||» Rezension «|| New Horizons [von Lilly Lucas]

||» Rezension «|| New Horizons [von Lilly Lucas]

10. April 2021 0 Von Patchis Books
NEW HORIZONS
Lilly Lucas
New Adult
Band 4 von 5
352 Seiten
01. März 2021
Knaur Verlag
Paperback
12,99€
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Als hätte das Leben sie zurück auf Los geschickt – so fühlt sich Annie, als sie nach einem schweren Unfall aus dem Koma erwacht. Die einfachsten Dinge, selbst das Laufen, muss sie neu lernen. Dabei möchte Annie so schnell wie möglich wieder als Automechanikerin in der Werkstatt ihres Vaters in Green Valley arbeiten. In der idyllischen Kleinstadt in den Rocky Mountains versteckt sich derweil Netflix-Star Cole Jacobs nach einem peinlichen Fehltritt vor der Presse und langweilt sich zu Tode. Nur widerwillig erklärt er sich bereit, die Inszenierung des alljährlichen Weihnachtstheaterstücks zu übernehmen. Bei den Proben trifft Cole auf Annie, die so anders ist als all die Frauen, die ihn anhimmeln. Es kommt, wie es kommen muss: Annie und Cole geraten kräftig aneinander – und dann knistert es gewaltig …

(c) by Knaur

Die Green Valley Reihe ist längst nicht mehr nur eine simple Abfolge an zusammengehörigen Geschichten für mich – sondern eine absolute Herzensangelegenheit. Bevor ich den ersten Band gelesen habe, hätte ich niemals gedacht dass mir diese kleine Örtchen inmitten der Rocky Mountains mitsamt all seinen Bewohnern mal so viel bedeuten und so viel geben könnte. Nach Band 1 war ich schon verzaubert, aber trotzdem gab es von Teil zu Teil noch eine Steigerung in Form von noch schöneren Handlungen; noch sympathischeren Figuren und noch mehr Wohlfühl-Momenten. Aber kann Lilly Lucas dieses Niveau halten? Oder war Band 4 die erste Enttäuschung innerhalb der Reihe? Das und noch vieles mehr, erzähle ich euch jetzt. Falls ihr also mehr wissen möchtet, bleibt gerne dran und viel Spaß mit der Rezension. ♥

Obwohl es beinah ein Jahr her ist, seitdem ich den dritten Band gelesen habe, fiel mir die Rückkehr nach Green Valley und den Bewohnern wunderbar leicht. Schon nach den ersten Wörtern war ich wieder direkt verzaubert und regelrecht versunken. Das Wiedersehen mit all den bekannten Gesichtern erfüllte mich mit einer tiefen Freude und erwärmte mir das Herz. Doch in erster Linie geht’s hier um jemanden, dem wir zum ersten Mal erst in „New Dreams“ (Band 3) begegnen. Nämlich Annie. Mit ihr hat Lilly Lucas eine wirklich zutiefst authentische Persönlichkeit geschaffen, die mich vom ersten Moment an für sich gewann. Wie der Klappentext schon verrät, lag Annie eine geraume Weile im Koma und kehrt nun in ihre Heimat zurück. Während ihrer Abwesenheit drehte sich die Welt aber offensichtlich weiter und Annie wirkte manchmal etwas verloren. Und das auf eine Weise, die mich nicht nur berührte, sondern auch begeisterte. Ihre Gedanken und Handlungen sind unheimlich realistisch und so versprüht sie eine Lebendigkeit, die ihresgleichen sucht. Selten war mir eine fiktive Person so nah und greifbar erschienen, wie Annie. Sie geht mit ihren Wissenslücken ganz unterschiedlich um – mal ist es ihr einfach egal und sie lässt sich aufklären, manchmal schämt sie sich dafür. Und diese Abwechslung ist es, die sie eben so sympathisch macht. Wen interessiert schon, wer den letzten Grammy gewann? Aber wem ist es nicht unangenehm, die nette alte Dame von nebenan nach ihrem Mann zu fragen, der längst verstorben ist? Es sind die Feinheiten, die Annie abhoben und trotzdem war so herrlich normal und bodenständig. Ihre Liebe zu Autos bescherte ihr nebenbei einen weiteren, großen Pluspunkt, obwohl ich derart hinter der jungen Frau stand, dass sie zusätzliche Pluspunkte gar nicht nötig hatte. Ich habe sie so gern gemocht; in jeder Lage. Ich mochte ihre offene Seite, ihr Lachen und ihre Loyalität. Aber auch ihre schwachen Momente – ihre Zweifel und ihren Selbstschutz. Sie war eine durch und durch liebenswerte Persönlichkeit, die man einfach tief ins Herz schließen musste. Deshalb fiel mir auch das Mitfiebern und Mitfühlen mit ihr so leicht; eben weil so nachvollziehbar und glaubhaft handelte und dachte.
Cole. Muss ich noch was zu Cole sagen? Nach meiner Liebeserklärung in meiner Insta-Story sind eigentlich alle weiteren Worte überflüssig. Da er bereits in „New Promises“ (Band 2) eine wichtige Rolle spielt, war er mir keineswegs fremd und obwohl er auf den ersten Blick so gar nicht nach Green Valley passt, fügt er sich perfekt ins Geschehen ein. Cole ist ein echtes Sahneschnittchen und trifft mit seinem Humor nahezu perfekt meinen Humor. Ich hab mich beim ersten Kennenlernen schon in ihn verliebt, aber in Band 4 überzeugte er mich doch nochmal auf einem ganz anderen Niveau. Denn Cole hat durchaus Star-Allüren; aber die sind so sympathisch dargestellt, dass sie einem vollkommen normal erscheinen und überhaupt nichts von Überheblichkeit oder Abgehoben-sein ausstrahlen. Cole war die perfekte Besetzung, weil eben auch nochmal neuen Schwung ins Geschehen und diesen Hollywood-Charakter ins Spiel brachte. Auch seine Handlungen und Gedankengänge waren stets realistisch und glaubhaft, wenn auch auf ganz anderer Ebene als es bei Annie der Fall war. Außerdem überraschte mich Cole auch immer wieder und sorgte nicht nur für Schmunzler, sondern auch herzerwärmende Momente.
Alle Randfiguren sind ebenfalls eine große Bereicherung für die Handlung. Nicht nur, dass ich mich über das Wiedersehen mit Izzy, Lena, Ryan, Will und Co. irre gefreut habe, auch bringen sie eben das Bekannte ein und lassen Green Valley zu dem werden, was es von Anfang an ist. Man fühlt sich wohl an der Seite aller und kann sich problemlos fallen und treiben lassen. Übrigens gefiel mir hier Lena besonders gut! Ich mochte sie schon im Auftakt der Reihe, aber hier zeigte sie ihr großes Herz nochmal in aller Deutlichkeit und war eine wunderbare Freundin.

Die Idee hinter diesem Buch ist auch keine Neuerfindung des Rads, aber das sind sie in der gesamten Reihe nicht. Das Besondere liegt hier ganz klar an Lilly Lucas‘ Talent, Situationen einzufangen, Gefühle zu transportieren und Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Außerdem spielen auch immer Kleinigkeiten eine essentielle Rolle, die die Geschichten von anderen abheben. Hier war es genau so. Aber fangen wir vorn an:
Der Einstieg ist, wie gesagt, kinderleicht gehalten. Wir kehren nämlich just in dem Moment nach Green Valley zurück, in dem auch Annie den ersten Schritt in ihrer Heimatstadt macht. Dieses gemeinsame Ankommen stärkt die Bindung zwischen Leser und Protagonistin bereits enorm und tut dem weiteren Verlauf der Handlung unwahrscheinlich gut. Denn obwohl die Geschichte wirklich viel mehr von Emotionen lebt, als von spannenden, wendungsreichen oder actiongeladenen Passagen, so ist es, eben durch den Draht zu Annie, sehr mitreißend und packend. Es sind auch hier wieder die kleinen Dinge, die das Buch zu etwas Besonderem machen – so wie beispielsweise die Zusammenkünfte aller uns bekannten Figuren, bei denen die Nähe zueinander und die innige Freundschaft so deutlich hervortritt, dass man sich oft wünscht, selbst Teil der Clique zu sein. Oder das Krippenspiel. Ein Element, das mich zunächst erst mal recht kalt gelassen hat; sich aber im Laufe der Zeit als wirklich schöner Bestandteil entpuppt. Annie bekommt durch das Krippenspiel wieder eine Aufgabe in ihrem Leben, und auch wenn es erstmal unscheinbar erscheint, ist es doch am Ende das Theaterstück, das der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen darstellt.
Aber, um mal zum wirklich wichtigen Part zu kommen: die Liebesgeschichte. Auch in dem Bereich gibt’s einiges an bekannten Faktoren: Der ganze Aufbau der Lovestory ist mehr als bekannt und kann beinah als Enemys-to-Lovers bezeichnet werden, immerhin zicken sich die Protagonisten zu Beginn erstmal ordentlich an, ehe sie merken, dass der andere gar nicht mal so verkehrt ist, wie sie zunächst annahmen. Aber auch das hat Lilly Lucas herrlich authentisch rübergebracht und deshalb entsteht auch zu keiner Sekunde so etwas wie Langeweile oder Vorhersehbarkeit. Man sieht sehr wohl vieles kommen,  aber man freut sich dennoch auf jede noch so kleine Begebenheit, denn es ist hier definitiv ausschlaggebender WIE es erzählt wird, und nicht WAS erzählt wird. So oft ertappte ich mich dabei, wie ich auf gewisse Wendungen wartete; Wendungen, die ganz offensichtlich bevor stehen – aber ich hab mich kein einziges Mal dran gestört, sondern hab stets darauf hingefiebert und wollte wissen, welche Worte die Autorin gefunden hat, um besagte Stelle zu beschreiben. Ich nahm den Figuren ihre Gefühle auf ganzer Linie ab; ich fühlte mich wohl in dem Setting und fühlte stets und ständig mit den Figuren mit. Was will ich mehr? Ich fand die gesamte Idee mit dem Koma herrlich passend und ein wichtiger Faktor, damit die Geschichte so funktioniert, wie sie es letztendlich tat – in der Hinsicht war dieser Band für mich beinah am ausgeklügelsten und durchdachtesten.
Das Ende hielt dann nochmal ein wenig Drama für uns Leser bereit. Auch das ist kein Wassereimer, den man da ins Gesicht bekommt; es ist durchaus zu erwarten. Aber auch hier fand Lilly Lucas genau die richtigen Beschreibungen, um möglichst viel Gefühl zu erzeugen und mich tatsächlich sehr gehetzt durch die letzten Seiten preschen zu lassen. Himmel, was hab ich mitgelitten. Aber am Schluss war es ein rundes, stimmiges und wunderschönes Ende; bei dem ich Annie und Cole guten Gewissens ziehen lassen kann; was aber nicht heißt, dass ich sie nicht vermissen werde – denn das tue ich schon jetzt.. schmerzlich.

Tja, und nach diesen ganzen lobenden Worten sollte klar sein, dass mich auch der Stil restlos überzeugt hat. Denn hätte Lilly Lucas die Geschichte nicht genau so erzählt, wie sie sie erzählt hat, wären niemals diese intensiven Gefühle aufgekommen; niemals der außergewöhnliche Wohlfühlcharakter entstanden und niemals wäre ich so begeistert von diesem vierten Band gewesen. Für mich schreibt die Autorin nahezu perfekt. Man kommt extrem schnell und leicht voran; der Lesefluss ist dauerhaft gegeben, und trotzdem büßt die Handlung dabei nichts an Stimmung oder emotionaler Spannung ein. Mittels geschickt platzierten Beschreibungen werden glasklare Bilder vor dem inneren Auge erzeugt und man kann sich komplett fallen, treiben und verzaubern lassen. Für mich ist und bleibt Lilly Lucas die Queen der Wohlfühlatmosphäre und stellt Größen wie Kelly Moran und Co. mit Leichtigkeit in den Schatten.

Nicht ganz unerwartet bringt Lilly Lucas mit „New Horizons“ das nun schon vierte Highlight in Folge raus. Es ist jedes Mal ein Genuss zu sehen, wie sie aus altbekannten Elementen und einem fast klischeehaften Aufbau der Handlung eine Geschichte zaubert, die trotzdem restlos begeistert. Große Gefühle, viel Wohlfühlatmosphäre und ein Haufen einzigartiger Charaktere machen das Buch zu einem echten Pageturner. Annie und Cole können sich mit Leichtigkeit auf eine Stufe mit Lena und Ryan, Izzy und Will und Noah und Elara stellen, wenn nicht sogar noch ein Treppchen höher. Ich habe so sehr mit ihnen mitgefiebert und mitgefühlt, dass mich das Prickeln, all die Funken und die Spannung zwischen ihnen beinah in Brand gesteckt hätten. Falls ihr zweifelt, ob „New Horizons“ wirklich noch mit den Vorgängern mithalten kann, obwohl er eigentlich gar nicht geplant war, dann kann ich euch beruhigen – er kann; und er wird. Großes Kino und natürlich wieder ein Highlight. Danke liebe Lilly Lucas, für die tolle Unterhaltung und all die Emotionen. ♥

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Lilly Lucas wurde 1987 in Ansbach geboren und studierte Germanistik in Bamberg. Heute lebt sie mit ihrem Mann und endlos vielen Büchern in Würzburg. Ihr Liebesroman New Promises wurde zum Spiegel-Bestseller. Wenn sie nicht Romane über die Liebe und das Leben schreibt, sieht sie sich am liebsten die Welt an, steckt ihre Nase in Bücher oder lebt ihre Film- und Seriensucht auf der heimischen Couch aus.

(c) by knaur

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Knaur Verlag bedanken: dafür alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.