||» Rezension «|| Fly and Forget [von Nena Tramountani]

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13. Juli 2021 0 Von Patchis Books
FLY AND FORGET
Nena Tramountani
New Adult
Band 1 von 3
Soho Love – Reihe
448 Seiten
22. März 2021
Penguin Verlag
Paperback
12,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


Noah & Liv: Für ihn ist ihr gemeinsames Kapitel beendet. Doch sie ist fest entschlossen, ihre Geschichte neu zu schreiben.

Journalismus-Studentin Liv steht vor den Scherben ihrer Beziehung und kann dem Schicksal nicht genug danken, als sie im teuren London überraschend eine WG findet. Doch dann begegnet sie dem einzigen männlichen Mitbewohner und ihr Herz setzt einen Schlag aus: Noah ist kein Fremder, sondern ihr ehemaliger bester Freund. Der sie im Stich ließ, als sie ihn am dringendsten brauchte. Und den sie nach drei Jahren Funkstille kaum wiedererkennt. Aus ihrem Seelenverwandten ist ein unverschämt attraktiver Aufreißer geworden. Als Liv die Chance bekommt, sich für all den Schmerz an Noah zu rächen, zögert sie nicht: Sie schreibt einen Artikel für die Collegezeitung, wie man einen Herzensbrecher bekehrt – und Noah ist ihr Testobjekt. Allerdings hat sie diese Rechnung ohne ihre sorgfältig verdrängten Gefühle gemacht …

(c) by Penguin Verlag

Wie so oft beginne ich diese Rezension mit den Worten „Eigentlich wollte ich das Buch gar nicht lesen, und dann kam Bookstagram“. Es ist hier ein typischer Fall von #bookstagrammademebuyit . Ich habe so viel Gutes zu der Geschichte gehört und natürlich war meine Neugier unweigerlich geweckt. Also hab ich es angefragt und schwups, hier ist das Schätzchen. Gemeinsam mit Anni von @kaninchenbaubuecher hab ich dann auch relativ fix damit begonnen und kann euch heute verraten, ob meine Erwartungen, aufgrund all der positiven Stimmen, erfüllt wurden, oder ob ich mir das hätte doch eher sparen können. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei meiner nachfolgenden Meinung ♥

Die Geschichte rund um Liv beginnt genau in dem Moment, indem sich ihr jahrelanger Freund Josh von ihr trennt und sie plötzlich ohne Dach über dem Kopf dasteht. Mitten in London, wo die Mietpreise jedes Budget sprengen. Als sie dann, total verheult, auf der Bibliotheks-Toilette Mathilda begegnet und die ihr ganz nebenbei erzählt, dass in ihrer WG ein Zimmer frei geworden ist, ist das erst der erste, unglaubliche Zufall. Allgemein hatte ich das Gefühl, dass sich gerade am Anfang ein wenig zu viel einfach so ergibt. Aber es lässt sich, jetzt rückblickend, leicht darüber hinweg sehen, wenn man bedenkt, was alles nicht so läuft, wie Liv es sich vorgestellt hat.
Mir gefiel der Einstieg sehr gut, auch wenn ich verhältnismäßig lange gebraucht habe, um in der Geschichte Fuß zu fassen. Es geht emotional los und das Schicksal, das unserer Protagonistin so böse mitspielt, bringt eine Menge Zündstoff mit sich. Es wird schon während den ersten Seiten sehr turbulent und da einiges Knall auf Fall passiert, entsteht auch umgehend ein gewisser Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Doch auch die Begebenheiten und die Konstellationen, in denen die Figuren zueinanderstehen, überzeugten mich auf Anhieb. Es schien so anders, als alles, was ich bisher so in dem Genre gelesen hatte. Denn Liv und der männliche Mitbewohner in der WG kennen sich bereits; ja waren sogar über Jahre hinweg allerbeste Freunde – um nicht zu sagen Seelenverwandte. Aber was geschah, dass sich die beiden über 3 Jahre hinweg nicht mehr gesehen haben? Diese und noch viele weiteren Fragen trieben mich voran; fesselten mich an die Seiten und machten es mir schwer, das Buch auch mal zur Seite zu legen. Ich war neugierig; gespannt und vor allem war ich besorgt, als Liv ihren Artikel über Noah anfing zu schreiben. Das Drama war also schon vorprogrammiert. Währendessen handelt Nena Tramountani so manch brenzlige Situation herrlich undramatisch ab; was mich überraschte und zugegebenermaßen auch echt faszinierte. In der Zwischenzeit bzw. während des Prozesses, Noah zu testen und gewisse Strategien anzuwenden, geschah nicht allzu viel, aber es war atmosphärisch dann doch so packend, dass keine Langeweile entstand. Es war toll zu beobachten, wie sich die einst so vertrauten Figuren wieder annäherten und die Emotionen, die dabei entstanden, waren mit Händen greifbar. Ich fieberte so sehr mit und konnte jedes Gefühl, das entstand, am eigenen Leib nachempfinden. Die Geschichte hatte mich also wahnsinnig fest im Griff. Aber nicht nur die anbahnende Lovestory überzeugte, sondern auch das Drum Herum. Ich liebte die WG heiß und innig; fand nahezu sofort einen Draht zu den beiden Mitbewohnerinnen Mathila und Bryony, und beobachtete die aufkeimende Freundschaft zwischen ihnen und Liv unsagbar gerne. Ich hatte Spaß, wirklichen Spaß beim Lesen.
Leider nahm meine Begeisterung dann aber doch ab. Schon ab kurz vor der Hälfte war so ein bisschen die Luft raus, wie man so schön sagt. Was ich anfangs noch gemocht, ja regelrecht geliebt hatte, war jetzt nicht mehr ganz so einnehmend, denn irgendwie kam das Gefühl bei mir auf, dass wir uns auf der Stelle bewegten. Kein Fortschritt, kein Rückschritt, sondern einfach stur auf dem selben Fleck. Ich hätte mir gewünscht, dass noch ein wenig mehr Abwechslung stattfinden würde; ein paar Überraschungen. So war es ganz nett, aber nicht mehr das Highlight von der ersten Hälfte. Es gab noch zwei-drei kleinere Wendungen und eine Szene, die mich schwer bewegte und zutiefst berühren konnte; aber alles in allem schien es abgeflaut zu sein. Besonders zum Ende hin wollten sich keine richtigen Emotionen mehr bei mir aufbauen. Das Drama, auf das man wartet, kommt natürlich und wie man es schon vorhersieht, so fliegen eben die Fetzen. Keine große Überraschung, stattdessen eher ein wenig klischeehaft umgesetzt. Was mich aber am meisten enttäuschte, waren die letzten Szenen. Ich hatte mich nochmal auf die großen Gefühle gefreut; das wunderschöne Happy End, das zu Tränen rührt. Aber ich fand den Abschluss des Buches nicht ganz geglückt. Die finale Szene war .. okay – mehr aber nicht. Ich war eher verwundert, dass es „nur“ das war, was es eben war und sich Nena Tramountani nicht noch was spektakuläreres hat einfallen lassen. Kurz um: das Ende war stimmig, rund und beendet die Geschichte eher sanft, als mit einem Knall.

Die Charaktere in dem Buch sind äußerst vielfältig und abwechslungsreich. Jeder von ihnen besitzt Ecken und Kanten und ganz spezielle Wesenszüge, die ihn einzigartig machen. So auch unsere Protagonisten Liv und Noah. Liv ist eine eher durchschnittliche junge Frau, bodenständig, loyal und liebenswert. Gerade am Anfang gefiel sie mir unsagbar gut und ich schloss sie tief ins Herz. Sie gewann mich allein mit ihrer Pechsträhne für sich, weil sie mir so leid tat – so unglaublich leid. Erst verliert sie ihren Freund, dann ihre Wohnung und muss anschließend auch noch um ihren Job bangen. Da ich von Seite 1 an so sehr mit ihr mitgefiebert und mitgefühlt habe, schweißt einen diese Zeit schlicht zusammen. Liv ist durch und durch sympathisch und glaubhaft, wenn auch stellenweise etwas flatterhaft und naiv. Das gestand ich ihr aber in Anbetracht ihrer Lage auch zu. Denn ihr bisheriges Leben lief nicht immer so ab, wie es im Bilderbuch steht; sie hatte einiges zu bewältigen und über so manches war sie einfach noch nicht hinweg. Ab der Hälfte hingegen tat ich mir dann doch etwas schwer damit, ihr Glauben zu schenken. Sie verhielt sich stellenweise echt widersprüchlich und ich konnte und wollte nicht immer akzeptieren, was sie da vom Stapel ließ. Gleichzeitig verurteilte sie andere dafür, wenn sie ähnliche Aktionen brachten. Trotzdem wird sie mir sicher positiv in Erinnerung bleiben, auch wenn wir nicht stets und ständig einer Meinung waren.
Neben der eher unscheinbaren Liv, die definitiv am unscheinbarsten war in diesem Buch, treffen wir auf Noah, der alles ist, nur nicht unscheinbar. Noah zeigt sich anfangs von seiner allerschlechtesten Seite. Arrogant, unnahbar, unfair und ein Player. Alles, was man sich bei einem Mann, im wahren Leben nicht wünscht. Ich fand sein Verhalten zunächst echt interessant, weil man direkt merkt, dass es nur Fassade ist. Dass er sich aber so schnell wandelt, war unerwartet und eine echte Überraschung. Eine positive Überraschung, wohl gemerkt. Ich fand es schön wie er in einem zügigen Tempo immer mehr auftaut und sein wahres Ich zeigt. So gab es die Kombination aus Bad Boy und Good Guy in ein und der selben Person. Ich mochte Noah in beiden Lagen; fand ihn anziehend und sexy als er den F*ckboy verkörperte, und fand ihn unheimlich lebendig und tiefgründig, als er die Mauer einstürzen ließ. So sensibel, gefühlvoll und authentisch; so zerbrochen, verzweifelt und kaputt. Ach Noah – wie gern hätte ich ihn immer mal wieder in den Arm genommen, nur um ihn im nächsten Moment zu schütteln. Ich wollte ihm sagen, dass er die Augen aufmachen soll, sich nicht verstecken muss. Dieser junge Mann hat in seinem bisherigen Leben einiges erlebt, was er, ebenso wie Liv, nie ganz überwunden hat; aber auf anderer Ebene. Kurz um: Noah war mein Highlight in der Geschichte. Auch bei ihm konnte ich nicht jede Handlung 100% nachvollziehen, aber das machte das Geschehen nur umso interessanter. Ich fühlte und fieberte mit ihm mit; fand ihn durch und durch sympathisch und weiß, jetzt rückblickend, was für Gründe er hatte, wenn er sich mal daneben benahm. So ist das verschmerzbar und leicht zu übersehen.
Last but not least möchte ich auch noch fix auf die Randfiguren eingehen. Randfiguren, die eigentlich gar keine sind. So lernen wir die Hauptfiguren aus dem Folgebänden schon hier recht gut kennen und stellen schnell fest, dass Mathilda & Co. einen relativ großen Teil von Liv’s Und Noah’s Geschichte einnehmen. Ich konnte mir ein Bild von den zwei Mädels machen und muss jetzt im Nachhinein sagen: ich freu mich unglaublich darauf, ihre jeweiligen Teile zu lesen. Ich hab sie total ins Herz schließen können und bin einfach gespannt, was sie noch so erleben. Ansonsten spielen natürlich noch weitere Personen eine Rolle, wie zum Beispiel die Eltern der Protagonisten. Sie sind ausreichend eingehend ausgearbeitet und ich kann mich keineswegs über Oberflächlichkeit oder ähnliches beklagen – im Gegenteil: die gesamte Charaktergestaltung überzeugte mich von der ersten, bis zur letzten Seite komplett.

Genau so verhielt es sich mit dem Schreibstil. Die Art, wie Nena Tramountani die Geschichte von Noah und Liv erzählt, packt einen von der ersten Minute. Mir gefiel die Wortwahl ausgesprochen gut, denn sie erzeugt einen wahnsinnig angenehmen, flotten Lesefluss und wirkt dabei total alltäglich. Bodenständig. Lebendig. Ich bin nur so durch die Seiten gerauscht und konnte mich nebenher herrlich intensiv von der Atmosphäre einnehmen lassen. Emotional und mit tollen Dialogen und Beschreibungen versehen entsteht so ein wahrer Pageturner, der mich, vor allem in der ersten Hälfte, emotional wahnsinnig ergreifen konnte. Leider nahmen die Gefühle im Laufe der Zeit etwas ab, doch bin ich mir sicher, dass dies nicht am Stil, sondern mehr an der Handlung lag. Auch die Perspektiv-Wechsel taten dem Buch gut; denn wir kommen den beiden Hauptfiguren so noch näher und lernen sie noch eingehender und detaillierter kennen.

„Fly and Forget“ von Nena Tramountani war nicht ganz das Highlight, das ich aufgrund des Hypes erwartet hatte; und trotzdem war eine tolle Unterhaltung, die mich gerade in der ersten Hälfte restlos begeistern konnte. Leider schien ab einem gewissen Punkt die Luft ein wenig raus zu sein. Die Geschichte bewegte sich nicht mehr vorwärts und bis auf 2-3 kleinere Überraschungen und einer einzigen Szene, die mich schwer bewegte, kam nicht mehr allzu viel. Dafür überzeugen die Charaktere wieder umso mehr mit Lebendigkeit und Authenzität. Alles in allem ein tolles Buch, mit minimalen Schwächen. Jetzt freu ich mich aber doch umso mehr auf die beiden Folgebände, denn die Protas aus den jeweiligen Teilen haben wir hier schon intensiv kennen (und lieben) gelernt.

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Nena Tramountani, geboren 1995, liebt Kunst, Koffein und das Schreiben. Am liebsten feilt sie in gemütlichen Cafés an ihren gefühlvollen Romanen und hat dabei ihre Lieblingsplaylist im Ohr. Nach ihrem Studium der Sprachwissenschaften arbeitete sie als freie Journalistin und zog anschließend nach Wien. Inzwischen lebt sie wieder in ihrer Heimat Stuttgart, wenn sie gerade nicht auf Inspirationsreisen ist.

(c) by Penguin Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Penguin Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.