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31. Oktober 2019 0 Von Patchis Books
DER FLUCH VON CARROW HOUSE
Darcy Coats
Horror
Einzelband
416 Seiten
25. September 2019
Übersetzer: Manfred Sanders
Festa Verlag
Taschenbuch
14,99€
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#werbung

Remy arbeitet als Tourguide in Carrow House. Sie führt Menschen durch das berüchtigte Spukhaus und erzählt ihnen von den Geschehnissen, die sich einst in diesen Mauern zutrugen. Als eine Reisegruppe für eine ganze Woche einen Aufenthalt bucht, um die unheimlichen Phänomene zu untersuchen, hofft Remy, selbst endlich einige zu erleben. Und tatsächlich: Nach einer Séance nimmt die paranormale Energie so weit zu, dass Fenster zerbrechen und gespenstische Erscheinungen durch die Flure schreiten.  Dann stirbt einer der Gäste und Remy zieht die Möglichkeit in Betracht, dass der Geist des einstigen Eigentümers noch in den Hallen weilt: John Carrow. Und der war ein irrer Serienmörder …

(c) by Festa

Madame Hasenfuß verfasst eine Rezension zu einem Horrorbuch. Finde den Fehler. Tatsächlich. Ich Angsthase habe „Der Fluch von Carrow House“ gelesen – mutterseelenallein, im dunkeln. Bitte fragt mich nicht, wie es dazu kam.. ich war einfach superschrecklich neugierig auf die Geschichte und wollte mich mal so richtig schön gruseln. Vielleicht schlummert die Horrorfilm-Passion, die ich früher hatte, ja immer noch irgendwo tief in mir? Wer weiß. Heute jedenfalls habe ich meine Meinung zu dem Buch im Gepäck und möchte sie gern mit euch teilen. Falls ihr also wissen möchtet, wie mir mein erstes Horrorbuch gefallen hat, bleibt gerne dran. Viel Spaß ♥

Bevor wir so richtig in die Geschichte starten, gewährt uns die Autorin einen Einblick in Remy’s Arbeitsleben. Wir erfahren nicht nur eine Menge wichtiger Fakten zum berüchtigten Carrow House, sondern lernen auch unsere Protagonistin erst einmal kurz kennen. Der Einstieg ist also noch recht ruhig gehalten, zwar äußerst informativ, aber eben noch nicht großartig beeindruckend. Gemeinsam mit Remy führen wir eine Gruppe von mutigen Touristen und Einheimischen durch das Spukhaus und können uns so ein erstes Bild von den Örtlichkeiten und den Begebenheiten machen. Erst als dann ein Teilnehmer der Gruppe darum bittet, sich über einen längeren Zeitraum im Haus aufhalten zu dürfen, beginnt der eigentliche Spaß. Während Remy sich nicht lange bitten lässt, stellt Mark eine bunte Truppe zusammen und nur wenige Zeit später betreten die Langzeitgäste das Haus.
Ab diesem Punkt nimmt die Geschichte kontinuierlich an Fahrt auf und die einst noch recht sanfte Beklemmung wächst mit jeder gelesenen Seite. Carcy Coats versteht es, den Leser zu packen und ihn auf eine Reise zu schicken, die er nie wieder vergisst. Dank der düsteren, vollkommen einnehmenden Atmosphäre fiel es mir nicht schwer, mich ganz auf das Buch einzulassen und ich gestehe, Gänsehaut ist nicht das einzige, was ich zu spüren bekam. Obwohl das Grundgerüst der Geschichte so abgedroschen, fast banal klingt, verbirgt sich dahinter erstklassiger Horror. Man sollte annehmen, dass zufallende Türen, zerspringende Fenster und das Knarzen von Holz nichts ist, was einen erwachsenen Menschen aus der Bahn wirft, doch die Autorin schafft es eben diese einfachen, aber wirkungsvollen Elemente so perfekt zu platzieren, dass sie ihre volles Potential entfalten. Dazu kommen die unzähligen Plots, die sich Schlag auf Schlag aneinandereihen und Langeweile jeglicher Form im Keim ersticken. Was für eine immens einnehmende Geschichte, die nicht spannender hätte sein können. Ich ertappte mich beinahe sekündlich dabei, wie ich den Atem anhielt, in freudig-ängstlicher Erwartungen, was die Gruppe als nächstes erleben würde, nur um dann mit akuter Schnappatmung und Herzrasen panisch durch die Kapitel zu hetzen, schneller als es eigentlich hätte möglich sein können. Den letzten Schliff erhielt die Story dann durch die Tatsache, dass man als Leser sogar miträtseln konnte. Nur Geister? Oder trieb noch etwas anderes sein Unwesen in den heiligen Hallen von Carrow House? Diese Undurchsichtigkeit spielte dem Geschehen zusätzlich in die Karten und trieb den Lesegenuss weiter in die Höhe.
Selbst das Ende ist, ebenso wie der Rest der Geschichte, gespickt mit actionreichen, hochdramatischen Szenen, die einen das Blut in den Adern gefrieren lassen. Absolut unerwartet und demnach sehr überraschend ging das Buch zu Ende. Ich muss zugeben, dass ich mir das Ganze vielleicht ein wenig anders vorgestellt – vielleicht auch gewünscht – hätte, doch trotz der minimalen Kritik bin ich mit der Umsetzung hochgradig zufrieden und noch immer leicht atemlos und verängstigt. Danke Darcy Coates für diese absolut gelungenen Horror-Momente und das riesige Lesevergnügen.

Doch nicht nur die Idee und deren Umsetzung können überzeugen und begeistern – denn beides wäre nichtig ohne die passende Besetzung – auch die Charaktere tun es. Eine bunt zusammengewürfelte Truppe: jeder mit eigenen Ecken und Kanten; aber vor allem mit eigenen Ansichten bietet das Zusammenleben jede Menge Zündstoff für hitzige Diskussionen, lautstarke Streitereien und abgrundtiefes Misstrauen. Doch die Autorin legt ebenso Wert auf das zwischenmenschliche Miteinander und erschafft einige Situationen, die den Figuren nicht nur Leben einhauchen, sondern ihnen Tiefe und Sympathie und Nahbarkeit. Mir war es enorm wichtig, dass eben genau das der Fall ist und ich bin froh, dass Darcy Coates mir diesen Wunsch erfüllen konnte, indem sie nicht nur Zweifel sähte, sondern diese auch wieder ausradierte – und das in glaubhaften Abständen und mit dem nötigen Einfühlungsvermögen.
Da die Gruppe, wie schon erwähnt, aus sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten besteht, wird auch allein auf diesem Gebiet nie langweilig. Wir treffen nicht nur Remy, den Tourguide, die das Haus kennt wie ihre Westentasche – wir treffen auch auf Mark, einen jungen Mann, dessen Absichten lange Zeit verborgen bleiben. Auf Marjorie, ein Medium, die das Paranormale beherrscht und sogar mit damit kommunizieren kann. Taj, einen aufgehenden Stern an Youtube-Himmel, der durch seinen Besuch im Spukaus vor allen Dingen seine Klick,- und Followerzahlen in die Höhe treiben will. Diese vier Menschen, und noch vier weitere, die ich hier nicht auch noch namentlich nennen kann, sind aus jeweils eigenen Beweggründen nach Carrow Island gekommen und ob sie am Ende wohl alle wirklich nur Gutes im Sinn haben, erzählt euch die Geschichte.
Für mich war diese Mischung, genau so wie Idee und Handlung, einfach perfekt gewählt und eine wahre Bereicherung für den Lesespaß. Die Undurchsichtigkeit, das aufkeimende und wieder ablaufende Misstrauen – das alles bescherte mir nur noch mehr Gänsehaut und Atemlosigkeit.

Der Schreibstil der Autorin ist absolut angenehm (darf man das Wort im Zusammenhang mit einem derart gruseligen Horror-Roman überhaupt verwenden?) und sehr leicht zu lesen. Mit bloßen Worten erzeugte Darcy Coates ein wahnsinnig realistisches Bild der Geschehnisse und versetzte mich damit mitten hinein ins Spukhaus. Ich fühlte mich als Teil der Gruppe, als Opfer und als Geist zugleich; manchmal vielleicht sogar eine Spur zu sehr. Kein Wunder also, dass die aufkeimende Panik sich immer wieder meldete und ich hin und wieder sogar eine kurze Pause von dem Buch brauchte – einfach um durchatmen zu können. Ich sehe es als riesiges Talent, den Leser derart zu catchen und ihn so sehr zu schockieren, dass er tatsächlich Schweißausbrüche und Herzrasen bekommt. Ihn so mitzureißen, ihm solche körperlichen Symptome abzuringen spricht also eindeutig für Stil und Sprache der Autorin.

„Der Fluch von Carrow House“ von Darcy Coates ist die perfekte Lektüre für die dunkle Jahreszeit. Doch selbst bei gleißendem Sonnenlicht beschert einem dieses Buch definitiv Gänsehaut. Geister-Horror vom Feinsten mit altbewährten Elementen, die gut platziert und absolut atmosphärisch eingearbeitet sind. Auch Charaktere, Schreibstil und Umsetzung können auf ganzer Linie überzeugen und da mir jegliche Handhabe für Kritik fehlt, ist diese Geschichte zurecht eins meiner Jahres-Highlights. Großartiges Kino für alle Fans von „Spuk in Hill House“, „13 Geister“ und „Sinister“. Definitiv ein Blick wert.

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Wer auch immer Darcy Coates ist, unter diesem Pseudonym hat sie bereits mehrere unheimliche Bestseller veröffentlicht. Angeblich lebt sie mit ihrer Familie und einigen Katzen an der australischen Zentralküste in einem Haus mit einem großen Kräutergarten und sie soll alte Wälder lieben, in denen die Bäume jeden, der zwischen sie tritt, in dunkle Schatten hüllen.

(c) by Festa

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim  Festa Verlag bedanken: dafür alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.