||► Rezension ◄|| „Dornenmädchen“ von Karen Rose

Karen Rose konnte mich bereits in ihrem Trilogie-Auftakt „Todesschrei“ vollkommen von sich überzeugen. Letztlich bin ich durch die liebe Lisa von ExlibrisLisa (◄ Klick zum Kanal) auf „Dornenmädchen“ aufmerksam gemacht worden & ich musste es so schnell wie möglich haben! Dank des Knaur-Verlags ist das möglich geworden, wofür ich mich von ganzen Herzen bedanken möchte. Doch hat mich Karen Rose wieder einmal umgehauen, oder bleibt die Daniel Vartarian Reihe unangefochten? Das erfahrt ihr jetzt:

Der Einstieg fiel mir schon mal wahnsinnig leicht. Karen Rose weiß genau, wo oder mit was ihre Thriller beginnen müssen, um den Leser direkt zu fesseln. Der Prolog verspricht immense Spannung, und das erste Kapitel beginnt damit, dass Faith, unsere Hauptfigur, ihr Erbe antritt und das erste Mal seit unzähligen Jahren das Haus ihrer verstorbenen Großmutter, das nun Faith gehört, zu betreten. Sie befindet sich also auf dem Weg dorthin im Auto und man spürt bereits, welch Überwindung es unsere Protagonistin kostet, zurück zu kehren. Doch warum? Was ist in diesem Haus so schlimmes passiert, dass sich Faith so schwer tut, hinein zu gehen. Diese Frage begleitet den Leser über das gesamte Buch & sorgt so schon alleine dafür dass immer eine unterschwellige Spannung vorhanden ist. So wurde ich auch permanent angestachelt, mitzurätseln und mitzuraten.

Faith durchlebt eine unfassbare Entwicklung während der Story und ich war mehr als nur einmal sehr überrascht und beeindruckend von ihrem guten Willen. In ihr vereinen sich sowohl höchst positive, wie auch die ein oder anderen negativen Eigenschaften, die sie zu einem wahren Liebling von mir gemacht haben. Ich konnte mich allgemein sehr gut mit ihr identifizieren, bzw. anfreunden, sodass es mir sehr leicht fiel, mit ihr mitzufiebern. Faith ist realistisch ohne Ende und besticht durch Authensität und glaubhafte Handlungen und Gedankengänge. Kurz gesagt: ich glaube, keine Hauptfigur hätte besser zu „Dornenmädchen“ gepasst als Faith. Ihre naive und zugleich unglaublich clevere Art machten die Geschichte zu einem wahren Genuss; und um das beinah wichtigste nicht zu vergessen: Faith trug ihr Herz und ihre Gefühle eindeutig auf dem rechten Fleck.

Unsere zweite Hauptfigur ist Special Agent Deacon Novak. Ein absolut einzigartiger Charakter mit einem ganz speziellen Aussehen. Schon allein deswegen wird mir dieser Mann noch lange Zeit in Erinnerung bleiben. Außerdem empfand ich die Mischung aus knallharter Cop und gefühlvoller Liebhaber als perfekt aufeinander abgestimmt, wodurch keine der beiden Seiten zu kurz kam. Deacon war zwar optisch in keinster Weise mein Traummann, doch wie sehr er sich für Faith und für seine Familie eingesetzt und in Gefahr gebracht hat, war dennoch zutiefst beeindruckend.

Alle weiteren Figuren gefielen mir ebenfalls sehr gut. Durch die immense Länge des Buches von knapp 900 Seiten hatte man ausreichend viel Zeit, jeden Einzelnen ausgiebig kennen zu lernen. Meine absoluten Favoriten waren eindeutig Adam, der mich optisch total ansprach, sowie Dani und Bishop. Alle drei haben sich einen Platz in meinem Herzen erkämpft, während andere wieder auf puren Hass meinerseits stießen. Also alles genau so, wie man sich das von einem richtig guten Thriller wünscht.

Zum Schreibstil kann ich gar nicht viele Worte verlieren. Karen Rose schreibt sehr eingehend, lässt aber dennoch genügend Spielraum für eigene Fantasien und Vorstellungen, sodass man nicht strikt jede Kulisse klar vor Augen geführt bekam, sondern sie selbst erschaffen musste. Ebenso verhielt es sich auch mit den Figuren, was mir sehr gut gefiel. Geschrieben wurde, wie nicht anders erwartet, aus der dritten Person in der Vergangenheit – nach wie vor meine liebste Erzähl-Form.

Kommen wir anschließend zur Idee. Die Grundidee in diesem Buch ist recht thriller-typisch. Obwohl Karen Rose hier auch einige Romantic Elemente verbaut hat, war doch ein klares Schema zu erkennen, das man so oder so ähnlich schon öfters angetroffen hat. Nichts desto trotz hat die Autorin wieder einmal bewiesen, dass sie unglaublich kreativ ist und es schafft, den Leser mit gezielten Anmerkungen, die scheinbar nebenbei erwähnt werden, auf falsche Fährten zu locken. Überraschende Wendungen sind so garantiert und das ist es, was die Idee widerum von anderen Geschichten abhob – die, in diesem Zusammenhang auftauchenden, Elemente und Plot-Twists.

Die Umsetzung ist nun das, was ich ein wenig zu kritisieren habe. Ich empfand, wie oben schon gesagt, das gesamte Buch als sehr gut durchdacht und mit ausreichend vielen falschen Fährten bestückt. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass diese 900 Seiten einfach zu viel für die Story waren. Es hätten locker 200-300 Seiten weniger sein können, denn immer wieder wurde die Spannung, die wirklich zum Zerreißen angespannt war, unterbrochen von Informationen, die man so einfach nicht gebraucht hätte. Dadurch kam schnell man das Gefühl auf, das Buch erst einmal wegzulegen oder sich zumindest sich zu zwingen, überhaupt weiterzulesen. Gerade wenn es mal wieder um Faith Vergangenheit ging und diese so ausführlich platt getreten wurde, dachte ich immer, dass es unnötig ist – oder, um es besser auszudrücken: man hätte es wenigstens kürzen sollen. Da gab es einfach zu viele Längen, die den Thriller dann teilweise in Vergessenheit geraten ließen und mehr die Romantik-Schiene in den Vordergrund drängten. Dafür legte sich dieses Gefühl dann zum Glück gen Mitte des Buches hin und es wurde wirklich rasant – ohne großartige Unterbrechungen und wenn, dann nur um es noch ein wenig spannender zu machen (falls das überhaupt möglich war.). Ihr merkt sicherlich schon, dass ich mir schwer tue mit dem Finden der richtigen Worte, aber um es kurz auszudrücken: teilweise, vor allem in der ersten Hälfte, war es mir zu langatmig und zu geplittet, ehe Romantic und Thriller dann wirklich zusammenwuchsen und eine Einheit ergaben.

Das Ende glänzte dann noch einmal so richtig, denn ich konnte gar nicht so schnell lesen, wie ich die Auflösung erfahren wollte. Action, Rasanz und Adrenalin, in Kombination mit Überraschungen und Wendungen und dennoch einer ordentlichen Portion Gefühlen – für mich war der Schluss schlicht und ergreifend perfekt, wenn auch, für die Länge des Buches, etwas abgehackt.