||» Rezension «|| Die Tribute von Panem 01 – tödliche Spiele [von Suzanne Collins]

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16. Dezember 2020 1 Von Patchis Books
DIE TRIBUTE VON PANEM
– tödliche Spiele –
Suzanne Collins
Übersetzer: Sylke Hachmeister
und Peter Klöss
Dystopie
Band 1 von 3
Die Tribute von Panem – Reihe
416 Seiten
09. Mai 2020
Oetinger Verlag
Hardcover
24,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung. Alljährlich finden grausame Hungerspiele statt, bei denen nur ein Einziger überleben darf. Als die sechzehnjährige Katniss erfährt, dass ihre kleine Schwester Prim als Teilnehmerin ausgelost wurde, meldet sie sich an ihrer Stelle freiwillig. Seite an Seite mit dem gleichaltrigen Peeta zieht sie in den Kampf. Wider alle Regeln rettet er ihr das Leben. Katniss beginnt zu zweifeln – kann es wirklich nur einen Sieger geben?

(c) by Oetinger

Es ist beinah eine Schande aber dieses Buch lag, sage und schreibe, 11 Jahre auf meinem SuB. Keine Ahnung woran das lag; aber das gehört nun der Vergangenheit an! Ich hatte zwar ein paar Bedenken, weil ich den Film schon gesehen hatte, bevor ich das Buch zur Hand nahm, aber ich hatte trotzdem riesige Lust auf Katniss und Peeta und Co. Und so hab ich endlich danach gegriffen und heute kann ich euch schon verraten, ob ich es bereue, es so lange habe warten lassen oder ob es gut und gern nochmal so lange auf dem Sub hätte versauern können. Falls ihr neugierig seid, bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.♥

Suzanne Collins erzählt uns die Geschichte von Katniss wahnsinnig authentisch, bildhaft und mitreißend. Mit bloßen Worten erzeugt sie neben einer Menge Atmosphäre auch so einiges an Spannung. Immer wieder wechselt sie die Tempi, sodass es mal ruhiger, mal actionreicher ist. Ich kam unheimlich gut voran, hatte von Anfang an keine Verständnisprobleme und genoss es regelrecht, in diese dystopische Welt abzutauchen. Die Autorin vermittelt sowohl gefährliche Passagen als auch die emotionalen Parts sehr glaubhaft und ergreifend und konnte mich so komplett in ihren Bann ziehen. Besonders gefiel mir auch, dass die Kampfszenen, die hier unweigerlich auftreten müssen, nicht zu derb und brutal dargestellt wurden, sondern kurz und knackig, aber eben trotzdem nicht zu schwammig. Allgemein hatte ich quasi dauerhaft das Gefühl, dass Suzanne Collins immer den richtigen Ton getroffen hat mit ihren Worten. Es wirkt alles super realistisch, wie aus dem echten Leben erzählt und ich konnte mir Charaktere sowie Szenen wunderbar leicht vor Augen führen und mich davon gefangen nehmen lassen.
Dazu die Gliederung, in Form von einer einzigen Sicht; nämlich Katniss‘ Sicht und die angenehm langen Kapiteln; die stets mit einem Cliffhanger enden. Wahrscheinlich hätte mir die Autorin auch etwas von einem Mehlsack erzählen können und ich wäre dennoch gebannt an ihren Lippen gehangen. Aber nein; zu dem ganzen gibt’s eben auch noch eine extrem spannende, innovative Geschichte.

Und das war das Stichwort für den nächsten Part: die Handlung. Schon der Einstieg zeigt uns ein mögliches Beispiel für die Zukunft. Wer weiß; vielleicht wird auch unsere Welt einmal in verschiedene Distrikte unterteilt und vielleicht müssen auch wir irgendwann ums Überleben kämpfen – in einer Arena. Das gesamte Konstrukt, auf dem die Geschichte errichtet ist, überzeugt; denn es sind so viele neuartige, erfrischende und innovative Ideen verbaut, dass man nur staunen kann. Und das, obwohl das Dystopie-Genre nicht erst seit gestern existiert.
Der Sprung in die erste Szene gelang mir ohne größere Probleme. Es beginnt alles noch recht gediegen und wir bekommen zunächst einmal ein paar Seiten lang Zeit, Katniss und ihre Lebensumstände; aber auch die Welt, in der sie lebt, kennen zu lernen. Es passiert trotz Einstiegsphase bereits einiges und es wird schnell klar, dass eine Menge Verantwortung auf den Schultern der 16-jährigen lastet. Sie muss nicht nur ihr eigenes Überleben sichern, indem sie jagen geht; sondern auch das ihrer Familie. Und schon da wird klar: sie ist nicht unerfahren oder naiv; sie ist unheimlich reif und weiß sich zu behaupten.
Doch kaum ist das Kennenlernen vorüber, geht es auch schon los und die Auslosung des diesjährigen Tributs steht bevor. Allein diese Szene bescherte mir bereits Gänsehaut. Und mit eben jener musste ich mich die gesamte Geschichte über abfinden. Denn während diese Szene schon extrem spannend, aber auch beklemmend zu verfolgen war, kehrt keine Ruhe ein – im Gegenteil; es geht los mit den Hungerspielen. Die Spannung hätte an der Stelle wohl nicht mehr größer sein können. Suzanne Collins hat hier die Plots fast nahtlos aneinander gereiht und so immer wieder unerwartete Wendungen und jede Menge Überraschungen erzeugt. In diesem Buch steht der Tod quasi an der Tagesordnung und zu wissen, dass nur einer überlebt, treibt den Spannungsbogen in ungeahnte Höhen. Doch wer jetzt denkt, die Kampfszenen würden ohnehin alle gleich aussehen, der irrt sich. Die Abwechslung innerhalb der Hungerspiele ist überraschend wie grandios zugleich. Nicht immer sind es andere Teilnehmer, die einem nach dem Leben trachten – auch der Zufall spielt eine besondere Rolle.
Der Aufbau dieses ersten Bandes ist schlicht genial und gimpfelt in einem fulminanten Finale, das innerhalb des Genres seinesgleichen sucht. Überraschend und actionreich; aber auch unglaublich mitreißend und packend; so spielen sich die letzten Szenen ab. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es möglich wäre, so eine Undurchsichtigkeit in ein Jugendbuch zu erzeugen; doch die Autorin hat es geschafft, die Handlung immer wieder in andere Richtungen zu lenken und den Leser so gebannt an die Seiten zu fesseln. Wie schon gesagt, war dies sicher nicht meine erste Dystopie; aber in Sachen Handlung/Spannung definitiv eine der Besten. Ich freue mich auf Band 2; denn der Cliffhanger am Ende lässt die Vorfreude ganz schön ansteigen – und auch die Frage „was kommt denn bitte jetzt noch?“.

Als letzten Punkt behandeln wir nun die Charaktere. Ich denke, die gesamte Lobeshymne spricht bereits schon dafür, dass ich Katniss & Co. mochte; schließlich hätte ich niemals so mitgefiebert, wie ich es schlussendlich getan hätte, wenn mir die Figuren nicht gefallen hätten.
Katniss als Protagonistin bereitet eine Menge Spaß; denn sie ist wesentlich reifer und erwachsener, als es für ein 16-jähriges Mädel üblich ist. Sie musste früh lernen, auf sich selbst zu achten – oder besser gesagt: sie musste lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und ihre Familie dabei noch mitzutragen. Und das tut sie, mit einer Hingabe, die überrascht. Katniss ist total hart im Nehmen, kann mit Tod und Verderben sehr gut umgehen und provoziert es ja immer wieder auch selbst, indem sie jagen geht und dabei Tiere erlegt; um etwas Essbares auf den Teller zu bekommen. Doch neben dieser Härte, die sie ausstrahlt, ist sie manchmal doch immer noch der naive Teenager, der ziemlich unerfahren ins im Umgang mit dem anderen Geschlecht und immer wieder verzweifelt. Sie hatte Ecken und Kanten, war alles, nur nicht perfekt – aber eben das machte sie einfach perfekt. Katniss ist loyal, treu ergeben und verantwortungsbewusst. Sie ist im Grunde die perfekte Mischung aus Teenager und Kämpferin. Und beide Seiten wurden von Suzanne Collins toll herausgearbeitet, sodass Katniss dauerhaft glaubhaft und realistisch auf den Leser wirkt. Ihre Handlungen und Gedankengänge sind nicht immer total ausgeklügelt und durchdacht, aber immerzu echt.
Peeta hingegen war ein wenig schwerer zu durchschauen. Er kommt, für einen Protagonisten, erst relativ spät ins Spiel – bekommt aber mindestens genau so viel Aufmerksamkeit wie Katniss. Sich an Peeta’s Seite immer wohl zu fühlen, war nicht unbedingt leicht, aber das machte ihn wiederum sehr interessant. Was führt er im Schilde? Meint er immer das, was er sagt? Was steckt hinter ihm und seinem Verhalten? Man wusste es lange nicht und das machte ihn zu einem spannenden, aber auch passenden Charakter für diese Geschichte. Schlussendlich gefiel auch er mir und sein Herz trug er auch am rechten Fleck; aber das geheimnisvolle blieb lange Zeit erhalten. Peeta war einfach kein offenes Buch, sondern vielschichtig; brachte darüber hinaus aber auch einige wichtige Faktoren mit, die wir schon von Katniss kannten: Kampfgeist, Durchhaltevermögen und eine Menge Mut. Am Ende war es aber wohl seine Bereitschaft, für seine Freunde zu sterben, die mich komplett für ihn einnahmen. So wenig ich in Anfang auch greifen konnte, so nah fühlte ich mich ihm gen Ende.
Als letztes noch ein paar Worte zu den Nebenrollen, obwohl es da gar nicht allzu viel zu sagen gibt. Suzanne Collins hat sich definitiv mehr auf die beiden Hauptcharaktere konzentriert, hauchte nebenbei aber auch dem ein oder anderen „unwichtigen“ Part Tiefe ein. Es gab nicht viele Personen, die ich so richtig ins Herz schließen konnte (logisch, sind ja auch die Konkurrenten der Sympathieträger) aber manche schafften es eben halt doch. Rue wird für immer unvergessen bleiben; genau so wie Effie und Hamish; weil sie einzigartig waren und so nochmal eine neue Brise in das Buch brachten. Gefielen mir also trotz manch Oberflächlichkeiten sehr gut und waren ausreichend detailliert und greifbar ausgearbeitet, um sie mir bildlich vor Augen führen zu können und mir einen Eindruck zu machen.

„Die Tribute von Panem 01: Tödliche Spiele“ ist eine unglaublich kreative, überraschungsreiche Dystopie, die so gut wie alles bisher dagewesene in den Schatten stellt. Eine absolut spannende, mitreißende und abwechslungsreiche Storyline gepaart mit sympathischen und greifbaren Figuren und einem atmosphärischen, einnehmenden Stil macht diesen Auftakt zu einer nahezu perfekten Unterhaltung. Fürs Highlight fehlte mir, wie so oft, noch der Wow-Effekt; aber da ich den Film bereits kannte, könnte er rein theoretisch auch dadurch verloren gegangen sein. Trotzdem 1000%ige Lese-Empfehlung; auch für alle Nicht-Fans des Genres. Lasst euch überraschen und überzeugen!

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Suzanne Collins ist die Autorin der Gregor-Bestsellerreihe. Ihre bahnbrechende Trilogie Die Tribute von Panem wurde zum Weltbestseller und in vier Teilen verfilmt. Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange erschien 2020. Ihre Bücher wurden weltweit in 53 Sprachen übersetzt.

(c) by Oetinger

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Oetinger Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.