||» Rezension «|| Liebe braucht nur zwei Herzen [von Judith Wilms]

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24. Juli 2021 0 Von Patchis Books
LIEBE BRAUCHT NUR ZWEI HERZEN
Judith Wilms
Romance
Einzelband
400 Seiten
12. Juli 2021
Penguin Verlag
Taschenbuch
10,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


Gerade als sie ihr Leben sortiert hat, bringt er ihr Herz durcheinander

Niemand kann besser loslassen als Liv. Als Ordnungsfee hilft sie ihren Kunden dabei, ihr Leben auszumisten – denn sie weiß ganz genau, dass es sich oft nicht lohnt, Dinge aufzubewahren. Genauso wenig, wie sich die Liebe lohnt. Als sie im Haus ihrer Eltern eine Kiste voller Jugenderinnerungen findet, beschließt Liv, endlich die Liebesbriefe von Flo, dem Nachbarsjungen, loszuwerden. Doch gerade als sie seine Briefe in die übervolle Mülltonne stampft, steht Flo plötzlich wieder vor ihr – groß, erwachsen und mit seiner stupsnasigen kleinen Tochter an der Hand. Livs Herz macht ganz unerwartet einen Salto. Doch bestimmt lässt sich auch Chaos im Herzen ganz leicht aufräumen … oder?

(c) by Penguin Verlag

Ich bin immer wieder froh, dass mich Newsletter-Mails von den Verlagen erreichen; denn nur so wird man auf das ein oder andere Schätzchen überhaupt aufmerksam. So auch auf „Liebe braucht nur zwei Herzen“ von Judith Wilms. Ganz ehrlich, zunächst war es das Cover, was mich gecatcht hat. Doch spätestens als ich auch den Klappentext gelesen hatte, war mir klar: das muss ich haben. Für mich schrie das ganze so sehr nach Sommer, nach Urlaubslektüre, nach Wohlfühlen und Spaß haben. Und kaum war das Buch dann hier, hab ich mich direkt mit Chrissy [@chrissysbookspassion ] und Carina [@kastanienfuchs ] ins Geschehen gestürzt. Aber kann der Inhalt mit dem wahnsinnig tollen Cover und allgemein mit meinen Erwartungen mithalten? Das und noch vieles mehr erzähle ich euch jetzt in aller Ausführlichkeit. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥

Zunächst einmal fällt schon recht früh auf, dass der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig ist. Nicht schlecht, aber doch anders, als man es kennt. Die Art, wie Judith Wilmes die Geschichte erzählt, hat etwas Kindliches an sich; und auch das meine ich nicht negativ. Es fühlt sich leicht und locker an, in der Handlung unterwegs zu sein und je länger man dies ist, umso einnehmender fand ich den Stil. Dadurch wurde auch meine Lesegeschwindigkeit immer schneller und ich merkte oft gar nicht, wie die Seiten eigentlich dahin flogen. Ich konnte mir, dank vielen, klaren Beschreibungen ein deutliches, detailliertes Bild der einzelnen Charaktere, aber auch der einzelnen Szenen machen und fand mich deshalb sehr gut zurecht. Die stimmungsvolle Atmosphäre, die von lockerluftig bis zu emotional reicht, tut ihr Übriges, um den Leser an das Buch zu fesseln.
Die Dialoge sind bewusst einfach gehalten; wirken ebenfalls leicht kindlich, aber das hatte dabei seinen ganz eigenen Charme und verlieh den Figuren einen gewissen Humor, sodass ich auch mal herzlich mit Liv & Co. lachen konnte. Ich wiederhole: mit ihnen! Nicht über sie. Erzählt wird dabei rein nur aus Liv’s Perspektive, sodass keine störenden Nebeneinflüsse aufkommen und unnötig Platz wegnehmen. Es ist herrlich erfrischend, die junge Frau, ihre Gedankengänge und vor allem, ihre Einstellung hautnah mitzuerleben; denn es verleiht ihr und ihren Tun Glaubwürdigkeit und Spritzigkeit. Jede weitere Sicht wäre mir persönlich auch zu viel gewesen und hätte der Geschichte nicht zwingend gut getan.

Durch die alleinige Hauptrolle, zumindest was die Perspektiven betrifft, wird Liv schon früh greifbar für den Leser. Ich jedenfalls hatte keinerlei Probleme damit, mich mit ihr anzufreunden bzw. mich mit ihr zu identifizieren. Dabei ist Liv alles andere als gewöhnlich – ihre Lebensweise entspricht dem absoluten Gegenteil von meiner eigenen; und zwar in jeder erdenklichen Hinsicht: So bin ich ein absolut sesshaftes Gewohnheitstier, das sich nur zu Hause wirklich wohl fühlt; Liv hingegen erinnert mehr an eine Nomadin, die immerzu von Fernweh geplagt ist. Während ich den Messi-Livestyle(danke Chrissy für das Wort 😀 ) zelebriere, so lebt Liv nach dem Minimalismus-Prinzip. Man merkt also, unterschiedlicher könnten wir kaum sein, und trotzdem freundete ich mich problemlos mit ihr an und schloss sie schon nach wenigen Kapiteln tief ins Herz. Sie war mir sympathisch, schien aus dem echten Leben entsprungen zu sein und war durch ihre Einstellung äußerst interessant als Protagonistin. Mit ihr mitzufiebern und mitzufühlen fiel mir wahnsinnig leicht; und deshalb tat ich es auch intensiv und dauerhaft. Man muss aber auch sagen, dass Liv in ihrer Naivität und ihrer kindlichen Art halt auch einfach „süß“ war. Ich weiß, keiner will süß sein, aber ich wollte diese Frau, die genau so alt ist, so oft einfach in die Arme schließen und knuddeln. Oder in die Backe kneifen, das wäre auch durchaus denkbar gewesen.
Ansonsten dreht sich auch sehr viel um den männlichen Hauptcharakter Florian. Ein Mann, der sehr viel „Erwachsen-sein“ ins Spiel bringt. Für mich war er der perfekte Gegenpol zu Liv und glich ihr Wesen, mit seiner Ruhe und seiner Besonnenheit aus. Ich mochte auch Flo extrem gerne, aber auf andere Art und Weise. Er war für mich nicht anziehend oder attraktiv, sondern ein durch und durch guter Freund, mit dem man offensichtlich Pferde stehlen konnte. Allein dass dieser Eindruck aufkam zeigte schon, für wie liebenswert und sympathisch ich Florian hielt. Er war genau die richtige Mischung aus verantwortungsvollem Chef, witzigem Kollegen und warmherzigen Freunds. Was will man mehr? Vielleicht noch einen aufopferungsvollen Vater? Den gibt hier inklusive. Die Kombination war einfach auf den Punkt und die Autorin hat auch diese Figur 100% lebensecht bzw. lebendig eingefangen und dargestellt, sodass es mir hier ebenfalls ein leichtes war, ihn gern zu haben.
Ansonsten gab es natürlich noch eine Vielzahl an Nebenfiguren, die alle eins gemeinsam hatten: sie waren großartig!! Ich fand die gesamte Charaktergestaltung einfach rund herum gelungen, weil jeder einzelne voller Greifbarkeit und Tiefgang war. Selbst der unwichtigste Kollege begeistert, indem er seine eigene Geschichte zu erzählen hat. Nichts mit Oberflächlichkeit oder dergleichen – sie alle waren glaubhaft, authentisch und voller Leben. Besonders hervorheben kann ich eigentlich niemanden, denn sie hatten allesamt ihre Vorzüge, sodass ich sowohl Liv’s Familie unsagbar gerne mochte, als auch Florian’s Umfeld. Aber was ich hervorheben kann ist die Dynamik, die untereinander herrscht. Die Interaktionen sind so schön herausgearbeitet, so echt und so mitreißend. Allein die Dialoge regen entweder zum Nachdenken an, oder man muss einfach mit den Agierendenn lachen. So oder so. Ich hab die Figuren so gerne gemocht.

Kein bisschen anders verhält es sich mit der Idee hinter dem Buch bzw. der Handlung und der Umsetzung. Denn der Grundgedanke hinter „Liebe braucht nur zwei Herzen“ ist mehr als vielversprechend. Mir gefiel der Gedanke, dass sich zwei ehemals beste Freunde nach langer Zeit wiedersehen, sich allerdings in ganz unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. So zumindest verrät es der Klappentext und genau darauf freute ich mich. Was dann aber kam, überraschte mich doch sehr. Jetzt aber erstmal schön der Reihe nach.
Der Einstieg in diese Geschichte ist wunderbar leicht, auch wenn es, wie gesagt, ein bisschen dauert, um sich an den Stil zu gewöhnen. Inhaltlich betrachtet geht aber bereits von Seite 1 an zügig voran und wir lernen Liv in einer absoluten Ausnahmesituation kennen. Sie strandet in Berlin – ganz unverhofft und muss sich aus einer Polizei-Kontrolle herauswinden. Plötzlich ohne Bleibe über dem Kopf, weil die Airbnb-Vermieterin illegal untervermietet, landet sie bei ihrer Familie. Bei ihrer chaotischen Familie, wohl gemerkt. Und da begegnet sie prompt auch ihrem ehemaligen Schwarm von vor 10 Jahren. Es ist herrlich erfrischen und amüsant und ich konnte schon zu Beginn immer wieder über Liv’s Aktionen schmunzeln. Und genau so war es auch beim weiteren Verlauf. Zwar kommt in der Mitte mal so etwas wie Ruhe auf und es stagniert stellenweise, aber langweilig wird’s dennoch nicht. Die Autorin hat tolle Szenen geschaffen, die einen entweder charmant unterhalten oder emotional berühren. Aber das wohl wichtigste: die Liebesgeschichte entwickelt sich derart langsam und behutsam und kommt eigentlich erst kurz vor Schluss überhaupt richtig ans Licht. Denn zuvor müssen sich Florian und Liv mit allerlei anderen Problemen herumschlagen; familiär und beruflich und haben gar keine Zeit, sich über ihre Gefühle überhaupt im Klaren zu werden. Trotzdem spürt man das Knistern, das Kribbeln und die fliegenden Funken, aber stets nur ganz unterschwellig, sodass die Liebe wirklich keinen großen Platz innerhalb der Handlung einnimmt. Dafür setzt Judith Wilms viel mehr auf wohlige Atmosphäre, Witz und Charme und andere Gefühle, auf Tiefgang. Aber auch auf eine ganz interessante Thematik: nämlich Minimalismus, das Bloggerdasein und auf das umstrittene Thema Ordnung. Wunderbar spannend und innovativ, total fesselnd und toll zu verfolgen. Es lässt einen auch immer wieder über die eigene Einstellung grübeln und animiert zum Nachdenken. Es gibt in dem Buch so viel zu entdecken, so viel zu erleben, so viel zu genießen. Die Elemente sind so besonders und lassen den Leser nicht nur Schmunzeln, sondern auch immer wieder wohlig aufseufzen.
Gen Ende wird es nochmal turbulent, was die Emotionen betrifft. Denn es geht Schlag auf schlag plötzlich merken doch beide, was sich da im Laufe der Zeit zwischen ihnen entwickelt hat. Leider hat Liv in der Situation echt doof reagiert und mir so kurzzeitig die Freude am Geschehen genommen. Ich konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wie sie derart kühl sein konnte und diesen stimmungsvollen Moment so mit Füßen treten konnte. Das war der erste und einzige Moment, der mich nicht 100% erreichen konnte. Aber zum Glück wendete sich das Ballt schlussendlich doch noch und ich konnte zufrieden und glücklich mit der Geschichte abschließen. Ich fand das Ende alles in allem sehr stimmig und rund, sehr bedeutsam und ausdrucksstark und vor allem: sehr bodenständig. Ich habe mich schon vor der völligen Übertreibung gefürchtet, aber die Autorin entschied sich für ein alltägliches, nachvollziehbares Finale und so gibt’s auch in der Hinsicht überhaupt nichts zu meckern, außer dieser eine Punkt, der mir eben etwas missfiel.

„Liebe braucht nur zwei Herzen“ von Judith Wilms ist ein überraschend erfrischender Roman über das Wiederfinden alter Freunde, über Familientragödien und über zweite Chancen. Die Thematik rund um Liv’s Job als Bloggerin und Ordnungsfee ist total unterhaltsam und interessant und lässt den Leser auch über die eigenen Verfehlungen nachdenken. Besonders positiv fällt auf, dass sich die ganze Story sehr langsam entwickelt, aber stets und ständig mit neuen humorvollen und packenden Szenen aufgewertet wurde. Es macht einfach Spaß und auch wenn es fürs Highlight nicht reichte, so werde ich doch noch lange an Liv und Florian denken.

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Judith Wilms reist gerne mit leichtem Gepäck, sammelt lieber Momente als Dinge und mistet zu Hause regelmäßig aus – doch von guten Büchern kann sie sich einfach nicht trennen. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie die Zeit am liebsten mit ihren beiden Kindern, Waldspaziergängen oder einer Tasse Darjeeling. Sie lebt in Stuttgart, wo sie von ihrem Schreibplatz aus die Sonne aufgehen sehen kann.

(c) by Penguin Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Penguin Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.