||» Rezension «|| Ever – wann immer du mich berührst [von Nikola Hotel]

Liebe wird aus Mut gemacht!

Verletzt. Verängstigt. Verloren. So fühlt Abbi sich momentan. Sie will einfach nur nach Hause, weg aus der Reha-Klinik, wo sie nach einem schlimmen Autounfall wieder laufen lernen soll. Nur macht sie keine Fortschritte. Überhaupt keine. Abbi hat seit dem Unfall panische Angst vor Schmerzen, und die Therapie läuft dementsprechend schlecht – bis sie einen neuen Physiotherapeuten bekommt. David Rivers ist noch Student, aber mit seiner geduldigen, sanften Art dringt er zu ihr durch. Wann immer er sie berührt, verfliegt ihre Angst. Sie fühlt sich sicher. Doch das ist sie nicht. Denn David kennt ein Geheimnis, das ihre ganze Welt zerreißen könnte …

(c) by Kyss Verlag

Als riesengroßer Nikola Hotel – Fan habe ich dieser Neuerscheinung natürlich wahnsinnig entgegen gefiebert. Für mich hat die Autorin mit ihrer Debüt-Dilogie rund um die beiden Blakely-Brüder nämlich gleich zwei absolute Highlights geliefert, indem sie auf viel Cozyness, Emotionen und Lebendigkeit setzte. Genau das erhoffte ich mir dann auch von ihrer neuen Dilogie und da ich den Auftakt inzwischen schon beendet habe, kann ich euch zumindest dazu schon ein bisschen was erzählen. Falls ihr also neugierig seid und wissen wollt, wir mir „Ever – wann immer du mich berührst“ gefallen hat und ob es mit den Geschichten von Asher und Noah mithalten kann, dann bleibt jetzt gerne dran und viel Spaß bei der Rezension ♥

Nikola Hotel entführt uns hier in das Leben der 21-jährigen Abbi, die durch einen schweren Autounfall noch immer im Krankenhaus festsitzt und allerlei Physio-Therapien über sich ergehen lassen muss. Mir gefiel die Art, wie Abbi mit ihrer Situation umgeht, wahnsinnig gut. Sie ist weder der lebensfrohe Wirbelwind, der alles mit links wegsteckt und so tut, als wäre nie was geschehen; noch ist sie die zickige, depressive Mischung, die so gar keinen Bock mehr auf ihr Dasein hat und alles und jeden unfair behandelt. So empfand ich das Kennenlernen als sehr angenehm und konnte mich schon früh komplett auf sie einlassen und mich mit ihr identifizieren. Durch Abbi’s liebenswerte, authentische Art wird es einem auch einfach leicht gemacht, sie ins Herz zu schließen, um anschließend ausgiebig mit ihr mitfühlen und mitfiebern zu können. Ihre Handlungen und Gedankengänge hätten ebenso gut die meinen sein können und fielen daher auch sehr glaubhaft aus. Obwohl Abbi sehr behütet und beschützt aufgewachsen ist und für ihre Eltern alles zu sein scheint, ist sie nicht ganz so gesegnet, wie man es vielleicht meinen könnte und die Umsetzung dessen und ihre Handhabung fand ich auf den Punkt gebracht. Es kristallisierte sich wunderbar heraus, wo die Probleme lagen und wie die junge Frau damit umgeht bzw. darauf reagiert. So entstand noch mehr Tiefgang und Lebendigkeit und der Eindruck, dass Abby dem echten Leben entsprungen sein könnte, verstärkte sich zusätzlich. Alles in allem war sie eine unheimlich sympathische Persönlichkeit, mit einem großen Herzen; manchmal mit Selbstzweifeln aber mit einer riesigen Portion Gefühlen, die sie sich auch nicht scheut zu zeigen. Egal ob Lachen, Weinen, Verzweiflung, Angst oder Mut – Abbi trug es oft (aber nicht immer) nach außen und das weckte meine tiefste Bewunderung.
Relativ ähnlich verhielt es sich mit David. Wer viel wert auf Bad Boys legt und mit Good Guys nichts anfangen kann, wird hier definitiv nicht glücklich werden. Denn David ist ein herzensguter Mann, ausgestattet mit Einfühlsamkeit und Taktgefühl, Liebenswürdigkeit und Authenzität. Für mich war er die perfekte Besetzung für diesen Roman und brachte so viel Menschlichkeit mit sich, dass man gar nicht anders konnte, als ihn gern zu haben. Ich konnte ihn zu 100% nachvollziehen; verstand den Struggle, in dem er steckte und fand seinen Umgang damit 100% gelungen. So wirkt David zwar hin und wieder etwas „wankelmütig“ oder unbeständig, aber es passte zur Handlung und ließ sich deshalb nicht nur verzeihen, sondern auch verstehen. Ich bin mir sicher, mein Verhalten hätte, aufgrund des Hintergrunds, nicht anders ausgesehen. So kam es eben auch, dass ich mich zunehmend mehr in den jungen Studenten verliebte. Wie könnte man auch nicht, bei so viel Empathie? Mit seiner Art erreichte er mich; mit seinem Humor brachte er mich zum Lachen und mit seiner sensiblen Seite rührte er mich beinah zu Tränen. Nikola Hotel hat ein ganz besonderes Talent dafür, aus zweidimensionalen Buch-Charakteren wahre Menschen zu erschaffen, die irgendwann nahtlos dazu übergehen, Freunde für den Leser zu sein.
Besonders positiv fiel mir hier auch auf, wie eingehend und detaillreich die Nebenrollen besetzt wurden. Selbst die unscheinbarste Figur erhielt eine ganze Menge Lebendigkeit zugesprochen und wurde deshalb enorm greifbar für mich. Ja sogar den Postboten hätte ich direkt vor mir stehen sehen, wenn es denn einen gegeben hätte. Dafür waren es im Besonderem Abbi’s Eltern oder David’s Schwester, die mich begeisterten. So unendlich lebendig in allem was sie tun und sagen. Und das auf ganz unterschiedliche Arten. Die Vielfalt an Wesenszügen war allgemein nicht nur ein Segen für die Geschichte sondern auch eine gelungene Abwechslung. Während der eine noch größte Sympathie in mir weckte, so wollte ich den anderen entweder bei den Schultern packen und schütteln; oder aber direkt .. naja ihr wisst schon. Und dabei schaffen sie es nebenbei auch tatsächlich noch, einen zu überraschen.

Der Clou an Nikola Hotel’s Geschichten ist aber immer die Handlung bzw. die Chemie zwischen den einzelnen Charakteren. Wie ich oben schon erwähnt hatte, so erhoffte ich mir eine ganze Menge Gefühl; aber auch den allseits bekannten Wohlfühl-Faktor und ein klein wenig Prickeln. Tja – ich nehm es direkt mal vorweg: ich hab alles bekommen, was ich mir gewünscht habe und noch einiges unerwartetes mehr.
Die Geschichte beginnt just in diesem Moment, in dem Abbi eine ihrer verhassten Physio-Therapiestunden über sich ergehen lassen muss. Wir erfahren also direkt, dass sie im Krankenhaus liegt und nur wenig später auch den Grund dafür. Die Folgen des Autounfalls sind schockierend und die Frage, wie es überhaupt zu dem Unfall kam, brennt einem regelrecht unter den Nägeln. Doch zunächst lässt einen die Autorin noch zappeln. Das treibt einen unweigerlich immer weiter voran und man will um jeden Preis mehr erfahren. Spätestens als dann auch David ins Spiel kommt und klar wird, dass er etwas zu verbergen hat, ist das Buch kaum mehr aus den Händen zu legen. Und dabei ist es keineswegs diese atemlose Spannung, die einen fesselt, sondern viel mehr die Emotionen, die so intensiv und lebendig übertragen werden. Die Entwicklung der Liebesgeschichte – das Kennenlernen, die ersten Annäherungen, der erste Kuss. Das alles geschieht so behutsam und glaubhaft und konnte mich binnen weniger Seiten komplett in den Bann ziehen. Das ganze Drumherum ist wieder auf ganzer Linie geglückt, weil es gerade die Kleinigkeiten sind, die so sehr begeistern. Das Origami, was eine tragende Rolle spielt, ist herrlich erfrischend und süß ins Geschehen eingewoben und ist am Ende doch viel wichtiger, als es lange Zeit scheint. Und das ist wieder so eine Besonderheit. Sind wir ehrlich: vom Aufbau her unterscheidet sich „Ever“ kaum von anderen New Adult Romanen, außer, dass es sich etwas langsamer und dafür umso realistischer abspielt. Mann und Frau lernen sich kennen, finden sich gut, aber ein Geheimnis steht zwischen ihnen. Diese Konstellation gibt es quasi in jedem Romance Roman. Hier aber wird sehr schnell klar, dass die Umsetzung bzw. die Handhabung der einzelnen Faktoren ganz anders ausfällt, als man es kennt. Denn ja: Abbi und David lernen sich kennen und bemerken eine gewisse Anziehungskraft zwischen ihnen. Allerdings erfährt Abbi recht schnell, dass es da etwas gibt, was David verbirgt – nur um was es dabei geht, weiß sie nicht. Der Raum für Spekulationen ist also nicht nur für den Leser groß, sondern auch für die Protagonistin. Gemeinsam mit ihr dürfen wie rätseln und nachdenken; Vermutungen anstellen und spekulieren. Und das bereitet Spaß. Dass sie sich dann trotzdem annähern, überrascht niemanden, sehr wohl aber die unerwartete Wendung, die folgt. Die Geschichte verlagert sich dabei und wird noch brisanter. Was weiß David, was Abbi nicht weiß? Wir als Leser erfahren dies durch David’s Sicht lange vor Abbi, aber ich kann euch nicht sagen, wie sehr ich dem Moment entgegen gefiebert habe, wenn die Bombe endlich platzt. Es baut sich nach und nach auf und man sieht das Drama bereits kommen; man merkt richtig das nervöse Knistern, das in der Luft liegt. Aber Nikola Hotel schafft es trotz dieser Vorhersehbarkeit, den Leser ziemlich doof aus der Wäsche gucken zu lassen.
Das ganze Buch, inklusive großem Finale ist eine Mischung aus emotionaler Spannung und absoluter Bodenständigkeit. Herrlich unaufgeregt, aber trotzdem packend ohne Ende. Die Autorin zaubert aus den gängigsten Klischees und Stereotypen ganz neue, faszinierende und berührende Geschichten mit einer Menge Überraschungen und Tiefgang. Sie baut unerwartete Plots ein und setzt auf Elemente, mit denen keiner jemals rechnet. So verläuft die Hauptstory sehr straight und gradlinig, wird aber durch schöne Einfälle und kreative Aspekte ausgeschmückt und macht deshalb noch viel mehr Spaß. Ich kann jetzt guten Gewissens sagen: die Auflösung des Buches ist unerwartet, aber wunderschön! Es ist ganz anders, büßt aber nichts an Emotionalität ein, sondern berührt und lädt zum wohligen Seufzen ein. Und da ist es wieder: ein Highlight, durch und durch.

Der Schreibstil ist, oh Wunder, natürlich genau so phänomenal, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Hochgradig bildhaft und trotzdem wahnsinnig locker und leicht zu lesen. Was will man mehr? Vielleicht noch eine sehr dichte Atmosphäre, intensive Emotionen und wundervoll tiefgründige Dialoge? Kein Problem – Nikola Hotel liefert als das, und noch mehr. Sie begeistert durch einen unaufgeregten, bodenständigen Stil; erzählt die Geschichte von Abbi und David ganz alltäglich und trotzdem gefühlvoll. Ich konnte mich gleichermaßen fallen und treiben, wie auch mitreißen und fesseln lassen. Es ist die perfekte Mischung aus romantischer Liebesgeschichte und tiefgründigem Roman und zauberte mir, dank tollen Gesprächen und noch schöneren Beschreibungen immer wieder Gänsehaut auf den Körper – und manchmal auch ein Tränchen in die Augen. Setting, Charaktergestaltung und Ausführung der Idee sind ebenfalls perfekt geglückt.
Und jetzt noch was anderes. Ich bin mir ganz sicher, dass irgendjemand den Verlag gefragt hat: „Hey Kyss Verlag, wie schön kann die Aufmachung eines Buches sein?“ und die Gestalter des Verlags mit einem lauten „Ja!“ geantwortet haben. Ich habe noch nie – ich wiederhole: noch nie ein so großartig aufgemachtes Buch in den Händen gehalten. Allein das Cover ist schon ein Traum, aber das was man innen in den Klappen und im Buch allgemein vorfindet, toppt einfach alles. Ein Daumenkino? Ehrlich? Eine so simple Idee, die bei mir aber größtmögliche Begeisterung auslöste. Und die Anleitungen hinten für Origami-Tiere ist ebenfalls ein kleines Highlight, was das Buch im Gesamten perfekt macht.

Eine absolut chaotische Rezension neigt sich dem Ende und trotzdem bin ich mir sicher, dass ich nicht mal annähernd das rüber gebracht habe, was ich dem Buch gegenüber empfinde. „Ever – wann immer du mich berührst“ von Nikola Hotel ist ein Highlight – in jeder erdenklichen Kategorie. Sympathische, liebenswerte und realistische Charaktere wurden verbunden mit einer überraschenden Storyline, die spannend und mitreißend zugleich ist. Und das Ganze dann noch erzählt mit einem Stil, der alle erdenklichen Emotionen im Leser wachrufen kann. Abgerundet wird dieses Buch schließlich durch eine traumhafte Aufmachung, für die der Endlichkyss-Verlag eine ganze Menge Pluspunkte sammeln konnte. Großes Lob, an Verlag und Autorin – wenn das Buch nicht perfekt ist, dann weiß ich auch nicht.

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Nikola Hotel hat eine große Schwäche für dunkle Charaktere und unterdrückte Gefühle. Obwohl sie auch schon romantische Komödien geschrieben hat, hängt ihr Herz daher vor allem am New-Adult-Genre. Und das merkt man ihren ebenso gefühlvollen wie mitreißenden Liebesgeschichten an. «It was always you», der erste von zwei Bänden um die Blakely-Brüder Asher und Noah, stieg unmittelbar nach Erscheinen auf die Spiegel-Bestsellerliste ein. Das Buch wie auch der Nachfolger «It was always love» wurden aufwendig von Carolin Magunia mit Handetterings illustriert. Nikola Hotel lebt mit ihrem Mann und den drei gemeinsamen Söhnen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bonn, arbeitet aktuell an ihrem nächsten Projekt und tauscht sich auf Instagram gern mit ihren Lesern und Leserinnen aus.

(c) by Kyss Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Kyss Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.