||► Rezension ◄|| „Holmes & Ich – Die Morde von Sherringford“ von Brittany Cavallaro
Titel: Holmes und Ich
Die Morde von Sherringford
Verlag: dtv – Verlag
Empfohlen: 14-16 Jahre
Unverbindliche Preisempfehlung: 16.95€
So hast du Holmes und Watson noch nie erlebt!
Drei Dinge will Jamie
Watson partout vermeiden, als er gegen seinen Willen auf ein Internat an
der Ostküste der USA geschickt wird:
1. Dort auf die charismatische
Charlotte Holmes zu treffen, Nachfahrin des legendären Sherlock, die
allerorten für ihren komplizierten Charakter und ihr detektivisches
Genie bekannt ist.2. Sich in besagte Charlotte zu verlieben – natürlich
unglücklich.3. Gemeinsam mit Charlotte in einen Mordfall verwickelt zu
werden.
Doch dann wird Jamie von seinem Zimmergenossen zu einer Party
mitgeschleift, auf der er Charlotte begegnet und sofort von ihr
fasziniert ist. Kurz darauf geschieht ein Mord. Hauptverdächtige: Jamie
Watson und Charlotte Holmes! Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als die
Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen.
Um direkt einmal auf diese Frage zu antworten: nein, das Problem war eindeutig nicht meine fehlenden Kenntnisse bezüglich Sherlock und Watson. Das wurde mir schnell klar, denn bereits beim Einstieg hatte ich keinerlei Probleme, in die Gesamtstory reinzukommen und mich in dieser Internats-Welt zurecht zu finden. Wer mich schon länger verfolgt weiß auch, dass Internatsgeschichten eh total meins sind und ich ein großer Fan davon bin. Auf den ersten Seiten begegnen wir vorerst der vorrangigen Hauptfigur Jamie Watson. Ich durfte ihn kennenlernen und er gewährte mir einen Blick in seine Gedankenwelt. Doch lange dauert es nicht, bis schließlich auch die allseits bekannte und nicht unbedingt beliebte Charlotte Holmes ins Spiel kommt.
Wo wir auch direkt beim nächsten Punkt und beim hauptsächlichen Problem wären: den beiden Protagonisten. Beginnen wir mit Jamie Watson. Am Anfang war er noch recht sympathisch und ich konnte noch ganz gut mit ihm umgehen. Im Laufe der Geschichte traf er aber immer mehr Entscheidungen, die mich einfach verwirrten und teilweise total wütend machten. Ich konnte teilweise seine Handlungen gar nicht nachvollziehen und musste immer wieder schlucken, wie „dumm“ er gehandelt hat, in meinen Augen. Er ließ sich komplett manipulieren, lebte mit Dingen, die ich unbedingt verändern wollen würde. Dieses „außen vor gelassen werden“ ging mir so gegen den Strich, dass ich wirklich genervt von Watson wurde und er quasi alle Sympathie-Punkte, die er gesammelt hatte (und es waren bei Gott nicht besonders viele) verspielte. Nichts desto trotz fieberte ich gen Ende doch noch einmal mit ihm mit – klar, man gewöhnt sich ja an die Figuren und egal wie wenig man sie mag, man schließt sie ja doch irgendwie ins Herz. (Ich hoffe, ihr wisst, was ich damit meine).
Der Gegenpol zu dem selbstlosen Watson stellt Charlotte Holmes dar. Puh. Schwierig. Ich weiß gar nicht so genau, wo ich anfangen soll. Charlotte hatte genau das selbe Problem wie Watson: anfangs war sie noch ganz okay, obwohl schon da die Chemie zwischen mir und ihr überhaupt nicht gestimmt hat. Doch im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu einer wahren Katastrophe. Wie eigensinnig und rücksichtslos kann man denn handeln und denken? Sie zog stur ihr Ding durch und um es auf gut deutsch zu sagen: scheißt auf alles und jeden und macht sich null Gedanken um die Gefühle ihrer Mitmenschen, die es sichtlich und spürbar gut mit ihr meinte – hauptsache sie ist nachher die große Heldin. Ich konnte Holmes wirklich nicht ausstehen und sie machte mir die ganze Geschichte einfach kaputt.
Die Nebenfiguren blieben dabei blass und ohne großen Tiefgang. Das störte mich aber nicht weiter, denn die Gefahr, dass ich die anderen dann auch nicht gemocht hätte, war doch recht groß.
Der Stil hingegen war wiederum ganz passabel – in meinen Augen zwar nichts besonderes, aber dennoch leicht und flüssig zu lesen. Es gab keine Stolpersteine und die Perspektive sprach mich in diesem Fall auch ganz gut. Erzählt wird das ganze in der Ich-Form aus Sicht von Jamie Watson und obwohl es sich um einen männlichen Hauptcharakter handelte, stellte das für mich keine Probleme dar. Auch die Settings und Kulissen waren recht bildhaft und realistisch dargestellt worden, sodass ich stets ein klares Bild der Szenen vor Augen hatte.
Die Idee. Als Grundstein diente natürlich Sherlock Holmes. Meine anfängliche Befürchtung, ich würde nicht mitkommen, weil mir das Original nicht bekannt war, verflüchtigte sich sehr schnell und es gab immer wieder Abschnitte, in denen es quasi Rückblicke und Erklärungen gab, was ich als sehr positiv betrachte. Auch die eingebauten alten Fälle von Holmes & Watson haben mich sehr interessiert und waren spannend eingebaut sodass sie einen wirklichen Sinn ergaben. Kurz gesagt: Die Idee war große Klasse und hatte unglaublich viel Potential. Auch der zu lösende Fall, der Mord war ein toller Plot, in dem wirklich viel Spannung hätte stecken können.
Doch leider war dem nicht so. Die Umsetzung war meiner Meinung nach nämlich alles andere als gelungen. Nicht nur, dass ich die Charaktere nicht mochte, nein. Auch die immer wieder abfallende Spannungskurve tat der Geschichte nicht besonders gut. Zu Beginn herrscht erst einmal Kennenlern-Stimmung. Man erfährt einige Fakten über die Figuren, erhielt einen tieferen Einblick in die Kulisse und dann passiert auch relativ rasch der besagte Mord und es hätte richtig Spannung aufkommen müssen. Stattdessen kommt eine interessante Szene und dann herrschte erst einmal Ebbe. Die Ermittlungen kamen meiner Meinung nach nicht in gang, die Stimmungsschwankungen von Charlotte Holmes standen mehr im Vordergrund als die Geschichte selbst und es war einfach über mehrere Kapitel relativ lahm. Als dann endlich wieder Tempo und Aktion in die Story kam, hatte ich große Hoffnungen, dass es bergauf geht, doch selbst dann wollte dieses Buch mich einfach nicht fesseln. Immer wieder musste ich tief durchatmen, mich neu motivieren und hab mich ehrlich gesagt regelrecht durch den Mittelteil zwingen müssen. Gegen Ende nahm die Geschwindigkeit dann nochmal zu und ich konnte, wie oben schon erwähnt, auch wen wenig mitfiebern und Däumchen drücken, dass alles gut ging. Doch trotz allem muss ich gestehen, dass ich die Auflösung nicht 100% verstanden habe und immer noch einige offene Fragen im Kopf habe. (ich werde die letzten Seite sicher noch einmal lesen, doch ich wollte meinen ersten Eindruck hier festhalten – meine ersten Empfindungen)
Ich vergebe für diese Geschichte 2.5 von 5 Sternen und möchte noch einmal ganz klar erwähnen, dass das MEINE Meinung ist und dass sie bei anderen wiederum ganz anders ausfallen kann. Bücher sind zum Glück immer Geschmackssache 🙂 Mir persönlich hat „Holmes & Ich – Die Morde von Sherringford“ von Brittany Cavallaro leider nicht gefallen und ich bin mir sicher, dass ich die Story rund um Holmes und Watson nicht weiter verfolgen werde. Einen Stern gibt es für den sehr angenehmen, leicht zu lesenden Stil, anderthalb weitere Sterne für die Idee, die hinter diesem Buch steckt.
Brittany Cavallaro
Brittany Cavallaro studierte zunächst am Middlebury-College in Vermont
und dann an der University of Wisconsin/Madison Creative Writing und
bereitet dort derzeit ihre Promotion vor. Sie ist Chefredakteurin
mehrerer Universitäts-Zeitschriften, konnte dank diverser Stipendien ihr
Schreibtalent ausbauen und veröffentlichte im Januar 2015 einen ersten
Band mit Gedichten. Seit ihrer Kindheit ist Brittany Cavallaro ein
riesengroßer „Sherlock“-Fan – so kam ihr die Idee zu „Holmes und ich“,
ihrem ersten Jugendbuchprojekt.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, dass alle Rechte (Coverbild, Klappentext, etc.) beim DTV-Verlag liegen und mich außerdem herzlich dafür bedanken möchte, die Bilder und Texte verwenden zu dürfen. Ebenfalls „Danke“ sagen möchte ich für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.
Rezension entspricht meiner persönlichen Meinung und kann bei anderen
Bloggern oder Lesern wieder ganz anders ausfallen. Ich möchte darum
bitten, dies zu berücksichten.