||» Rezension «|| Bestickt mit den Tränen des Mondes [von Elizabeth Lim]

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22. Januar 2022 0 Von Patchis Books

Achtung! Band 2 einer 2-teiligen Reihe. Spoiler zu Band 1 sind möglich.
» hier « geht’s zur Rezension zum ersten Teil:  „Ein Kleid aus Seide und Sternen“,

BESTICKT MIT DEN TRÄNEN DES MONDES
Elizabeth Lim
Übersetzer: Barbara Imgrund
Jugendfantasy || Romantasy
Band 2 von 2
Ein Kleid aus Seide und Sternen – Dilogie
400 Seiten
29. Juli 2021
Carlsen Verlag
Paperback
16,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


Maia Tamarin hat es geschafft: Sie hat drei magische Kleider aus dem Blut der Sterne, dem Lachen der Sonne und den Tränen des Mondes erschaffen. Doch der Preis dafür war hoch: Der Dämon Bandur bekommt immer mehr Gewalt über sie, und schleichend verwandelt sich auch Maia in einen Dämon. Zuerst versucht sie, ihren Geliebten, den geheimnisvollen Magier Edan, zu schützen und hält es vor ihm geheim. Doch wenn sie seine Hilfe annimmt, kann sie vielleicht den bösen Mächten noch entkommen …

(c) by Carlsen Verlag

Nachdem ich ja leider etwas enttäuscht von Band 1 zurückgelassen wurde und mich der allgemeinen Meinung damit entgegenstellte, lag meine Hoffnung darauf, dass sich das bei Band 2, dem Endspurt, nicht anders verhalten würde und ich ihn somit vielleicht lieber mögen könnte. Schließlich bezeichnen ihn viele als weit weniger überzeugend, als den Auftakt. Ich hab also gar nicht allzu viel Zeit verstreichen lassen und direkt nach dem großen Finale dieser Dilogie gegriffen, um mich selbst davon zu überzeugen – allerdings bin ich mit verhältnismäßig geringen Erwartungen gestartet. Ob wenigstens die erfüllt werden konnten oder ob mich Band 2, wie erhofft, mehr von den Füßen fegte, verrate ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Der Einstieg in diesen zweiten Band fiel mir, wohl nicht zuletzt auch, weil eben nur wenig Zeit zwischen den beiden Bänden lag, ziemlich leicht. Ich fühlte mich von der Atmosphäre direkt wieder gecatcht, auch wenn die Handlung eine ganz andere ist, als wir es aus „Ein Kleid und Seide und Sternen“ kennen. Allgemein ändert sich hier, gefühlt alles und es scheint fast so, als gäbe es, bis auf die Figuren, kaum noch Parallelen zum ersten Band. Aber fangen wir, wie immer, vor an:
Dieses Buch startet fast unmittelbar nachdem Band 1 endete. Es gab also keine Zwischenzeit, in der hätte viel passieren können und so wird es uns Lesern leicht gemacht, den Anschluss problemlos zu finden. Maia Tamarin tritt als genau das auf, als was wir sie im vorherigen Teil der Dilogie verlassen haben: als Kämpferin, mit viel Mut und einer Menge Stärke. Dementsprechend lassen die interessanten Passagen nicht lange auf sich warten. Ich kann nicht behaupten, dass mich das Geschehen immens catchte, während den ersten Seiten, doch ein gewisser Sog lässt sich auch nicht leugnen. Ich war durchaus neugierig, wie Maia mit ihrem Schicksal umgehen würde, was sie alles durchleben und durchstehen müssen würde, um am Ende vielleicht trotzdem alles zu verlieren – und das hat Elizabeth Lim wirklich schön eingefangen. Nicht wahnsinnig spannend, nicht super temporeich, aber doch geschieht innerhalb der Handlung immer wieder etwas Neues, das wieder einen gewissen Schwung mit in die Angelegenheit brachte. Genau so wie in Band 1, so gab es auch hier wieder den ein oder anderen Settingwechsel, was der Abwechslung wirklich gut getan hat und ebenfalls für Interesse meinerseits sorgte. Trotzdem fand ich, dass handlungstechnisch gesehen, Band 1 und Band 2 nicht mehr allzu viel miteinander gemein haben. Sicher, Band 1 läuft ja eben darauf hinaus, dass sich alles ändert, aber gerade die Sache mit den Dämonen fand ich unpassend; weil sie dem eigentlichen Fantasy-Element, also Sonne, Mond und Sterne, die Show stahlen. Hier fügt es sich zwar wieder ein wenig mehr zusammen, doch am Ende war es einfach nichts halbes, und nichts ganzes. Diese Fortsetzung hatte auch wieder gewisse Schwächen, und zwar exakt die selben, die ich schon zuvor kritisiert habe: Die Szenen sind vollgestopft mit Gedanken, Dialogen, Monologen, die dem Buch schlicht den Wind aus den Segeln nehmen. Sie halten die Handlung nur unnötig auf und sind oft eher belanglos für den weiteren Verlauf. Es kam wieder recht wenig Spannung auf und nur wenige Momente, die mich so richtig „erfüllten“. Eben kaum Momente, die ich in Fantasy-Geschichten einfach brauche wie Tempo, Action, Spannung, Nervenkitzel, Überraschungen, usw. Es ist definitiv eine eher ruhige Geschichte, die sich viel durch die Atmosphäre über Wasser halten kann, immerhin ist die wirklich einnehmend und besonders – irgendwie asiatisch angehaucht, neu und erfrischend, und in gewisser Weise sogar magisch. Ich fand es großartig, dass die Liebe hier kaum noch eine Rolle spielt, obwohl die zwischen Maia und Edan durchaus immer mal wieder thematisiert wird – trotzdem hält sie sich größtenteils im Hintergrund lässt der eigentlichen Geschichte ihre Bühne. Was gut ist, denn so muss ich nicht auch noch kritisieren, dass mich die Gefühle, die die beiden füreinander hegten, nicht 100% erreichten; was mir ja in Band 1 schon sehr zu schaffen machte.
Gen Ende spitzte sich die Lage allerdings dann doch noch zu und es kam genau das, was ich über eine sehr lange Zeit vermisst hatte: Geschwindigkeit, Action, Spannung und sogar die ein oder andere Überraschung. Mir ging hier, manches vielleicht ein wenig zu „leicht von der Hand“, wenn man das so sagen kann. Ich hätte mir dann doch noch den ein oder anderen Stolperstein für Maia gewünscht, einfach um das große Finale nicht so glatt wirken zu lassen. Aber im Gesamten bin ich rund herum zufrieden mit dem Ausgang von der Geschichte. Es war ein absolut würdiges Finale, das vieles von dem bisher Geschehehen in den Schatten stellt und definitiv nochmal einiges herausreißen kann. Ein Kampf, episch und mitreißend; eine Freundschaft, die alle Höhen und Tiefen überdauert und eine Liebe, die vielleicht gar nicht so einnehmend ist, aber doch irgendwie harmonisch wirkt.

Maia ist, wie schon gesagt, noch immer die selbe, sympathische Protagonistin, wie „damals“, als wir sie kennengelernt haben. Sie ist niemand, der durch ungalublich ungewöhnliche Charakterzüge glänzt, kein Bad Ass, aber auch kein Mauerblümchen. Wäre ich böse, würde ich sagen, sie war durchschnittlich; aber nett ausgedrückt war sie dann wohl bodenständig und alltäglich. Und das, obwohl sie so eine riesige Last auf ihren Schultern zu tragen hatte und durch die Magie durchaus außergewöhnlich anmutete. Diese Facette war auch wirklich interessant, und jedes Mal, wenn der Fluch zum Thema wurde, wurde sie auch tatsächlich zu etwas besonderem; doch ansonsten gibt es, zu ihr nur wenig zu sagen. Maia war eine Kämpferin, mutig und schlau, aber oft auch etwas überfordert und noch öfters unsicher. Einerseits mochte ich genau das an ihr: ihre Schwäche machte sie menschlich, doch andererseits überschattete es manchmal einfach die positiveren Eigenschaften. Ich weiß gar nicht, ob so richtig greifbar ist, was ich meine – es ist enorm schwer das Ganze in Worte zu fassen, ohne euch zu viel vorweg zu nehmen. Fakt ist jedenfalls, dass ich Maia gerne mochte, und sie als absolut passende Leitfigur für die Geschichte betrachtete. Sie ist sympathisch, liebenswert und nahbar, lebendig und mit einem großen Herzen ausgestattet. Aber lange in Erinnerung bleiben, wird sie mir auch nach diesem finalen Band wohl eher nicht.
Edan spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. ist aber trotzdem immer wieder anwesend – ob nun durch Gespräche, oder leibhaftig, war dabei ganz egal. Ich muss sagen, dass ich ihn hier doch mehr ins Herz schließen konnte, als im Auftakt. Dort war er mir lange Zeit als zu distanziert und undurchsichtig erschienen, doch vielleicht ist genau der Grund: schon in Band 1 öffnete er sich gen Ende, und dies setzte sich hier in diesem zweiten Band nahtlos fort. Ich konnte mir ein besseres Bild von ihm machen, sogar eine gewisse Verbindung zu ihm aufbauen und ich begann sogar, ihn richtiggehend zu mögen. Er wurde menschlicher und greifbarer, ja regelrecht liebenwert. Auch mit ihm konnte ich hier viel leichter mitfiebern und mitfühlen und das überraschte und freute mich gleichermaßen. Ich freute mich, wenn er auf der Bildfläche erschien, und war traurig, wenn seine Auftritte endeten. Die Entwicklung seiner Person fand ich definitiv überzeugender, als von Maia, denn bei ihr war zwar ebenfalls ein Fortschritt zu erkennen, aber auf der Leser-Ebene machte sich Edan besser.
Ansonsten gibt es, genau so wie im ersten Teil, wieder zahlreiche Randfiguren, die ich zum Teil echt gerne mochte und sogar stellenweise ins Herz schließen konnte. Neben den Menschen vom Hof und der kaiserlichen Untergebenen gab es auch noch andere, die allesamt ausreichend detailliert und glaubhaft dargestellt wurden. Nicht jeder spielte von Anfang an mit offenen Karten und eben diese Wandlungen erzeugten mehr als eine überraschende Wendung. Die einen blendeten mich komplett, andere wiederum liebte oder hasste ich zurecht. Besonders zu einer Figur fand ich einen sehr guten Draht; aber welche das war, verrate ich euch an der Stelle nicht. Alle, die das Buch kennen, werden ahnen, von wem ich rede. Kurz um: auch in „Bestickt mit den Tränen des Mondes“ ist die Charaktergestaltung kein Highlight, aber doch überzeugend genug, dass ich, im Gesamten, positiv darauf zurückblicken kann.

Der Schreibstil ist mir nach wie vor positiv in Erinnerung geblieben. Die Art, wie Elizabeth Lim uns die Geschichte erzählt, ist einnehmend, gut verständlich – aber in erster Linie atmosphärisch. Genau wie in Band 1 war ich auch in diesem Folgeband voll und ganz versunken innerhalb der Geschichte und konnte mich von der Stimmung restlos gefangen nehmen lassen. Auch wenn mich die Handlung nicht 100% catchte, so genoss ich es doch, in dieses einzigartige Setting einzutauchen und mit Maia die Reise antreten zu dürfen. Bildhaft und lebendig beschreibt uns Elizabeth Lim mit vielen Details eine jede einzelne Szene und schafft es so, dass man sich „mittendrin“ fühlt. Auch waren die Unterschiede zwischen actionreichen Momenten und ruhigeren Passagen gut herausgearbeitet, sodass sich die Tempiwechsel perfekt in die Stimmung einfügten. Kurz um: ich mag den Stil von der Autorin einfach unheimlich gerne, und das bestätigte sich in diesem Roman nochmal ganz deutlich. Auch wenn nicht alles perfekt war, so hob sich der Schreibstil doch am meisten hervor und zeugte von einer Menge Talent und von noch mehr Kreativität von Seiten er Autorin.

„Bestickt mit den Tränen des Mondes“ von Elizabeth Lim ist eine Fortsetzung, die sich doch deutlich von ihrem Vorgänger unterscheidet. Allein in Sachen Handlung schlägt das Buch eine ganz andere Richtung ein, die man zwar anhand des Ausgangs von Band 1 bereits voraussehen konnte, jedoch nicht mehr allzu viel mit den bekannten Elementen zu tun hat. In diesem Buch war es vor allem schwer, die beiden Fantasy-Aspekte, die miteinander kombiniert wurden, in Einklang zu bringen, denn neben der Magie von Sonne, Mond und Sternen spielen auch Dämonen eine Rolle und für meinen Geschmack passte das nicht allzu sehr zusammen. Trotzdem gab es auch wieder einiges positives; z.B.: die beiden sympathischen Figuren, die atemberaubend einnehmende Atmosphäre und das actionreiche Finale. Für mich steht dieser zweite Teil dem ersten in nichts nach, kann aber auch nicht mehr überzeugen. Für meinen Geschmack begegnen sich die beiden Teile der Dilogie auf Augenhöhe. Unterhaltsam und atmosphärisch, aber im Gesamten nicht das Highlight, das ich mir erhofft habe.

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Elizabeth Lim wuchs in der Nähe von San Francisco auf und kam schon früh mit Märchen, Mythen und Liedern in Berührung. Nach ihrem Studium an der Juilliard School und am Harvard College arbeitete sie zunächst als Komponistin für Filme und Computerspiele, bevor sie mit dem Schreiben begann. Seither stürmen ihre atmosphärischen Fantasy-Romane die Bestsellerlisten. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in New York.

(c) by Coppenrath Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Carlsen Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.