||» Rezension «|| Meet me in Maple Creek [von Alexandra Flint]

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3. November 2022 1 Von Patchis Books
MEET ME IN MAPLE CREEK
Alexandra Flint
New Adult
Band 1 von 2
Maple Creek – Dilogie
480 Seiten
28. September 2022
Ravensburger Verlag
Paperback
14,99€
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#werbung #rezensionsexemplar


Plötzlich ist Miras Leben in Maple Creek nicht mehr so, wie es einmal war: Unerwartet steht ihr Zwillingsbruder vor ihr, von dem sie bisher nichts wusste. An seiner Seite ist sein bester Freund Joshka, dessen Narben Mira erahnen lassen, dass in seiner Welt in der New Yorker Untergrundszene andere Regeln gelten. Trotz aller Zweifel fühlt sie sich zu ihm hingezogen, und auch Joshka beginnt, seine harte Schale abzulegen. Doch seine Vergangenheit ist ihm wie ein Schatten nach Maple Creek gefolgt …

(c) by Ravensburger Verlag

Wir kennen mich ja inzwischen alle ganz gut, oder? Und es dürfte auch kein Geheimnis mehr sein, dass ich mich in den meisten Fällen vom Cover zum Kauf verführen lasse. Und so stand es von Anfang an außer Frage, ob ich Maple Creek haben muss. I mean – allein der traumhafte Farbschnitt war schon ein guter Grund, die Bücher direkt zusammen zu bestellen. Und so hab ich mich gar nicht großartig mit dem Klappentext auseinandergesetzt, sondern mehr oder weniger blind zugeschlagen. Ich hab mich so sehr auf eine Cozy Romance Story gefreut, die perfekt in die jetzige Jahreszeit passt und einfach zum Träumen einlädt. Ob ich das bekam, oder ob ich mit dem mutigen Doppelkauf mal gehörig auf die Nase gefallen bin, erzähle ich euch jetzt ganz ausführlich. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.

Alexandra Flint’s Schreibstil ist mir schon im Auftakt der Emerdale-Dilogie sehr positiv ins Auge gestochen. Bereits damals nahm ich die heftige Sogwirkung wahr, die ihre Worte auslösen und war sehr positiv von der intensiven Atmosphäre überrascht. In „Meet me in Maple Creek“ zeigt die Autorin wieder, dass sie einfach schreiben kann und dass sie auch im New Adult Bereich überzeugt. Zumindest was den Lesefluss und die Greifbarkeit betraf. Sie zog mich mitten hinein in die Geschichte und schuf damit wahnsinnig greifbare Bilder vor meinem inneren Auge. Die Emotionen wurden herrlich auhentisch eingefangen und transportiert, die Stimmung mindestens genau so. Ich mochte es, wie ich nur so durch die Seiten schlitterte und oft nicht merkte, wie schnell ich tatsächlich durch die Handlung rauschte. Allerdings brachte dieses einnehmende Flair auch Probleme mit sich. Das Buch ist unterteilt in zwei Perspektiven – nämlich in Mira’s und Joshka’s. Und wo ich Mira’s Kapitel noch sehr angenehm fand mit den heimligen Kleinstadtvibes, die aber doch auch wieder keine richtigen waren, waren die von Joshka in Sachen Atmosphäre einfach das pure Gegenteil und stellten damit einen echt krassen Kontrast dar, der sich für mich nicht richtig einfügen konnte. Und auch dieses erzwungene Bad Boy Ding, was bei Joshka ständig Thema war, machte mehr kaputt, als das es rettete. Ich hätte mir gewünscht, dass sich die beiden Perspektiven irgendwann annähern würden; aber diese Hoffnung blieb unerfüllt; und so wurde man von der einen Stimmung in die andere geschleudert, sodass manchmal das Gefühl aufkam, zwei grundlegend unterschiedliche Bücher zu lesen.

Wo wir schon dabei sind, bleiben wir doch direkt bei den Charakteren und fangen direk auch wieder mit Joshka und Mira an: die Protagonisten sind grundlegend verschieden, was sich nicht nur in ihren jeweiligen Kapiteln zeigt, sondern auch in den Fetzen, die so oft zwischen ihnen fliegen. Hier treffen Tag und Nacht; Schwarz und Weiß; Feuer und Wasser aufeinander und es steht eine explosive Mischung, die sich regelmäßig durch Streitereien entlädt. Gerade diese anfängliche Antipathie zwischen den beiden gefiel mir sehr, weil es eben eine Menge Raum für Entwicklung gibt, die hoffentlich auch stattfinden würde.
Mira lernen wir in einer echten Ausnahmesituation kennen und erleben sogleich, wie sie in einer eben solchen reagiert. Und dabei bekleckert sie sich nicht unbedingt mit Ruhm. Mir sagten die ersten Szenen mit Mira in der Hauptrolle nicht so richtig zu, weil sie einfach nicht recht sympathisch erscheinen mag. Doch im Laufe der Zeit freundete ich mich dann doch noch mit ihr an. Sie ist eben ein Einzelkind und damit Daddy’s Prinzessin; das Streberkind, und die überall beliebte Kleinstadt-Bewohnerin. Alles etwas klischeehaft, aber ich fand Mira nach anfänglichen Schwierigkeiten dennoch liebenswert. Sie ist an der ein oder anderen Stelle recht naiv und wirkt von Zeit zu Zeit so ein wenig unerfahren – aber das verzieh ich ihr, immerhin konnte ich sie in ihren Handlungen und Gedankengängen doch größtenteils nachvollziehen. Ich fieberte auch gern mit ihr mit und fühlte mich wohl an ihrer Seite, sodass sich trotz der kleinen Probleme zu Beginn schnell feststellen musste, dass sie mir die eindeutig liebere Perspektive ist. Sie ist recht verkopft, zerdenkt sehr viel und dreht sich damit oftmals im Kreis; aber genau das ließ sie mir so nahe kommen – weil ich in der Hinsicht einfach Parallelen zu mir sah.
Joshka ist der männliche Protagonist und liefert damit die zweite Perspektive. Und Himmel, was war denn nur los mit diesem jungen Mann? Seine Kapitel waren erzwungen düster und es wurde gefühlt 1000x erwähnt, wie böse er doch ist und wie dreckig er seine Finger bereits gemacht hat. Der große Boss des  New Yorker Untergrunds, mitten in der Einöde. Die Geschäfte müssen natürlich weiterlaufen, und so ist die Kennenlern-Phase mit ihm durchzogen von Pläne schmieden, Probleme lösen und mit Telefonaten mit seinen Handlangern. Alles nicht sehr mitreißend und meiner Meinung nach auch unpassend für die Geschichte. Ich bekam gar nicht die Möglichkeit, ihm richtig nahe zu kommen, weil er es schlicht nicht zuließ. Immer stand alles andere im Vordergrund und sympathische Züge erarbeitete er sich damit garantiert nicht. Im Allgemeinen empfand ich ihn als extrem klischeehaft.. der Bad Boy, der eigentlich eine super weiche Seite hat, die einzig und allein von der Einen ans Licht gezerrt werden kann. Nicht unbedingt überzeugend, wenn man mich fragt. Und eine richtig glaubhafte Entwicklung gab’s weder bei ihm, noch bei Mira. Leider.
Die Randfiguren mochte ich dagegen schon lieber. Mira’s Zwilling Lilac war meiner Meinung nach am allerbesten getroffen. Ich mochte, die er dargestellt wurde und mit wie viel Tiefgang er ausgestattet war. Er war für mich der heimliche Star im Buch und ich hätte ihn mir deutlich besser als Hauptfigur vorstellen können – einfach weil er viel glaubhafter, viel facettenreicher ausfiel, als Mira und Josh zusammen. Aber auch sonst glänzen die Nebencharaktere und sind immer gern gesehene Gäste innerhalb der Handlung. Egal ob nun der Vater von Mira und Lilac; die beste Freundin oder die Handlanger – ich fand sie allesamt gut getroffen. Und so kristallisierte sich heraus, dass Alexandra Flint’s Charaktergestaltung überzeugen kann; sie aber mit Joshka so gar keinen Nerv bei mir traf und auch bei Mira noch Luft nach oben gehabt hätte.

So. Die Geschichte an sich hätte einiges an Potential hergegeben. Aber es scheiterte meiner Meinung nach an etlichen Ecken und Enden. Schon in Sachen Marketing und Covergestaltung wurde total versagt, wenn man mich fragt. Wie.. ich meine.. WIE kann man eine solche Story so vermarkten?? Wenn man die Werbekampagne ein bisschen verfolgt hat – oder wenn man sich nur mal das Cover anschaut, dann schreit alles nach Cozy Romance. Nach einer gemütlichen Herbstgeschichte, die zum wohlfühlen und einkuscheln einlädt. Aber man hätte nicht mehr daneben liegen können. Selbst der Klappentext vermittelt nicht mal ansatzweise das, was hier geschieht.
Alles beginnt noch sehr vielversprechend an einem einsamen See, wohin sich Mira zurückzieht, wenn sie nachdenken will. So auch in der Anfangsszene. Denn Mira hat etwas gefunden, was nicht für ihre Augen bestimmt ist und ihre ganze Welt erschüttert. Und damit nahm das Drama eigentlich seinen Lauf. Die ersten Kapitel bergen nicht etwa schöne Kleinstadt-Vibes, wie es das Cover verspricht, sondern eher eine ziemlich deprimierende Stimmung, die mich direkt mit runterzog. Und als dann auch noch Joshka’s erstes Kapitel kam, war meine Verwirrung komplett. Was mach ich denn plötzlich in New York? Mitten im Untergrund? In einem sehr unangenehmen Streitgespräch. Polizei? Fahndung? Hä? Spätestens da war mir dann klar: cozy kann ich abhaken – das wird nichts mehr.
Auch im weiteren Verlauf, nachdem Joshka und Lilac in Maple Creek eingetroffen sind, bessert sich die Stimmung nicht. Es herrschen dauerhaft dunkle, bedrohliche Vibes, die so gar nichts mit dem herrlich pinken Cover und den Blättern darauf zu tun haben. Anstatt die idyllische Stadt auf die beiden abfärbt, sind es eher sie, die die Stadt beeinflussen. Die Liebesgeschichte, die eigentlich im Vordergrund hätte stehen sollen, ist gänzlich an mir vorbeigerauscht. Im einen Moment sind sich die beiden noch Spinne Feind – im nächsten küssen sie sich?? Was hab ich denn da verpasst? Alles nur wenig nachvollziehbar und erst recht nicht berührend. Dafür umso klischeehafter.
Ich habe lange überlegt, ob meine Meinung eine andere gewesen wäre, wenn mir von vorn herein klar gewesen wäre, dass das hier mehr ein L.. J. Shen Buch ist, als alles andere, aber ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass sich nichts geändert hätte. Auch wenn schon von Anfang an ersichtlich gewesen wäre, dass hier New Yorker Bad Boys eine Kleinstadt stürmen und mit ihren Backgrounds die Stimmung drücken, hätte das alles, was hier geschieht, trotzdem nicht überzeugt. Selbst dann wäre die Lovestory immer noch gefühllos gewesen und das betont dunkle an Joshka nervig.
Gen Ende wird’s dann nochmal etwas rasanter und die Spannung, die sich während des letzten Drittels aufgebaut hat, entlädt sich in einem mehr oder wenigen actionreichen Schlusspart, der einen Settingwechsel beinhaltet und einen durchaus fiesen Cliffhanger bietet. Man merkt vielleicht schon anhand meiner Wortwahl, dass mich auch die letzten Seiten dann nicht mehr richtig für sich gewinnen konnten. Für mich war zuvor schon so vieles unstimmig, dass das Ende schlicht nicht mehr in der Lage war, das Ruder herumzureißen. Es interessierte mich auch nicht mehr allzu sehr, ob alle mit dem Leben davon kommen, oder nicht – außer bei Mira – weil bei allen anderen die Bindung zu gering war. Sehr schade. Aber das war nicht meine Geschichte.

Also eins ist sicher: das kann Alexandra Flint besser. Bei „Meet me in Maple Creek“ ist von Anfang an einiges schief gelaufen in Sachen  Marketing und Covergestaltung, sodass eine völlig falsche Erwartungshaltung entsteht, die nicht ansatzweise erfüllt werden kann. Wer hier auf eine heimelige Herbstgeschichte hofft, der wird bitter enttäuscht. Stattdessen gibt’s viel Bad Boy Getue, zahlreiche Wiederholungen, wie böse die Jungs doch sind, eine Liebesgeschichte, die absolut nicht nachvollziehbar ist und zwei grundlegend unterschiedliche Perspektiven, die sich gegenseitig ausstechen. Bis auf den Stil und das recht akzeptable Ende gibt’s kaum etwas, was ich als positiv empfand… vielleicht noch die weibliche Protagonistin, aber auch hier wurde wieder zu viel mit Klischees gespielt. Ich werde Band 2 noch eine Chance geben; nicht zuletzt, weil er einfach schon hier steht. Wäre es anders, wäre das Thema Maple Creek für mich an der Stelle beendet. Schade. Echt schade. Potential war da – aber da hätte einiges anders laufen müssen.

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Alexandra Flint wurde 1996 in der Nähe von Hannover geboren und lebt heute mit ihrem Mann im Herzen Münchens. Nach ihrem Studium der Elektro- und Informationstechnik widmet sie sich nun ganz der Literatur. Neben dem Schreiben bloggt sie auf Instagram über Bücher und das Autorinnenleben oder reist mit Rucksack und Zelt um die Welt. Zu ihren liebsten Genres gehört alles, was mit fantastischen Welten, tiefen Gefühlen, Spannung und Magie zu tun hat, genauso wie ihr Herz an dunklen Geheimnissen, verworrenen Schicksalen und Charakteren hängt, die immer wieder über sich hinauswachsen. Mehr über die Autorin auf Instagram @alexandra_nordwest

(c) by Ravensburger Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Ravensburger Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.