||» Rezension «|| Schattenthron 01: Erbin der Dunkelheit [von Beril Kehribar]

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10. November 2022 0 Von Patchis Books
SCHATTENTHRON
– Erbin der Dunkelheit –
Beril Kehribar
Romantasy

Band 1 von 2
Schattenthron – Dilogie
» Band 2 „Schattenthron: Bringerin des Lichts“ ist bereits erschienen «
352 Seiten
27. Januar 2022
Carlsen Verlag
Paperback
15,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


**Hüte dich vor den Geheimnissen des Kronprinzen …**
Kaaya hat keine Vergangenheit, keine Erinnerungen, keine Familie. Nichts außer Arian, der sie einst von den Straßen geholt und bei sich aufgenommen hat. Doch bevor sie ihrem besten Freund sagen kann, was sie wirklich für ihn empfindet, wird seine Seele von einem Schattenelfen gestohlen und er bleibt als Hülle zurück. Um ihn zu retten, reist die 18-Jährige ins Reich der Schatten, wo sie sich inmitten eines uralten Krieges wiederfindet. Das, was Kaaya dort über sich erfährt, bringt alles ins Wanken, an das sie bisher geglaubt hat. Sie muss erkennen, dass sie niemandem mehr vertrauen kann, nicht einmal sich selbst und ihren eigenen Gefühlen – gerade wenn es um den mysteriösen Kronprinzen Ilias geht, der seine ganz persönliche Mission verfolgt …

(c) by Carlsen Verlag

Dieses Buch war bei Instagram in aller Munde – und bevor irgendjemand dazu kam, seine Meinung abzugeben, hatte ich es bereits gekauft. Nicht zuletzt wohl auch, um meine liebe Bloggerkollegin Beril zu unterstützen. Doch lange hat es nicht gedauert, bis die ersten negativen Rezensionen online kamen und sich dann explosionsartig vermehrt haben. Kein Wunder also, dass ich immer unsicherer wurde und das Buch erstmal im Regal liegen gelassen habe, bis „Gras über die Sache gewachsen ist“ und ich unvoreingenommener an die Sache rangehen können würde. Nun, ein dreiviertel Jahr nach Erscheinungstermin war ich mir dann sicher, dass mich die ganzen kritischen Stimmen nicht mehr würden beeinflussen können und so hab ich mich in die Geschichte gestürzt. Und jetzt wird’s interessant: hat’s mir gefallen? Oder muss ich einsehen, dass es einfach am Buch liegt? Das und noch vieles mehr erzähle ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

„Schattenthron“ beinhaltet eine wirklich vielversprechende Idee, die zwar nicht unbedingt neu, aber voller Möglichkeiten ist. Es gab zahlreiche Richtungen, in die sich das Geschehen entwickeln könnte und ich etliche Vergleiche im Vorfeld aufgeschnappt. Und trotzdem bin ich, trotz gewisser Vorbehalte, mit einer guten Portion Neugier und Vorfreude an das Buch herangegangen. Aber wurde das Potential wirklich ausgeschöpft? Ist es wirklich nur ein billiger Abklatsch von irgedwas? Oder ist es mal wieder nur eine von vielen Romantasy-Geschichten? Warten wir’s ab.
Der Einstieg in die Geschichte mutet recht bekannt an. Vom Flair her werden direkt Vibes aufgefangen, wie wir sie schon in anderen Fantasy-Büchern zu spüren bekommen haben. Was aber der Einstiegsszene keinen wirklichen Abbruch tat. Man taucht ein in die Welt, in der Kaaya, unsere Protagonistin lebt, und erfahren zunächst ein paar wichtige Infos zu ihr als Person. Dank eines kurzen Rückblicks in ihre Vergangenheit gibt’s außerdem hautnah mitzuerleben, wie sich Kaaya und ihr bester Freund Arian kennengelernt haben und wie sie zum unschlagbaren Team wurden. Mit dem Sprung in die Gegenwart zurück, gibt’s dann den Beweis, dass die zwei eine wirklich innige Freundschaft verbindet. Aber erst als Arian dann plötzlich verschwindet, nimmt die eigentliche Geschichte ihren Lauf.
Für mich war der Einstieg sehr geschickt gewählt. Nicht nur, dass wir uns zunächst kurz ein Bild der beiden Hauptfiguren machen können; wir dürfen uns auch für einen kurzen Moment an die Kulisse gewöhnen, bevor es so richtig losgeht. Und so wird man neugierig gemacht, indem von Beginn an eine Verbindung zu den Figuren geschaffen wird und sich eine dementsprechende Nähe zu ihnen aufbaut. Logisch, dass ich allein dadurch schon begann, mitzufiebern. Immerhin hatte ich Arian schon ins Herz schließen können – da wollte ich partout erfahren, wo er abgeblieben ist. Doch auch im weiteren Verlauf lässt in Handlung nicht nach. Eine Reise ins Ungewisse beginnt. Es geht straight vorwärts; die einzelnen Elemente sind meines Erachtens nach sauber miteinander verknüpft und ergeben im Gesamten eine spannende Storyline, die zwar nicht zwingend die Neuerfindung des Rads ist, aber doch für jede Menge Unterhaltung sorgt. Vergleiche zu anderen Büchern konnte ich, bis auf die Atmosphäre, die sich nunmal irgendwo ähneln muss, keine ziehen. Es ist eben eine High Fantasy Welt, in der sich die Figuren einem Abenteuer; einer Suche stellen müssen, um einen Freund zu retten. Und das was Beril da geschaffen hat, ist weder ein Abklatsch, noch abgekupfert. Es ist ein Werk, das völlig für sich allein steht und in dem wir auf Wesen, Settings und Probleme stoßen, die allesamt ihre Daseinsberechtigung haben. Natürlich hatten wir schon einmal irgendwo von einem Schattenreich oder von Elfen gelesen; aber deshalb kann „Schattenthron“ doch trotzdem ein eigenständiges Werk sein. Man taucht ab; fiebert mit den Akteuren mit und hat ganz nebensächlich auch noch eine Liebesgeschichte, die aber verhältnismäßig wenig Raum einnimmt und dem eigentlichen Geschehen nicht die Bühne stiehlt. Ob sie nun ihre volle Wirkung bei mir entfalten konnte, lasse ich mal dahingestellt. Für mich war sie nämlich mehr Mittel zum Zweck, aber deshalb noch lange nicht gefühllos. Ich fand es sogar sehr ansprechend, dass wir nicht auf jeder zweiten Seite lesen müssen, wie der eine den anderen anschmachtet, sondern uns mehr auf die Suche nach Arian widmen. Und so war die Liebesgeschichte ebenso glaubhaft und real ausgearbeitet, wie der Spannungspart – und beides ergänzte sich.
Besonders gen Ende war ich positiv überrascht davon, wie stark der Sog tatsächlich ist, den die Handlung erzeugte. Es wurde immer temporeicher, immer spannender und die einzelnen offenen Stränge liefen immer mehr zusammen. Es gab die ein oder andere Wendung, die ich so nicht kommen sah und ich ertappte mich dabei, wie ich im letzten Drittel gleich mehrmals den Atem anhielt und einfach hoffte, dass diese ganze Reise nicht umsonst war. Hier haben während des Schlussparts keine epische Schlacht, kein funkensprühendes Liebesspektakel, aber wir haben eine ganze Menge anderer Attribute, die mindestens genau so sehr begeisterten. Kampf, Brutalität, Überraschungen, eine Message und vor allem Action. Und ein Ende, das sich gewaschen hat. Keine Frage also, dass ich dringend Band 2 haben muss um zu erfahren, wie es mit Kaaya und all den anderen weitergehen wird.

Der Schreibstil von Beril Kehribar war an der ein oder anderen Stelle mit Sicherheit noch ausbaufähig. Besonders die Wortwiederholungen waren etwas, was mich von Zeit zu Zeit störte und den Lesefluss leicht ins Stocken brachte. Aber es war ihr Debütroman und dafür hat er sich wirklich sehr schnell, leicht und einfach lesen lassen. Sie bringt die einzelnen Szenen ohne großes Drumherum auf den Punkt, erzeugt mit ihren Worten eine sehr einnehmende Atmosphäre und lässt sowohl das Geschehen wie auch die Figuren zum Leben erwachen. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es mal brisanter wird und scheut auch nicht davor, blutige Passagen auszuschreiben und sie dabei auch noch so bildhaft werden zu lassen. Allgemein hatte ich dauerhaft ein klares Bild der einzelnen Szenen vor Augen und konnte mich, von der Erzählweise der Autorin problemlos mitreißen lassen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Aufteilung des Buches. Wir lesen das Buch aus mehreren Perspektiven, was ich anfangs erstmal gewöhnungsbedürftig und ungewöhnlich fand. Wir springen von einer Sicht zur anderen und wieder zurück; und weil sich so manch Figur an genau der selben Stelle befand wie der, aus dessen Sicht wir gerade gelesen haben, war es eher merkwürdig, dann plötzlich durch andere Augen zu blicken. Hier bin ich auch echt unsicher, ob es am Hörbuch lag, oder ob das Hörbuch das Beste war, was ich machen konnte. Einerseits tröstete mich Marlene Rauch mit Sicherheit über das ein oder andere Stil-Problem hinweg; andererseits war’s zeitweise schwer, den Überblick über die ganzen Perspektiven zu behalten. Trotzdem empfand ich die Sprecherin im Gesamten als wirklich toll gewählt. Ihre Stimme wirkt recht jung und dynamisch, was wunderbar zur Handlung passte und auch die verschiedenen Stimmungen hebt sie durch ihre Betonungen und Stimmlagen perfekt hervor. Sie kann sowohl die emotionalen Parts, wie auch die actionreichen Szenen herrlich greifbar rüber bringen. Und so hab ich ihr sehr gerne lauscht und konnte ihr, dank klarer Aussprache und stimmigem Gesamtbild spielerisch leicht folgen.

Die Figuren überzeugten mich dabei größtenteils auch. Ich hatte vorher schon mal kurz von der Freundschaft zwischen Kaaya und Arian geschwärmt, und genau das muss ich einfach nochmal aufgreifen. Diese Verbindung, die zwischen ihnen herrschte, begeisterte mich total. Ich nahm ihnen ihre Zuneigung zu 100% ab, beneidete sie fast für dieses Band, das sie miteinander verband und konnte einfach herrlich intensiv mit ihnen mitfiebern und mitfühlen. So muss eine Freundschaft sein: bedingungsloses Vertrauen, unüberwindbarer Zusammenhalt, aufopferungsvolles Füreinanderkämpfen. Da aber Arian schon recht früh in der Geschichte verschwindet, ist es nicht er, der die männliche Hauptrolle spielte, sondern ein anderer. Aber zunächst kommen wir erstmal zu Kaaya.
Kaaya ist im Grunde die perfekte Besetzung für diese Geschichte. Hier mal etwas naiv, da mal etwas unbedacht, aber immerzu sympatisch. Mit ihrem Schicksal, sich nicht mehr an ihre Vergangenheit erinnern zu können, bleibt sie zunächst etwas blass und es fehlt ein wenig an Tiefe; aber das, was wir in der Gegenwart über die erfahren, und wie wir sie erleben, überzeugt genug, um über den fehlenden Background hinwegzutrösten. Sie ist eine echt liebenswerte Persönlichkeit, die ihren Freunden loyal zur Seite steht und dabei eine Menge Mut an den Tag legt. Für ihre Liebsten würde sie wahrlich durchs Feuer gehen; und allein dafür verdient sie größten Respekt. Auch macht sie innerhalb dieses ersten Bandes eine erstaunliche Entwicklung durch und mausert sich vom „Straßenkind“ zur Kämpferin, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt und niemals aufgibt. Sie zu begleiten bzw. die Geschichte an ihrer Seite zu erleben, macht Spaß, eben weil Kaaya nicht frei von Fehlern ist. Sie gerät genau so in Gedankenspiralen, in Zweifel und Ängste, wie jeder andere auch – aber sie würde dennoch nie den Kopf in den Sand stecken. Und so ist sie die perfekte Protagonistin für dieses Fantasy-Abenteuer, die eine Menge zu bieten hat und eine noch größere Menge gibt. Mit Kaaya wird’s niemals langweilig, und das ist nur einer von vielen positiven Attributen, die sie mitbringt.
Neben Kayaa spielen noch andere Figuren und Wesen eine Rolle; die von Mensch über Elfe bishin zu Kronprinz reichen. Und sie alle hatten eins gemeinsam: sie waren einzigartig innerhalb des Buches. Zu jedem konnte ich von Anfang an eine Empfindung aufbauen, die aber nicht immer sehr positiv ausfielen. Der eine trieb mich an den Rand der Verzweiflung – der andere weckte tiefstes Mitleid in mir und wieder ein anderer erwärmte einfach mein Herz. So hab ich besonders Luana und Aron echt lieb gewonnen; weil sie so perfekt harmonieren und sich in jeder Lebenslage ergänzen; aber sich genau so auch mal fetzen können bis die Welt, gefühlt, in Flammen steht. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich die Charaktergestaltung im Gesamten auch echt gelungen fand. Besonders die deutlichen Unterschiede machten es dem Leser leicht, die ganzen Figuren auseinanderzuhalten und sie schnell und treffsicher zuordnen zu können.

„Schattenthron 01: Erbin der Dunkelheit“ von Beril Kehribar ist ein durchaus gelungenes Werk. Nicht frei von Fehlern; das nicht. So ist der Schreibstil mit Sicherheit noch ausbaufähig und die Handhabung der Perspektivwechsel geschickter umzusetzen; ohne den Leser immer wieder ins Straucheln zu bringen bei dem Versuch, den Überblick zu behalten. Aber im Gesamten hat mir vor allen die Handlung enorm gut gefallen. Es ist spannend, fantasievoll, innovativ und einfach mitreißend. Die Kulisse weiß ebenso zu begeistern, wie es die Figuren tun und so hatte ich wirklich viel Spaß beim Lesen dieses ersten Bandes. Dank des fiesen Cliffhangers möchte ich auch so schnell wie möglich den zweiten Band lesen; einfach aus Neugier, wie es mit Kaaya und Co weitergeht. In dem Sinne: eine unterhaltsame Geschichte, die nicht 100% perfekt ist, aber doch eine Menge Spaß bereitet. Und um auch nochmal die öfters mal aufkommende Kritik aufzugreifen: für mich ist Schattenthron ein komplett eigenständiges Werk, das weder ein Abklatsch noch eine Anlehnung an irgendeine andere Story ist. Eine Geschichte, die natürlich gewisse High Fantasy – Vibes aufwirft, aber deshalb noch lange keine Kopie von irgendwas ist.

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Die gebürtige Berlinerin Beril Kehribar ist eine der bekanntesten Buchbloggerinnen Deutschlands. Auf ihrem Instagram-Account @berilria.books schreibt sie über besondere Geschichten, wunderschöne Schmuckausgaben und alles, was sie in der Welt der Fantasy und Romance inspiriert und fasziniert. »Schattenthron. Erbin der Dunkelheit« ist ihr mit Spannung erwarteter Debütroman.

(c) by Carlsen Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Carlsen Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.