||» Rezension «|| „Black Memory“ von Janet Clark

||» Rezension «|| „Black Memory“ von Janet Clark

7. Juli 2017 1 Von Patchis Books

Titel: Black Memory

Autor: Janet Clark
Verlag: Heyne
Reihe/Serie: Einzelband
Übersetzer: (auf deutsch erschienen)
Genre: Thriller
Seitenanzahl: 384
ISBN: 978-3453418332
Erscheinungsdatum: 12.Dezember.2016
Format: Paperback
Empfohlen für Erwachsene
Unverbindliche Preisempfehlung: 12.99€
Kauf-Möglichkeiten u.A.:
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Besonderheit: —————-
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Ein vermisstes Mädchen mit einer einzigartigen Inselbegabung.

Eine
Ärztin, die sich an jedes Detail ihrer Ausbildung erinnern kann, aber
nicht an ihren Namen und auch nicht an das Verbrechen, das sie begangen
haben soll.

Als Clare orientierungslos auf einem Boot vor der
indonesischen Küste erwacht, wird sie verhaftet. Sie soll ein kleines
Mädchen entführt haben. Nur durch den Einsatz eines Mannes, mit dem sie
angeblich verheiratet ist, kommt sie frei.

Zurück in London
begreift sie, dass der Schlüssel zu dem Schicksal des vermissten
Mädchens in ihrer Erinnerung vergraben ist. Doch diese ist verschüttet –
von einem Trauma, so extrem, dass sich Clare mit einem völligen
Blackout schützt.

Man – wir haben inzwischen Juli – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.. Juli! Dabei habe ich dieses Buch bereits Anfang des Jahres zugeschickt bekommen um es zu rezensieren; leider kam ich bis jetzt nicht dazu, bzw. hatte durch die Leseflaute nicht den Willen, ein Buch zu lesen und es dann unfairerweise schlecht zu bewerten, nur weil ich selbst keine Lust darauf habe. Ich hoffe, der Heyne-Verlag kann es mir nachsehen. Jedenfalls hatte ich jetzt dafür umso mehr Lust und weiß ja, dass Janet Clark mich im Normalfall nicht enttäuscht. Ob das auch bei Black Memory der Fall war, erfahrt ihr jetzt:

Der Sprung in die Geschichte war wie ein Sprung ins kalte Wasser, wortwörtlich. Alles beginnt damit, wie unsere Portagonistin Clare mutterseelenallein auf einem Boot mitten im Ozean erwacht. Allein die Erinnerung an diese Einstiegs-Szene jagt mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper und schreit ja nur so nach Potential! Ich war so unfassbar gespannt, was wohl noch alles passieren wird auf den ersten Seiten, dass aus dem kurzen Anlesen direkt mal 128 Seiten wurden und das alleine, spricht ja schon für sich. Ein rundherum gelungener Einstieg, der einfach unfassbar Lust auf mehr macht. 
 
Wir treffen dabei schon in der ersten Zeile auf unsere Haupfigur Clare Brent – eine Ärztin, die die Welt nicht mehr versteht. Durch ihre Amnesie ist sie natürlich ein gewisser Ausnahmefall, was Buch-Charaktere betrifft, schließlich muss sie erst einmal wieder zu sich selbst finden, ehe sie als charakterstark und gefestigt gelten kann; trotzdem war sie mir von der ersten Sekunde an sehr sympathisch und wirkte absolut glaubhaft und realistisch. Anfangs hatte ich noch die Befürchtung, dass das fehlende Gedächtnis dazu führt, dass alles viel zu schnell geht und sich Clare sehr strange benimmt, nicht nachvollziehbar handelt und die Flashbacks eventuell in den unpassendsten Momenten auftreten – aber das war gar nicht der Fall. Janet Clark hat mit dieser Frau eine tolle Protagonistin geschaffen, die sich total logische Gedanken macht, an den richtigen Stellen Schlussfolgerungen zieht überlegt und durchdacht handelt. Für mich war Clare eine riesige Ausnahme und ist mir mehr ans Herz gewachsen, als viele andere Charaktere aus anderen Büchern.

Doch auch Nebenfiguren konnten mich von sich überzeugen; jeder auf seine Art und Weise. So war da beispielsweise Bonnie, das kleine Mädchen, das mein Herz im Sturm erobern konnte; oder all die anderen, denn schließlich wusste man nie so ganz genau, woran man bei dem jeweilig einzelnen war und in welcher Beziehung sie zu Clare standen, bevor sie die Erinnerung verlor. Großes Kino und sehr beeindruckend.
 
Diesen Abschnitt könnte ich auch getrost unter den Tisch fallen lassen und euch einfach auf die anderen Rezensionen zu Janet’s Bücher verweisen; doch der Vollständigkeit halber: der Stil war wieder einmal toll und hat mich genau so begeistert, wie in all den vorherigen Bücher von ihr. Detailreichtum und bildhafte Beschreibungen harmonieren hier nahezu perfekt und zauberten mir ein so klares, greifbares Bild vor Augen, dass ich mittendrin fühlte. Außerdem schreibt die Autorin in vielen, unterschiedlichen Tempi, sodass man als Leser auch mal Zeit bekommt, um neu Atem zu holen. Diese eher ruhigen Passagen sind aber keineswegs langweilig, sondern äußerst informativ und wichtig für den Storyverlauf. Geschrieben ist das Ganze übrigens aus der Sicht von Clare, was mir sehr gut gefallen hat; denn ihre Ratlosigkeit und ihr Rätseln, wem sie vertrauen kann und wem nicht, übertrug sich prompt auf mich.

Nun kommen wir zu dem Abschnitt, auf den ich mich bei dieser Rezension am meisten gefreut habe: die Idee! Ich bin immer wieder erstaunt, was für unglaubliche Einfälle manch Autoren doch haben, um so eine Geschichte zu erfinden und gleichzeitig auch noch glaubhaft wirken zu lassen. Janet Clark ist in dieser imaginären Liste definitiv der Spitzenreiter, denn auch bei „Black Memory“ hat sie mich wieder restlos aus den Socken gehauen. Diese ganze Gund-Thematik, mit der Gabe von Bonnie, mit den ausschweifenden Erklärungen, die allesamt auf eine immense Recherche-Arbeit hinweisen, war einfach dermaßen interessant, dass ich jede Silbe davon regelrecht inhaliert habe. Das Thema mit der Hirnforschung, mit der These, dass Erinnerungen eben nicht nur im Gehirn, sondern auch in den einzelnen Zellen abgespeichert werden – wie zum Teufel kommt man darauf, so etwas in ein Buch zu packen und dann auch noch interessant werden zu lassen? Auch die Amnesie, die ja, wie der Klappentext bereits aussagt, nicht die gesamten Erinnerungen betrifft, sondern nur Teile, hat toll gepasst und jede Menge Spannung mit sich gebracht. Und, und das ist beinah der wichtige Punkt: diese ausgeklügelten Irreführungen, die am Ende trotzdem einen Sinn ergeben, zu einer großen Aufklärungen führen. Ich kann mir in keinster weise vorstellen, wie viel Talent, Überlegungen und Konzentration es bedarf, um bei der Auflösung keine Frage offen zu lassen und das alles schlüssig und für einen Laien verständlich zu machen.
 

Und da meine Lobeshymne auch an dieser Stelle nicht abreißt, möchte ich mich bewusst kurz halten: die Umsetzung war genau so großartig wie Charaktere, Stil und Idee. Es war von der ersten Seite an so mitreißend und spannend, war auch im Mittelteil weder zäh noch langweilig und der Schluss einfach nur ein regelrechtes Feuerwerk, mit einer Auflösung, mit der ich niemals gerechnet hätte. Immer wieder auftretende Überraschungsmomente und Wendungen, die den Leser radikal verwirren sollen und das auch problemlos schaffen. Wenn ich tatsächlich etwas kritisieren müsste (und ja, das wäre Meckern auf sehr hohem Niveau), wäre es wohl ein bestimmtes Kapitel, das ich dann doch ein wenig sehr fachlich fand und dem ich nicht so recht folgen konnte. Aber wie gesagt, über diese 3 Seiten kann ich hinwegsehen, wenn die restlichen 380 Seiten das hergeben, was ich in dieser ewig langen Rezension beschrieben habe.
 
„Black Memory“ von Janet Clark hat mich mal wieder abgeholt, begeistert, mitfiebern und miträtseln lassen. Ein Thriller, genau so wie ich ihn mir gewünscht habe, ganz ohne Schwächen. Wer wert auf Verwirrung legt, die Polizei eher nebensächlich findet und gegen eine gute Portion Action und Tempo nichts einzuwenden hat; der wird diese Geschichte mit absoluter Sicherheit lieben; man muss sich jedoch auch auf diese fachlichen Aspekte einlassen können und bereit sein, neues dazu zu lernen, um dem Storyverlauf folgen zu können. – Für mich war es kein Problem.
 

Ich vergebe 5 von 5 möglichen Sternen, und weiß an dieser Stelle absolut nicht, was ich denn noch schreiben sollte. Wenn ihr Thrillern mögt, lest es – es ist zurecht ein Highlight für mich.
 

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Janet Clark arbeitete nach ihrem Studium als wissenschaftliche
Assistentin, Universitätsdozentin und Marketingchefin in Belgien,
England und Deutschland. Nach einer erfolgreichen Karriere im
Wirtschaftsbereich, startete sie 2010 noch einmal von Null: als Autorin.
2011 wurde ihr erster Roman veröffentlicht. Seitdem erschienen 4
weitere Romane und eine vierteilige Serie. Neben dem Schreiben setzt
sich Janet Clark als Präsidentin der Mörderischen Schwestern e.V. für
die Rechte von Autorinnen ein.


An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, dass alle Rechte (Coverbild, Klappentext, etc.) beim Heyne-Verlag liegen und mich außerdem herzlich dafür bedanken möchte, die Bilder und Texte verwenden zu dürfen. 
Diese
Rezension entspricht meiner persönlichen Meinung und kann bei anderen
Bloggern oder Lesern wieder ganz anders ausfallen. Ich möchte darum
bitten, dies zu berücksichten.