||» Rezension «|| Someone to Stay [von Laura Kneidl]
Laura Kneidl
New Adult
Band 3 von 3
Someone-Reihe
Kann ich es wagen, mein Herz über meinen Verstand zu stellen?
Aliza weiß nicht, wo ihr der Kopf steht. Nicht nur versucht sie, ihr Jurastudium durchzuziehen, sie hat auch mit ihrem erfolgreichen Instagram-Account alle Hände voll zu tun, und ihr erstes Kochbuch steht kurz vor der Veröffentlichung. Da kann sie sich keine Ablenkung erlauben – selbst dann nicht, wenn sie so attraktiv und faszinierend ist wie Lucien. Doch obwohl Aliza fest entschlossen ist, das heftige Prickeln zwischen ihnen zu ignorieren, fällt es ihr immer schwerer, sich von Lucien fernzuhalten. Dabei hat dieser seine ganz eigenen Gründe, warum die Liebe für ihn zurzeit an letzter Stelle steht ..
(c) by Lyx Verlag
(Vorweg: obwohl es der Abschluss der Trilogie ist, fallen keine Spoiler. Es handelt sich hier um eine separate, in sich abgeschlossene Handlung, die nicht an Band 1 und/oder Band 2 anschließt. Trotzdem empfehle ich, wie immer, die Bücher der Reihenfolge nach zu lesen; um das bestmögliche aus der Reihe herauszuholen und sich nicht zu spoilern).
Der Abschluss der Someone-Reihe von Laura Kneidl. Ich kann mich noch immer nicht entscheiden, ob ich mich wahnsinnig auf das letzte Pärchen gefreut habe, oder ob doch eher Angst davor hatte. Gefreut, weil mir Lucien und Aliza schon in den Vorgängern sehr sympathisch erschienen sind; Angst, weil mich Band 2, als Cassie und Auri längst nicht mehr so begeistern konnten, wie Mica und Julien. Meine Erwartungen waren also nicht die größten, aber Hoffnung hatte ich dennoch. Heute, zwei Monate nachdem ich die Reihe begonnen habe, kann ich euch verraten, ob der Abwärtstrend, den ich festgestellt habe, blieb, oder ob das Finale nochmal einiges wieder gutmachen konnte. Falls ihr also neugierig seid und mehr wissen möchtet, bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension zu „Someone to stay“.
Die Geschichte beginnt turbulenter als erwartet. Wir lernen unsere Protagonistin Aliza inmitten ihres Umzugschaos kennen und erfahren gleich einmal, dass die junge Frau ein absoluter Workaholic ist und quasi dauerhaft unter Stress steht. Allein diese Tatsache treibt das Tempo der Handlung immens in die Höhe – zumindest bei mir hatte das diese Wirkung. Der Einstieg in in meinen Augen also schon mal perfekt gelungen. Es macht unheimlich Spaß, Aliza und kurz darauf auf Lucien kennen zu lernen und gerade die Tatsache, dass wir uns sehr viel einzeln mit den Protagonisten beschäftigen und erstmal weniger in Kombination, war schon irgendwie außergewöhnlich. Und gerade weil beide sehr viel um die Ohren und einige, um nicht zu sagen, zahlreiche Verpflichtungen haben, ist der Erzählfluss sehr „schnell“. Das tut dem Buch vor allem deshalb so gut, weil sich die Liebesgeschichte ansonsten eher zart und ruhig abspielt. Laura Kneidl hat auch im dritten und finalen Band der Trilogie wieder nichts überstürzt, sondern mit Bedacht gehandelt und deshalb eine greifbare Lebendigkeit erzeugt.
Die Sache zwischen Aliza und Lucien ist sicher nicht neu; aber die einzelnen Elemente und Szenen fügen sich so schön ineinander, dass es innovativ wirkt und schlicht Spaß bereitet. Es gab, verhältnismäßig wenig Drama, dafür viel private Probleme, die es für den jeweils einzelnen zu lösen galt. Erst wenn sich die zwei Hauptfiguren so langsam annähernd, kommen dann auch die erwarteten, und erhofften, großen Emotionen. Emotionen, die mich problemlos packen konnten und intensiv erreichten. Ich fand den Tiefgang, der hier schon sehr früh aufkommt, extrem gelungen und authentisch – und aussagekräftig. Wie auch schon in den Bänden zuvor vermittelt Laura Kneidl wieder wichtige Messages und so wie ich das sah, waren es hier doch einige mehr, als in Band 1 + 2. Ich fand eben jene brisanten Themen sorgfältig ausgearbeitet und mit Sinn und Verstand behandelt. Es gab keinen Moment, in dem es mir zu viel wurde oder zu schnell abgehandelt wirkte. Es war stimmig, und wird sicher dem ein oder anderen jüngeren Leser die Augen öffnen oder ihm zumindest, zum Nachdenken animieren können. Und damit ist schon wahnsinnig viel erreicht.
Doch auch fernab dieser schweren, tiefgründigen Bereichen ist „Someone to stay“ eine wunderbar unterhaltsame, emotionale und mitreißende Geschichte. Die Spannung entsteht hauptsächlich durch die Emotionen und auch wenn es nur selten zu richtig rasanten Passagen kam, war es doch zu keiner Sekunde langweilig. Dazu trug auch die heimlige Wohlfühl-Atmosphäre bei, die zwar immer wieder in sehr krassem Kontrast zu den hektischen Figuren stand, aber doch deutlich spürbar war.
Das Ende begeistert dann hauptsächlich wieder durch a) die „schönen“ Vibes und dem wohligen Seufzen, das einem unweigerlich entfährt; und b) die Botschaften, die noch einmal deutlich hervortraten und in diesem runden Ende stimmig waren. Ein schöner Abschluss der Trilogie, der mich zwar nicht restlos umhauen konnte, aber doch zufrieden und glücklich zurück ließ.
Die Charaktere kennen wir ja bereits aus den zwei vorherigen Teilen und waren sie da noch recht blass (logisch als Randfiguren), so haben sie jetzt in ihrer eigenen Geschichten umso mehr Tiefgang und Greifbarkeit erhalten. Die Autorin hat sich wirklich intensiv mit Aliza und Lucien beschäftigt; ist auf ihre Probleme eingegangen und hat diese gekonnt herausgearbeitet und glaubhaft dargestellt. Mir gefielen sie allerdings einzeln beinah besser, als in Kombination, eben weil sie sehr viel Raum bekommen haben. Ihre Umfelder und Hintergründe wurden genauestens beleuchtet und genau so auch wiedergegeben. Heißt aber nicht, dass ich die beiden zusammen nicht mochte; im Gegenteil. Durch die langsame und authentische Annäherung kamen die Emotionen bei mir sehr gut an. Ich konnte mich gemeinsam mit Aliza und Lucien verlieben und eben weil es so realistisch gehalten war, fieberte und fühlte ich noch mehr mit, als erwartet.
Aliza aus Protagonistin ist mehr als interessant und vielschichtig. Sie hat so viele Facetten, so viele Interessen, dass es mit ihr gar nicht langweilig werden kann. Immer in Aktion wirkt Aliza extrem motiviert und zielstrebig und engagiert, ohne den Bogen zu überspannen. Mir gefiel die Mischung aus Studentin und Foodbloggerin aber auch feministische Elemente finden in ihrer Person Platz. Ich fand es echt bewundernswert, dass sie so viel ausmacht, ohne dass sie „zerrissen“ wirkte – macht das Sinn? Ich fand die einzelnen Aspekte sinnvoll und lebendig miteinander verbunden und sie als Persönlichkeit einfac geglückt. Denn obwohl sie immer ein wenig hektisch und abgehetzt schien, so war sie eine tolle beste Freundin für die anderen Mädels; eine liebevolle Tochter für ihre Eltern und eine ehrliche, emotionale Bereicherung für Lucien. Sympathie, Bodenständigkeit und ihre Liebe zu Instagram und dem Kochen rundeten ihren Charakter schließlich ab und ich kann nicht anders, als zu sagen, dass sie Mica ernsthaft Konkurrenz macht.
Lucien hingegen war zunächst etwas distanzierter. Ich hab ein kleines bisschen gebraucht, um mit dem männlichen Protagonisten warm zu werden, aber als es soweit war, mauserte er sich binnen weniger Seiten zu einem der tollen Menschen, denen ich jemals fiktional begegnet bin. Er ist authentisch in dem was er sagt und tut und seine Zurückhaltung wirkt unheimlich passend. Denn während man anfangs vielleicht noch mit sich hadert, warum denn da keine Verbindung entsteht, so ist im Nachhinein klar, dass es seine Gründe hat, warum Lucien so ist, wie er ist. Er musste in seiner Vergangenheit bereits einiges einstecken und erleben und ist davon ganz offensichtlich gezeichnet. Dass er da nicht vergnügt und unbeschwert durchs Leben geht, ist nur verständlich. Er ist echt, greifbar und scheint dem echten Leben entsprungen. Und er ist ein toller großer Bruder – nämlich einer, wie es sich jedes Mädchen wünscht. Außerdem hat er noch einige Facetten mehr, die ihn zu was Besonderem machten und deshalb wird er auch noch lange einen Platz in meinen Erinnerungen für sich beanspruchen. Als der Mann, der sich vom Rest der Welt deutlich abhebt und der sehr, sehr, sehr sympathisch war.
Alle Randfiguren empfand ich als erstaunlich detailliert dargestellt. Es wunderte mich doch arg, wie sehr der Fokus auf Aliza und Lucien lag und die Nebenrollen trotzdem noch so viel von sich zu erhalten hatten. Sie alle waren auf ihre eigenen Arten und Weisen tiefgründig und anschaulich und keiner, wirklich keiner wirkte blass oder oberflächlich. Da ist es Laura Kneidl (mal wieder) gelungen, mittels wenigen, geschickt platzierten Beschreibungen authentische Randcharaktere zu erschaffen. Und natürlich dürfen wir auch nochmal auf alle die treffen, die wir schon aus den vorherigen Bänden kennen.
Als letztes noch ein paar abschließende Worte zum Schreibstil. Ein Schreibstil, den ich wieder mal nur in den höchsten Tönen loben kann. Bildhaft und greifbar, voller Leben und dennoch locker und schnell zu lesen – was will man mehr? Die Autorin erzeugt mit bloßen Worten eine stimmige, einnehmende Atmosphäre, die zum mit- und wohlfühlen einlädt und einen den Alltag schnell mal vergessen lässt. Sie schreibt sowohl die hektischen Szenen wie auch die ruhigeren Passagen total anschaulich und man kann sich schlicht, komplett fallenlassen. Mir gefiel auch die Darstellung des Settings, das zwar nicht weiter nennenswert war, dafür aber vor meinem inneren Auge gestochen scharfe Bilder hervorrrief. Selbst Charaktere und die scheinbar unwichtigsten Kleinigkeiten waren vorstellbar und klar. Ich liebe es, wie leicht Laura schreibt und wie viele Emotionen sie in diese Leichtigkeit packt, sodass es trotzdem irgendwie thematisch schwer wirkt.
„Someone to Stay“ von Laura Kneidl ist der krönende Abschluss einer leicht durchwachsenen Trilogie. Mir haben hier im großen Finale vor allem die ruhigen, aber intensiven Gefühle gefallen sowie die beiden außergewöhnlichen und doch so bodenständigen Charaktere. Fürs absolute Highlight fehlte mir am Ende der erhoffte Wow-Effekt, aber dafür gab es eine Menge wichtiger Themen, denen sich die Autorin hier angenommen hat. Ich freu mich jedenfalls auf alles, was von ihr noch kommt und kann euch die Trilogie und die drei Pärchen nur wärmstens ans Herz legen. Ich werde sie alle sehr vermissen.
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Laura Kneidl schreibt Romane über alltägliche Herausforderungen, phantastische Welten und die Liebe. Sie wurde 1990 in Erlangen geboren und studierte Bibliotheks- und Informationsmanagement in Stuttgart. Inspiriert von ihren Lieblingsbüchern begann sie 2009 an ihrem ersten eigenen Roman zu arbeiten. Nach einem längeren Aufenthalt in Schottland lebt die Autorin heute in Leipzig, wo ihre Wohnung einer Bibliothek ähnelt. Sie ist auf Instagram (@laurakneidl) aktiv und tauscht sich dort gerne mit ihren Lesern aus.
(c) by Lyx Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.