||» Rezension «|| Ein zauberhafter Weihnachtswunsch [von Jani Friese]
Jani Friese
Weihnachtsroman || Liebesgeschichte
Einzelband
Weihnachtszauber und Plätzchenduft? Von all dem will Thilda nichts wissen. Doch als sie der geheimnisvollen Lillybeth und ihrem charmanten Enkel Nicolas begegnet, findet sie sich plötzlich mitten in einem Weihnachtsmärchen wieder.
Thilda will mit all dem Weihnachtstrubel nichts zu tun haben. Nicht einmal ihrem Sohn Finn zuliebe ist sie bereit, Plätzchen zu backen und Weihnachtslieder zu singen. Die Erinnerungen an ihre Großeltern sind zu schmerzhaft. Als sie jedoch auf einer verschneiten Straße der geheimnisvollen Lillybeth begegnet, ändert sich alles. Die alte Dame erinnert sie sehr an ihre verstorbene Großmutter. Doch anscheinend weiß sie nicht mehr, wo ihr Zuhause ist, daher beschließen Thilda und Finn, sie vorerst bei sich aufzunehmen. Als sie am nächsten Tag Lillybeths umwerfenden Enkel Nicolas begegnet, ist Thilda auf Anhieb verzaubert. Alles könnte perfekt sein, wären da nur nicht diese verflixten Weihnachtstraditionen und Annabell, die grässliche Verlobte ihres Traumprinzen. Auch Oma Lillybeth kann sie nicht ausstehen und lässt daher nichts unversucht, Thilda und Nicolas zu verkuppeln. Wird ihr das Wunder gelingen, Thildas Herz wieder für Weihnachten zu öffnen?
(c) by BoD
Mit „Ein zauberhafter Weihnachtswunsch“ von Jani Friese habe ich das Ende der diesjährigen Weihnachtszeit eingeläutet. Leider hat es ein wenig gedauert, sodass die Rezension nun minimal zu spät online kommt. Aber gut; ich denke, wir werden das überleben. Es war mein erstes Buch der Autorin und meine Erwartungen waren doch recht hoch, auch wenn ich bei solch Geschichten gern mal ein Auge zudrücke. Ich kann euch jetzt jedenfalls verraten, wie mir der letzte Weihnachtsroman 2020 gefallen hat. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß mit der Rezension ♥
Der Einstieg war nicht weiter schwer. Wir lernen Thilda und ihren Sohn inmitten ihres Alltags kennen und können uns bereits ein erstes Bild von den beiden machen. Doch auch Lillybeth kommt sehr zügig ins Spiel und mischt den Laden ganz schön auf. Nur durch die süße, ältere Frau wird erst deutlich, wie wenig Thilda von Weihnachten hält. Sie will weder was von Weihnachtsmärkten noch von Plätzchen backen wissen. Und das obwohl ihr Sohn immer wieder darum bettelt und fleht. Leider machte sie mir das doch etwas unsympathisch und ich tat mir schwer, einen Draht zu ihr zu finden. Obwohl sie durch ihre Fürsorge für Lillybeth und ihren Job ein großes Herz beweist, wollte der Funke doch nicht überspringen. Thilda’s Handlungen und Gedankengänge waren für mich nur teilweise nachvollziehbar. Teilweise war sie für mich einfach anstrengend. Besonders der Part mit dem Gewissen empfand ich als etwas ungeschickt dargestellt. Da ließ sie sich alles gefallen, plädierte aber stets drauf, zu wissen was sie will. Zwar durchlebt sie eine ordentliche Entwicklung, die mir auch gefiel, aber so ganz verschwand die Distanz zwischen uns bis zum Ende nicht. Es war ein regelrechter Zwiespalt, weil ich mich stellenweise dabei ertappte, wie ich mit ihr mitfühlte, aber dann sagte soder tat sie wieder etwas, das für mich nicht realistisch wirkte. Also kurz um: Thilda war sympathisch und die Liebe zu ihrem Sohn war wirklich zuckersüß. Sie hatte die typischen Mutterinstinkte und verteidigte Finn auf Gedeiih und Verderb – brachte es aber nicht über sich, ihm diesen einen Weihnachtswunsch zu erfüllen.
In etwa die selben Empfindungen hege ich für Nicolas. Der junge Mann wirkte auf mich irgendwie aus einer anderen Zeit. Zwar war er mir, im Gegensatz zu Thilda, sofort sympathisch und er kam mir auch sehr reif und erwachsen, und bodenständig vor, aber ich kaufte ihm seine Dialoge nicht so recht ab. Vom ersten Moment an drückt er sich sehr gewählt aus, fast ein wenig altertümlich aus. Und seine Gefühle wollten sich mir auch nur schwerlich erschließen. Es ging alles so schnell bei ihm und die Tatsache, dass er quasi zweigleisig fährt, spielt ihm auch keine Bonuspunkte ein. Es schien, als hätte er, genau so wie die weibliche Hauptfigur, zwei Seiten. Zum einen war er der fürsorgliche Enkel, der sich Gedanken um seine Großmutter macht und ihr stets loyal zur Seite steht. Dazu dieser wunderschöne Umgang mit Finn und seiner Liebe zu seinem Zuhause. Auf der anderen Seite wiederum war er so flatterhaft und schien sich seiner Verantwortung gar nicht so recht bewusst. Es fällt mir schwer, ein entgültiges Urteil über ihn zu fällen, weil ich nicht behaupten kann, ich hätte ihn nicht gemocht. Aber dadurch dass er von Anfang an unglaublich offenherzig mit seinen Gefühlen umging und den Herz regelrecht auf der Zunge trug (teilweise echt schmalzig), erschien er mir ein wenig unrealistisch.
Dafür jetzt zum Positiven: ein jeder von uns braucht eine Lillybeth in seinem Leben! Die alte Dame war so wunderbar herzlich und süß; so 100% authentisch und voller Leben. Die Darstellung von angehender Demenz wurde von der Autorin toll eingefangen und wiedergegeben und das allein beweist, dass das Talent definitiv vorhanden war. Neben Lillybeth liebte ich allerdings auch Finn. Gerade die beiden waren in Kombination einfach herrlich goldig und eine wahre Bereicherung für den Roman. In manchen Momenten vermisste ich meine beiden Omas nur noch viel mehr – dachte aber auch mit Wärme am Herzen an sie zurück.
Alle weiteren Figuren – oder besser gesagt die eine Nebenrolle, die irgendwie noch wichtig fürs Geschehen war, möchte ich umgehend ins Exil verbannen. Die negative Wirkung kam also definitiv bei mir an.
Der Schreibstil von Jani Friese ist denkbar einfach gehalten und lässt einen nur so durch die Seiten rauschen. Es gab keinerlei Verständnisprobleme und auch keine Stolpersteine. Der Satzbau ist schlicht; an manchen Stellen sogar fast ein bisschen kindlich. Hat mich aber überhaupt nicht gestört; immerhin passte es irgendwie zu Finn und seinem kindlichen Leichtsinn und seiner großen Klappe. Ich fand den Stil passend, absolut atmosphärisch und stimmig. Ich konnte mir die einzelnen Szenen stets leicht vor Augen führen und ertappte mich immer wieder dabei, in Gedanken inmitten der Geschichte zu sein. Lediglich die Dialoge gefielen mir nicht wirklich. Das ganze wirkte oft gestellt und durch Nicolas‘ Art (wie ich oben erwähnte in Bezug auf das altertümliche Gerede) war es oft schwer, das mit der heutigen Zeit in Einklang zu bringen und das ganze als stimmig abzutun. Ich hätte mir lockerer Gespräche gewünscht, mit weniger Schmalz und mehr Echtheit. Sie müssen keinen Slang und keine Jugendsprache benutzen, aber auch nicht reden wie in einem Jane Austen Roman. Dafür war Finn umso niedlicher, was seine Aussagen betrifft. Gott, ich wollte den kleinen Jungen so oft in die Arme schließen weil er jedes mal für Schmunzler sorgte.
Erzählt wird dabei lediglich aus Thilda’s Sicht; was mir sehr sehr sehr zusagte! Dadurch dass Nicolas sich lange nicht so recht in die Karten schauen lässt, bleibt es durch die gewählte Perspektive spannend und interessant und undurchsichtig. Außerdem brachte es uns Thilda und ihre Gedanken und Gefühle noch etwas näher.
Als letzten Punkt noch fix ein paar Worte zur Handlung. Die Idee hinter diesem Weihnachtsroman ist einfach, aber vielversprechend. Besonders positiv stach mir zunächst einmal die Tatsache ins Auge, dass auch eine ältere Dame eine wichtige Rolle spielt. Man liest nur sehr sehr sehr selten Geschichten, in denen die Protagonisten älter sind, doch Jani Friese hat sich für die 92-jährige Lillybeth entschieden, die mein Herz im Sturm eroberte. Sie hatte allerdings fast nichts typisch schrulliges an sich, sondern war eine in die Jahr gekommene Lady mit Manieren, Anstand und mehr als guten Umgangsformen. Trotzdem blieb auch sie nicht vom Schicksal verschont und muss sich mit zunehmender Vergesslichkeit abmühen.
Der Einstieg gelang mir, wie schon gesagt, absolut problemlos. Ich war ziemlich schnell mitten drin und konnte mich von der Geschichte treiben lassen. Die Weihnachtsstimmung kommt schon früh auf, vor allem weil Finn einfach ansteckend ist mit seiner Begeisterung. Auch Lillybeth kommt frühzeitig ins Spiel und lässt das Leben von Mutter und Sohn ganz schön durcheinander wirbeln. Es macht Spaß, dem Geschehen zu folgen und trotz allen Hindernissen, fesselte mich es mich beinah komplett. Der Verlauf der Handlung besticht durch interessante Einfälle und schönen Ideen, aber hauptsächlich durch die Atmosphäre, die durchgängig herrscht. Als dann auch Nicolas endlich auftaucht, beginnt die Storyline so richtig. Lillybeth tut alles um ihren Enkel mit Thilda zu verkuppeln und ihre Versuche sind nicht nur sehr kreativ, sondern auch herzerwärmend.
Auch wenn ich nicht jede Emotion am eigenen Leib spüren konnte, und nicht jede Figur komplett ins Herz schloss, so änderte sich nichts daran, dass ich pausenlos wissen wollte, wie es weitergeht. Zugegeben, es gibt kaum überraschende Wendungen und auch keine super unerwarteten Plots – aber das war in diesem Roman auch gar nicht nötig. Viel wichtiger war die Stimmung, und die passte hier absolut perfekt zur vorherrschenden Jahreszeit.
Ein weiterer, großer Pluspunkt war der Tiefgang. Durch Thilda’s schweren Verlust der Großeltern vor einigen Jahren hat sie beschlossen, Weihnachten abzuschwören weil sie die Erinnerungen an früher nicht erträgt. Jani Friese hat dieses Punkt ganz wunderbar ausgearbeitet, glänzt dann aber noch mehr darin, wie Lillybeth und Co. versuchen, das zu ändern. Manche Sätze, und seien sie noch so einfach, haben mich zum Nachdenken animiert und immer wieder ins Grübeln gebracht. Sie erreichten mein Herz und ließen Erinnerungen an meine eigenen Großeltern in mir wach werden. Absolut schön insziniert und toll umgesetzt.
Das Ende war dann, für einen Liebesroman, recht vorhersehbar. Es gab nochmal eine kleine Wendung, die allerdings auch nicht total unerwartet kam. Aber mir gefiel einfach sie Inszinierung davon und auch wenn das Drama am Ende für meinen Geschmack unnötig war, brachte es nochmal ein wenig Würze ins Spiel.
„Ein zauberhafter Weihnachtswunsch“ von Jani Friese ist nicht komplett fehlerfrei. Es gab doch den ein oder anderen Punkt, den ich kritisieren musste; doch im Endeffekt zählt bei Weihnachtsromanen hauptsächlich eins; nämlich: Unterhaltung! Wenn dann auch noch die Stimmung passt, die in dem Buch herrscht und man durch süße Figuren immer wieder zum Schmunzeln gebracht wird, ist es beinah schon perfekt. Diese Geschichte ist zuckersüß, manchmal ein bisschen kindlich, manchmal ein bisschen nervig durch die Protagonisten; aber sie versüßte mir die Lesezeit.
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Die Autorin Jani Friese, lebt mit ihrem Mann, ihrem Pferd und dem Hund im schönen Münsterland. Sie arbeitet als Intensivkrankenschwester und ist ausgebildete Tierheilpraktikerin und Heilpraktikerin. Die Leidenschaft, ihre Fantasien als Geschichten niederzuschreiben, entwickelte sich bereits in jungen Jahren. Einige Zeit lang verstaubten die Ideen zu vielen Geschichten in einer Hutschachtel unter ihrem Bett. 2012 begann sie, wieder zu schreiben und es entstand ihr erstes Buch. Bei ihren Reisen lässt sie sich gerne von Land inspirieren, um neue Ideen für ihre Romane zu sammeln. Am besten entspannt sie sich in kreativen Pausen bei einem Ausritt in die Natur.
(c) by BoD
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim BoD Verlag und der Autorin bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.