. Er hat eine sehr muntere, lebensfrohe Art an sich, die durchaus ansteckend wirkt. Er lacht viel, sieht alles positiv und wenn mal was nicht so läuft, wie geplant, hängt er sich daran nicht lange auf, sondern macht einfach weiter. Kyle hat ein großes Herz und man spürt sofort, wen er mag; wem gegenüber er loyal ist. Er hat also ganz offensichtlich ein großes Herz und sein Status als internationaler Rockstar scheint ihm bis zuletzt nicht zu Kopf gestiegen zu sein. Das macht ihn nicht nur bodenständig, sondern auch sympathisch. Leider aber wirkte er auch oft etwas kindlich. Dem Klappentext können wir zwar entnehmen, dass er erwachsen geworden ist, aber so richtig glaubhaft wurde das nicht rüber gebracht. Allgemein erkenne ich den jungen Mann aus dem KT überhaupt nicht in dem, den ich über 300 Seiten lang begleitet habe. Er wirkt nicht ein einziges Mal, als hätte sein Herz Risse und lediglich auf den ersten Seiten erkannte ich sowas wie Unzufriedenheit bei ihm – was sich aber schnell verflüchtigte. Er schien glücklich mit dem, was er hatte, und spätestens als Val ins Spiel kam, war sowieso alles, was einen eventuell runterziehen könnte, vergessen. Er sprühte nur so vor Charme und Freude. Aber zurück zu seinem vermeindlichen Erwachsenwerden: ich kaufte Kyle zu keiner einzigen Sekunde ab, was er sagte. Alles, was er tat, hatte einen Grund und der war stets eigennützig. Zwar wurde er von der Autorin immer wieder so hingestellt, als hätte er aus Fehlern gelernt, aber das gelang ihr nicht so recht. Er sagte das eine, tat aber genau das Gegenteil. Er wirkte auf mich so unehrlich, irgendwie falsch. Ich kann doch nicht der Welt verkünden, ab jetzt abstinent und darauf noch stolz zu sein, meine Finger aber keine Sekunde bei mir lassen. Denn genau so war es – er predigte und predigte, im Hintergrund aber war er genau der Kyle Hamilton, den man schon kennt. Eine Veränderung gab es da, in meinen Augen nicht. Und es hatte einen faden Beigeschmack von Unehrlichkeit.
Val hingegen wirkte auf den ersten Blick erstmal deutlich erwachsener und weniger zickig, als ich sie in Erinnerung hatte.  Sie hat sich in den vier verstrichenen Jahren weiterentwickelt, ihr Ding so durchgezogen, wie sie es geplant hatte und erschien sehr erfolgreich in ihren Job. Auch ihre Werte wurden schön ausgearbeitet und vermittelt und erwärmten mir zum Teil wirklich das Herz. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass ich mich nur wenig in die junge Frau hineinversetzen konnte. Ich hatte das schon in Band 1 angesprochen; wir ticken einfach grundlegend verschieden und haben ganz andere Ansichten vom Leben. Trotzdem hätte es einen Draht geben können. Es hätte interessant sein können, jemanden, der so ganz anders eingestellt ist, als man selbst, verfolgen zu dürfen. Doch stattdessen war es zum Teil nicht glaubhaft, zum Teil regelrecht nervig. Noch immer ist sie sehr auf ihr Ding fokussiert und lässt anddere Meinungen gar nicht an sich ran. Sie lässt nicht mit sich reden und fällt immer wiedder negativ auf, indem sie alles, was nicht ihren Idealen entspricht als dumm abtut. Sie behandelt ihr Umfeld zum Teil von oben herab und stellt sich und ihre Meinung über alles. Die Entwicklung innerhalb dieses zweiten Bandes war für meinen Geschmack auch nicht unbedingt gelungen. Zwar öffnet sie sich nach und nach und zeigt Herz (was sie auch teilweise sympathisch machte), wurde aber zunehmend unrealistischer. Wenn (!!) ich schon so viel darauf gebe, enthaltsam zu bleiben, bis zur Ehe, darf ich am Ende nicht so handeln, wie sie es tat. Das stellte die gesamte Figur in Frage und machte vieles von dem, was sie sich bei mir aufgebaut hatte an Pluspunkten, wieder zunichte.
Am angenehmsten waren hier definitiv die Randfiguren. Cara hat sich einen tiefen Platz in meinem Herz erkämpft und schaut man mal auf meine Meinung zu ihr aus Band 1, ist das eine reife Leistung. Shane begeisterte ebenfalls, weil er durch und durch ein guter Kerl war und für mein Empfinden eindeutig am greifbarsten und lebendigsten. Ansonsten lässt sich zu den Nebenrollen nicht allzu viel sagen: sie alle waren ausreichend tief ausgearbeitet und konnten alle gewisse Emotionen in mir wecken. Die einen mochte ich, die anderen verabscheute ich von der ersten Sekunde an. Ein Umstand, der neben den eher schwierigen Protagonisten sehr positiv ins Auge sticht.

Die Idee hinter „A is for Abstinence“ hätte überzeugen können. Mir gefiel der Gedanke, dass sich Kyle und Valerie nach ganzen 4 Jahren wieder begegnen und ihre Gefühle neu füreinander entdecken. Ich hatte mich darauf gefreut, zu sehen, wie sie im Laufe der Zeit zu Erwachsenen heran gereift sind und wie die ganze Sache zwischen ihnen jetzt authentischer und vor allem mit deutlich weniger Drama vonstatten geht. Doch leider wurde ich bitter enttäuscht.
Der Einstieg gelang mir zwar sehr gut und ich kam ziemlich schnell auch wieder zurecht, aber von einem Reifeprozess, vor allem bei Kyle, konnte ich nichts erkennen. Es ist beinah genau so anstrengend wie in Band 1, die beiden Figuren zu begleiten. Außerdem passiert auf all den 336 Seiten nicht wirklich viel. Die Geschichte plätschert so vor sich hin und alles, was aufkommt, ist unnötiges Drama, viel Hin und Her, viel Zurückweisung und wenig Gefühl. Ich nahm weder Kyle noch Valerie die Gefühle, die sie angeblich für den jeweils anderen hegten, ab. Es erschien mir so erzwungen, so „gemusst“, und hatte nichts von Leichtigkeit.. und erst recht nichts von knistern. Wo waren die fliegenden Funken, wo waren die Emotionen? Es war im Grunde immer der selbe Ablauf, der sich endlose Male wiederholte und man sah jeden Satz schon kilometerweit vorher kommen.
Ich denke, das Hauptproblem war, dass Kyle und Val überhaupt nicht zusammenpassten und von der Autorin auf Gedeih und Verderb miteinander verkuppelt werden mussten. Kyle, der als Rockstar Karriere macht und es gewohnt ist, ständig Groupies abzuschleppen und im krassen Kontrast Val, die sich für die Ehe aufspart. Es kann einfach nicht funktionieren. Dafür wäre viel mehr Einsicht von beiden Seiten nötig gewesen, um überhaupt eine Chance entstehen zu lassen. Doch Kyle log fröhlich vor sich hin, während Val sowieso nur ihr Ding im Kopf hatte. Versteht mich nicht falsch, ich verlange keineswegs, dass Val ihre Prinzipien über Bord wirft; aber sie hätte mehr Verständnis dafür haben müssen, dass Kyle Zeit braucht um sich daran zu gewöhnen, dass er bei ihr nicht landen kann. Es ist unheimlich schwer, hier was sachliches von sich zu geben, ohne den Ausgang der Geschichte zu verraten, aber ich fand die Handlung einfach lahm und nervig und wollte ab einem gewissen Punkt nur noch, dass es endlich vorbei ist.
Und das Ende kam – mit einem Knall. Ich persönlich hätte niemals damit gerechnet, dass sich Kelly Oram für genau diesen Abschluss entscheidet; und ich hätte mir auch gewünscht, dass sie es anders auflöst. So wie dieser zweite Band zu Ende geht, stelle ich plötzlich die ganze Dilogie in Frage. Das war nicht das, was ich erwartet hatte. Und erst recht nicht das, was ich für richtig halte.  Auch hier wieder – zu viel Gefahr euch zu spoilern; aber wer es gelesen hat, wird wissen, was mich so störte. Das ist die völlig falsche Herangehensweise an die Darstellung von den Figuren und der gesamten Handlung und allem, was damit einhergeht.

„A is for Abstinence“ von Kelly Oram ist eine winzige Spur besser als der Vorgänger, begeistert aber immer noch kaum. Die ganze Lovestory wirkte auf mich sehr erzwungen und gestellt. Dadurch kommen auch während des Lesens so gut wie keine Emotionen auf und man ist streckenweise einfach gelangweilt, streckenweise genervt von Val und Kyle. Obwohl ich Band 1 schon nicht mochte, bin ich doch der Meinung, man hätte es dabei belassen sollen um nicht mehr kaputt zu machen als zu retten; denn so kam es schließlich. Kelly Oram stellte ihre eigene Geschichte irgendwie in Frage und machte dieses heikle Thema, bei dem sich ohnehin die Geister scheiden, noch viel komplizierter. Leider wieder eine Enttäuschung. Ich kann mich also den guten Rezensionen zu diesem zweiten Teil nicht anschließen. Schade. Aber ich hab’s zumindest versucht.

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Kelly Oram schrieb mit 15 Jahren ihre erste Kurzgeschichte – Fan Fiction über ihre Lieblingsband, die Backstreet Boys, womit ihre Familie sie heute noch aufzieht. Sie ist süchtig nach Büchern, redet gern und viel und liebt Zuckerguss. Sie lebt mit ihrem Mann, vier Kindern und einer Katze am Rande von Phoenix, Arizona.

(c) by One Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim One Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.