||► Rezension ◄|| „Rot wie das Meer“ von Maggie Stiefvater

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14. September 2015 0 Von Patchis Books
    

Titel: Rot wie das Meer

Autor: Maggie Stiefvater
Verlag: Script5 Verlag
Reihe/Serie: Einzelband
Genre: Jugendbuch/Fantasy
Seitenanzahl: 432
ISBN:  978-3839001479
Erscheinungsdatum: 12.November.2012
Format: Hardcover
Empfohlen: ab 16 Jahren
Unverbindliche Preisempfehlung: 18.95€
Kauf-Möglichkeiten u.A.:
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Besonderheiten: keine bekannt

  

Jedes Jahr im November wird die Insel Thisby von Capaill Uisce
heimgesucht, Meereswesen, die in Gestalt wunderschöner Pferde Tod und
Verderben bringen. Schnell wie der Seewind und tückisch wie das Meer,
ziehen sie die Menschen in ihren Bann. Wie viele junge Männer der Insel
fiebert auch Sean Kendrick dem Skorpio-Rennen entgegen, bei dem sie auf
Capaill Uisce gegeneinander antreten. Nicht wenige bezahlen dafür mit
ihrem Leben. Das diesjährige Rennen aber wird sein wie keines zuvor: Als
erste Frau wagt Puck Connolly, sich einen Platz in dieser Männerwelt zu
erkämpfen. Sie gewinnt den Respekt von Sean Kendrick, der ihr anfangs
widerwillig, dann selbstlos hilft. Schließlich fällt der Startschuss und
auch diesmal erreichen viele Reiter nicht das Ziel. Ihr Blut und das
ihrer Capaill Uisce färben die Wellen des Meeres rot.

Ich muss sagen, ich bin ziemlich ahnungslos an diese Geschichte heran gegangen. Ich hatte bisher nichts von Maggie Stiefvater gelesen und war doch, aufgrund der vielen positiven Meinungen mehr als gespannt, was mich wohl erwarten würde. Ob ich nun der Meinung der Mehrheit bin oder wieder einmal aus dem Raster falle, das erfahrt ihr nun:
Beginnen wir zunächst mit den Charakteren: Die eine Hauptfigur, Kate, die von allen nur Puck genannt wird, hatte während der gesamten Story so ihre Probleme, Sympathiepunkte bei mir sammeln zu können. Sie hatte eine sehr eigene Art an sich und es wurde doch auch einige Male erwähnt, dass sie bereits ihr Leben lang immer wieder als zickig und mürrisch auffiel – genau so empfand ich sie auch. Sie hat teilweise total seltsam reagiert und auf Fragen so merkwürdig geantwortet, fast schon schnippisch, dass ich das alles überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Die Menschen, die ihr nahe standen wies sie immer wieder auf ihre Weise zurück und ließ keinen so recht an sich heran. Sie reagierte, meiner Meinung nach, viel zu schnell gereizt und stieß den Leuten so dermaßen unnötig vor den Kopf, dass ich selbst nur die Augen verdrehen konnte. Für mich war Puck keine wirklich gute Protagonistin, schließlich gelang es ihr in keiner einzigen Sekunde des Buches, mich zu berühren oder eine gewisse Sympathie zwischen uns beiden aufzubauen.
Sean, der zweite Protagonist war noch viel seltsamer, um nicht zu sagen, ein völliger Eigenbrödler. Dennoch strahlte er, zumindest für mich, eine gewisse Anziehungskraft aus, die mich nicht losließ. Seine Art, wie er mit den Capaill Uisce umging verriet, dass er doch ein Herz zu haben schien. Dennoch komme ich nicht umhin zu sagen, dass ich mit beiden Figuren nicht richtig warm wurde und das einzige was hin und wieder an Gefühl bei mir aufblitzte war pures Mitleid.
Dann muss ich noch ein paar Worte zu einer Nebenfigur loswerden, denn sonst platze ich aus allen Nähten: Mutt Malvern. Was bitte denkt sich eine Autorin, wenn sie einen solchen Charakter schafft? Ich verstehe durchaus, dass es Figuren geben muss, die man als Leser nicht mag, aber diesen Hass, den ich die ganze Zeit über gegenüber diesem Kerl empfunden habe, hat mich fast zur Verzweiflung gebracht. Ich war so endlos wütend auf Mutt, dass das meine Laune manchmal wirklich von jetzt auf gleich verdorben hat. In diesem Momenten hätte ich das Buch einfach gern weggeschmissen oder um es nett auszudrücken: weggelegt.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass die ganzen Nebenfiguren allesamt nicht wirklich sympathisch waren, sondern eher oberflächlich und blass. Jeder auf dieser blöden Insel war total mürrisch und laut oder hatte Charaktereigenschaften, die man so sicherlich nirgendwo sonst, weder im echten Leben noch in anderen Büchern jemals findet.
Der Schreibstil fiel mir ebenfalls schon zu Beginn recht negativ auf, obwohl er nicht schlecht zu lesen war oder dergleichen. Er war eher trocken, fast schon zäh und obwohl ich schon tausend Lobeshymnen über Maggie Stiefvater’s Stil gelesen habe, wollte sich da keinerlei Besserung einstellen. Anfangs hatte ich noch die Hoffnung, dass ich mich daran gewöhne, aber alles in allem ließ er sich einfach nicht sauber und flüssig lesen, so wie ich das gewohnt bin. Erzählt wird dann aus zwei verschiedenen Perspektiven – beide in der Ich-Form, einmal aus der Sicht von Puck und einmal aus Sean’s Sicht. Ich gestehe, ich war dann stets erleichtert, wenn es dann wieder um Sean ging, da er mir doch eine Nuance besser gefiel als Puck. Allgemein lockerte das die gesamte Story ein wenig auf, obwohl das das sinkende Schiff dann auch nicht mehr retten konnte.
 Die Idee hinter dem Buch klang vielversprechend. Obwohl Pferde für mich immer Freunde bleiben werden, gefiel mir der Einfall mit den bösartigen Wasserpferden extrem gut. Die Vorfreude auf das Buch war also groß und ich ließ mich ahnungslos in die Geschichte hineinfallen. Ich fand die ganze Sache zwar an Anfang noch sehr merkwürdig und fast schon .. naja.. kurios ist vllt das richtige Wort, aber ich gewöhnte mich daran. Ich fing an, mich zu freuen wenn die Capaill Uisce ins Spiel kamen und ein gewisser Horror-Effekt blieb da nicht aus. Die Tiere sollten ja schließlich auch gruselig sein und es gab eine Szene, bei der ich tatsächlich auch eine Gänsehaut zu verzeichnen hatte.
Die Umsetzung, die ich ja schon angeschnitten habe, gefiel mir soweit nicht schlecht. Ich konnte mir die Wasserpferde gut vor Augen führen und war neugierig, wie das Rennen denn ausgehen würde. So weit, so gut. Einziges Problem: Die Geschichte packte mich einfach garnicht. In erster Linie lag das wohl an dieser Antipathie gegenüber den Protagonisten, doch auch das zähflüssige ging mir gegen den Strich und minderte den Lesespaß ungemein. Immer wieder dehnte sich die Geschichte und die Spannung blieb nahezu komplett aus. Im ganzen Buch gab es lediglich 2 Szenen, die mich wirklich kurz mitfiebern ließen, das aber auch nur, weil ich Dove, Puck’s Pony – Pardon Pferd, liebgewonnen hatte.
Der Schluss. Der Schluss. Der Schluss. Schwierig. Ich bin selbst unfassbar überrascht gewesen, wie gut mir das Ende gefallen hat. Ich konnte das Buch auf den letzten 30 Seiten wirklich nicht mehr aus den Händen legen und fühlte mich derart gefesselt, dass ich manchmal wirklich nach Luft schnappen musste. Plötzlich war die Lahmheit verschwunden und richtige Action kam ins Spiel. Ich fieberte mit, ich litt, ich spürte die Schmerzen am eigenen Leib und am Ende musste ich weinen – bitterlich weinen. Ich war so geschockt, dass sich meine Meinung bzw. mein Empfinden dem Buch gegenüber so schnell ändern konnte.. dass mich ein Buch, das mich knapp 400 Seiten lang enttäuscht hat, plötzlich eine derartige Wendung nehmen konnte. Ich denke, viele werden mir nicht glauben – viele werden denken, dass das nicht sein kann.. aber es war so. Der Schluss dieses Buches war spannend, rasant, nervenaufreibend, zu tiefst berührend und wirklich wirklich wirklich gut. 
 
Selten fiel es mir so schwer, ein Fazit nieder zu schreiben, wie jetzt. Dieses Buch war eine Enttäuschung – nicht weil ich mit viel erwartet hatte, sondern weil ich viel zu wenig bekam. Die Charaktere waren seltsam und plump, das Buch war zäh und dann kam der Schluss, der mich zu Tränen rührte. Ich glaube nicht, dass meine Worte auch nur annähernd beschreiben können, welche Achterbahn ich da durchlebt habe. Dennoch komme ich nicht umhin zu sagen, dass ich größtenteils bitterlich enttäuscht von dem Werk war und dass mir weder Puck noch Sean wirklich gefallen haben. Die Kulisse war noch ganz schön, auch die Idee hinter der Geschichte sowie das grandiose Ende haben mir zugesagt und meine Kritikpunkte (um es milde auszudrücken) ein wenig verblassen zu lassen. Doch was nützen die letzten 30 Seiten, wenn die anderen 400 nicht gut waren?

Ich vergebe 2.5 von 5 Sternen, schlicht und ergreifend, weil ich der Meinung bin, die Kulisse und das Ende sollten gewürdigt werden. Jedoch soll auch klar werden, dass ich eben ansonsten nicht unbedingt gut fand und dass es deutliche Schwächen aufzuweisen hatte. Wer sich ein Buch, mysteriös und kurios, teilweise doch recht blutig, wünscht, wird Rot wie das Meer sicher mögen. Jedoch bin ich der Meinung, dass man mit schwierigen Charakteren klarkommen sollte, um die Geschichte genießen zu können.

 

Maggie Stiefvater
Maggie Stiefvater, geboren 1981, wurde mit ihrer Nach dem Sommer-Trilogie sowie dem Roman Rot wie das Meer international bekannt und von der Presse gefeiert. Momentan schreibt sie an ihrer vierbändigen Reihe Raven Boys,
die in den USA bereits zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Die New York
Times-Bestsellerautorin lebt mit ihrer Familie in den Bergen Virginias. 

Autoren-Homepage von Maggie Stiefvater: *klick*


An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, dass alle Rechte (Coverbild, Klappentext, etc.) beim Script5-Verlag liegen und mich an dieser Stelle herzlich dafür bedanken möchte, die Bilder und Texte verwenden zu dürfen.
Diese
Rezension entspricht meiner persönlichen Meinung und kann bei anderen
Bloggern oder Lesern wieder ganz anders ausfallen. Ich möchte darum
bitten, dies zu berücksichten. Für mich war dieses Buch eine ziemlich nervenaufreibende Sache, die mich teilweise echt zur Weißglut brachte, verzweifeln ließ und zu Tränen rührte.