||» Rezension «|| Crave [von Tracy Wolff]
– Liebe mich, wenn du dich traust –
Tracy Wolff
Übersetzer: Katarina Ganslandt
Jugendfantasy || Romantasy
Band 1 von 3
Katmere – Academy – Chroniken
Liebe mich, wenn du dich traust
Nach dem Unfalltod ihrer Eltern verschlägt es Grace buchstäblich ins kalte Exil: die Wildnis von Alaska, wo ihr Onkel ein Internat leitet, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht. Und die Schüler sind nicht weniger mysteriös, allen voran Jaxon Vega, zu dem Grace sich auf unerklärliche Weise hingezogen fühlt – trotz aller Warnungen, dass sie in seiner Nähe nicht sicher ist. Doch Jaxon hat seinen Ruf nicht umsonst: Je näher sie und der unwiderstehliche Bad Boy einander kommen, desto größer wird die Gefahr für Grace. Offensichtlich hat jemand es auf sie abgesehen …
(c) by dtv Verlag
Dieses Buch ist mir, als bekennender Vampire-Fan, schon ins Auge gesprungen, da war noch nicht einmal angekündigt, dass es auf deutsch erscheinen wird. Kurz hab ich überlegt, es in der Originalsprache zu lesen, dann jedoch kam die dtv-Vorschau und mein innerer Struggle war beendet. Also hieß es, geduldig sein. Kurz nach dem Erscheinungstermin hab ich das Buch schlussendlich von meinem Freund zum Jahrestag bekommen und mich Hals über Kopf in das Cover verliebt. Anfangs hatte mich zwar die Seitenanzahl ein wenig abgeschreckt, doch nun, knapp zwei Monate später, hab ich es gelesen. In der Zwischenzeit sind allerdings doch so einige, negative Rezensionen dazu im Netz aufgetaucht. Aber wie steht es um meine Meinung? Welcher Seite schließe ich mich an: denen, die es lieben – oder denen, die es furchtbar fanden? Das und noch vieles mehr verrate ich euch jetzt in aller Ausführlichkeit. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥
Bevor wir heute mit der eigentlichen Rezension loslegen, wollte ich vorher kurz noch etwas erwähnen, was ich enorm wichtig finde für alles nachfolgende: ich gehöre zu den ganz wenigen Menschen da draußen, die Twilight nicht gelesen haben. Ich hatte nie die Motivation dafür und habe auch nur den ersten Teil der Filme gesehen. Das ist allerdings bereits etliche Jahre her und bis auf das Grundgerüst rund um Bella und Edward, ist nicht wirklich was davon in Erinnerung geblieben. Heißt: ich kann keine direkten Vergleiche ziehen.
Schon während des Einstiegs wird bereits eine sehr dichte, intensive Atmosphäre geschaffen. Das Setting in Form der alaskischen Einöde ist perfekt eingefangen und wiedergegeben, und ließ mich so manches Mal frösteln. Der Schreibstil von Tracy Wolff liest sich dabei wahnsinnig leicht und ich kam dementsprechend schnell voran. Sie schreibt einnehmend,mitreißend und spannend und trotzdem locker, humorvoll und authentisch. Mit ihren Beschreibungen erzeugte sie glasklare Bilder vor meinem inneren Auge und entführte mich in ein fast historisch anmutendes Internat, in dem es unheimlich viel zu entdecken gab. Ich mochte die Dialoge zwischen den einzelnen Figuren, fand die Ausarbeitung der Charaktere gut und hatte keinerlei Probleme, mir alle vorzustellen. Obwohl es düster ist, verliert die Autorin niemals den Charme, den die Geschichte ausmacht und brachte mich damit sogar das ein oder andere Mal zu schmunzeln. Einzig die innere Monologe der Protagonistin fielen etwas sehr raumgreifend aus; aber dazu komme ich später noch einmal genauer.
Die gesamte Aufmachung des Buches: das Cover, die Karte im Inneren, der Schutzumschlag, der Buchschnitt – das alles verdient größtes Lob – aber die Gliederung, die Tracy Wolff hier gewählt hat. Während wir über einen sehr langen Zeitraum nur Grace, die Protagonistin begleiten, so kommt ab einem bestimmten Zeitpunkt auch die Sicht von Jaxon mit dazu und das trieb den Spannungsbogen noch einmal in ungeahnte Höhen.
Die Idee hinter „Crave“ ist mit Sicherheit nichts Neues. Es gibt durchaus Parallelen zu Twilight, allerdings auch zu zigtausend anderen Fantasy-Geschichten. Hier Vergleiche zu ziehen finde ich schlichtweg falsch, nur weil Vampire vorkommen. Ich mochte das Grundgerüst dieses Buches, nicht zuletzt weil es simple wie gut war. Allein das gewählte Setting riss für mich schon einiges heraus und dazu noch das Internat und die verschiedenen Fabelwesen und schon war die Sache beinah geritzt. Aber fangen wir vorn an:
Wie ich schon sagte, war der Einstieg in dieses Buch direkt mit einer einnehmenden Atmosphäre behaftet, die zu fesseln wusste. Dementsprechend leicht kam ich auch ins Geschehen rein und fühlte mich von Anfang an wohl an Grace’s Seite. Die Ankunft im eisigen Alaska, dicht gefolgt vom ersten Eindruck des Internats, war interessant gestaltet und authentisch umgesetzt und spätestens als dann auch Jaxon ins Spiel kam, stieg die Spannung an. Zugegeben, wir lesen hier ein Jugend-Fantasy-Roman, in dem der Romance-Anteil relativ viel Raum erhalten hat. Dass wir vor Nervenkitzel und Grusel und Adrenalin nicht tot vom Stuhl fallen, war mir von Anfang an klar. Auch dass das ein oder andere Klischee bedient werden würde, war abzusehen. Aber mal ehrlich: genau darauf hab ich mich gefreut! Trotzdem war das, was passierte, zu keiner Sekunde langweilig, sondern so verpackt, dass es entweder humorvoll, emotional oder ansprechend auf den Leser wirkte. Die einzelnen Plots fielen, für meinen Geschmack, abwechslungsreich aus und der Schulalltag wurde glaubhaft eingefangen. Wir erleben viel von alltäglichen Teenager-Problemen, aber die fantastischen Elemente spielen zu jeder Sekunde in die Handlung rein und erzeugen so eine gelungene Mischung aus beidem.
Als dann endlich ein wenig Licht ins Dunkel kommt und die großen Geheimnisse für Grace – aber auch für den Leser – offengelegt werden, nimmt die Handlung dann auch so richtig Fahrt auf. Es gibt ab diesem Punkt auch die ersten Elemente, die zu eigenen Überlegungen animieren und das Miträtseln fördern, sodass man sich während des Lesens fortwährend Gedanken machen kann und selbst darüber nachdenkt, was sich hinter all den mysteriösen Geschehnissen verbirgt. So werden auch die Überraschungsmomente immer zahlreicher und konnten mich definitiv abholen. Unerwartete Wendungen treffen auf immer intensiver werdende Gefühle. Ich konnte herrlich leicht mit Grace und Jaxon mitfiebern, ertappte mich aber gleichzeitig auch immer wieder dabei, wie ich Zweifel an den Absichten mancher hatte. Das ist genau das, was ich mir von überzeugendem Fantasy wünsche und Tracy Wolff hat es geschafft, all das in diesen Auftakt einzubauen.
Gen Ende überschlagen sich die Ereignisse dann, indem eine Auflösung die nächste jagt und die Geschichte bewusst in immer wieder andere Richtungen gelenkt wird. Eine beantwortete Frage wirft etliche neue offene Fragen auf; es wird actionreich und kampflastig, ungeheuer spannend und mehr als nur fesselnd. Auch erscheint vieles, was vorher scheinbar glasklar gewesen ist, in einem völlig neuen Licht und lässt einen das bisher Erlebte noch einmal Revue passieren um die entsprechenden Schlüsse zu ziehen. Es war, alles in allem ein absolut rundes, stimmiges und vor allem überzeugendes Finale für diesen ersten Band; das definitiv auch eine ganze Menge Lust auf die Fortsetzungen macht.
Last but not least: die Charaktere. Wir treffen hier schon früh auf die zwei Hauptakteure der Geschichte: Grace und Jaxon. Die zwei sind wie Tag und Nacht, wie Schwarz und Weiß, wie Feuer und Wasser – und trotzdem harmonieren sie unheimlich gut miteinander und erzeugen die unterschiedlichsten Emotionen im Leser. Die Dynamik unter ihnen stimmt: sie ist zwar durchaus klischeebehaftet, aber nicht weniger unterhaltsam.
Grace ist ein Mädel, das man einfach gern haben muss – zumindest hab ich das so wahrgenommen; auch wenn viele anderer Meinung sind. Für mich war sie absolut passend für die Geschichte und eine überzeugende, treibende Kraft. Ich gebe zu, ihre inneren Monologe mit sich selbst und ihr ewiges Anschmachten machten sie vielleicht ein wenig kindisch und naiv – und stellenweise anstrengend – aber das änderte rein gar nichts an der Sympathie. Ich nahm sie als liebenswerte junge Frau war, die plötzlich vor den Trümmern ihres Lebens stand und inmitten der Einöde Alaska’s, in einem fremden Internat quasi von Null anfangen muss. Für mich war sie durchweg nachvollziehbar, glaubhaft und lebendig. Sie strahlte so viel Authenzität aus, so viel Liebenswürdigkeit, dass ich gar nicht anders konnte, als mit ihr mitzufühlen und mitzufiebern. Viele haben kritisiert, dass sie quasi blind durch das Internat laufen würde und die Augen bewusst vor dem Offensichtlichen verschließen würde – dem kann ich so gar nicht zustimmen. Sicher, für uns Leser, die schon zahlreiche Stories über Vampire und Konsorten gelesen haben, mag es logisch sein; aber für ein Mädel, das noch keine Berührungspunkte mit Vampiren und Co. hat, ist es das nicht. Die Entwicklung, die sie also an den Tag legt, wird von Seite zu Seite deutlicher und es war wunderschön zu beobachten, wie sie inmitten des seltsamen Haufens an Mitschülern immer mehr Fuß fasste in Alaska. Ich jedenfalls hab, bis auf die stummen Gespräche mit sich selbst, die oft das Tempo der Handlung etwas drosselten, nichts zu kritisieren und freue mich bedingungslos, die in den Folgebänden wieder zu treffen.
Ganz ähnlich verhielt es sich auch bei Jaxon. Der typische Bad Boy, der Kerl, der das arme Mädchen vor sich warnen muss, der Mann, der ein Geheimnis mit sich herum trägt. Nun ja – ein Geheimnis vor Grace, denn alle anderen wissen ja längst Bescheid. Eigentlich müssten Jaxon’s Eigenschaften abgedroschen und langweilig wirken, klischeehaft und bekannt; aber es passte so gut zu ihm, dass mir alles völlig nebensächlich erschien. Er war toll ausgearbeitet, mit Tiefgang und Greifbarkeit; mit einer schmerzenden Vergangenheit (nächstes Klischee) und Narben. Sein ganzes Auftreten schrie schon danach, dass er was zu verheimlichen hatte und nur weil wir als Leser sofort erkennen, was hier Sache ist, heißt es noch lange nicht, dass dies schlecht für ihn als Figur sein muss. Ich fieberte genau so sehr mit ihm, wie mit Grace, mit und fühlte mich trotz der düsteren Aura definitiv zu ihm hingezogen. Jaxon ist eben Jaxon – ein Kerl, der eine ganze Menge Verantwortung auf seinen Schultern trägt und damit nicht immer so umgeht, wie es die Gesellschaft von ihm erwartet; aber das macht ihn wiederum auch besonders.
Ihr merkt schon; ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Und ich muss leider sagen: es geht bei den Nebenfiguren in genau dem selben Ton weiter. Die Randcharaktere waren wirklich detailliert ausgearbeitet und ihre Darstellung fast ebenso umfangreich und tiefgründig, wie die von Grace und Jax. Vor allem die Undurchsichtigkeit mancher begeisterte mich total und ich ertappte mich mehr als einmal dabei, wie ich meine Meinung über diesen oder jeden Charakter änderte. Besonders positiv ist mir da Grace’s Cousine aufgefallen und deren Vater. Der Schulleiter erinnerte mich entfernt an Dumbledore und Flint an den gleichnamigen Typen aus Rapunzel. Ich hatte jedenfalls ganz offensichtlich Spaß dabei, sie alle, ob Protagonist oder Nebenfigur, zu begleiten.
„Crave“ von Tracy Wolff ist ein durchaus klischeebeladener Teenie-Vampir-Roman, hat aber durch Humor, Spannung, Überraschung und Gefühl trotzdem auf ganzer Linie überzeugt. Für mich kam dieses Buch in exakt dem richtigen Moment und ich hatte größte Freude, die Geschichte mit Grace und Jaxon zu erleben. Die Plots waren einfallsreich und ansprechend, die Abwechslung durch die unterschiedlichsten Geschehnisse gegeben und das Tempo fast dauerhaft auf einem hohen Niveau. Lediglich die inneren Diskussionen mit sich selbst von der Protagonistin nahmen dem Ganzen hin und wieder den Wind aus den Segeln, aber in Anbetracht der ansonsten tollen Unterhaltung, kann ich darüber leicht hinwegsehen. Ich freue mich jedenfalls sehr auf die Folgebände und denke, wir sollten alle ganz locker an dieses Buch rangehen und uns einfach amüsieren. Ich jedenfalls hab es getan und deshalb ist „Crave“ für mich zu einem Highlight geworden.
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Tracy Wolff schrieb ihr erstes Buch bereits in der zweiten Klasse. Seitdem sind über 65 Romane dazugekommen, darunter viele ›The New York Times‹- und ›USA Today‹-Bestseller. Sie liebt Vampire, Drachen und alles, was einem sonst noch Schauder über den Rücken jagen könnte. Die ehemalige Englischprofessorin widmet sich heute ganz dem Schreiben und lebt mit ihrer Familie in Austin, Texas.
(c) by dtv Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Dtv Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.
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