||» Rezension «|| Love like fire [von L. J. Shen]

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29. November 2022 0 Von Patchis Books
LOVE LIKE FIRE
L. J. Shen
Übersetzung: Anne Morgenrau
New Adult
Einzelband
448 Seiten
30. September 2022
Lyx Verlag
Paperback
14,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


Der schlimmste Tag deines Lebens hat mir die beste Version von dir geschenkt

Grace Shaw war einst das beliebteste und hübscheste Mädchen der Highschool – bis ein verheerender Brand ihr nicht nur ihre Schönheit, sondern auch all ihre Träume nahm. An der Sheridan University beachtet niemand mehr das Mädchen mit den Narben. Bis ausgerechnet West St. Claire – berüchtigter Bad Boy, mysteriöser Untergrund-kämpfer und der heißeste Typ auf dem Campus – ihr neuer Arbeitskollege wird. West sind Grace’ Narben egal, denn er hat genug eigene, auch wenn sie nicht auf den ersten Blick sichtbar sind. Die beiden merken schon bald, dass sie mehr gemeinsam haben als zunächst gedacht, trotzdem kämpft Grace gegen die Funken zwischen ihnen an. Denn sie weiß genau, wie gefährlich es ist, mit dem Feuer zu spielen …

(c) by Lyx Verlag

Nachdem mir „Vicious Love“ damals nicht allzu sehr gefallen hat, dachte ich wirklich, ich hätte mit L. J. Shen abgeschlossen. Ich dachte einfach, ihre Geschichten wären nichts für mich. Aber wie soll ich mit der Autorin abschließen, wenn doch zahlreiche Bookstagram-Kollegen so sehr von ihr schwärmen? Also hab ich’s dann doch nochmal versucht, und zwar mit einem Einzelband. Mit „Love like Fire“ sollte mich L. J. Shen für sich gewinnen. Ob sie es geschafft hat, oder ob ich das Thema jetzt wirklich abhaken kann, erzähle ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Anfangs treffen wir erst einmal nur auf die weibliche Hauptfigur, und erfahren nicht nur am eigenen Leib, wie sie an den Folgen des Unfalls, den sie erlitten hat, zerbricht, sondern auch ein paar weitere Fakten aus ihrer Vergangenheit, die den Krater zwischen Damals und Heute noch tiefer, noch unüberwindbarer erscheinen lassen. Erst mit dem Sprung in die Jetztzeit sehen wir dann, dass sich Grace mit ihrem Schicksal abgefunden hat, nicht zerbrochen ist, auch wenn es nicht spurlos an ihr vorbeigegangen ist. Und damit startet dann die eigentliche Geschichte, denn just in dem Moment taucht auch West das erste Mal auf.
Die Charaktere sind allesamt enorm fein ausgearbeitet worden und mit einer ganzen Menge Details versehen. Jeder ließ sich deshalb sehr leicht vor Augen führen und war in seinem Auftreten eben auch absolut einzigartig. Wo der eine sehr quirrlig ist, ist der andere eher schüchtern. Und wieder ein anderer der totale Prolet. Und ein weiterer bringt einen mit seinem Verhalten an Rande der Verzweiflung. Aber immer auf einem realistischen Niveau. Und so ist eine sehr abwechslungsreiche Truppe entstanden, mit der es garantiert nie langweilig wird. Jeder bringt seine Richtung in die Geschichte und jeder sorgt für das aktive Voranschreiten der Handlung.
Grace ist eine herzensgute, junge Frau, die einen schweren Schicksalsschlag in ihrem Leben ertragen musste. Sie ist gezeichnet von dem, was sie erlebt hat und trägt die Narben bis heute – äußerlich, wie innerlich. Sie agiert unheimlich glaubhaft, sodass es mir ein Leichtes war, mich mit ihr zu identifizieren. Und selbst die Tatsache, dass ich noch nie mit ihren Problemen in Berührung kam, hinderte mich nicht daran, intensiv mit ihr mitzufiebern und mitzufühlen und mich in sie hinein zu versetzen. Ich litt mit ihr; hatte oft Mitgefühl mit ihr und spürte einfach, wie sie unter der Last ihres Schicksals zu leiden hatte. Nichts desto trotz gab es auch Momente, in denen ich nicht gänzlich eins mit ihr war. Manch Entscheidung fiel einfach nicht nach meinem Geschmack aus und es förderte damit ein gewisses Genervtsein zu Tage. Die falsche Moral war hier und da etwas anstrengend und nicht so recht logisch. Abgesehen davon, empfand ich sie als Mensch absolut passend für die Story, und als eine echte Bereicherung. Sie hatte Humor, war sympathisch und nachdem man sie etwas besser kennengelernt hat, sogar richtig schlagfertig. Sie brachte mich immer wieder zum Schmunzeln; aber auch zum Staunen, denn neben all den bereits genannten positiven Aspekten, gab es noch etwas, was mich zutiefst beeindruckte: ihr Mut. Oder besser gesagt, ihre Kraft. Grace ist niemand, der den Kopf in den Sand steckt. Sie macht innerhalb dieses Buches eine enorm tiefgründige Entwicklung durch, die mich stellenweise beinah sprachlos machte. Sie viel Mut, so viel Kampfgeist und so viel Wille gehören einfach belohnt und müssen deshalb an der Stelle mehr als nur gewürdigt werden.
West hingegen war so ein bisschen klischeebehaftet. Nicht unbedingt abgedroschen; doch das erste Kennenlernen mit ihm gestaltete sich als .. nun ja.. Augenroll-Moment. Doch kaum dass man die ersten Blicke hinter die Fassade werfen konnte, zeigte sich, dass auch er nicht frei von Problemen ist. Nichts da, verwöhnt und arrogant; sondern einfach jemand, der sich hinter einer meterhohen Mauer verbarrikadiert, um sich und sein Inneres zu schützen. Und das machte ihn erst so richtig interessant. West verrät nämlich im Grunde gar nichts über sich, und doch ist sofort klar, dass er Geheimnisse hat. Er wirkt dadurch mysteriös und als Leser ist es quasi unser oberstes Ziel, ihn zu knacken. Und darum fieberte ich umso mehr mit ihm und Grace mit. Ich wollte mehr erfahren; wollte mehr von dem Schmerz, der immer wieder bei unserem männlichen Protagonisten durchblitzt, spüren und wollte um jeden Preis, dass es Grace gelingt, ihn von seinen Dämonen zu befreien. Aber ist das wirklich so leicht, wenn man selbst auch gegen eine ganze Horde an Dämonen kämpft?

Ganz wie man es von der Autorin kennt, erzählt sie uns auch diesen Einzelband wieder in einem recht derben Stil. Sowohl die Dialoge, wie auch die erotischen Szenen können dabei auch mal vulgär werden; aber wo es mich in „Vicious Love“ noch gestört hat, so empfand ich es bei „Love like Fire“ als sehr passend. Es spiegelte die Geschichte irgendwie sehr authentisch wieder und fügte sich deshalb perfekt in das Bild, das das Geschehen vermittelt. Allerdings schafft es L.J. Shen das Gleichgewicht zu halten und diesen Roman nicht gänzlich abdriften zu lassen. Mit den Emotionen wird sehr lebensnah umgegangen, und jedes Gefühl wurde unverfälscht an mich transportiert. Sie kann also sowohl die typischen Gespräche zwischen jungen Männern aus dem Untergrund in Worte fassen, wie auch die emotional tiefgehenden Passagen und damit entsteht ein schöner Mix, der umso lebendiger wirkt.
Die Idee, die sich hinter diesem Buch verbirgt, ist aber auch prädestiniert dafür, um diese eher herbe Wortwahl zu beherbergen. Von Anfang an herrscht einerseits eine recht bedrückende Stimmung, die sich dann zwar immer mehr aufklärt, aber dafür dann in die „Untergrund“-Richtung geht, wo Kämpfe, Rivalitäten und Sex an der Tagesordnung stehen. Und so haben wir West’s Perspektive, in der es zum Teil sehr hart zugeht und wir haben Grace’s Sicht, die sich etwas zahmer verhält. Übrigens ein weiterer positiver Aspekt, den die Geschichte zu bieten hat: die geteilte Erzählweise. Denn so kommen wir Leser noch näher an die Hauptfiguren heran und können ihre Beweggründe oft noch besser nachvollziehen. Und als dann die beiden Parts aufeinandertreffen, entsteht ein fulminanter Funkenflug, der in Sachen Knistern und Dynamik vollkommen begeistert. Mir gefiel hier besonders, dass die Sache zwischen ihnen so undramatisch vonstatten geht – obwohl ich mir sicher bin, dass „undramatisch“ das völlig falsche Wort ist, um die Liebesgeschichte zwischen Grace und West zu beschreiben. Es ist sogar hochdramatisch; aber es geht so herrlich straight geradeaus und keiner hat es nötig, Spielchen zu spielen. Eine klassische Enemies-to-Lovers-Story eigentlich, aber ohne dass viel Gezicke, viel Streit stattgefunden hätte. Stattdessen lernen sich die Figuren kennen, merken, dass erste Eindrücke auch falsch sein können und geben sich dann nach und nach eine Chance. Und dabei kommen sie sich dann näher. Nicht ohne mal auf der Stelle zu treten. Nicht ohne, auch mal Rückschritte zu machen – aber genau das macht es so real. Ich nahm den beiden ihre Handlungsweisen in den meisten Fällen total ab und hatte deshalb dauerhaft den Eindruck, als wäre diese Liebesgeschichte direkt der Realität entsprungen. So spielt sich auch im echten Leben ab. Es braucht keinen falschen Stolz und keine Sturheit. Ebenso wenig ist es nötig, irgendwas aus Prinzip abzulehnen. Beide Charaktere sind erwachsen genug, um sich auch reif verhalten zu können, und das imponierte mir sehr.
Am Ende droht das ganze, wacklige Beziehungsgerüst der beiden dann tatsächlich zusammen zu stürzen, wie ein Kartenhaus. Die Story spitzt sich zu, in dem Geheimnisse ans Licht kommen, die so essentiell wichtig zu wissen gewesen wären für den jeweils anderen und die Lügen fliegen nach und nach auf.. aber welche davon sind verzeihlich? Welches unverzeihlich? Grace und West stehen vor unzähligen Fragezeichen und scheinen mit dem, was sie da angerichtet haben, völlig überfordert. Da wurden richtige Zeitpunkte für Offenheit verpasst; und es spielten natürlich auch Außenstehende wieder mal eine nicht unwesentliche Rolle. Aber eins kann ich sagen: das Finale riss mich nochmal auf einer ganz neuen Ebene mit. Ich war zuvor schon gefesselt; aber das Feuerwerk, das hier am Schluss gezündet wurde, stellte alles bisher geschehene in den Schatten. Und so schloss sich „Love like fire“ mit einer rasanten, emotionalen Endphase, die gleichermaßen berühren wie schockieren konnte.

„Love like Fire“ von L.J. Shen ist ein echt spannender New Adult Roman, der mit einer emotionalen Geschichte punktet und dank einer bunt gemischten Truppe an Figuren, die aber allesamt gleichermaßen lebendig scheinen, absolut abwechslungsreich ausfällt. Die Tiefe, die in und zwischen den Zeilen steckt, ist der perfekte Ausgleich zur teilweise recht derb ausfallenden Sprache und die Liebesgeschichte, um die sich hier alles dreht, überzeugt mit Nachvollziehbarkeit und Realität. Obwohl mir an der ein oder anderen Stelle noch ein bisschen was gefehlt hat, und ich zum Teil ein klein wenig mit Grace kämpfte, hat mich die Autorin nun doch für sich gewinnen können, indem sie mir ein paar tolle Lesestunden bescherte. Für alle Fans von L.J. Shen eh ein Muss; und für alle, die noch überlegen, definitiv ein Versuch wert.

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L. J. Shen lebt mit ihrem Ehemann, ihrem Sohn und einer faulen Katze in Kalifornien. Wenn sie nicht gerade an ihrem neuesten Roman schreibt, genießt sie gern ein gutes Buch mit einem Glas Wein oder schaut ihre Lieblingsserien auf Netflix.

(c) by Lyx Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.