||» Rezension «|| Alles still. Außer dir [von Sarah Nierwitzki]

||» Rezension «|| Alles still. Außer dir [von Sarah Nierwitzki]

9. Oktober 2020 0 Von Patchis Books
ALLES STILL. AUSSER DIR.
Sarah Nierwitzki
Contemporary
Einzelband
272 Seiten
09. Oktober 2020
Selfpublishing
Taschenbuch
12,90€
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#werbung #rezensionsexemplar #kosmonauten


»Was soll schon passieren?«, frage ich.
Callums Blick heftet sich auf meine Lippen. »Jede Menge«, sagt er rau.

Still – das beschreibt die Journalistin Allison Davies am besten. Gefangen in einem Job, der sie unglücklich macht, aber immerhin ihre Miete zahlt, sodass sie nicht zurück zu ihrer Familie muss, bei der nur Streit auf sie wartet. Als sie jedoch gekündigt werden soll, bricht alles über ihr zusammen. Bis sie die Möglichkeit bekommt, den Popstar Callum Evans auf Tour zu begleiten, um eine Story über ihn zu schreiben. Allison sagt zu und will so ihren Job retten. Nur mit der Anziehungskraft zu Callum hat sie nicht gerechnet. Und auch nicht damit, dass der erfolgreiche Musiker keine dunklen Geheimnisse hat, die Allison für ihren Artikel nutzen kann – oder verbirgt er sie nur gut?

(c) by Sarah Nierwitzki

Und wieder einmal hatte ich als Kosmonaut (also als Teil des Bloggerteams) die Ehre, ein Buch von Sarah vorab lesen zu dürfen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, als was für ein großen Privileg ich das empfinde. Schon „Über mir der Sturm“ hat mein Herz in tausend Teile zerschmettert, nur um es danach liebevoll wieder zu reparieren und Stück und für Stück zusammen zu kleben. Doch wie sieht es mit ihrem ersten Rockstar-Roman aus? Ich bin allgemein ein großer Fan von solchen Geschichten, also sollte doch der nächsten Lobeshymne nicht im Wege stehen – oder? (» hier bitte den tanzenden Pilz vorstellen «) Falls ihr mehr erfahren möchtet, bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Sarah Nierwitzki hat uns Lesern den Einstieg in diesen Roman wirklich leicht gemacht. Schon die ersten Seiten können einen ins weit entfernte New York entführen und offenbaren gleichzeitig, wie wenig zufrieden unsere Protagonistin Allison mit ihrer aktuellen Situation ist. Ich war ziemlich schnell ziemlich tief drin im Geschehen und fühlte mich regelrecht gefangen; sowohl an Allison’s Seite, als auch in der Geschichte ganz allgemein. Obwohl die ersten Seiten noch recht ruhig dahinfließen, kommt bereits einiges an emotionaler Spannung auf und spätestens dann, wenn Callum ins Spiel kommt, lässt einen die Handlung kaum noch los. Man will, trotz des ruhigen Ablaufs immerzu wissen, wie es weitergeht und was Allison wohl noch alles erleben (und ertragen?) muss, ehe sie ihr Glück wiederfindet.
Die Autorin schafft es, den Leser mit einfachen, aber wirkungsvollen Elementen an die Seiten zu fesseln und durch echte Emotionen mitfühlen zu lassen. Dabei setzt sie nicht auf Rasanz, Action, harte Wendungen oder Überraschungen, sondern lässt der Geschichte Raum und Zeit, um sich zu entfalten. Ich bin mir sicher, dass ich so gut wie jedes andere Buch als zu ruhig bezeichnet hätte, doch hier spielen die Gefühle eine derart große Rolle, dass ich dennoch atemlos durch die Seiten gerauscht bin. Hier wird nichts überstürzt, es geht sehr gediegen zu, aber deshalb eben auch enorm realistisch und echt. Außerdem regt so mancher Satz regelrecht zum Nachdenken an und vermittelt wichtige, tiefschürfende Botschaften, die zwischen den Zeilen verborgen liegen. Aber zurück zum Wesentlichen: Die Lovestory entwickelt sich langsam, die Liebe wächst und mit ihr die Momente, in denen es knistert. Und zwar so sehr, dass man es förmlich hören kann. Niemand, wirklich niemand bringt eine simple Berührung zwischen zwei Menschen so emotional zu Papier, wie Sarah es tut. Niemand kann einen Kuss so schön beschreiben, dass man sich wünscht, selbst die Protagonistin zu sein.
Doch wer jetzt denken könnte, es gäbe so gar keinen Spannungsbogen, den kann ich beruhigen. Denn es ist nicht alles so, wie es scheint. Schon früh offenbart sich, dass Callum etwas verbirgt – etwas gravierendes – und dieses Geheimnis gilt es zu lüften: für Allison und für den Leser. Ich gebe zu, es war nicht die allergrößte Überraschung, wie es letztlich aufgelöst wurde, aber das war auch nicht nötig. Weil mich Allison und Callum auf der Gefühlsebene so im Griff hatten, dass ich selbst die abgedroschendste Auflösung mega gefeiert hätte. Aber das war sie nicht – weder abgedroschen noch klischeehaft, weder stereotypisch noch platt. Die Auflösung sowie das Ende war absolut rund und stimmig, im Vergleich zur restlichen Geschichte enorm rasant und dramatisch und gleichzeitig doch auch wunderschön. Die offenen Fragen wurden allesamt beantwortet, jeder Plot bis ins letzte Detail ausgearbeitet und jede Figur mit einem würdigen Schluss belohnt.

Und da mich die Gefühle so sehr erreichten, steht es definitiv auch außer Frage, dass ich die Charaktere mochte. Allison ist eine so starke Persönlichkeit, sehr charakterstark und authentisch. Aber sie hat eben auch ihr Päckchen zu tragen. Ein Päckchen, das schwer auf ihren Schultern lastet. Ihre familiären Probleme werden auf den ersten Seiten schon angeteasert, doch was sich dahinter verbirgt, bleibt lange im Verborgenen. Ein guter Trick im den Leser möglichst neugierig zu machen und die Hauptfigur interessant zu halten – und es hat funktioniert. Man fiebert dem Moment, in dem sich alles offenbart, regelrecht entgegen und bleibt treu an Allison’s Seite, um ja nichts zu verpassen. Doch neben diesem Faktor spielt die Sympathie natürlich auch eine tragende Rolle und die hat definitiv gestimmt. Die junge Frau war mir vom ersten Moment an unheimlich sympathisch; ich konnte mich herrlich leicht mit ihr identifizieren und ihre Handlungen und Entscheidungen beinah durchgehend nachvollziehen und verstehen. In Allison steckt so viel, was es zu entdecken gilt und jeder Schritt mit ihr bereitet Freude; oder Trauer – je nach Blickwinkel. Die Entwicklung, die sie währendessen an den Tag legt, ist ebenso wie die Geschichte sehr ruhig und lebensnah gehalten. Kein neuer Mensch über Nacht und das brachte ihr schließlich die volle Punktzahl an Sympathie-Punkten ein. Fakt ist also, dass Sarah Nierwitzki mit Allison eine durch und durch passende Figur für diese Geschichte geschaffen hat. Denn nur durch die Liebenswürdigkeit und die stimmende Chemie konnte ich so mitfiebern, wie ich es letztendlich tat.
Aber ich möchte den heißen Musiker natürlich nicht außen vor lassen. Callum ist nämlich das i-Tüpfelchen dieses Romans. Unheimlich sexy, mehr als begehrenswert und durch und durch und ehrlicher, authentischer Charakter, der so viel mitbringt, was einem gefällt. Callum ist attraktiv, sympathisch, realistisch, liebenswert, vielschichtig, geheimnisvoll.. und mir würde noch so viel mehr einfallen. Callum hat mehrere Gesichter, sorgt immer wieder für Abwechslung aber er bleibt sich selbst doch größtenteils treu und weiß so auf ganzer Linie zu überzeugen. Besonders positiv fiel mir dabei auch sein Rückgrat ins Auge. Obwohl er immer wieder zu etwas gezwungen werden sollte, setzte er seinen Kopf durch und machte sein Ding. An anderer Stelle knickte er zwar ein, ws ich nicht ganz so berauschend fand, im Nachhinein aber 100%ig nachvollziehen konnte. Sowie auch seine Gedankengänge, die zum Teil auch enorm tiefgründig ausfielen und zum nachdenken animierten. Ich kann jedenfalls vermelden, dass ich Allison verstand, denn auch ich habe mich in den großen, muskulösen, herzlichen Kerl verliebt. Und dieses Bild, wie er da auf der Bühne stand, hat sich wohl für immer in meinem Herzen eingebrannt.
Selbst die Randfiguren waren erstaunlich fein ausgearbeitet. Gerade zum Beispiel Allison’s Chef oder Callum’s Managerin. Zwei Charaktere, auf die man eigentlich gern verzichten möchte; die aber die nötige Würze mitbringen, um das ganze voranzutreiben und spannend zu halten. Was Jack und Charlotte für Emotionen in mir auslösten, möchte ich hier gar nicht beim Namen nennen – das wäre sicherlich nicht jugendfrei. Ansonsten gefielen mir die Nebenrollen aber alle sehr gut und waren ausreichend detailliert und tief beschrieben.

♫ ♬ „Und eigentlich habe ich bei diesen Treffen nur eine einzige Sache gelernt: Dass die Welt vor einem Vorhang stattfindet, vor dem sich jeder bestmöglich darstellen will, während dahinter die Requisiten und das Bühnenbild in sich zusammenfallen.“ ♫ ♬
Zitat, Sarah Nierwitzki „Alles still. Außer dir“

Da die Rezension jetzt schon immens lang geworden ist, halten wir den Abschnitt über den Schreibstil möglichst kurz – immerhin gibt es ja auch nicht viel zu sagen, außer, dass Sarah einfach wundervoll schreibt! Ihre Worte ziehen einen in ihren Bann, sie verzaubern und berühren so intensiv, dass es stellenweise richtig weh tut. Dabei kommt man trotzdem so locker und leicht voran, eben weil man durch die Emotionen nur so durch die Seiten rauscht. Es gibt einige Momente, in denen man innehalten und einfach mal drüber nachdenken muss – Momente, in denen man das Geschriebene auf sich wirken lassen muss, um es genießen zu können. Denn das ist es, was es bedeutet, in diesem Roman zu versinken: ein Genuss! Selten bin ich emotional so gefesselt gewesen, wie hier. Selten habe ich mich so eins mit einer Geschichte gefühlt und selten konnten mich Gefühle so einfangen wie es hier der Fall war. Sarah; ein riesiges Kompliment an dieser Stelle. Ein großartiger Schreibstil. „Über mir der Sturm“ war schon wunderschön erzählt, aber das hier toppte noch einmal alles.

„Alles still. Außer dir“ von Sarah Nierwitzki ist eine wunderschöne Rockstar-Geschichten mit einer enormen Bandbreite an Gefühlen. Die Intensität dieser Geschichte raubte mir stellenweise den Atem und konnte mich von der ersten, bis zur letzten Sekunde zutiefst berühren und mitreißen. Der Spannungsbogen ist definitiv spürbar, auch wenn die Handlung eher in einem ruhigeren Tempo erzählt wird. Das stört aber zu keiner Sekunde und selbst die Tatsache, dass der große Twist und die damit einhergehende Auflösung nicht 100% überraschend kam, ist das keine Kritik – sondern einfach ein Fakt. Die Emotionen sind so echt, die Entwicklung der Liebe so realistisch und die Charaktere so liebenswert und sympathisch. Es gibt nichts, was es zu bemängeln gäbe, also ein astreines Highlight!

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Sarah Nierwitzki wurde am 29. September 1987 in Hamm geboren, am Rande des Ruhrgebietes. Die Freude am Lesen hat sie 2009 zu ihrer Buchhändlerausbildung gebracht. Derzeit lebt sie zusammen mit ihrem Verlobten in Bielefeld und studiert an der dortigen Universität den Master Deutsch als Fremdsprache und Germanistik. Neben dem Schreiben geht sie gern in den Bergen wandern, tauscht sich auf Instagram unter ihrem Account wortkosmos mit anderen Buchbegeisterten aus oder besucht Konzerte, um den Kopf für neue Buchideen frei zu bekommen.

(c) by amazon

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim der Autorin und bedanken: dafür alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Und natürlich dafür, das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen zu haben.