||» Rezension «|| Right Here [von Anne Pätzold]

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22. März 2022 1 Von Patchis Books
RIGHT HERE
– Stay with Me-
Anne Pätzold
New Adult
Band 1 von 2
On Ice – Reihe
496 Seiten
30. September 2021
Lyx Verlag
Paperback
12,90€
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#werbung #rezensionsexemplar


Was, wenn mein Herz für das Eiskunstlaufen gemacht ist – aber der Rest von mir nicht?

Es gibt nichts auf der Welt, das Lucy mehr liebt als das Eiskunstlaufen – wäre da nicht die Tatsache, dass sie es nach wie vor nicht geschafft hat, einen dreifachen Rittberger zu landen. Zu allem Überfluss haben ihre Eltern ihr jetzt ein Ultimatum gesetzt: Wenn Lucy beim nächsten Wettkampf nicht gewinnt, muss sie das Marketingstudium wieder aufnehmen, das sie so unglücklich gemacht hat. Ein einziger Monat bleibt Lucy, um ihre Kür zu perfektionieren. Doch ausgerechnet da lernt sie Jules kennen, der ihr Herz schneller schlagen lässt als jemals irgendjemand zuvor. Eigentlich darf Lucy sich jetzt keine Ablenkung erlauben – zumal sie schnell bemerkt, dass Jules mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen hat …

(c) by Lyx Verlag

Dieses Buch hat erst auf den zweiten Blick meine Neugier geweckt, immerhin mochte ich die Love NXT-Reihe der Autorin zwar sehr gerne, war sie aber doch kein Highlight für mich. Also hab ich auch „Right here“ erstmal auf die lange Bank geschoben und erst zu mir geholt, als ich es ertauschen konnte. Doch kaum war es hier, hat es mich doch immer mehr gereizt – wohl auch, weil das Cover in der Realität noch viel schöner ist, als auf dem Display eines Smartphones, PCs, etc. Also nicht lange gefackelt und mich umgehend in die Geschichte gestürzt. Heute möchte ich euch gern verraten, ob mir der Auftakt der On-Ice-Dilogie besser gefallen hat, als die vorherigen Bücher von Anne Pätzold. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥

Der Schreibstil von Anne Pätzold lässt sich, wieder einmal, wunderbar leicht lesen, sodass man zügig und vor allem flüssig durch die Seiten kommt. Sie erzeugt mit ihren Worten eine sehr schöne Atmosphäre, die einerseits zum Wohlfühlen einlädt, andererseits aber eine gewisse Spannung generiert. Außerdem kommen die Emotionen, von denen das Buch größtenteils lebt, sehr authentisch beim Leser an und fallen im Allgemeinen absolut greifbar aus. Ich mag die Alltäglichkeit, die in den Geschichten der Autorin herrscht unglaublich gern; denn ihre Erzählungen scheinen immer dem echten Leben entsprungen zu sein. Ganz unaufgeregt und trotzdem voller Gefühle nimmt uns Anne Pätzold mit durch einen Lebensabschnitt ihrer Figuren und haucht ihnen mit einfachen, aber wirkungsvollen Charakterzügen Glaubwürdigkeit ein. Es fällt einem leicht, ins Geschehen einzutauchen, sich alles bildhaft vor Augen zu führen, die Atmosphäre zu spüren und die Settings fast schon live zu besuchen, und sich mitreißen zu lassen, obwohl das Erzähltempo eher gediegen ist und durchaus ein bisschen mehr Schwung gebrauchen könnte.  Nichts desto trotz ist der Schreibstil ein Punkt an dem Roman, der mich mal wieder gänzlich überzeugte und komplett fesseln konnte.
Desweiteren wird „Right Here“ lediglich aus der Sicht der weiblichen Protagonistin erzählt, sodass das, was das männliche Gegenstück bewegt, unklar bzw. ein Geheimnis bleibt. Ein Fakt, der doch einen gewissen Spannungsfaktor erzeugt und das Interesse an der Aufklärung im Leser weckt. Was verbirgt dieser junge Mann? Was bedrückt ihn? Was musste er schon alles erleben? Und was hat es mit seinem kleinen Bruder auf sich? All das sind Fragen, die sich nur deshalb stellten, weil er eben keine eigene Perspektive zugesprochen bekommen hat.

Und weil wir schon bei den Figuren sind, bleiben wir doch auch direkt hier. Die Charaktergestaltung von Anne Pätzold ist, mal wieder, beinah auf den Punkt. Zwar gab es nicht ganz die Vielfalt, die man in New Adult Romanen sonst zumeist antrifft, aber dafür beschäftigt sich die Autorin eben umso eingehender mit den Protagonisten und den paar wenigen Nebencharakteren, die wichtig für den Verlauf des Buches sind. Lucy und Jules waren herrlich greifbar ausgearbeitet und erzeugten das Gefühl, sich leibhaftigen, echten Menschen gegenüber zu sehen. Quasi Freunde in ihnen gefunden zu haben. Wie oben schon erwähnt, haucht Anne Pätzold ihren Figuren mit besonderen Eigenschaften bzw. Vorlieben zusätzlich Leben ein und schafft so die Nähe, die so wichtig ist, um die Geschichte „erleben“ zu können. So war es Lucy, die mit ihrer Schwäche für Chili Cheese Sandwiches direkt ins Schwarze bei mir traf und Jules, der sogar bei klirrender Kälte ein Eis essen konnte. Besonders Lucy machte es mir unglaublich leicht, sie gern zu haben. Mit ihrer sympathischen, liebenswerten Art und ihren nicht ganz einfachen Familien-Verhältnissen erreichte sie mich sofort und ich kam ihr von Kapitel zu Kapitel noch näher. Mitgefühl aber auch Bewunderung – das empfindet man, wenn man Lucy begleitet, denn ihre Liebe zum Eiskunstlauf nimmt einen so großen Stellenwert in ihrem Leben ein, das vieles anderes oft einfach zu kurz kommt. Ein stressiger Alltag ist aber nur eins von vielen Problemen, mit denen sich die junge Frau herumschlagen muss. Ich gebe zu, nicht alles was Lucy dachte, sagte und tat, war 100% nachvollziehbar, aber am Ende ergab es dann eben doch Sinn. Und brachte, in gewisser Weise, auch noch etwas Schwung in die Handlung. Außerdem durchlebt sie eine sehr glaubwürdige, und deshalb umso schönere Entwicklung; gewann an Reife dazu und war am Ende längst nicht mehr so „jung“, wie wir sie kennenlernten. Alles in allem war Lucy jemand, der perfekt in diesen Roman passte und ihm zusätzlich Leben einhauchte; eine Figur, mit der man gern und intensiv mitfiebern und mitfühlen kann und die uns vielleicht sogar noch was für die Zukunft mit auf den Weg geben kann.
Jules war, wie schon gesagt, zunächst etwas undurchsichtig. Nicht, dass er der große Bad Boy verkörperte oder eine sonstige, düstere Aura besaß; aber so richtig einzuschätzen wusste ich ihn anfangs erstmal nicht. Was passiert da bei ihm in Hintergrund? Wieso ist sein kleiner Bruder so oft bei ihm, und was ist mit seiner Familie ansonsten so los? Das alles waren Fragen, die ich mir unaufhörlich stellte und die mich auch dann nicht losließen, als ich den jungen Mann bereits lieb gewonnen hatte. Denn Jules ist ein wirklich liebenswerter Charakter, der deutlich mehr Good Guy als Bad Boy war und sich mit seiner Art ziemlich schnell in mein Herz geschlichen hat. Jules ist reif, verantwortungsbewusst, erwachsen, humorvoll, charmant und nicht zuletzt eine echte Bereicherung für Lucy’s Leben. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass eigentlich jeder von uns einen Jules in seinem Leben braucht, weil er so manchen Stein ins Rollen brachte; neue Denkansätze lieferte und mit seiner aufopferungsvollen Art ein Vorbild für viele sein sollte. Aber auch in seinem Umfeld läuft nicht alles rund, und die Art, wie die Autorin das Ganze thematisiert hat, verlieh Jules als Person nicht nur eine Menge Tiefgang, sondern dem Buch im Allgemeinen eine neue Facette, die sich vom Rest abhob.
Ansonsten treffen wir auf fast alle anderen Figuren eher nur flüchtig. Außer Mica – den kleinen Bruder von Jules. Er nimmt einen erstaunlich großen Raum für sich ein und erweichte schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen mein Herz. Der 6-jährige Schüler ist so ein zuckersüßer Goldschatz und definitiv der heimliche Star dieses Buches. Mit seiner kindlichen Naivität und seinen unüberlegten Aussagen und Fragen eroberte er mich binnen Sekunden. Mica wurde genau so dargestellt, wie man sich einen kleinen Bruder vorstellt – vielleicht etwas klischeehaft, aber deshalb nicht weniger authentisch. Aber auch alle anderen Figuren empfand ich als ausreichend detailliert beschrieben, sodass ich mir beispielsweise die Konkurrenz von Lucy oder die Eltern bildhaft vor Augen führen konnte.

Und nun zur Idee, die sich hinter dem Auftakt der „On-Ice“-Dilogie verbirgt. Da ich ja schon die anderen Bücher der Autorin kenne, lagen meine Erwartungen eher im Mittelfeld und ich rechnete fest damit, dass ich „Right Here“ zwar auch wieder gut finden, aber nicht als Highlight bezeichnen würde. Ich rechnete also fest damit, dass es wieder eine ruhige, alltägliche und wenig dramatische Geschichte werden würde, die mehr durch Emotionen und Atmosphäre überzeugte, als durch großartige Spannung. Ob ich damit richtig lag, erzähle ich euch gleich; aber fangen wir mal vorn an:
Der Einstieg in die Geschichte hat sich als sehr einfach gestaltet. Einfach, aber wirkungsvoll, wie ich finde. Schon von Anfang an kommen die Eishalle-Vibes wunderbar zum Tragen, indem die Autorin uns Leser die Kälte spüren und den Druck wahrnehmen lässt. Sofort ist da dieser Sog, der uns in die Geschichte katapultiert und uns nachempfinden lässt, was gerade geschieht. Auch die Kennenlern-Phase mit Lucy ist wunderbar leicht, weil man sie als Menschen einfach gern haben muss. Gleichzeitig baut sich aber auch die emotionale Spannung bereits auf, indem Jules schon früh auf der Bühne erscheint. Sind wir ehrlich: vom Grundgerüst her unterscheidet sich „Right Here“ so gut wie gar nicht von anderen Büchern auf dem Genre, denn immerhin beschäftigen wir uns auch hier mit einer Liebesgeschichte und den jeweiligen Problemen der Haupttfiguren – aber doch hebt sich diese Handlung, für mein Empfinden, deutlich vom Einheitsbrei ab. Aber dazu gleich mehr. Erstmal zurück zum Hauptbestandteil: der Lovestory:
Die Sache zwischen Lucy und Jules entwickelt sich einer sehr langsamen Geschwindigkeit. Die Autorin hat diesbezüglich nichts überstürzt, sondern eher die Handbremse einmal zu viel angezogen. Nichts desto trotz empfand ich es als äußerst glaubwürdig, wie sich die beiden annähern und sich gegenseitig immer mehr öffnen. Das Vertrauen baut sich behutsam auf, die Anäherungen finden in einem nachvollziehbaren, realistischen Tempo statt und die Dialoge zwischen Lucy und Jules waren wunderschön zu verfolgen. Und darin liegt auch die wohl größte Stärke der Geschichte: die Atmosphäre ist dauerhaft einnehmend, wechselt aber auch mal von ruhig und gediegen zu etwas spannungsgeladener und rasanter. Trotzdem ist dieses Buch alles andere als eine Achterbahnfahrt der Gefühle; es lädt viel mehr zum Verweilen, zum Wohlfühlen und Nachdenken ein und besticht durch Tiefgang, Mehrwert und Emotionen. Und jetzt endlich zur Besonderheit: Anne Pätzold hat hier etwas gewagt, womit ich niemals gerechnet hätte; und ich kann euch nicht mal sagen, was genau es war, ohne euch die halbe Handlung vorweg zu nehmen. Jedenfalls lässt sich sagen, dass mich dieses Buch bis heute immer noch beschäftigt, weil die Autorin sich dafür entschieden, mal einen anderen Weg einzuschlagen, der ansonsten fast ein No Go in NA-Büchern ist. Sie thematisiert Träume, Ziele, Herzblut und Leidenschaft; sie zeigt mit dem Finger darauf, dass Schwäche nicht immer gleich Schwäche ist, sondern manchmal sogar Stärke ausdrückt. Und neben dieser Einzigartigkeit wird noch so viel mehr behandelt, was es sich zu entdecken lohnt. So die oben angeteaserten Familien-Verhältnisse der Figuren; die Frage nach der Zukunft; nach Richtung und Falsch, nach neu entdeckten Prioritäten und einer Menge Alltag. (an dieser Stelle muss ich einfach Bunny kurz erwähnen! Noch nie hat ein Haustier derart viel Liebe in mir geweckt!)
Das Ende bot dann eben das, was ich nun schon erwähnt habe, und dann auch noch die ansonsten eher nicht existente Rasanz. Es wurde dramatischer und die ein oder andere Wendung wurde ebenfalls eingebaut. Die Emotionen kochten nochmal hoch und alles in allem war es ein durch und durch stimmiges Ende, das mich komplett zufrieden und glücklich zurückließ, ohne dass zu tief in die Happy End – Kiste gegriffen wurde. Es braucht nicht immer einen Antrag, eine Hochzeit, eine Schwangerschaft oder dergleichen; manchmal reicht Einsicht, Zuversicht und ein gemeinsamer Blick in die richtige Richtung.

„Right Here“ von Anne Pätzold ist mit dem Auftakt der On Ice – Dilogie eine wirklich schöne, unterhaltsame und berührende Geschichte gelungen, die mich von Anfang bis Ende in ihren Bann ziehen konnte. Zwei sympathische Hauptfiguren und ein toller kleiner Bruder erhöhten den Lesespaß nur zusätzlich und der Verlauf der Handlung war zwar nicht unsagbar überraschend, aber doch wunderschön zu verfolgen. Gerade die Message hinter dem Buch begeisterte mich auf ganzer Linie und da konnte ich auch die ein oder andere Ruhephase verkraften. Apropos Ruhe; wer gern actionreiche und rasante Lovestorys lesen möchte, der wird hier wohl nicht glücklich werden; immerhin entwickelt sich die Sache zwischen Lucy und Jules sehr gediegen; aber auch unglaublich authentisch. Das Knistern das in der Luft lag, war definitiv spürbar und der Tiefgang, der mit den jeweiligen Backgrounds ins Spiel kam, rundete das Buch für mich schlussendlich ab. Fürs Highlight hats nicht ganz gereicht, aber wir schlittern nur ganz knapp daran vorbei. Von mir gibts eine eindeutige Lese-Empfehlung für alle Liebhaber von Cozy Romance.

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Anne Pätzold wurde 1997 geboren und lebt in Hamburg. Sie ist ausgebildete Buchhändlerin, und ihre große Leidenschaft sind Bücher, Bananenbrot und Südkorea. Wenn ihr euch mit Anne über das Schreiben, das Lesen oder K-Pop austauschen wollt, findet ihr sie auf Instagram (@annelovesbooks). Sie freut sich, von euch zu hören!

(c) by Lyx Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.