||» Rezension «|| Kissing in the Rain [von Kelly Moran]

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8. Juni 2021 0 Von Patchis Books
KISSING IN THE RAIN
Kelly Moran
Übersetzer: Vanessa Lamatsch
New Adult
Einzelband
480 Seiten
18. Mai 2021
Kyss Verlag
Paperback
12,99€
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#werbung #rezensionsexemplar


Liebe und andere Katastrophen …

Camryn Covic hat eine große, verrückte und laute Familie. Und als Camryns Freund eine Woche vor der Hochzeit ihrer Schwester Schluss macht, weiß sie genau, dass das die Feier ruinieren wird. «Camryn, warum bist du noch nicht verheiratet? Camryn, warum kannst du keinen Mann halten? Camryn, warum ziehst du dich nicht hübscher an? Camryn, der Trauzeuge ist noch Single!» Die ganze Hochzeit würde sich nur noch um sie drehen. Dass ihre Schwester vorschlägt, jemand anderen als ihren Freund auszugeben, ist trotzdem irre. Irre, aber nachvollziehbar. Und deshalb lässt Camryn sich darauf ein. Was soll schon schiefgehen? Abgesehen davon, dass ihr niemand glaubt, dass sie mit dem gutaussehenden und allseits beliebten Troy zusammen ist. Dass Troy sie deswegen vor der versammelten Familie küsst. Und dass dieser dämliche Kuss etwas mit ihr anstellt, das ganz und gar nicht geplant war …

(c) by Kyss Verlag

Dieses Buch stand auf meiner Wunschliste ganz ganz ganz weit oben. Wer mich nämlich schon länger verfolgt, der weiß, wie sehr ich Redwood Love liebe. Leider aber war „Wildflower Summer“ nicht so mein Ding, wodurch ich umso mehr Hoffnung in „Kissing in the Rain“ legte. Außerdem ist das Cover mehr als ein Träumchen! Ich war vom ersten Moment an verzaubert von den Farben, der Aufmachung – einfach von allem. Aber haben mich Camryn und Troy wirklich wieder so sehr begeistert, wie es damals die Tierarzt-Brüder getan haben? Das und noch ganz viel mehr verrate ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥

Schon während der ersten Seiten bemerkte ich eine gewisse Antipathie der Protagonistin gegenüber. Das muss meist noch nichts heißen, denn manchmal dauert es einfach, bis man den Zugang zur den Figuren findet. Leider aber kam es dann doch eher so, dass es sich verschlimmerte. Camryn ist eine unglaublich eigenartige Persönlichkeit, der Frohsinn, Freude und Emotionen scheinbar irgendwann, im Laufe ihres Lebens, abhanden gekommen sind. Sie bemitleidet sich selbst, versumpft regelrecht in sich selbst und ist nicht fähig, überhaupt so etwas wie Gefühle zu zeigen. Ich tat mir immens schwer damit, auch weil sie immerzu als starke Persönlichkeit bezeichnet wurde, ihr Handeln aber stets das Gegenteil ausdrückte. Wäre sie stark gewesen, hätte sie sich nicht alles gefallen lassen. Dann wäre sie für sich eingestanden und hätte nicht nur irgendwo versteckt vor sich hin geschmollt. Dann hätte sie ihre Intelligenz dafür genutzt, mal nachzudenken anstatt alles blind zu glauben, was sie um die Ohren gepfeffert bekommt. Ich fand zu dieser Frau überhaupt keinen Zugang, war oftmals nur noch genervt von ihr und empfand sie als regelrechte Last für die Geschichte. Mir stellt sich auch jetzt noch die Frage, welchen Sinn es haben soll, eine Protagonistin ins Rennen zu schicken, die so emotional wie ein Ziegelstein ist und null Rückgrat besitzt. Dem Leser wurde es, für meinen Geschmack, einfach schwer gemacht. Ich hätte es noch nachvollziehen können, wenn sie denn eine Entwicklung durchgemacht hätte. Vom kaltherzigen Fisch zur selbstbewussten Frau – aber selbst am Ende war da noch so viel Unsicherheit. So viele Zweifel, so viele nicht nachvollziehbare Gedanken, die ihr jede Form von Sympathie nahm. Wieso einfach, wenns auch kompliziert geht? Wieso irgendwas zustimmen, wenn man auch bockig sein kann? Camryn wird sicher noch eine geraume Weile in meiner Erinnerung bleiben, aber nicht, weiß ich sie so sehr ins Herz geschlossen hätte, sondern weil sie bis zum Schluss unheimlich zweidimensional wirkte. Sehr schade; denn auch gen Ende sah ich nur eine winzige Verbesserung, aber selbst die riss das Ruder nicht mehr herum.
Troy hingegen war von Anfang an mein kleines, persönliches Highlight in dem Buch. Dieser Mann brauchte alles mit, was mir bei Cam gefehlt hat. Er war selbstbewusst, attraktiv, besaß Rückgrat und fuhr auch mal aus der Haut. Außerdem verbarg sich hinter seiner Fassade ein wirklich herzlicher, offener und emotionaler Mensch. Ich war zugegebenermaßen echt überrascht, was sich alles hinter dem lebenslustigen Kerl verbirgt; denn seine Vergangenheit schockierte mich zutiefst. Man rechnet nicht mit dieser Offenbarung und gerade das hob ihn nochmal auf eine völlig neue Stufe. Troy war sympathisch, liebenswert, regelrecht anbetungwürdig und ein durch und durch gutherziger Mann, den man einfach nur ins Herz schließen muss. Kein Wunder also, dass ich ihn Cam überhaupt nicht gönnte. Millionen von Frauen in Milwaukee und er will ausgerechnet die, die kein Fünkchen Liebenswürdigkeit in sich trägt und das, was ihr widerfährt, irgendwie verdient. Klingt gemein, aber das war schlussendlich mein Eindruck von ihr. Troy hätte definitiv was Besseres haben können, wodurch ich seinen Kampf und seine Aufopferungsbereitschaft auch nicht immer richtig nachvollziehen konnte. Aber sie war da, und das machte ihn nur umso begehrenswerter.
Und nun zum größten Kritikpunkt im ganzen Buch: die Nebenfiguren, die allesamt eine doch recht tragende Rolle innehatten. Camryn’s Familie. Was soll ich dazu sagen? Ich hab keine Ahnung, ob es in serbischen Haushalten wirklich so zugeht oder ob Kelly Moran da maßlos übertrieben hat, aber ich hatte einen derart großen Groll auf diese Personen, dass ich mehrmals kurz davor stand, das Buch abzubrechen. Was stimmt nicht mit diesen Leuten? Wie kann man so herzlos, provokativ und stichelnd sein? Und das der eigenen Tochter gegenüber. Wie gesagt, ich mochte Cam nicht besonders, aber wie sie hier behandelt wurde, erweckte sogar bei mir Mitleid. Und wo alle so sehr von Emily schwärmen, der kleinen Nichte von der Protagonistin, war sie für mich ein weiterer Störfaktor. Sie kleine war ganz niedlich, ja – aber komplett überzogen. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll, außer „over the top“, weil das einfach so sehr passt. Ja.. alles in allem also wirklich schreckliche Figuren, die in mir nichts als Wut hervorriefen.

Die Idee hinter „Kissing in the Rain“ fand ich aber im Großen und Ganzen nicht schlecht. Der Grundgedanke versprach eine ganze Menge Potential für eine emotionale, humorvolle und mitreißende Geschichte. Ich bin ja allgemein auch ein großer Freund für inszinierte Beziehungen, die dann zur großen Liebe führen. Soweit also schon mal so gut. Leider aber entpuppte sich auch die Umsetzung nicht als das Gelbe von Ei. Die Story beginnt zwar noch vielversprechend, nämlich mit der Szene, wie Camryn’s Freund mit ihr Schluss macht; doch der weitere Verlauf ließ zu wünschen übrig. Die ganze Sache entwickelt sich in eine recht überspitzt wirkende Richtung; alles überzogen und überdramatisiert und voller banaler Klischees. Die einzelnen Plots sind vorhersehbar gewesen, die Emotionen stumpf. Allein schon weil meine Beziehung zur Protagonistin eine recht schwierige war, tat ich mir enorm schwer, irgendwas zu empfinden, außer Genervtheit. Ich hätte mir mehr von allem gewünscht; mehr Spannung, mehr Undurchsichtigkeit und vielleicht dann auch irgendwo noch die ein oder andere Überraschung.
Das einzige, was mich bei Laune hielt, war Troy. Nicht nur, weil er mir als Charakter gut gefiel, sondern auch wegen seiner Idee mit der Liste. Er wollte auf Gedeih und Verderb dafür sorgen, dass Camryn wieder auf die richtige Spur kommt und dafür hat er sich eine Menge süßer Kleinigkeiten ausgedacht. Diese Passagen erreichten dann doch noch ein bisschen mein Herz, weil es zum Teil total banale Einfälle waren, deren Wirkung aber umso deutlicher hervor trat. Der Titel allein schon verrät hier einiges – nur um mal ein Beispiel zu nennen. Es gab also durchaus romantische Szenen, die Cam aber sehr schnell wieder im Keim erstickte, indem sie mit ihrer barschen Art alles zerstörte, was sich Kelly Moran da aufgebaut hatte.
Allgemein war es eher schwierig, mit der Protagonistin mitzufiebern; zum Einen aus den oben genannten Gründen, zum anderen, weil sie einfach keinerlei Hilfe annahm und alles schlecht redete. Im Grunde war es mir dann auch einfach zu blöd mit ihr und ich nur noch gedacht „mach doch was du willst“. Jedes Mal, wenn ihr jemand die Hand reichte, schlug sie sie mit aller Gewalt fort und egal wie süß und berührend manche Handlungen von Seiten des männlichen Hauptcharakters, oder sogar von den Nebencharakteren war; es kam nicht bei mir an.
Zu guter Letzt war es für mich auch ein Kampf, die Familie zu ertragen. Was für ein schrecklicher Haufen – Katastrophe pur. Jedes Mal, wenn die Eltern oder die Großmutter von Cam ins Spiel kam, sträubten sich mir die Nackenhaare. Ich glaube, die Autorin hat da viel zu viel gewollt. Sie wollte humorvoll sein; eine lustige Familie schaffen, aber schlussendlich waren es beleidigende, respektlose Persönlichkeiten, die jeden Witz verdorben. Die Erklärungen für das Verhalten nahm ich Kelly Moran dabei überhaupt nicht ab. Sie wollen sie nur aufziehen, oder dergleichen zieht einfach nicht bei so einem Auftreten.
Das Ende war dann auch keine große Überraschung mehr. Natürlich fügte sich alles und Cam fand doch noch den Mut, mal auf den Tisch zu hauen. Ich fand den Schluss ganz schön insziniert soweit, was ganz unterhaltsam zu verfolgen, aber das große Drama blieb eben dann doch nicht aus. Von Wohlfühlgeschichte kann hier nicht die Rede sein; da rettete auch der Schluss nichts mehr. Denn egal wie mies sich die Figuren zum Teil verhalten haben; eine Auflösung oder eine Einsicht von deren Seiten wäre einfach nötig gewesen, um mich zufrieden zu stellen. Aber die suchte ich vergeblich.

Der Schreibstil ist aber, entgegen aller Erwartungen nach dieser ausführlichen Kritik, gelungen. Ich kam unheimlich schnell durch die Seiten, flog regelrecht durchs Geschehen und konnte mir die einzelnen Szenen gut vor Augen führen. Auch wenn mich die Charaktergestaltung sehr enttäuscht zurücklässt, so spürt man doch, dass sich hinter diesem Buch die selbe Autorin versteckt, die auch die Redwood Reihe geschrieben hat. Einzelne Ansätze von Wohlfühl-Charakter gab es; die zwar dann von den Figuren zerstört wurden, aber da kann die Stimmung ja im Grunde nichts dafür. Ich fand es gut, dass die Perspektiven sich auf die zwei Hauptcharaktere verteilen und wir beiderlei Sichten zugespielt bekommen. Das bringt uns beide näher; und Troy gewann so sogar noch mehr Pluspunkte als er ohnehin schon auf seinem Konto hatte. Ein schöner Schreibstil, der eine gute Portion Charme versprüht und durch Bildhaftigkeit und Greifbarkeit glänzt. Denn sind wir ehrlich, keiner der Personen hätte solche Emotionen in mir ausgelöst, wenn die Art, wie Kelly Moran schreibt, nicht eingehend gewesen wäre.

„Kissing in the Rain“ von Kelly Moran ist ein Roman, von dem ich mir unglaublich viel versprochen hatte. Und umso höher die Erwartungen, umso tiefer der Fall. Ich bin leider maßlos enttäuscht und versuche immer noch nachzuvollziehen, woher die ganzen positiven Meinungen kommen. Ich wollte es so dringend mögen, aber Camryn und ihre Familie haben mir jeglichen Spaß an der Handlung genommen. Super schade; ich glaube, für mich bleibt die Autorin mit Redwood ein One Hit Wonder. Denn die Reihe liebe ich nach wie vor heiß und innig und daran wird sich niemals etwas ändern.

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Kelly Moran lebt mit ihren drei Söhnen in South Carolina, in den Südstaaten der USA. Sie wurde schon mit diversen Preisen ausgezeichnet und begeisterte ihre Leser und Kritiker unter anderem mit der Redwood-Love-Trilogie über drei Tierärzte in einem kleinen Ort in Oregon. So urteilte beispielsweise die RT Book Reviews über Band 1: «So voller Wärme und Gefühl, dass man sich unweigerlich verliebt …» Die Bücher standen etliche Wochen auf der Bestsellerliste des Spiegels. Mit «Redwood Dreams» wurde die Erfolgstrilogie um zwei Spin-off-Bände ergänzt. In «Wildflower Summer», ihrer neuen zweibändigen Reihe, erzählt Kelly Moran herzzerreißende Liebesgeschichten, die auf einer Ranch in Wyoming spielen.

(c) by Kyss Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Kyss Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.