Titel: Federgrab
Autor: Samuel Bjork
Verlag: Goldmann-Verlag
Reihe/Serie: Ein Fall für Holger Munch #2
Übersetzer: Gabriele Haefs
Genre: Thriller
Seitenanzahl: 480
ISBN: 978-3442205257
Erscheinungsdatum: 17.Oktober.2016
Format: broschiert
Empfohlen für Erwachsene
Unverbindliche Preisempfehlung: 12,99€
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Aus einem Jugendheim bei Oslo verschwindet ein siebzehnjähriges Mädchen.
Einige Zeit später wird sie tot im Wald gefunden – gebettet auf Federn,
umkränzt von einem Pentagramm aus Lichtern und mit einer weißen Blume
zwischen den Lippen. Die Ermittlungen des Teams um Kommissar Holger
Munch und seine Kollegin Mia Krüger drehen sich im Kreis, bis sie von
einem mysteriösen Hacker kontaktiert werden. Er zeigt ihnen ein
verstörendes Video, das neue Details über das Schicksal des Mädchens
enthüllt. Und am Rande der Aufnahmen ist der Mörder zu sehen, verkleidet
als Eule – der Vogel des Todes …
Vorneweg: ja, es handelt sich um den zweiten Band einer Reihe, jedoch ist jedes Buch für sich abgeschlossen, bis auf die Geschichte der Ermittler, die ich hier aber nicht explizit zur Sprache bringe. Das heißt im Umkehrschluss: ihr könnt diese Rezension auch lesen, wenn ihr Band 1 noch nicht kennt. Falls ihr aber Interesse an „Engelskalt“ habt, schaut doch mal » hier « vorbei, da geht’s nämlich zur Rezension des Vorgängers. Also. Zurück zum eigentlichen Thema: Ich habe dieses Buch lange schon im Blick gehabt, dann aber total vergessen und erst jetzt vor einiger Zeit angefragt und direkt den Zuschlag bekommen. Ich habe mich so unglaublich auf diese Geschichte gefreut, denn Band 1 hat mich trotz Schwächen, wirklich überzeugt. Leider lag Band 2 jetzt einige Tage, um nicht zu sagen, viel zu lange, hier, ehe ich mich überwinden konnte, danach zu greifen; wieso, weshalb, warum erfahrt ihr hier und jetzT:
Wie bereits Band 1 geht es relativ spektakulär los mit dem Fund der Leiche. So wird der Leser, oder zumindest ich, direkt mitgerissen und hat bereits erstes Kribbeln im Bauch. Wir treffen auch sehr schnell wieder auf unsere Ermittler Mia Kruger und Holger Munch und erkennen ihre Verhaltensmuster sofort wieder. Der Einstieg ist also sehr gut geglückt, mit einem kleinen Zeitsprung zum Vorgängerband und auch wenn ich Engelskalt schon vor einiger Zeit gelesen habe, hatte ich Holger und Mia immer noch gut im Gedächtnis und wusste noch recht genau, was letztes Mal passiert war.
Ich habe ja tatsächlich so etwas wie Wiedersehensfreude empfunden, als mir die ganzen Charaktere wieder begegneten. Dabei ging es nicht unbedingt nur um Holger und um Mia, sondern vor allem um die Nebenfiguren, die ich teilweise auch wirklich ins Herz geschlossen hatte. Gerade Curry war sowohl in diesem Buch wie auch im vorherigen eine tolle Persönlichkeit, die mich total für sich gewinnen konnte.
Holger ist wieder ganz der Polizist. Er stellt seine Gefühle oftmals hinten an, kümmert sich nur um sein Team und seine Fälle und ignoriert so manch Alarmzeichen seines Körpers; denn mit seinen 54 Jahren ist er nicht mehr der jüngste. Gleichzeitig bekommt er vom Autor aber auch eine menschliche Seite verpasst, in dem von seiner Vergangenheit erzählt wird. Das wird hier in „Federgrab“ wieder gut ausgegriffen und noch einmal vertieft. Ansonsten war er wieder sehr sympathisch, sehr autoritär und realistisch – ein Ermittler, der der echten Welt entsprungen sein könnte und eindeutig der bessere Protagonist.
Wie man jetzt schon vermuten kann, war mir Mia nicht immer ganz sympathisch. Mir war klar, dass ich wieder meine Probleme mit ihr haben werde, aber es summierte sich einfach. Sie war auf der einen Seite völlig kaputt, seelisch ein regelrechtes Wrack, andererseits aber auch wieder knallhart, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich war mit ihr nicht immer ganz eins, konnte ihre Handlungen teilweise nicht nachvollziehen und verstand sie teilweise auch einfach nicht. Sie ist ein unheimlich interessanter Charakter, aber sie wird wohl in diesem Leben nicht mehr auf große Sympathie bei mir stoßen. Schade, denn mitgefiebert und mitgerätselt habe ich auch mit ihr gerne; da ihre Methoden oft sie effektiveren, wenn auch verwerflicheren waren.
Der Stil war wieder ganz passabel. Ich kam sehr sehr sehr zügig durch die Seiten und fühlte mich, rein durch Beschreibungen und Details auch tatsächlich nach Oslo versetzt. (btw: ich liebe Skandinavien und die dort spielenden Thriller). Die Wortwahl war passend, die Ermittlungen eingehend aber nicht zu abschweifend ausgeschmückt und in Szene gesetzt und allgemein hab ich am Stil nicht viel zu kritisieren. Was hingegen ein echter Kritikpunkt ist, ist die Aufmachung des Buches. Geschrieben ist alles aus der dritten Person und die Perspektiven wechseln; mal begleiten wir Munch, mal Mia, mal andere Figuren. Alles schön und gut, aber diese Vielzahl an Perspektiven hat mich schon im ersten Band immens gestört. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, aber gen Mitte des Buches war ich dann bei 11 (!) verschiedenen Perspektiven angelangt und auch wenn die später alle einen Sinn ergaben, war mir das zu verwirrend und .. ja einfach to much. Man liest aus der Sicht der Ermittler, hat bestimmt 5 verschiedene, mögliche Täter, dann noch etliche Opfer; dazu kommen die Vergangenheiten der einzelnen Personen, Privatleben der Polizisten und alles gehört irgendwie zum Fall dazu. Mir schien es bei Engelskalt genauso wie jetzt bei Federgrab: der Autor wollte möglichst viel Platz für Spekulationen schaffen, ist dabei aber übers Ziel hinaus geschossen und hat es zu gut gemeint.
Die Idee war definitiv nichts Neues. Im Endeffekt hatte ich ein wenig das Gefühl, den ersten Band einfach nochmal zu lesen, gerade die Rand-Daten waren sehr sehr sehr ähnlich. Natürlich flossen auch ein paar neuartige Elemente mit in die Geschichte ein, doch alles in allem war es alles schon mal irgendwo da und nichts, was mich jetzt vollkommen aus den Socken gehauen hätte. Was ich gut fand, war die Ausarbeitung – auch wenn sie mir viel zu ausschweifend war (siehe oben), war sie wirklich gut und ausgeklügelt und ich bin mir sicher, dass nicht nur Arbeit und Kreativität gefragt waren, sondern auch eine ordentliche Portion Konzentration, um diese ganzen Fäden zu knüpfen und später ineinander laufen zu lassen – dafür gibt es also durchaus einen Pluspunkt.
Die Umsetzung.. ja die war auch ganz okay. Wie schon gesagt, beginnt alles relativ mitreißend mit dem Fund der Leiche, doch dann kehrt ziemlich schnell wieder Ruhe ein und das Buch zieht sich .. und zieht sich .. und zieht sich. Ich persönlich hatte erst ab Seite 300 ungefähr das Gefühl, mitgerissen zu werden, und selbst dieser Sog war nicht so stark, wie ich es mir gewünscht hätte. Bei Thrillern ist es oftmals so, dass ich „atemlos“ lese, das heißt, ich lese so schnell, dass ich die Luft anhalte und über die gelesenen Worte stolpere und einfach nicht hinterher komme; das war hier nicht der Fall. Ich war zwar neugierig, was nun dahintersteckte und hab sehr zügig gelesen, aber atemlos war ich nicht.
Auch das Ende.. nun ja.. dadurch dass Band 1 schon eine sehr ähnliche Auflösung hatte und etwas sehr ähnliches passierte, war mir schon recht früh klar, dass es wieder darauf hinauslaufen wird. Ich wusste zwar nicht direkt, wer nun der Täter war, oder wieso und weshalb er das tat, aber ich ahnte, dass das Finale sehr identisch zu „Engelskalt“ sein wird – das hat die Spannung und das Feuerwerk am Ende des Buches, was es definitiv war, einfach abgeschwächt und ein wenig „verhunzt“. Nichts desto trotz war der Schluss schön in Szene gesetzt; sehr spannend und verdammt temporeich – da passierte dann alles Schlag auf Schlag.
„Federgrab“ von Samuel Bjork war absolut kein Highlight und erinnerte mich stark an den Vorgänger – dennoch sind wir hier immer noch sehr weit von einem „schlechten“ Buch entfernt. Die Charaktere waren wieder einmal großartig und die Atmosphäre während des Lesens (ich liebe Skandinavien!) war sehr realistisch. Auch der Fall bot jede Menge Raum für Überlegungen und Schlüsse. Meine Kritikpunkte liegen hier aber eindeutig auf den vielen Perspektiven und dem selben Ablauf wie in „Engelskalt“. Ich werde, trotz dieses Fazits sicherlich noch mehr aus Samuel Bjork’s Feder lesen, wenngleich ich dann auch mit weniger großen Erwartungen an die Geschichten herangehen werde.
Ich vergebe 3 von 5 Sternen und kann das Buch nur bedingt weiter empfehlen. „Engelskalt“ hatte damals noch 3.5 Sterne von mir bekommen, doch da ich hier noch etwas mehr zu kritisieren hatte, gibt es jetzt lediglich 3 Sterne, obwohl auch das eine absolut gute Bewertung ist, immerhin gilt die 3 als die goldene Mitte und somit ist „Federgrab“ passabler Durchschnitt. Wer gern Thriller liest, Skandinavien mag und auf eine sehr ausschweifende Storyline steht, wird mit diesem Buch sicher gut bedient sein.
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Hinter dem Pseudonym Samuel Bjørk steht der norwegische Autor,
Dramatiker und Singer-Songwriter Frode Sander Øien. Er wurde 1969
geboren, schrieb im Alter von 21 Jahren sein erstes Bühnenstück und
veröffentlichte seitdem zwei hochgelobte Romane sowie sechs Musikalben.
Sein erster Thriller, „Engelskalt“, wurde ein Bestseller. Derzeit lebt
und arbeitet er in Oslo.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, dass alle Rechte (Coverbild, Klappentext, etc.) beim
Goldmann-Verlag liegen und mich außerdem herzlich dafür bedanken möchte, die Bilder und Texte verwenden zu dürfen. Außerdem ‚Dankeschön‘ sagen möchte ich für die Bereitstellung dieses Rezensions-Exemplars.
Diese
Rezension entspricht meiner persönlichen Meinung und kann bei anderen
Bloggern oder Lesern wieder ganz anders ausfallen. Ich möchte darum
bitten, dies zu berücksichten.
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