||» Rezension «|| Sinking Ships [von Tami Fischer]
Es ist zwar ein zweiter Band, doch lässt er sich völlig unabhängig vom Auftakt der Trilogie lesen. Diese Rezension enthält also keine Spoiler.
Falls ihr dennoch lieber einen Blick auf meine Meinung zu „Burning Bridges“ werfen möchtet, einfach » hier « klicken.
Tami Fischer
New Adult
Band 2 von 3
Fletcher University Trilogie
Sie will sich nicht verlieben. Er hat es schon längst getan …
Carla Santos hält nichts von der Liebe. Und schon gar nicht von unerträglich netten, attraktiven Jungs wie Mitchell, dem Bruder ihrer besten Freundin und Kapitän des Schwimmteams. Denn Carla braucht eine harte Schale, damit ihr das Leben nichts mehr anhaben kann. Damit sie es schafft, ihre beiden kleinen Brüder allein groß zu ziehen und nebenbei auch noch Job und Studium zu stemmen. Deshalb darf niemand wissen, dass sie panische Angst vor Wasser hat, seit sie als kleines Mädchen mit ansehen musste, wie ihre Mutter ertrunken ist. Niemand soll Carla schwach sehen. Doch als Carla bei einer Party in den Pool stürzt, ist es ausgerechnet Mitchell, der sie in letzter Sekunde vor dem Ertrinken rettet. Gegen ihren Willen lässt Mitchell Carlas Mauern bröckeln, aber bevor sie ihm ihre Gefühle gestehen kann, schlägt das Leben noch einmal mit aller Härte zu. Carla muss sich endlich ihrer größten Angst stellen, wenn sie Mitchell für sich gewinnen will.
(c) by Knaur Verlag
Nachdem mir Band 1 nur so mittelmäßig gefallen hat, war ich doch umso gespannter, ob mich Carla’s Geschichte mehr begeistern kann. Also entschied ich, „Sinking Ships“ recht zeitnah nach „Burning Bridges“ zu lesen. Ich hab mich ehrlich auf die Fortsetzung gefreut und war neugierig, ob es wieder so viel Potential gibt und ob es dieses Mal richtig genutzt wurde. Ob das der Fall war, verrate ich euch jetzt ganz ausführlich. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß mit der Rezension ♥
Wir treffen hier auf Carla, eine junge Studentin, die deutlich mehr Verantwortung auf ihren Schultern trägt, als es für eine Mädel ihres Alters üblich ist. Der Klappentext verrät ja bereits, dass sie sich allein um ihre zwei kleinen Brüder kümmert und sie versucht, großzuziehen. Die Betonung liegt hier ganz deutlich bei „versucht“, denn in meinen Augen scheitert sie kläglich. Ich konnte sie im Umgang mit den zwei Jungs absolut nicht nachvollziehen und fragte mich ständig, wieso sie so stur ist und keine richtige Hilfe annehmen will. Es hätte weder ihr, noch den Brüder geschadet. Stattdessen meint sie, alles selbst meistern zu können. Ich nahm Carla aber ganz allgemein also sehr oberflächliche, klischeehafte und unsympathische Person wahr. Ich konnte, bis zuletzt überhaupt keine Verbindung zu ihr aufbauen und ihr Verhalten gegenüber Mitchell war grauenvoll. Ständig ist sie nur am meckern und am motzen; benimmt sich beinah respektlos ihm gegenüber und ist auf ganzer Linie undankbar. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass sie eine Entwicklung durchmacht und lernt; reifer wird und aus dem Schatten der stereotypischen Latina tritt. Aber nein; nichts davon geschah. Stattdessen flucht sie viel zu viel auf spanisch, weiß nicht zu schätzen, was alles für sie getan wird und bleibt, bis zum bitteren Ende eine Figur, mit der ich rein gar nichts anfangen konnte. Nicht einmal ihren Freunden gegenüber wirkt sie greifbar, nicht nett, nicht liebenswert. Ihr fehlte es hinten und vorn an Besonderheit und Tiefgang und so verblasst sie schon während der letzten Seite zu einer vagen Erinnerung.
Mitchell war dagegen etwas weniger schemenhaft. Ich konnte ihn mir streckenweise sogar recht gut vor Augen führen und ertappte mich immer wieder dabei, wie ich mich freute, seine Kapitel zu lesen. Mitch ist humorvoll, hat ein unglaublich gutes Herz und ist alles andere als ein durchschnittlicher NA-Charakter. Er hatte etwas von einem Good Guy, war aber nicht so soft, wie man es von eben jenen kennt. Ich mochte ihn als Einzelfigur gern, doch die Tatsache, dass sich Carla so daneben benimmt, fiel es mir auch irgendwann schwer, Mitch nachvollziehen. Ich dachte mir nach kurzer Zeit schon „Junge, nimm dein Zeug und renn!!! Niemanden braucht eine Carla in seinem Leben“, aber stattdessen rennt er ihr immer wieder hinterher, tut sein Bestes und steht komplett loyal zu ihr. Was ja an sich auch süß war – ich hab ihn ehrlich bewundert, wie aufopferungsvoll er ist und wie viel ihm an Carla liegt; aber sie hatte es einfach nicht verdient und ich habe Mitch schlicht was besseres gewünscht, als sie. Ansonsten kann ich aber sagen, dass er der Part war, der mir an diesem Buch am besten gefiel. Einfach weil er sympathisch und lebendig wirkte, liebenswert rüber kam und mich doch mehr als einmal zum Schmunzeln brachte.
Nebencharaktere. Ja. Nebencharakter. Die gab es.. aber jetzt rückblickend ist mir da niemand wirklich in positiv aufgefallen. Savannah war noch ganz angenehm, aber ebenso wie der ganze Rest eher blass und unscheinbar. Es wäre schön gewesen, wenn da jemand herausgestochen wäre, um sich auf Band 3 vorzubereiten; sich darauf freuen zu können. Doch niemand war wirklich interessant ausgearbeitet, sodass ich nach wie vor im Dunkeln tappe, um wen es in Band 3 gehen soll. Desweiteren, und das finde ich beinah noch schlimmer: selbst die Hauptfiguren aus Band 1 (Ella und Ches) waren für mich komplett unbekannt. Keine Wiedersehensfreude; ja noch nicht einmal ein Erkennen hat da stattgefunden. Ich denke, das spricht schon sehr dafür, dass mich auch die beiden in Band 1 nicht wirklich für sich gewinnen konnten. Schade. Hab mir mehr versprochen.
Der Schreibstil, mit dem Tami Fischer uns diese Geschichte erzählt, ist nichts außergewöhnliches; lässt sich allerdings schnell und flüssig lesen. In Grunde ist das schon alles, was ich dazu zu sagen habe.. weil mir partout nicht mehr einfallen will. Ich hatte den Stil in Band 1 sehr gelobt, hier jedoch versprühte er längst nicht mehr die dichte Atmosphäre und kann auch in Sachen Bildhaftigkeit und Lebendigkeit nicht mehr glänzen. Ich habe mich stets nur als außenstehender Leser gefühlt; nie als Teil des Ganzen. Auch Figuren und Örtlichkeiten blieben recht blass. Und dass der Tiefgang in Bezug auf Carla und Mitchell gefehlt hat, hab ich bereits ausführlich erklärt. Sehr schade. Auch hier war es eher ein Rück,- als ein Fortschritt.
Ein kleiner Zusatz noch an dieser Stelle: ich habe einen Großteil des Buches als Hörbuch gehört und empfand auch die Sprecher als eher unglücklich gewählt. Die Stimmfarben wollten nicht zu den Figuren passen und besonders die Stimme des männlichen Sprechers war mehr unangenehm als angenehm. Vielleicht ist das mit ein Grund, wieso mir der Schreibstil hier nicht so zusagte, wie in Band 1. Ich weiß es nicht; wollte es aber definitiv erwähnt haben.
Die Handlung beinhaltet die wohl größten Schwachstellen. Nachdem ich den Klappentext gelesen habe, war ich unheimlich gespannt, wie die Autorin mit solch sensiblen Themen wie Panikattacken bzw. allgemein psychische Problemen umgeht. Gefreut habe ich mich auf einen tiefgründigen Mental Health Roman, auf eine verantwortungsvolle Handhabung besagter Thematiken und eine spannende Enemy-to-Lovers-Romanze. Was ich bekam? Dazu gleich mehr. Fangen wir vorn an:
Der Einstieg gelang mir relativ problemlos. Dadurch dass die Bände unabhängig voneinander lesbar sind, war es nicht weiter tragisch, dass ich mich nur noch an Bruchstücke der Handlung von Band 1 erinnerte. Ich lernte also zunächst einmal Carla kennen, ehe auch Mitch auf den Plan gerufen wurde. Und schon ging es los mit den Klischees. Carla stürzt in einen Pool, obwohl sie unbändige Angst vor Wasser hat, und Mitch rettet sie. Als Dankeschön gibt’s natürlich heftiges Geknutsche, ehe der Protagonistin klar wird, dass sie den Kerl überhaupt nicht mag. Und im Nachfolgenden lässt sie kein gutes Haar an ihm. Trotzdem lässt sie sich auf einen Deal mit ihm ein (warum???) und die beiden lernen sich näher kennen. Nebenbei gibt’s aber auch Einblicke in die jeweiligen Hintergrund-Geschichten der Hauptfiguren und gerade Carla’s Leben läuft alles andere als reibungslos. Der ältere ihrer beiden kleinen Brüder baut nur Mist, doch Ärger gibt’s keinen (warum????). Stattdessen wird viel geweint, gezweifelt und geflucht. Danach wiederholen sich die Geschehnisse eigentlich nur noch und es wird zunehmend fader. Carla’s Verhalten bleibt weiter unmöglich, die Nachvollziehbarkeit der Handlung sinkt und die Spannung sucht man vergeblich. Was ich aber viel dramatischer finde, ist der Umgang mit den Panikattacken. Okay, Carla hat welche – aber das wird immer nur im Nebensatz erwähnt und dient nur dem Zweck, dass die Protagonisten überhaupt einen Grund haben, sich zu sehen. Eingehende Thematisierung? Fehlanzeige. Genauere Beleuchtung? Fehlanzeige? Überhaupt irgendwas nützliches zu dem Thema? Fehlanzeige. Mir war der komplette Umgang damit viel zu lasch und wurde beinah schon verharmlost. Als Betroffener fühlt man sich da schnell mal auf die Füße getreten und nicht ernst genommen. Stattdessen herrscht viel Gezicke und Gezanke, viel Drama um nichts und weiterhin das undankbare Verhalten von Carla. Hätte man einmal sachlich miteinander geredet und wäre nicht stur wie ein Esel gewesen, wäre die Geschichte innerhalb von 5 Seiten erzählt worden. So aber drehen wir uns komplett im Kreis und es macht, von Anfang bis Ende keinen Spaß.
Da auch die Entwicklung fehlt von Seiten der Protagonistin, war der Schluss zwar ganz okay, aber lief mir irgendwie zu glatt ab. Es gibt, wer hätte es gedacht, viel Drama (übrigens welches, das wir schon kennen aus vorherigen Szenen). Zwar wurde das Erzähltempo angezogen, doch riss das das Ruder auch nicht mehr herum. Carla hatte es mit ihrem Verhalten überhaupt nicht anders verdient, als mal auf die Schnauze zu fallen und nur dank anderen wurde sie wieder gerettet. Ich hab das Ende ganz gern gelesen, weil es eben doch etwas Süßes, Zufriedenstellendes an sich hatte – aber ich war auch froh als es vorbei war.
„Sinking Ships“ von Tami Fischer ist ein Roman, dessen Titel einfach Programm ist: Ich hab mich gefühlt, wie auf einem sinkenden Schiff. Hier hat, in meinen Augen, wirklich kaum was gestimmt und bis auf viel unnötiges Drama und unglaubwürdige sowie nicht nachvollziehbare Reaktionen darauf, gab es nichts, was hätte irgendwie überzeugen können. Eine furchtbare, unsympathische und vor allem undankbare Protagonistin macht es einem zusätzlich schwer und der Umgang mit dieser psychischen Krankheit wurde ebenfalls keineswegs zufriedenstellend ausgearbeitet, sondern war nur Mittel zum Zweck. Schade. Hier hatte ich mir viel, viel, viel mehr versprochen und wurde am Ende nur bitterlich enttäuscht. Einen halben Troststern, weil ich Mitch ganz gerne mochte und auch der Einstieg noch relativ gelungen ausfiel.
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Tami Fischer ist gelernte Buchhändlerin und Buchbloggerin auf YouTube und Instagram (@tamifischerr). Sie hat eine Schwäche für Ukulelen und romantische sowie phantastische Literatur. Am liebsten schreibt sie bei Kerzenlicht, mit einer großen Tasse Tee, oder Kaffee neben sich, oder füllt Notizbücher mit neuen Ideen. Die Autorin lebt und arbeitet bei Frankfurt am Main.
(c) by Knaur Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Knaur Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.