||» Rezension «|| Die Tribute von Panem 02: gefährliche Liebe [von Suzanne Collins]
Achtung! Band 2 einer 3-teiligen Reihe. Spoiler zum Vorgänger sind möglich.
» hier « geht’s zur Rezension zu Band 1
– gefährliche Liebe –
Suzanne Collins
Übersetzer: Sylke Hachmeister
und Peter Klöss
Dystopie
Band 2 von 3
Die Tribute von Panem – Reihe
Nachdem sie die brutalen Hungerspiele gewonnen hat, kehrt Katniss in ihr Distrikt zurück und hofft auf eine friedliche Zukunft. Doch Gerüchte, dass sich Widerstand gegen das Kapitol regt, machen die Runde. Die Spur führt zu Katniss und Peeta, in denen immer mehr Menschen ein Symbol der Rebellion sehen. Wenn Katniss und Peeta die Welt nicht davon überzeugen können, ein glückliches Liebespaar zu sein, kann das schreckliche Konsequenzen haben. Katniss muss sich entscheiden – zwischen Freiheit und Sicherheit, zwischen Leben und Tod …
(c) by Oetinger
Nicht lange nach dem ersten Band ließ mich die Neugier nicht mehr los und ich musste einfach wissen, wie es mit Katniss und Peeta weitergehen soll. Da mein Film-Wissen nach dem ersten Band endete, war’s beinah absehbar, dass ich mich nicht allzu lange bitten lasse. Nach dem großartigen Auftakt und der atemlosen Spannung war ich mir nicht sicher, wie die Geschichte fortgeführt werden sollte und ich hatte doch so meine Zweifel, ob Band 2 dem ersten Teil wirklich das Wasser reichen kann. Inzwischen bin ich etwas schlauer und kann euch zumindest mal verraten, wie mir „Die Tribute von Panem – gefährliche Liebe“ gefallen hat. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥
Der Schreibstil von Suzanne Collins ist gewohnt locker und leicht zu lesen. Ich kam, wie schon in Band 1, wunderbar locker und vor allem schnell voran. Dabei büßt die Geschichte aber keinerlei Emotionen ein und kann einen, schon nach wenigen Seiten, komplett in ihren Bann ziehen. Die Atmosphäre ist dauerhaft dicht, stets abwechslungsreich und einnehmend. Ich hatte wieder einmal jede einzelne Szene ganz klar vor Augen und konnte mich, dank geschickt platzierten Beschreibungen gut ins Geschehen hineinversetzen. Mir gefiel auch, wie schön die Unterschiede zwischen Spannung und Gefühl hier ausgearbeitet wurden, obwohl beide Aspekte immer wieder ineinanderlaufen und sich überschneiden. Die Kampfszenen sind, ein weiteres Mal, auf den Punkt und fallen zum Teil zwar recht brutal aus, wurden aber nicht so detailliert beschrieben, dass es zu derb hätte werden können. Sie sind eben dem empfohlenen Alter bzw. der Zielgruppe entsprechend dargestellt. Mir gefiel die Art, wie die Autorin uns die Geschichte erzählt, also wieder sehr sehr gut und ich fühlte mich von der Handlung, aber auch von den Charakteren wirklich gefesselt.
Die Charaktere haben, im Vergleich zum ersten Band der Trilogie, eine deutlich spür-, und sichtbare Entwicklung an den Tag gelegt. Sie sind ganz offensichtlich gereift und haben das, was sie im Laufe vom Auftakt erleben mussten, nicht einfach so weggesteckt. Sowohl Peeta als auch Katniss überzeugten wieder durch glaubhafte Handlungen und einer sehr realistischen Darstellung. Obwohl ich beide schon zu Beginn mochte, war es hier doch noch einmal ein anderes Gefühl, sie begleiten zu dürfen.
Katniss hat nichts von ihrem Mut und ihrer Stärke verloren, dafür aber eine Reife dazu gewonnen, die einfach beeindruckt. Schon zuvor lastete einige Verantwortung auf ihren Schultern, doch in Band 2 wurde das Ganze nochmal ordentlich gesteigert. Plötzlich ist die nicht mehr nur für sich und ihre Familie verantwortlich, sondern auch für viele weitere Menschen. Deren Schicksal liegt von einem auf den anderen Tag in ihren Händen und dass sie zunächst erstmal überfordert ist mit dieser Situation, ist nur verständlich. Mir gefiel vor allem auch diese schwache Seite, die sie dabei offenbarte. Sie litt, genau so wie jeder andere unter Zukunftsängsten und Selbstzweifeln und musste sich, nun schon zum zweiten Mal beweisen. Dabei stellt sich Katniss alles andere als blöd an, ohne dass das Gefühl aufgekommen wäre, ihr würde alles zufliegen. Sie ist lebendig, bodenständig und dennoch eine wirkliche Heldin, eine Kämpferin, die ihr Herz am rechten Fleck trägt, Sinn für Gerechtigkeit besitzt, mehr als einmal Intelligenz beweist und sich nicht alles gefallen lässt. Also weiterhin die perfekte Besetzung für diese Reihe!
Peeta hingegen war nicht mehr ganz das, als was ich ihn in Erinnerung hatte. Während er in Teil 1 noch irgendwie undurchsichtig schien war er hier beinah ein offenes Buch. Das wäre ja auch noch nicht allzu schlimm gewesen, aber mir sagte seine Entwicklung nicht ganz so zu. Er war zu wenig Mann. Für meinen Geschmack hatte er etwas an sich, das ihn beinah schwach wirken ließ. Zu soft, für eine solch actionreiche, kämpferische Story. Während Katniss handelte und tat, was man von ihr verlangte, war Peeta immer wieder der, der lieber erst viel redete und nicht so gern nach vorne stob. Das ist auch okay; es ist sein gutes Recht. Es war ja auch nicht so, als wäre dies nicht überzeugend, aber mir persönlich gefiel es einfach nicht ganz so sehr. Ich hätte mir irgendwie mehr Einsatz von ihm gewünscht. Er ist schließlich der Mann und sollte für sich und seine Liebsten einstehen. Stattdessen hielt er sich eher zurück und war, böse gesagt, das Opfer in der ganzen Geschichte. Da wäre noch deutlich Luft nach oben gewesen. Aber Peeta ist halt, wie er ist. Und er trägt sein Herz definitiv dort, wo es hin gehört. Man spürt, wie sehr ihm Katniss bedeutet und wie viel Mühe er sich (für sie) gibt. Nur für mich reichte das nicht aus, um ihn als Helden oder als Highlight Figur zu sehen.
Was mich ein wenig störte, war die Vielzahl an Nebenfiguren. Ich ertappte mich im Laufe des Lesens/Hörens immer wieder dabei, wie ich keine Ahnung hatte, von wem da grad die Rede war. Es kamen so viele neue (und scheinbar auch alte) Persönlichkeiten ins Spiel, die sich für mich nicht immer voneinander unterscheiden ließen. Sicher, es gab mehrere, die ganz spezielle Eigenheiten an den Tag legten und deshalb deutlich aus der Masse hervorstachen .. aber die waren doch eher die Minderheit. Dafür fand ich eben jene auch umso interessanter und spannender und natürlich konnte ich auch mit ihnen mitfiebern. Aber manche waren, bis dato, einfach überflüssig. Wer weiß, ob sie nicht im großen Finale nochmal eine größere (und einprägsamere) Rolle zugesprochen bekommen.
Die Handlung. Dieser zweite Band schließt fast nahtlos an den Vorgänger an und es bleibt erst einmal recht ruhig. Wir erfahren, wie das Leben der Sieger nun weitergeht und dürfen kurz in den „Luxus“ (im Vergleich zu vorher definitiv Luxus!) hineinschnuppern. So weit, so gut. Auch der weiteren Verlauf der ersten Hälfte, überzeugte mich noch komplett. Es war zwar, in Anbetracht der vielen Dystopie-Büchern, die es inzwischen gibt, etwas vorhersehbar, aber eben auch spannend und mitreißend. Widerstand, Kampf, Stürzen des Regimes – das alles brachte jede Menge Potential auf und ich war unheimlich gespannt, wie Suzanne Collins das umgesetzt hatte. Gerade weil Band 1 an Action, Spannung, Überraschungen und Tempo kaum zu überbieten war, war die Neugier meinerseits groß. Doch je weiter sich die Geschichte fortbewegt, umso mehr kam das Gefühl auf, dass dies nichts weiter ist, als ein Lückenfüller. Ein Übergang zum großen Finale der Trilogie.
Versteht das nicht falsch. Ich fieberte nach wie vor sehr mit den Figuren mit; fand das erste Drittel auch noch wirklich überzeugend. Aber alles was danach kam, war eher ein Abklatsch von dem, was wir schonmal erlebt hatten. Dabei baut die Autorin einige sehr interessante Elemente ein – es reicht nur nicht, um darüber hinwegzutäuschen, dass wir das, was hier passiert, eigentlich schon kennen. Und weil es noch einen weiteren Teil geben wird, war auch das Ende nicht unbedingt super überraschend. Im Gegenteil. Es glich dem vorherigen doch ziemlich. Was ich schade fand.
Nicht schade war hingegen, dass man selbst bei den bekannten und gewohnten Plots mitfiebert, als wäre es etwas völlig neuartiges. Ich war, trotz der Kritik, dauerhaft vom Geschehen gefesselt und wollte zu jeder Zeit wissen, wie es weitergeht. Langeweile kam jedenfalls zu keiner einzigen Sekunde auf. Es gab ein paar sehr undurchsichtige Figuren, die zusätzlich für Zündstoff sorgten und manche Szenen waren wirklich sehr actionreich und rasant. Die Gefühle, die hier eine tragendere Rolle Rolle innehatten kamen zum Großteil gut und nachvollziehbar rüber und konnten mich, stellenweise richtig berühren. Die Handlung war gut ausgearbeitet und insziniert – dem roten Faden konnte man wunderbar leicht folgen und es bereitete großen Lesespaß, wieder an Katniss‘ und Peeta’s Seite zu sein. Es war nur einfach nicht das, was ich mir gewünscht hatte. Da hätte mehr kommen müssen – mehr neuartiges, mehr innovatives und deutlich weniger bekanntes. Wahrscheinlich war es dieser eine Plottwist, der das Geschehen in eben jene bekannte Richtung lenkte, der mit einer gewissen Enttäuschung einherging.
Das Ende war dann eben auch nicht mehr das, was man sich versprochen hatte. Es war fulminant und actionreich – manche Verluste taten in der Seele weh – aber es war einfach schon mal dagewesen, wenn auch ein wenig abgewandelt. Nichts desto trotz bin ich jetzt umso gespannter auf das große Finale der Trilogie und kann euch schon mal berichten, dass das Buch nicht allzu lange auf mich warten muss.
„Die Tribute von Panem 02: gefährliche Liebe“ ist eine gute Fortsetzung, die, wie schon Band 1, großen Lesespaß verspricht. Auch die erste Hälfte überzeugt noch durch eine undurchsichtige Handlung viel Potential. Leider kam dann aber ein Twist, der eine gewisse Enttäuschung aufkommen ließ. Er lenkte das Geschehen in eine Richtung, dir mir einfach nicht zu 100% zusagte. Und auch wenn eben jene Richtung dennoch sehr spannend und actionreich ausgearbeitet war, täuschte das nicht über besagte Enttäuschung hinweg. Schade. Aber trotzdem ein Buch, das Spaß macht und die Neugier auf den finalen Teil nach oben treibt. Ich jedenfalls freue mich „Die Tribute von Panem 03: flammender Zorn“.
» » » Suzuanne Collins « « «
Suzanne Collins ist die Autorin der Gregor-Bestsellerreihe. Ihre bahnbrechende Trilogie Die Tribute von Panem wurde zum Weltbestseller und in vier Teilen verfilmt. Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange erschien 2020. Ihre Bücher wurden weltweit in 53 Sprachen übersetzt.
(c) by Oetinger
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Oetinger Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.