||» Rezension «|| Du und ich und das Leuchten des Sommers [von Lily Oliver]

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26. Juli 2022 0 Von Patchis Books
DU UND ICH UND DAS LEUCHTEN DES SOMMERS
Lily Oliver
New Adult
Band 2 von [?]
New York Summers – Reihe
400 Seiten
01. Juli 2022
Knaur Verlag
Taschenbuch
12,99€
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#werbung #rezensionsexemplar

Eine Liebe im Sommer und ein letzter Tanz, der alles verändert

Für Ava Wild, den Star der New Yorker Ballettwelt, geht ein Traum in Erfüllung: Ihr Idol, der geheimnisumwitterte Choreograf Ivan Baranow, will ein Stück nur für sie entwerfen. Niemand ahnt, dass Ava unter starken Schmerzen leidet und das Tanzen längst hätte aufgeben müssen. Doch für Ivan und sein Ballett will sie noch einmal alles geben. Ein berauschender Sommer zu zweit liegt vor ihnen – bis der Journalist Tom auftaucht. Seine Nähe verwirrt Ava und bringt ihren Traum auf mehr als eine Art in Gefahr. Denn Tom will eine Reportage über das Stück schreiben und ist berüchtigt dafür, jedes Geheimnis ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren

(c) by Knaur Verlag

Im Sommer letzten Jahres hatte ich den ersten Band der New York Summers Reihe gelesen (» hier « geht’s zur Rezension) und war leider eher weniger begeistert. Allerdings ist mir der Stil von Lily Oliver definitiv in Erinnerung geblieben, weil sie einfach wunderschön schreibt. Als sie mich dann fragte, ob ich denn auch Band 2 lesen wollen würde, sagte ich umgehend zu! An dieser Stelle an riesiges Danke an dich, Lily und natürlich an den Verlag! Trotzdem bin ich logischerweise mit etwas Vorsicht an das Buch rangegangen; aus Angst, dass es mich inhaltlich wieder nicht catchen würde. Heute möchte ich euch gern verraten, ob meine Befürchtungen gerechtfertigt oder völlig unnötig waren. Falls ihr also mehr wissen möchtet, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.

Schon während den ersten Seiten entfaltet sich eine wahnsinnig angenehme, aber auch intensive Atmosphäre, die einen sofort in ihren Bann zu ziehen weiß. Lily Oliver erzählt in diesem Buch von den Strapazen eines Lebens als Profi-Tänzerin; von Leistungsdruck, von Entbehrungen, körperlichen Auswirkungen und von einer ganzen Menge Gefühlen. Sie entführt uns direkt von de Couch ins weit entfernte New York und weiß mit ihren Worten einfach zu fesseln. Doch allein schon von der Grundidee her unterscheidet sich dieser zweite Band doch essentiell vom Vorgänger: während in „Du und ich ein letztes Mal“ viel Bedrückung, Trauer und Schwere herrschte, war es hier eine eher leichtere Art von Stimmung, die aber nicht minder berühren konnte.
Der Einstieg gelingt dabei absolut problemlos; denn wir Leser werden zu aller erst mit unserer Protagonistin Ava bekannt gemacht, bevor es mit der eigentlichen Handlung losgeht. Die Autorin gewährt uns dabei aber längst nicht nur Einblicke in Ava’s Background, sondern auch in die Lebensweise einer Ballerina. Es wird aufgezeigt, wie viel Druck auf den Schultern der Tänzerinnen lastet, wie sehr sie sich dem Sport verschrieben haben und wie viel Ehrgeiz dahinterstecken muss, um bis an die Spitze zu kommen. Und dass manchmal selbst der größte Kampf nicht reicht, um die Karriereleiter bis ganz nach oben zu klettern.
Mich hat die Geschichte von Anfang an gefesselt, weil sie unsagbar authentisch und greifbar ausfällt und dem echten Leben entsprungen zu sein scheint. Das Setting, in Form der New Yorker Ballett-Welt war schon wahnsinnig interessant zu erkunden, und das Ganze dann gepaart mit einer Geschichte von einer Tänzerin und ihrem Idol – und parallel noch dazu, die Sache mit dem Journalist, der droht, Ava’s Karriere binnen kürzester Zeit zu zerstören, ergab das eine enorm spannende Handlung. Für mich war diese Kombination einfach wahnsinnig innovativ und erfrischend; brachte Abwechslung mit rein und sorgte dafür, dass es zu keiner einzigen Sekunde langweilig wurde. Im Gesamten also schon mal unglaublich ausgewogen und vielschichtig. Doch das ist längst nicht alles. Die Lovestory, die sich ganz zart aufbaut und zunächst als fast abwegig erscheint, entwickelt sich so intensiv und emotional, dass ich der Autorin jedes Wort, was sie dafür nutzte, zu 100% abnahm. Ich fühlte es, von der ersten, bis zur letzten Sekunde vollkommen.
Ich glaube, das ist auch der Punkt. Man fühlt mit, fiebert mit, und fühlt sich bestens unterhalten. Und obwohl wir es hier auf den ersten Blick mit klassischem New Adult zu tun haben, überrascht der Verlauf des Buches doch immer wieder. Lily Oliver hat sich ganz offensichtlich Gedanken gemacht; hat von allem eine Brise eingebracht und so jede Facette perfekt abgedeckt. Wir leiden, wir weinen, wir sind gespannt. Wir lachen, wir hoffen, wir sind einfach glücklich. Die ganze Storyline ist ein großes Auf und Ab der Gefühle, und die unterschwellige Spannung durch Tom rundete das Geschehen für mich ideal ab.
Und als das Ende kam, da machte mich die Geschichte doch tatsächlich nochmal sprachlos. Es gab eine echt großartige Wendung, mit der ich niemals gerechnet hätte und so endet das gute Stück mit einem regelrechten Knall. Einem Knall, der einem so nahe geht, dass ich sowohl Tränen des Glücks, als auch der Trauer in den Augenwinkeln spüren konnte. Alles fügte sich. Alles kam zum Abschluss und es blieb keine einzige Frage unbeantwortet. Und obwohl manches vielleicht vorhersehbar war, so überwog die tolle Inszinierung und der große Knall absolut alles. Es war aber, jetzt rückblickend eine eher sanfte, ruhige Erzählung, die viel aber nicht ausschließlich von Emotionen lebte, von dem einzigartigen Schreibstil der Autorin; und einem dazu auch noch Einblicke in eine Welt gewährt, die einem so fremd ist, dass es einfach interessant sein muss, sie kennenzulernen. Interessant und schockierend. Bedrückend, aber auch faszinierend.

Die Charaktere waren mindestens ebenso ausgefeilt, wie es die Abhandlung des Buches war. Jeder einzelne von ihnen wurde durch die bloßen Worte von Lily Oliver zum Leben erweckt, indem sie jedem genug Zeit widmete, um alle Facetten und Wesenszüge offen zu legen. Um den Leser für sich einzunehmen. Sie alle waren etwas ganz Besonderes und hoben sich, meiner Meinung nach ganz deutlich vom Einheitsbrei ab. Durch den Tiefgang war jede Figur auf ihre eigene Art und Weise authentisch und greifbar für mich und es fiel mir daher auch nicht großartig schwer, eine entsprechende Verbindung aufzubauen. Allerdings bedurfte es beim ein oder anderen vielleicht ein wenig mehr Zeit, bis man die wahren Beweggründe und das wahre Ich desjenigen durchschaute.
Ava ist eigentlich eine ganz normale, bodenständige, junge Frau, die in ihrem Leben bereits einiges erreicht hat und trotzdem keineswegs abgehoben wirkt. Sie ist vom ersten Moment sympathisch und erschien mir auch im weiteren Verlauf der Geschichte immer liebenswürdiger. Aber ich bewunderte sie auch in gewisse Weise; für ihren Ehrgeiz, ihr Durchhaltevermögen und ihre bedingungslose Liebe und Leidenschaft zum Balletttanz. Wie oft hab ich sie vor meinem inneren Auge über die Bühne schweben sehen? Wie oft habe ich mir vorgestellt, einer der Besucher zu sein, der sie bei ihrer Darbietung beobachten darf? Ich war fasziniert, beeindruckt und oft sprachlos darüber, was sie alles auf sich nimmt, um weiterhin ihren Traum zu leben. Ich gebe zu: ich konnte sie manchmal auch nicht ganz nachvollziehen, aber das war auch gar nicht nötig, immerhin unterscheiden sich unsere Leben dermaßen, dass ich mich oft auch einfach nicht in ihre Lage hineinversetzen konnte. Und dafür, dass ich wirklich gar keine Affinität fürs Tanzen, geschweige denn fürs Ballett hege, war ich von der Leidenschaft doch erstaunlich angefixt. Ava bringt diesen Livestyle so authentisch rüber, dass man sich manchmal sogar selbst auf der Bühne sieht, inklusive schmerzenden Beinen und Lampenfieber. Dementsprechend eingehend war die junge Frau scheinbar. Jede ihrer Emotionen übertrug sich auf mich – ich konnte bedingungslos mit ihr mitfiebern und mitfühlen. Und wenn ich mal nicht ganz verstand, wieso sie so handelte, wie sie es tat, dann machte es die Tatsache, dass es zuträglich für die Handlung war, alles wieder wett.
Aber auch die beiden Männer empfand ich als äußerst interessant. Während ich Tom von Anfang an irgendwie total gern hatte – und das auch noch ziemlich grundlos – war mir Ivan zunächst noch etwas suspekt. Und auch dafür gab es keine nennenswerten Gründe. Es dauerte bei ihm einfach länger, bis ich mit ihm warm wurde; und das obwohl beide Männer ganz offensichtlich was zu verbergen hatten. Und so war es nicht nur die Sympathie und das attraktive Äußere, was mich anzog, sondern auch das geheimnisvolle, das es zu ergründen galt.
Meiner Meinung nach hat Lily Oliver, sowohl mit Ava, als auch mit Tom und Ivan wirklich unfassbar tolle Figuren geschaffen, die perfekt ins Geschehen passen und die Handlung aktiv vorantreiben. Die Harmonie zwischen den dreien war quasi mit Händen greifbar und knisterte von Seite zu Seite mehr. Und allein das mitzuerleben, bereitet bereits größtmöglichen Spaß. Und während die drei die Hauptrollen besetzten, so waren die anderen Charaktere eher Nebenrollen und trotzdem kein bisschen weniger detailliert dargestellt. Jeder; und wenn es nur die Chefin des New Yorker Balletts war, mit so viel Liebe und Intenzität ausgearbeitet, dass alle bildhaft vor’m inneren Auge erscheinen und einen begeistern. Kurz um: eine großartige, abwechslungsreiche und vielschichtige, aber auch sehr emotionale, ergreifende Charaktergestaltung, die wunderbar zum Buch an sich passte. Ich hätte mir für keine Rolle eine bessere Besetzung wünschen können.

Den Schreibstil von Lily Oliver hatte ich ja jetzt schon das ein oder andere Mal beiläufig erwähnt, aber nun wollte ich doch nochmal ein paar explizitere Worte dazu sagen. Ich hab schon mal kurz fallen lassen, dass die Autorin absolut einzigartig schreibt – und das zeigt sich in „Du und ich und das Leuchten des Sommers“ mal wieder in aller Deutlichkeit. Ihre Art, mit Worten umzugehen, lässt sich nur schwer erklären, weil jede Beschreibung so nichtig klingt, im Gegensatz zu dem, was sie abliefert. Einerseits hat ihr Stil etwas poetisches, melodisches – aber gleichzeitig lässt er sich trotzdem unfassbar locker und leicht lesen. Ich schlitterte nur so durch die Seiten und genoss trotzdem jede einzelne Silbe, die mein Hirn erreichte. Ich hätte in diesem Buch zahllose Stellen markieren können; und doch tat ich es nicht, weil ich zu sehr mit dem Genießen beschäftigt war. Sie zaubert; besser kann ich es nicht ausdrücken. Nein. Sie verzaubert. Und das ist ein himmelweiter Unterschied. Ich nahm mich bei der Hand und führte mich gekonnt und gradlinig durch Ava’s Leben und durch eine Liebesgeschichte, die so viel an Emotionen zu bieten hatte, dass es sich wie ein Wechselbad der Gefühle anfühlte. Und dazu noch die stimmungsvolle Atmosphäre und die interessanten Beschreibungen zur Ballett-Szene, und schon war die Erzählweise perfekt. Ich hab noch nie so detaillierte Einblicke in eine mir fremde Welt erhalten, wie hier, und dementsprechend interessant war allein schon der Aspekt. Alles andere schien nur netter Bonus gewesen zu sein, der aber mindestens genau so sehr überzeugt.
„Du und ich und das Leuchten des Sommers“ von Lily Oliver ist ein unfassbar intensives Werk, das es sich zu entdecken lohnt. Obwohl ich bereits einige Bücher über Ballett-Tänzer gelesen habe, liefert die Autorin hier eine so eingehende und klare Darstellung des Sports, dass alle andere dagegen verblassen. Mit ihrer ruhigen und sanften, fast poetischen Art ließ sie mein Herz mehr als einmal höher schlagen; aber genau so sehr ließ sie die Tränchen kullern. Ich war einfach von der ersten, bis zur letzten Silbe gefangen und hab jedes Wort zutiefst genossen. Eine Liebesgeschichte, gespickt mit einer geschickt eingefädelten, unterschwelligen Spannung und zahlreichen Überraschungen. Für alle Fans also ohnehin ein Muss, aber für alle NA-Leser definitiv auch einen Blick wert. Ich fand’s einfach wahnsinnig gut – und so so so unterhaltsam. Und berührend. Für Highlight hat mir aber irgendwo noch etwas gefehlt, auch wenn ich’s nicht so recht benennen kann. So sind es eben „nur“ 4,5 Sterne geworden, mit einer klaren Tendenz nach oben zu den vollen 5 Sternen.

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Lily Oliver ist das Pseudonym der Autorin Alana Falk, die mit sechzehn einige Monate eine Highschool besuchte und dabei ihre Liebe für die USA entdeckte. Ihre Reisen an Sehnsuchtsorte wie New York und Neuseeland bereichern ihr Schreiben. Mit ihrem Roman Cursed Kiss erreichte sie die SPIEGEL-Bestsellerliste.

(c) by Knaur Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Knaur Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.