||» Rezension «|| Auris [von Vincent Kliesch und Sebastian Fitzek]

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4. Juli 2019 0 Von Patchis Books
AURIS
Vincent Kliesch
[nach einer Idee von Sebastian Fitzek]
Thriller
Band 1 von [?]
352 Seiten
02. Mai 2019
Droemer Verlag
Paperback
12,99€
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# Werbung #Rezensionsexemplar

Sie ist jung. Sie glaubt an die Wahrheit. Ein tödlicher Fehler?

Die kleinste Abweichung im Klang einer Stimme genügt dem berühmten forensischen Phonetiker Matthias Hegel, um Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Zahlreiche Kriminelle konnten mit seiner Hilfe bereits überführt werden. Hat der Berliner Forensiker nun selbst gelogen? Allzu freimütig scheint sein Geständnis, eine Obdachlose in einem heftigen Streit ermordet zu haben. Die True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge, darauf spezialisiert, unschuldig Verurteilte zu rehabilitieren, will unbedingt die Wahrheit herausfinden. Doch als sie zu tief in Hegels Fall gräbt, bringt sie nicht nur sich selbst in größte Gefahr …

(c) by Droemer

Wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, dann muss ich zugeben, dass mich dieses Buch eigentlich recht wenig gereizt hat. Schon allein der Erscheinungstermin ist komplett an mir vorbei gegangen, und selbst später als es dann überall auf Insta & Co. aufgetaucht ist, hatte ich nie das Bedürfnis, es zu kaufen bzw. zu lesen. Als dann aber meine Nachbarin kam und erzählte, sie habe es geschenkt bekommen und kurze Zeit später dann davon erzählte, packte auch mich die Neugier und weil meine liebste Nachbarin, die inzwischen zu einer richtig guten Freundin geworden ist, so nett ist, hat sie es mir ausgeliehen, ohne dass ich danach gefragt hätte 😀 Na wie dem auch sei, ich habe es am Sonntagmorgen begonnen und am Dienstagmorgen beendet – aber ob das ein gutes Zeichen ist oder nicht, das erfahrt ihr jetzt in der nachfolgenden Rezension. Viel Spaß dabei ♥

Dieses Buch ist, entgegen einiger Rezensionen, in denen der eigentliche Autor nicht einmal namentlich genannt wird, von Vincent Kliesch geschrieben. Allerdings spürt man, meiner Meinung nach, den Fitzek in jeder Faser dieses Romans – dazu aber später mehr. An dieser Stelle möchte ich nämlich erst einmal den großartigen Schreibstil von Herr Kliesch loben. Die Geschichte hat sich sehr schnell und leicht lesen lassen; lieferte deutliche und detaillreiche Bilder fürs innere Auge und überzeugte darüber hinaus auch noch mit einem sehr rasanten Erzähltempo. Dazu trug auch die Art und Weise bei, wie der Autor die Geschichte gegliedert hat; denn die Kapitel sind aus unterschiedlichen Sichten erzählt, sodass wir ständig zwischen den Figuren switchen und so nicht nur einen tieferen Einblick in deren Handlungen bekommen, sondern auch stets gespannt sein können, was wohl gerade bei dem passiert, der eben gerade nicht an der Reihe war. Geschrieben wurde aber stets in der dritten Person; was ich hier sehr treffend und passend fand. Enorm gut gelöst!

Unsere Hauptfiguren sind bei „Auris“ recht schwer zu benennen. Es geht einerseits um Matthias Hegel, einen forensischen Phonetiker, der allerdings schon nach den ersten Seiten inhaftiert wird und somit recht wenig Spielraum für ihn blieb, um sich in der Geschichte auszubreiten. Trotzdem kam er immer wieder ins Spiel und war ein ausschlaggebender Dreh,- und Angelpunkt fürs Geschehen. Seine Fähigkeit hat mich immer wieder aufs Neue überrascht, und es schockiert mich immer noch, dass es tatsächlich Menschen gibt, die ein solch absolutes Gehör haben. Ihn zu verfolgen hat mir daher sehr große Freude bereitet und ich konnte mir sicher sein, dass es mit ihm nie langweilig wurde. Charakterlich überzeugte er mich allerdings nicht auf ganzer Linie, wobei ich finde, dass es da in Sachen Tiefgang noch ein wenig Luft nach oben gibt, die dann hoffentlich in Band 2 der Reihe ausgenutzt wird. Für mich blieb er ein wenig blass, schwer greifbar; obwohl ich mir auch gut vorstellen kann, dass es an den Umständen lag, in denen sich der Mann befand.
Die zweite Hauptfigur ist Jula, eine sehr engagierte Podcasterin, die sich mit falschen Gerichtsentscheidungen befasst und eben jene auf ihrem Channel aufklären will. Nur so kommt es auch, dass Jula überhaupt mit dem Fall Hegel in Kontakt kommt. Ich fand die Neugier und den Mut dieser Frau einfach bewundernswert. Sie kämpfte für völlig fremde Menschen, um sie vor einer unverdienten Haftstrafe zu bewahren bzw. zu befreien. Woher sie ihre Motivation nimmt, verrate ich an dieser Stelle nicht; ich kann nur so viel sagen, dass der Grund für ihr Engagement in ihrer Vergangenheit verankert ist. Diese Tatsache sorgt dafür, dass sie, im Gegensatz zu Hegel, auch immens viel Tiefgang hatte. Ich verstand ihre Handlungen und ihre Gedanken, konnte ihre Sorgen nachvollziehen und obwohl ich oft deutlich feiger gewesen wäre als sie, identifizierte ich mich total mit ihr. Mir fiel es desweiteren auch nicht schwer, mit ihr mitzufiebern und ihr die Daumen zu drücken.
Nebenfiguren gab es auch einige, die näher beleuchtet wurden. Jetzt rückblickend gab es niemanden, den ich nicht ausreichend beschrieben fand. Besonders angetan war ich von Elyas und Friedrich; die beiden waren einfach schlagfertig ohne Ende und hatten eine größere Klappe, als manchmal gut für sie gewesen wäre.

In der Handlung steckt definitiv eine große Portion Fitzek. Besonders der Verlauf und die Plots erinnern an vielen Stellen an andere Werke des Bestseller-Autors. Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass auch Kliesch seine Handschrift hinterlassen hat, immerhin gab es ebenso einige Wendungen, die nicht für Fitzek sprachen aber genau so spannend und einfallsreich waren, wie der Rest. Ich denke, hier haben beide Autoren das Beste von sich investiert und genau so entstand diese packende Geschichte rund um einen Podcast, der sich mit Justiz-Irrtümer beschäftigt und einem Berufszweig des Phonetikers, der sicher für viele Leser etwas völlig Neuartiges war.
Schon der Einstieg ist enorm mitreißend und actiongeladen – als Leser wird man also prompt ins kalte Wasser geworfen; bekommen so allerdings auch direkt einen klaren Blick auf die Aufgaben eines forensischen Phonetikers. Erst nach dieser Einstiegsszene geht es los mit der eigentlichen Handlung, welche dabei aber nicht weniger temporeich ist. Allgemein geschieht hier vieles recht schnell hintereinander und als Leser bekommen wir nur wenig Zeit innerhalb des Buches, mal nach Luft zu schnappen. Dafür bieten die Plots stets jede Menge Raum für Spekulationen. Ich persönlich habe hier unglaublich gerne mitgerätselt und überlegt, was hinter allem stecken könnte und jedes Mal, wenn ich eine Spur vermutete, kam alles ganz anders und ich stand wieder bei Null. Also alles genau so, wie ich es mir bei guten Thrillern wünsche! Diese Tatsache sorgte dabei dafür, dass es zu keiner, wirklich keiner Sekunde auch nur annähernd ruhiger, geschweige denn langweilig wurde.
Nur das Ende ließ mich etwas ratlos zurück. Einerseits empfand ich das Finale dieses ersten Bandes echt gut insziniert und mehr als überraschend, fast schon schockierend dank dieser Auflösung. Andererseits, und das finde ich an dieser Stelle beinah ausschlaggebender: mir blieb irgendwie zu viel offen. Ganz zum Schluss, als die Auflösung dann schon statt gefunden hatte, nahm alles nochmal eine andere Wendung; logischerweise um Neugier auf Band zwei im Leser zu wecken – aber dadurch wirkte die ganze Ermittlung von Jula in diesem Buch fast schon unnötig.

„Auris“ von Vincent Kliesch, nach einer Idee von Sebastian Fitzek ist ein passabler, sehr spannender Thriller mit einer einzigartigen Thematik. Sympathische Charaktere verleihen der Geschichte zusätzlich Leben und auch Stil, Sprache und Gliederung konnte mich problemlos überzeugen. Eine temporeiche Handlung könnten die Lobeshymne abrunden; nur leider war mir das Ende nicht ganz gelungen genug, um hier von einem Highlight zu sprechen. Trotzdem freue ich mich sehr auf „Aurelia“ und vergebe sehr starke

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Vincent Kliesch wurde in Berlin-Zehlendorf geboren, wo er bis heute lebt. Im Jahr 2010 veröffentlichte er seinen ersten Thriller »Die Reinheit des Todes«. Es folgten zwei weitere Bände, die die Trilogie um den Ermittler Julius Kern und dessen Gegenspieler Tassilo Michaelis abschlossen. Mit »Bis in den Tod hinein« stellte Kliesch seinen neuen Ermittler vor: Severin Boesherz, der es gleich bei seinem ersten Fall mit einer erschreckend düsteren Mordserie zu tun bekommt. »Im Augenblick des Todes« ist der zweite Fall für den eigenwilligen Berliner Kommissar.Wenn Vincent Kliesch nicht schreibt, unterhält er als Moderator das Publikum bei Firmenevents und im Filmpark Babelsberg. In seiner Freizeit widmet er sich am liebsten seiner Leidenschaft für gutes Essen und Wein.
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Sebastian Fitzek, geboren 1971, ist Deutschlands erfolgreichster Autor von Psychothrillern. Seit seinem Debüt „Die Therapie“(2006) ist er mit allen Romanen ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden. Mittlerweile werden seine Bücher in vierundzwanzig Sprachen übersetzt und sind Vorlage für internationale Kinoverfilmungen und Theateradaptionen. Als erster deutscher Autor wurde Sebastian Fitzek mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

(c) by cbt Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne bei Droemer Verlag bedanken: nämlich dafür alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Das Urheberrecht liegt natürlich weiterhin beim Verlag.