||» Rezension «|| „Meine Sterne in deiner Nacht“ [von Alexandra Fischer]
Alexandra Fischer
Young Adult
Einzelband
Liebe findet man auch in der Dunkelheit.
Seit dem Tod ihrer Eltern liegt die Welt der 18-jährigen Skye in Scherben. Obwohl sie sich bemüht, weiterhin Zeit mit ihren Freunden zu verbringen, erinnert sie jede Begegnung mit ihnen nur daran, wie unbeschwert sie nicht mehr ist. Doch dann trifft sie Asher mit den dunklen Augen, die so düster sind wie das Loch, in das Skye bisweilen fällt. Asher, der ihr so auf die Nerven geht, dass sie ihn Ashhole nennt. Asher, der ihr klarmacht, dass man Eltern auf unterschiedliche Art verlieren kann. Skye beginnt Vertrauen zu fassen und begleitet Asher auf eine spontane Reise, die sie wieder ins Leben zurückholt. Doch sehr bald wird ihr klar, dass Asher größere Probleme hat, als sie denkt. Und dass sie womöglich eins davon ist.
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Dieses Werk ist mir auf mehreren Wegen bereits begegnet. Zum einen bin ich bei Instagram immer wieder drüber gestolpert, zum anderen ist dieses Buch eins der, die wir in Timo’s Buchclub [» rainbookworld «] lesen. Als mich dann auch noch Ilayda von » worldxofreading « nach einem Buddyread fragte und sie sich bei meiner kleinen Auswahl für „Meine Sterne in deiner Nacht“ entschied, war mein nächstes Currently Reading besiegelt. Heute kann ich euch auch schon meine Meinung liefern. Wie hat mir die Geschichte rund um Skye und Asher gefallen? Falls ihr das, und noch mehr, wissen möchtet, bleibt jetzt gern dran. Viel Spaß ♥
Dieses Buch unterscheidet sich auf so vielerlei Ebenen von anderen Young Adult Romanen, dass es beinah falsch ist, ihn überhaupt als solchen zu bezeichnen. Viel eher gehört er in das Genre, in dem Colleen Hoover und Co. zu Hause sind. Tiefgreifende Romance mit einer eher schweren Thematik. Der Start in die Geschichte ist ideal gewählt um eine Bindung zu den Figuren aufbauen zu können, die Lebensumstände eines jeden einzelnen kennen zu lernen und sich innerhalb der Story zurecht zu finden. Kurz danach setzte jedoch eine unheimlich intensive Sog-Wirkung ein, die mich regelrecht von den Füßen riss und emotional auf ganzer Linie beherrschte. Dabei glänzt die Geschichte gar nicht mal durch actionreiche Spannung und Tempo, sondern viel eher Intensität und Echtheit. Alexandra Fischer hat einige sehr einnehmende und überraschende Wendungen eingebaut und ganz bewusst mit dem Gefühlen des Lesers gespielt. Allein der Roadtrip, der bei Gott nicht viel Platz innerhalb des Geschehens einnimmt, erzeugte eine derart intensive Atmosphäre, dass meine Emotionen wahrlich Achterbahn gefahren sind. Ob es nun das Lachen war, das aus Skye’s Mund dran, das Adrenalin durch ihre Adern rauschte und ihr Herz schneller schlagen lief oder die tiefgreifende Trauer, die sie vor lauter Schluchzern beben lässt – ich fühlte zu 100% mit und war streckenweise wirklich überrascht, wie stark mich das Buch im Griff hatte. Selbst außerhalb meiner Lesezeit wanderten die Gedanken immer wieder nach San Diego, weil meine Neugier darauf, wie es weitergehen wird, ungebrochen blieb. Und im Hintergrund lauerte zusätzlich stets die Frage, was Asher eigentlich verbarg.
Die Auflösung des Ganzen, war keine immense Überraschung; als Genre-Fan kann man es sich eventuell bereits denken. Doch die Autorin hat diese große Wende schon sehr früh herbei geführt und die Art, wie sie den Plottwist ausgearbeitet und insziniert hat, war großartig! Das Buch im Allgemeinen war schon ein vollkommener Genuss, doch diese Wendung zu erleben, riss mir als Leser den Boden unter den Füßen weg. Und die Frage, was denn nun noch auf so vielen übrigen Seiten passieren soll, stand ebenfalls im Raum und wurde nach und nach durch weitere Überraschungen beantwortet. Nie hätte ich gedacht, dass man mich in dem Genre noch umhauen kann, doch Alexandra Fischer hat es geschafft, in dem sie den großen Plot viel früher als erwartet aufgelöst hat, nur um dann weitere Herzschmerz-Momente einzubauen.
So – und nicht anders – überzeugt man sein Publikum. Genial gemacht und ein wahres Highlight.
Selbst bei der Charaktergestaltung, wurde so gut wie alles richtig gemacht! Wir treffen auf eine große Bandbreite an unterschiedlichsten Persönlichkeiten, die aber alle eins gemeinsam haben: sie passen in die Geschichte wie die Faust aufs Auge. Die Interaktionen untereinander sind realistisch und glaubhaft, die Harmonie zwischen ihnen nicht immer gegeben, sodass auch mal Streitereien und Uneinigkeiten herrschen. Das ist es, was mich wohl letztlich am meisten überzeugte: die intensive Lebendigkeit eines jeden.
Ich gebe zu, ich habe bei weitem nicht alle gemocht. Da waren zum Beispiel Skye’s Freunde, die entweder, wie Nell, sehr egoistisch denken und handeln, oder aber wie Flint und Cara, die verhaltenstechnisch nie über die Reife eines Grundschülers hinaus kamen. Doch das wichtigste ist in meinen Augen Einsicht und Entwicklung, und da wiederum glänzten vor allem die Nebenfiguren sehr deutlich.
Skye, deren Leben seit dem tragischen Tod ihrer geliebten Eltern von Trauer beherrscht wird. Sie ist eine Protagonistin, die für den Leser sehr offensichtlich mit einer Maske durchs Leben geht. Wie sollte sie auch anders, wenn ihre Freunde von ihr erwarten, einfach weiterzumachen wie bisher, obwohl sich ihr Leben schlagartig um 180 Grad gedreht hat? Erst unser männlichern Protagonist Asher gibt sich ganz unterschwellig Mühe, die echte Skye kennen zu lernen. Die echte Skye, die jede Nacht weint und sich manchmal sogar vielleicht wünscht, selbst alles zu beenden. Nur langsam bröckelt die Fassade und gibt die Skye preis, die da wirklich hinter tausend Lächeln und guten Beziehungstipps verborgen ist. Und auch nur Asher ist es zu verdanken, dass sie langsam heilen kann.
Asher, wahrlich nicht der typische Bad Boy oder Gentleman ist, sondern ein junger Mann, der jede Menge Ballast zu tragen hat und Skye deshalb so gut versteht. Er verbirgt einiges, spricht nicht über sich oder seine Situation, doch im Laufe der Zeit lernen wir auch ihn besser kennen und ich für meinen Teil war schockiert, was Geld und Macht aus Menschen macht – was dieser junge Mann schon ertragen musste, ehe er dort ankam, wo er jetzt ist. Doch ganz egal, was auch passiert war, er genoss meine vollste Sympathie und eroberte sich schnell einen Platz in meinem Herzen. Auch weil er entgegen manch anderem einfach anders war und das auch offen zeigte. Wen interessierten denn Promis, wenn es so viel mehr im Leben zu entdecken gab? Asher, der einen alten Thunderbird fährt und alte Filme liebt – Asher, der den Rückhalt der Familie schmerzlich vermissen muss.
Für mich waren Asher und Skye die wohl wunderbarste Art aufzuzeigen, dass es mehr im Leben gibt als schwarz und weiß. Dass Vergeben und Vergessen zwei grundsätzlich verschiedene Dinge sind und dass der Himmel manchmal um so vieles schöner ist als die Erde.
Mit einem enorm angenehmen Schreibstil erzählt uns Alexandra Fischer also die berührende Geschichte von Skye und Co. Sie fischt nach genau den richtigen Worten, platziert sie perfekt und erzeugt mit bloßen Silben intensive und beeindruckende, aber vor allem, allesverzehrende Bilder, die einen in die Welt der Figuren eintauchen lassen. Bilder, die einen alles um einen herum vergessen lassen und für eine gewisse Zeit das wichtigste auf der Welt für den Leser sind. Besonders schön fand ich auch die Parallelen zu den Sternen, die immer wieder gezogen wurden. Es gab so viele schöne Momente, in denen Sternbilder und deren Geschichten dahinter die tragendste Rolle spielen und das wiederum zeugt auch von einer Menge Recherche-Arbeit, die sich hinter dem Buch verstecken muss.
Meiner Meinung nach hat die Autorin ein ganz besonderes Talent, Gefühle zu transportieren und Geschichten so zu erzählen, dass man sich als Leser als Teil des Ganzen fühlen darf. Ich war selten derart gefangen in einem Buch und die Tatsache, dass Ilayda und ich innerhalb von nur 4 Tagen durch waren, spricht ebenfalls Bände. Lockerleicht und trotzdem unbeschreiblich fesselnd.
Auf den letzten Metern des Jahres begegnete ich also nochmal einen richtigen Highlight! Alexandra Fischer hat mit „Meine Sterne in deiner Nacht“ ein Buch veröffentlicht, das so viel mehr Aufmerksamkeit und Begeisterung verdient hat. Wundervolle, lebendige und authentische Charaktere, ein gefühlvoller, bildhafter Schreibstil und die wohl berührendste Geschichte des Jahres machen das Buch zu einem wahren Pageturner, den man als Fan des Genres definitiv gelesen haben muss. Für mich steht die Autorin auf einer Stufe mit den ganz Großen wie Colleen Hoover und Co. und ich freue mich auf jedes weitere Werk, das sie veröffentlicht. Danke liebe Alexandra für das Erlebnis!
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Alexandra Fischer wurde in den wilden Siebzigern im schönen München geboren. Während ihre Freundinnen mit Puppen spielten, schrieb sie Geschichten, und das auch gerne mal mit Filzstift auf eines ihrer Kleidungsstücke. Nach ihrem Jurastudium ging sie in die Wirtschaft und arbeitete zehn Jahre für ein deutsches IT-Unternehmen. Leider ließ ihr der Job kaum Zeit zum Schreiben und deshalb fasste sie eines Tages den Entschluss, sich selbstständig zu machen und ihr Leben wieder den Buchstaben zu widmen. Seitdem arbeitet sie als Texterin und schreibt in ihrer Freizeit zwischen all ihren Tieren historische Romane, Jugendbücher sowie Dark Romance unter dem Pseudonym Bonnie Sharp.
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An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Alexandra Fischer bedanken: dafür alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.