||» Rezension «|| Der Klang des Feuers [von C. E. Bernard]

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19. Januar 2023 0 Von Patchis Books

Achtung! Band 3 einer 3-teiligen Reihe. Spoiler zum Vorgänger sind möglich.
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DER KLANG DES FEUERS
C. E. Bernard
Übersetzer: Charlotte Lungstrass-Kapfer
High Fantasy
Band 3 von 3
Wayfarer-Trilogie
416 Seiten
22. November 2021
Penhaligon Verlag
Paperback
15,00€
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Das große Finale der Wayfarer-Saga: Wird der Wanderer Weyd die Welt in die Dunkelheit stürzen?

Der Wanderer Weyd und seine Freunde haben eine dunkle Wildnis durchreist, um die sagenumwobenen Türme des Lichts zu erreichen. Doch die drei Bauwerke sind so tödlich wie ein Waffenarsenal und verlangen den Gefährten Schreckliches ab. Das Schlimmste steht Weyd allerdings noch bevor: Wenn er das Feuer an der Turmspitze entzünden will, muss er ein unmenschliches Opfer bringen – oder sich stattdessen für ewige Finsternis entscheiden … Das Finale der dreibändigen »Wayfarer«-Saga aus der Feder einer umwerfenden deutschen Autorin!

(c) by Penhaligon Verlag

Wie viel zu oft in meinem Leben, hab ich bei diesem Werk wieder enorme Skrupel gehabt, es zu lesen. Nicht etwa, weil ich dachte, es könne mich nicht überzeugen, sondern vielmehr deswegen, weil ich wusste, dass es mich umhaut. Gleichzeitig wollte ich aber auch nicht, dass die Reihe sich dem Ende entgegen neigt. Ich wusste, hab ich „Der Klang des Feuers“ erstmal begonnen, würde ich Weyd und Co. bald ziehen lassen müssen. Und das brachte ich über einen viel zu langen Zeitraum einfach nicht übers Herz. Nun aber war’s endlich soweit. Ich hab mich ein letztes Mal in die Welt der Schatten und der Dunkelheit gewagt und kann euch deswegen heute endlich meine Meinung liefern. War es wieder ein absolutes Highlight, oder kann das Finale nicht mehr ganz mit seinen beiden Vorgängern mithalten? Das und noch vieles mehr, jetzt in der Rezension. Falls ihr neugierig seid, bleibt also sehr gerne dran. Viel Spaß.

Was habe ich mich drauf gefreut, in diese einmalig düstere und klangvolle Welt zurückzukehren! C. E. Bernard hat eine wunderbare Art, Geschichten zu erzählen und dabei eine unendlich dichte Atmosphäre zu erzeugen. Allein schon dank des großartigen Schreibstils der Autorin ist es dem Leser möglich, komplett abzutauchen und sich von dem, was passiert, mitreißen zu lassen. Herzrasen, Beklemmung. Unglaube. Schock. Das alles wird einzig und allein durch Worte hervorgerufen. Durch Worte, und durch das, was hier geschieht. Dabei wird ganz bewusst auf tiefe, echte Emotionen gesetzt; und auch auf ehrliche, authentische Dialoge und Interaktionen. Die Art und Weise wie erzählt wird, wirkt beinah poetisch, und gleicht mehr einer Melodie, als einer schlichten Erzählung. Deshalb ist auch dieses Werk wieder nichts, was man so nebenbei wegliest. Es bedarf durchaus Konzentration und ungeteilte Aufmerksamkeit, dem Stil zu folgen und ich gebe zu, dass ich dafür dann auch in der entsprechenden Stimmung sein muss und dafür nicht immer den Kopf habe.
Umso mehr genoss ich dann die paar wenigen Tage, in denen ich im dritten und somit letzten Band der Wayfarer Saga versunken war. „Der Klang des Feuers“ schließt quasi nahtlos an den Vorgänger an und führt damit die Spannung aus Band 2 ohne Unterbrechung fort. Der Einstieg ist demnach also alles andere als seicht, denn nachdem die Gruppe getrennt wurde, gilt es erstmal, alle gedanklich dorthin zu packen, wo sie sich befinden. Von Anfang an rissen mich Weyd und Co unglaublich mit. Ich verlor mich wieder restlos in der Geschichte und fieberte derart intensiv mit, dass die Gänsehaut gar nicht mehr verschwinden wollte. Die düstere Stimmung und die ständige Angst um jeden einzelnen Charakter steigerten nicht nur die Sogwirkung, sondern auch den Puls. Wie immer ist und bleibt es auch im dritten Band wieder sehr undurchsichtig, was wohl als nächstes passieren wird, und so wurde die Spannung zusätzlich in die Höhe getrieben und die unzähligen Überraschungsmomente vervielfacht. Obwohl die Idee, die sich dahinter verbirgt, nun wirklich bereits bekannt ist durch die beiden Vorgänger, verlor sie dennoch nicht ihren Effekt. So innovativ, so ungewöhnlich, so einnehmend. C. E. Bernard schafft es erneut, mich total zu verzaubern, und das auf dunkelste Art und Weise. Allerdings hatte ich, besonders im Mittelteil mal zeitweise das Gefühl, als würde ich mich auf hoher See befinden – im übertragenden Sinne. Ich wurde hin und her geschaukelt, und die Gradlinigkeit, die eigentlich fester Bestandteil der Reihe ist, geriet mal kurz ins Straucheln. Ich hätte mir da ein bisschen mehr Straightness gewünscht, anstatt das, was ich schlussendlich bekam: ein kurzes, aber doch auffälliges Hin und Her. Mit Sicherheit trägt die Gliederung auch dazu bei, dass es mal etwas schwerer wird, den Überblick zu behalten, immerhin wechseln wir nicht etwa mit jedem Kapitel zu einer anderen Perspektive, sondern recht willkürlich – manchmal sogar mitten im Satz. Auch das ist ein weiterer Punkt, der offenlegt, dass man konzentriert lesen muss, um das Verständnis beizubehalten. Zum Glück stellte sich dieses Phase schnell wieder ein, und es ging wie gewohnt weiter. Zwar immer noch mit unerwarteten Sichtwechseln, in denen wir dann auch mal einmal quer durchs Land katapultiert werden, aber doch wieder strukturierter.
Es fällt mir extrem schwer, zu deuten, ob wir es hier mit einer eher ruhigen, oder doch einer total temporeichen Storyline zu tun bekommen. Es ist quasi beides richtig. Im Grunde lebt die Reise von Weyd und seinen Gefährten von der Stimmung, dem Stil und des Klangs – aber doch passiert wahnsinnig viel, was wiederum für Geschwindigkeit sorgte. Jedes Mal, wenn man denkt, man hätte das schlimmste endlich hinter sich und könne durchatmen, geraten die Akteure in die nächste, brenzlige Situation.
Das große Finale bzw. das letzte Drittel ganz allgemein, war dann einfach nur noch herzzerreißend! Ich konnte nicht glauben, dass uns die Autorin das antut und mein Herz.. meine Seele blutete. Selten kommt es vor, dass mich Fantasy Büchern zu Tränen rühren, doch hier strömten sie nur so. Was für ein episches Ende. Was für eine unglaubliche Auflösung, was für ein unvergessliches Erlebnis. Ich litt, ich weinte, ich zerbrach. Aber die Hoffnung erlischt niemals. Besonders weil die Liebesgeschichte, die sich während Band 1 und 2 seeeehr langsam und behutsam entwickelt, hier beinah kaum noch eine Rolle spielt, fand ich es umso schöner, dass das nochmal aufgegriffen und ebenfalls zum Abschluss gebracht wurde. Insgesamt ein wahnsinnig überraschendes, stimmiges und schönes Ende für eine einzigartige Trilogie.

Die Charaktere. Ich weiß im Grunde gar nicht, was ich dazu noch sagen soll, weil jedes weitere Wort zu Weyd, zu überflüssig ist. Weyd, Caer, Bellitas.. man kann sie nicht beschreiben, man muss sie erleben. Alle sind mit wahnsinnig viel Feingefühl ausgearbeitet und mit jeder Menge Details versehen worden, sodass sie wahrhaftig zum Leben erweckt wurden und man eine unbeschreiblich innige Verbindung zu ihnen herstellen kann. Ich schloss jeden tief ins Herz und dass ich sie alle nun ziehen lassen musste, tut einfach weh. Ich hab sie geliebt, gehasst, verflucht und bewundert, einfach weil sie so viele Facetten haben und es garantiert nie langweilig mit ihnen wird. Dabei sind eigentlich allesamt nicht wirklich Sympathieträger – zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Weyd ist wahrscheinlich mehr als doppelt so alt wie ich, aber mindestens auch so erfahren. Die Weisheit, die so oft aus ihm spricht ist der perfekte Kontrast zu seinen Unsicherheiten und Zweifel. Ich hab diesen alten Mann unwahrscheinlich lieb gewonnen, eben weil er so ein ungewohnter Zeitgenosse ist. Als Protagonist macht er einen wirklich tollen Job, und ist durch nichts und niemanden zu ersetzen. Er beweist eine Menge Mut, Stärke und Ehrgeiz, aber auch Mitgefühl, Empathie und Nächstenliebe. Obwohl er so weit von seinen Freunden getrennt und seine Situation so brenzlig war, war er in Gedanken stets und ständig bei allen anderen und sorgte sich auch um das Wohlergehen jedes einzelnen. Daran hat man wunderbar erkannt, was für ein großes Herz der Wanderer hat und wie wertvoll seine Freundschaft ist. Man wünscht ihm einfach nur das Beste. Man wünscht ihm alles Glück dieser Welt. Man wünscht ihm, dass die Sache gut ausgeht. Kurz um: Weyd ist einer der interessantesten, liebenswertesten und authentischsten Persönlichkeiten, denen ich jemals begegnet bin und er wird mir unbeschreiblich fehlen.
Caer, die im Laufe der Geschichte wohl am allermeisten durchgemacht hat, hat im selben Zuge aber auch am meisten bewiesen, dass nichts und niemand sie brechen kann. Man kann ihr weh tun, sie verletzen, ihr Schmerzen zufügen; aber niemand zerstört die Bardin. Was für eine starke Persönlichkeit – was für eine großartige Frau! Caer verdiente sich schon in den Vorgängern meinen größten Respekt; und obwohl sie hier nicht mehr ganz so weit im Vordergrund stand, war ihre weitere Entwicklung doch nicht zu übersehen. Als weibliche Hauptfigur hätte ich mir vielleicht noch ein paar mehr Szenen mit ihr gewünscht, aber das ist Meckern auf höchstem Niveau und deshalb wirklich nur eine Anmerkung und keine Kritik! Caer war perfekt, so wie sie war. Herzlich, aufmerksam, mutig. Wenn sie etwas anpackte, brachte sie nichts von ihrem Weg ab. Trotzdem war sie nicht furchtlos, was sie wiederum menschlich machte. Allgemein war jeder auf seine Art und Weise total lebendig, greifbar und real – sogar die Tiere, oder besser gesagt: besonders die Tiere hatten beinah menschliche Züge, an denen man ihr wahres Wesen erkennt. Ich kann nicht auf jeden einzelnen der Gruppe eingehen, aber ich kann eigentlich eh nur für alle sprechen, wenn ich sage, dass ich sie unglaublich lieb gewonnen habe. Jeder Verlust, sei er auch nur von kurzer Dauer durch einen Perspektivwechsel, schmerzte bereits sehr. Und selbst diejenigen, die bewusst provozierten bzw. ganz bewusst Abneigung, wenn nicht sogar Hass heraufbeschworen, waren gern Gesehene Auftritte, immerhin brachten die so auch neue Aspekte und zusätzliche Spannung mit. Eine großartige Charaktergestaltung also, die C. E. Bernard da lieferte – aber nach den beiden ersten Bänden hab ich auch absolut nichts anderes von ihr erwartet. 

„Der Klang des Feuers“ von C. E. Bernard ist ein mehr als gelungener Abschluss für diese unheimlich mitreißende, klangvolle Saga. Es bereitet einem größte Freude, Weyd ein letztes Mal zu begleiten. Allgemein waren alle Charakter wieder voller Tiefe, voller Lebendigkeit und rissen mich so nochmal enorm mit. Der Handlungsverlauf überzeugte mich, indem gleich mehrere unerwartete Wendungen auftauchten und die Spannung damit in die Höhe getrieben wurde. Und zum Schreibstil brauche ich nun wirklich nichts mehr zu sagen, oder was meint ihr? Melodisch, wunderschön und machtvoll – aber eben auch etwas komplexer, sodass es einiger Aufmerksamkeit bedarf, um wirklich am Ball zu bleiben. Einzig dieser winzige Makel, dieses sehr hektische Hin und Her im Mittelteil, war meiner Meinung nach nicht nötig. Ein bisschen straighter, ein bisschen strukturierter hätten diese paar Szenen gerne sein dürfen. Ansonsten steht dieser dritte Band seinen Vorgängern in nichts nach und bietet ein würdiges Finale für eine unvergessliche Trilogie.

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C.E. Bernard ist das Pseudonym von Christine Lehnen, die 1990 im Ruhrgebiet geboren wurde und seitdem in Kanada, den Vereinigten Staaten, Australien und Paris gelebt hat. Sie studierte die Fächer English Literatures and Cultures und Politikwissenschaft, seit 2014 lehrt sie Literarisches Schreiben an der Universität Bonn. Daneben promoviert sie an der University of Manchester über Neuerzählungen des Trojanisches Krieges, erwandert das Siebengebirge und mentoriert zukünftige Talente für PAN e. V. Ihre Kurzgeschichten wurden mit den Literaturpreisen der Jungen Akademien Europas und der Ruhrfestspiele Recklinghausen ausgezeichnet, ihre Romane waren für den RPC Fantasy Award und den Lovelybooks-Leseraward nominiert. Christine Lehnen schreibt auf Englisch – ihre auf Deutsch erschienenen Werke, darunter die Palace-Saga und zuletzt die Wayfarer-Saga, werden ins Deutsche zurückübersetzt.

(c) by Penhaligon Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Penhaligon Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Sowie natürlich auch für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.