||» Rezension « Chasing Dreams [von Julia K. Stein]

||» Rezension « Chasing Dreams [von Julia K. Stein]

31. August 2021 0 Von Patchis Books
CHASING DREAMS
Julia K. Stein
New Adult
Band 1 von 3
Montana Arts College Trilogie
416 Seiten
29. Juli 2021
Piper Verlag
Paperback
12,99€
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#werbung #rezensionsexemplar


Ein College voller junger Künstler und jede Menge Herzklopfen – New Adult aus deutscher Feder
Schon früh musste die Tänzerin Yuna lernen, mit ihrer Andersartigkeit umzugehen. Sie ist athletischer als andere Mädchen, weniger zierlich, und fühlt sich mehreren Kulturen zugehörig. Nur beim Tanzen ist sie vollkommen frei. Am Montana Arts College für künstlerisch Begabte verfolgt Yuna deshalb ihren Traum vom klassischen Ballett – ihre modernen Choreografien behält sie vorerst für sich. Im Campuscafé lernt sie den verschlossenen Barista Miles kennen, der sofort von Yunas Ausstrahlung, ihren kontrollierten, eleganten Bewegungen fasziniert ist. Beide sind auf ihre Weise Außenseiter, denn Miles hat jahrelang unter dem Pflegesystem gelitten, seine Gefühle in Bildern verarbeitet. Miteinander können sie endlich sie selbst sein. Wäre da nicht Milesʼ Vergangenheit, die sie einzuholen droht.

(c) by Piper Verlag

Dieses Buch ist vor allem deshalb in meinen Fokus gerückt, weil ich den Livestream der Autorin auf dem Instagram-Kanal von der Buchhandlung Graff geschaut habe. Julia K. Stein ist so unglaublich sympathisch und eine wirklich herzliche, humorvolle Autorin! Kein Wunder also, dass ich umgehend den Auftakt ihrer Montana Arts College Reihe bestellen musste. Nur kurze Zeit später, hab ich die Geschichte auch schon gelesen und kann euch heute, ganz frisch, meine Eindrücke schildern. Falls ihr also neugierig seid und wissen möchtet, wie mir Yuna und Miles gefallen haben, sowie alles um die beiden herum, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.

Zu Beginn der Geschichte dürfen wir erstmal einen kurzen Blick auf unsere Protagonistin Yuna werfen. Und schnell wird klar, dass ich, so ganz ohne Affinität fürs Tanzen, wohl nicht ganz der Zielgruppe dieser jungen Frau entspreche. Yuna ist zwar sehr sympathisch, trägt ihr Herz offensichtlich am rechten Fleck und ist auch ansonsten eine sehr tiefgründige, detaillreiche Persönlichkeit mit Facettenreichtum und greifbaren Gefühlen; aber im Gesamten war sie jemand, mit dem ich leider nicht so intensiv mitfühlen und mitfiebern konnte, wie es für einen NA-Roman eigentlich notwendig ist, um zu funktionieren. Ihre Entscheidungen trafen immer mal wieder auf Unverständnis bei mir; ihre Ausstrahlung erschien mir zum Teil recht grob und ihr Ehrgeiz beim Balett war ohnehin etwas, mit dem ich mich nicht identifizieren konnte. Dabei war sie keine schlechte Protagonistin; wie gesagt: an Sympathie und Lebendigkeit mangelte es ihr keineswegs, nur das, was sie verkörperte, wie sie sich verhielt und was sie zum Teil sagte, entsprach einfach nicht ganz meinem Geschmack. Auch ihr großes Geheimnis, das sich erst spät gänzlich aufschlüsselt, war mir persönlich zu wenig thematisiert und zu wenig Teil des Buches. Allerdings möchte ich Yuna zugute halten, dass sie eine wirklich bemerkenswerte, aussagekräftige Entwicklung an den Tag legt. Während sie anfangs noch eher an einen verbissenen Einzelgänger erinnert, der straight sein Ding macht und nicht viel auf seine Kommilitonen gibt, so erweitert sie ihren Horizont mit jeder einzelnen Seite ein wenig mehr, sodass am Ende sogar eine wichtige Moral daraus abzulesen ist. Je weiter Yuna heranreifte, umso näher kam ich ihr schlussendlich, doch der Punkt, dass ich sie als sowas wie eine Freundin sah, kam leider trotzdem nicht. Vielleicht gewöhnte ich mich auch einfach an die junge Studentin.
Miles hingegen hatte es von Sekunde Eins an etwas einfacher. Er ist kein Mann, den man sofort durchschauen kann und nicht jedes Detail seines Lebens und insbesondere seiner Vergangenheit direkt offenlegt. Miles ist eher verschlossen; zieht sich zurück und beschäftigt sich lieber mit der Arbeit im Cafe und auf der Ranch als mit sozialen Kontakten. Allerdings wird von der Autorin schon früh der Hinweis eingepflegt, dass Miles etwas zu verbergen hat – dass er mit etwas kämpft; und das wiederum machte ihn unheimlich interessant. Als Opfer des Pflegesystems musste er bereits viel ertragen und eben weil dieser Aspekt schon im Klappentext erwähnt wird, machte es den jungen Mann viel nachvollziehbarer, glaubhafter und authentischer. Ich jedenfalls hatte keinerlei Probleme mit ihm mitzufiebern und mitzufühlen und ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich seine Sicht viel lieber las – weil sie mich mehr catchte und einfach intensiver für mich war. Auch Miles muss einiges an Aufarbeitung leisten; muss sich seiner Vergangenheit stellen und wirkt damit nicht immer glücklich – manchmal sogar regelrecht überfordert; aber eben auch menschlich. Gerade weil er nicht perfekt ist; zweifelt, leidet und sich distanziert, war er umso lebendiger und greifbarer für mich und bot damit für mich den Ausgleich zu Yuna.
Ansonsten gibt es noch einige Persönlichkeiten, die mal mehr, mal weniger wichtiger für den Verlauf der Geschichte sind. So lernen wir schon sehr früh Hazel kennen. Eine unglaublich aufgeweckte, sympathische und liebenswerte, junge Frau, die die Rolle der besten Freundin von Yuna einnimmt. Hazel hab ich von Anfang an sehr ins Herz schließen können und jedes Mal, wenn sie einen kurzen Auftritt hatte, war es eine tolle Abwechslung. Umso größer war da dann die Freude, als ich gesehen habe, dass Hazel in Band 2 sogar die Hauptrolle spielt! Die anderen Beteiligten, wie Landon, das Ehepaar, das die Ranch betreibt, usw. waren alle sehr genau und eingehend dargestellt. Sie hoben sich deutlich voneinander ab und waren deshalb auch leicht voneinander zu unterscheiden. Während der eine sofort Sympathie in mir weckte, so war bei anderen von Beginn an eine Abneigung zu spüren – sie lösten also die unterschiedlichsten Gefühle in mir aus und erfüllten sie ihren Zweck besser, als es notwendig gewesen wäre. Kurz um: die Charaktergestaltung von Julia K. Stein kann sich definitiv sehen lassen – dass ich Yuna nicht so richtig mochte, war eine rein persönliche Präferenz, denn die anderen erreichten mich ohne Probleme.

Lassen wir mal meine Probleme mit der Protagonistin außen vor, so glänzt der Rest doch ganz offensichtlich. Mir gefiel, zum Beispiel, die Idee hinter dem Buch enorm gut. Ein College, an dem es vor kreativen Köpfen nur so wimmelt klang sehr vielversprechend und dass sich dazwischen auch noch eine Lovestory zwischen einer Studentin und einem Barista entwickelte, verstärkte meine Vorfreude auf das Buch nur noch mehr. Ich war extrem gespannt, wie sehr sich die zwei Protagonisten voneinander unterscheiden würden und wie das Umfeld von Yuna und Miles aussehen würde. Und ich kann soviel vorwegnehmen: ich wurde nicht enttäuscht. Aber fangen wir zunächst mal vorn an:
Der Einstieg fiel mir wunderbar einfach. Ich fühlte mich schon nach wenigen gelesenen Seiten sehr wohl in Montana und konnte, trotz Schwierigkeiten mit Yuna, sehr leicht im Geschehen abtauchen. Allgemein entsteht schon sehr früh eine total angenehme Atmosphäre, die sich im Laufe der Zeit immer mehr steigert. Auch das Kennenlernen mit den Beteiligten, sowohl Haupt- wie auch Nebenfiguren, war alles andere als schwer und die Dynamik unter den einzelnen fiel total authentisch und dementsprechend mitreißend aus. Es machte Spaß, den Charakteren über die Schulter zu schauen; ihren Dialogen zu folgen, ihre Ansichten und Beweggründe zu erfahren. Es ist toll, welche Vielfalt an Persönlichkeiten hier auftreten und wie jeder seinen Weg am Montana Arts College geht; nur auf ganz unterschiedliche Weisen. Der eine lebt und stirbt für das Schauspiel, der nächste hat eine Leidenschaft fürs Tanzen; wieder andere flüchten sich in die Malerei. Und mittendrin ist da dieser Wettkampf; das Konkurrenzdenken und alles, was eben zum Erfolg und dessen Schattenseiten zusammenhängt.
Ich tat mir so leicht damit, mich fallen zu lassen und spätestens als zu dem College Setting auch noch die Ranch dazu kam, war es schlicht um mich geschehen. Es entwickelt sich zu einer wahren Wohlfühl-Stimmung, die einen den Alltag und alles um einen herum vergessen lässt. Selbst die Gefühle waren allesamt nachvollziehbar und erreichten mich; wenngleich auch auf anderer Ebene, als ich es mir vielleicht gewünscht hätte. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass ich Yuna gern gehabt hätte, dann wäre alles nochmal viel intensiver und spannender gewesen. So aber war es immerhin noch ein herrlicher Wohlfühl-Roman. Außerdem ist auch der Tiefgang nicht zu verachten! Hinter dieser Geschichte verbirgt sich so viel – von Selbstfindung bishin zur Selbstakzeptanz. Mir gefiel dahingehend vor allem, wie aussagekräftig die Message am Ende war und das beeindruckte mich doch schon extrem. Auch dass ich Yuna zunehmend mehr akzeptieren konnte, spielte dem letzten Drittel deutlich in die Karten; denn das Ende begeisterte mich nochmal deutlich mehr, als gedacht. Es war ein rundes, stimmiges und emotionales Ende, das alle offenen Fragen beantwortet und den Leser mit einem wahnsinnig guten Gefühl daraus entlässt.

Der Schreibstil von Julia K. Stein ist angenehm und lässt sich wunderbar lesen – allerdings empfand ich es so, als würde so ein bisschen die Leichtigkeit fehlen. Ich brauchte doch etwas mehr Aufmerksamkeit für die Handlung und die Wortwahl, sodass ich nicht immer ganz so sehr durch die Seiten flog, wie ich es aus anderen NA-Romanen kenne. Aber – und nun das große Aber!: Ich fand genau das wahnsinnig gut! Durch die Art, wie die Autorin die Geschichte erzählt, wirkt es tiefgründiger und „bedeutender“, an manchen Stellen fast ein wenig melancholisch und deprimierend. Aber immerhin fängt sie die Stimmung wieder auf und nach jedem Tief, folgte unweigerlich ein Hoch. Es war die perfekte Mischung aus beidem und fesselte mich deshalb umso mehr. Das Setting – oder besser gesagt: die Settings waren enorm greifbar und lebendig; ließen mich träumen und verleiteten mich dazu, immer weiter und weiter lesen zu wollen. Ich hab mich, vielleicht, ein klein wenig in den Stil verliebt, weil er irgendwie bodenständig und normal, und im selben Zuge außergewöhnlich erscheint. Großartig!
Und was ich auch nochmal schnell auffangen wollte, weil ich es oben kurz erwähnt hatte: es gibt zweierlei Sichten. Einmal lesen wir aus Yuna’s Sicht, die mich emotional nicht ganz so catchte; und einmal lesen wir aus Miles‘ Sicht, was wiederum umso fesselnder für mich war. Ich fand die Unterschiede auch in Bezug auf die einzelnen Perspektiven toll heraus gearbeitet, sodass man sich in beide Figuren leicht hineindenken kann; auch wenn’s ein paar Problemchen mit Yuna gab, änderte das nichts daran, dass Julia K. Stein die zwei toll eingefangen und wiedergegeben hat.

„Chasing Dreams“ von Julia K. Stein ist ein absoluter Wohlfühl-Roman mit einzigartiger Stimmung, mega Settings und einer tiefgründigen, enorm authentischen Handlung. Mittels eines sehr besonderen Stils, der sich aber dennoch gut lesen lässt, erzählt uns die Autorin von Yuna und Miles, wobei Yuna nicht immer ganz glänzen konnte für meinen Geschmack. Dafür entfachte Miles regelmäßig Herzklopfen bei mir. Ich jedenfalls freue mich unwahrscheinlich auf Band 2 und kann dieses Buch vor allem Fans vom (Ballett-)Tanzen nur wärmstens empfehlen. Ich habe dafür leider nicht die nötige Passion, aber trotzdem unterhielt mich das Buch total gut.

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Julia K. Stein schreibt Romane für Jugendliche und Erwachsene, gelegentlich auch Sachbücher und in letzter Zeit zeichnet sie Doodles auf Instagram (xojuliakstein), obwohl sie, so wird gemunkelt, in Kunst immer eine Drei hatte. Bei ihr geht es meistens um Liebe und Freundschaft und häufig spielen ihre Romane in den USA, wo sie einige Jahre gelebt hat. Sie wurde im Ruhrgebiet geboren und hat in Kalifornien und an der Ostküste der USA Literatur studiert, einen Magister der Philosophie und über Literatur promoviert. Das hört sich schlimmer an, als es ist.

(c) by Piper Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Piper Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.