||» Rezension «|| Sternschnuppenfunkeln [von Sue Moorcroft]

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25. November 2022 0 Von Patchis Books
STERNSCHNUPPENFUNKELN
Sue Moorcroft
Übersetzer: Tanja Hamer
Weihnachtsroman || Romance
Einzelband
384 Seiten
28. September 2022
Fischer Verlage
Taschenbuch
11,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


(c) by S.Fischer Verlage

Lange habe ich überlegt, wann ich mein erstes Weihnachtsbuch des Jahres lesen möchte. Und noch viel länger stand ich vor der Entscheidung, welches Buch es werden sollte. Als ich dann zufällig über „Sternschnuppenfunkeln“ von Sue Moorcroft gestolpert bin und mich schon Hals über Kopf in den Titel verliebt hatte, war dann aber klar: das soll es werden. Das soll das Buch werden, das mich in Weihnachtsstimmung versetzen soll. Also hab ich jetzt, Ende November, direkt danach gegriffen und möchte euch heute gern erzählen, ob ich mich richtig entschieden habe. Falls ihr also neugierig darauf seid, wie mir das Buch gefallen hat, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.

Zu allererst sollte ich wohl erwähnen, dass dieses Buch dringend eine Triggerwarnung braucht und ich ehrlich enttäuscht bin, dass es keine gibt. Zumindest hätte mich das schon mal auf das vorbereitet, was mich erwartete. Denn entgegen des Zusatzes „Herzerwärmender Weihnachtsroman“ herrscht in „Sternschnuppenfunkeln“ eine wirklich sehr bedrückte Stimmung, die sich scheinbar nur zufällig an Weihnachten abspielt. Sue Moorcroft behandelt hier zahlreiche schwerwiegenden Themen, die einen allesamt ziemlich runterziehen. Die Palette reicht von Mental Health und allerlei Traumata bis hin zu Mobbing. Alles Aspekte, die durchaus überzeugen können, aber für mich in einem Weihnachtsroman nichts zu suchen haben – zumindest nicht in dieser Masse und Schwere. Und weil schon zu Beginn klar wird, dass herzerwärmend und heimelig hier nur sekundär vertreten sein wird, ließ meine Enttäuschung nicht lange auf sich warten. Unsere Protagonistin Laurel kommt aus einem bestimmten Grund nach Middledip zurück; und der wäre durchaus noch verschmerzbar gewesen; weil er quasi als Mittel zum Zweck angesehen werden konnte; aber dass sich das alles dann schlussendlich so aufbauschen und demnach einen so großen Teil des Buches für sich beanspruchte, war anhand des Klappentextes nicht abzusehen und deshalb auch nicht das, was ich mir erhofft und gewünscht hatte.
Ich wollte einen schönen Weihnachtsroman, der mich in festliche Stimmung versetzt und mich Weihnachten freudig entgegenfiebern lässt. Ein Buch, das sich lockerleicht und zuckersüß lesen lässt und in der Tannenbaumduft in der Luft liegt und ich die Kekse quasi auf der Zunge schmecken kann. Aber stattdessen bekam ich es mit vielerlei Problemen zu tun,
was es auf Dauer fast anstrengend machte, den Roman zu lesen. Weihnachten war hier nur ein beiläufiger Nebenaspekt, der sich immer mehr verlor. Ich wollte Cozyness und Christmasvibes, aber ständig geraten die Figuren aneinander, zicken sich an, stehen vor unlösbaren Problemen und hängen ihren deepen Gedanken nach. Alle haben es furchtbar schwer; jeder kämpft gegen seine eigenen Dämonen und irgendwie rückt das schöne Setting in Form der Kleinstadt und das Weihnachtsflair dabei immer mehr in den Hintergrund. Leider.
Ich glaube, dass die Idee in einem „herkömmlichen“ (nicht weihnachtlichen) Roman besser untergebracht wäre. Dann hätte er all seine Tiefe, seine Messages und all das Drama deutlich besser vertragen. Denn die einzelnen Elemente waren keineswegs schlecht. Gerade mit dem Mental Health Aspekt wurde sehr greifbar und lebensnah umgegangen, sodass die Emotionen gut durchkommen. Aber auch die Liebesgeschichte, die ein riesengroßes Auf und Ab darstellte, hätte mitreißen können. Aber weil ich eben mit einem „herzerwärmenden Weihnachtsroman“ gerechnet habe, war ich mehr genervt, als gefesselt. Selbst gen Ende, als sich langsam alles findet und Ruhe einkehrt, verbreitete die Geschichte nicht wirklich Besinnlichkeit. Es gab mehrere Messages, die durchaus etwas mit Weihnachten zu tun haben, aber eben auch ganz ohne das große Fest funktioniert hätten.

Ein durchaus positiver Punkt stellt der Schreibstil dar. Sue Moorcroft schreibt sehr einfach und verständlich; sehr greifbar und bildhaft, sodass man fix durch die Geschichte rauscht und sich im Gesamten auch gut in die einzelnen Szenen hineinversetzen kann. Besonders Mittledip ist realistisch dargestellt worden, sodass immer wieder kurzzeitig Kleinstadtvibes aufkamen. Auch die Emotionen wurden authentisch eingefangen und übertrugen sich in den meisten Fällen direkt auf den Leser. Wie gesagt: der Umgang mit der mentalen Gesundheit war on point. Die Autorin geht verantwortungsvoll und empathisch mit der Thematik um und schafft es dabei, die einzelnen Probleme nachvollziehbar zu gestalten. Ich jedenfalls konnte mich gut in die Figuren hineinversetzen, wenngleich nicht überall Sympathie herrschte. Denn hier haben wir wieder etwas, was mich nicht allzu sehr begeisterte. Meiner Meinung nach ist die Protagonistin Laurel immer wieder etwas abgedriftet von der Spur und erscheint deshalb immer wieder recht unsympathisch. Sie reagiert zum Teil sehr patzig und unfreundlich; und obwohl sie eigentlich nicht verkehrt war, entstand mit jedem Mal, wenn sie wieder einmal kühl erscheint, mehr Distanz zwischen mir und ihr. Dabei ist die Charaktergestaltung von oben betrachtet gut! Es gibt zahlreiche verschiedene Charaktere, die für Abwechslung sorgen und sich gegenseitig ergänzen. Besonders die Randfiguren beweisen, dass sie ihre Daseinsberechtigung hatten und aktiv zum Geschehen beitragen konnten. Aber wie gesagt: Laurel war mir nicht immer so nah, wie es nötig gewesen wäre, um mich mit ihr zu identifizieren. Es war eher ein Beobachten, was da bei mir stattfand, und nicht das Mitfiebern und Mitfühlen, wie es sein sollte. Trotzdem kann ich sagen, dass an Laurel bei Weitem nicht alles schlecht war. Sie war eben etwas anders, als ich es gewohnt bin und ihre Künstler-Karriere bzw die Art, wie sie die präsentierte, machte es oft nicht besser. Aber man kennt es ja von Künstlern: die leben oft einfach in ihren eigenen Welten. Dafür war Laurel noch ein verhältnismäßig alltägliches Exemplar. Man spürte die Leidenschaft für ihren Beruf ebenso wie man auch die Liebe zu ihrer Familie spürt, obwohl auch da ein gewisses Maß an Distanz herrschte. Zwar hätte Laurel alles für ihre Schwester und deren Tochter getan, aber ob sie es gern getan hätte, steht auf einem anderen Blatt. Kurz um: ich fand sie als Hauptfigur sehr interessant; zum Teil auch echt liebenswert. Ich bewunderte sie für ihr Rückgrat und ihre Sturheit, verfluchte sie aber gleichzeitig für genau die selben Attribute. Manchmal stand sie sich einfach selbst im Weg.
Der männliche Protagonist Grady war dagegen ein echt nahbarer Charakter, mit dem ich wesentlich besser klar kam. Ich mochte seine unaufgeregte Art und litt immer wieder mit ihm mit, wenn Laurel sich mal wieder zurückzog oder daneben benahm. Er war einfach der deutlichere Sympathieträger, und darum freute ich mich jedes Mal, wenn er auf der Bildfläche erschien. Grady ist sehr erwachsen und reif, aber trotz der Muskeln nicht unkaputtbar. Auch er bringt sein Päckchen mit, mit dem wir uns als Leser zeitweise auch intensiv auseinandersetzen müssen. Und obwohl ich ihm manchmal etwas „Besseres“ als Laurel gönnte, sie hoffte ich doch, dass die beiden irgendwann zu ihrer alten „Form“ zurückfinden würden. Ob sie das tun, müsst ihr natürlich selbst nachlesen.

„Sternschnuppenfunkeln“ von Sue Moorcroft war leider nicht ganz das, was ich mir von meinem ersten Weihnachtsroman in 2022 versprochen hatte. Ich bin mir sicher, dass die Geschichte rund um Laurel und Grady definitiv das Potential hat, um zu begeistern – aber ich glaube, ein nicht weihnachtliches Setting hätte dem Ganzen gut getan. So hat man eine recht bedrückende Handlung, die sich einfach zufällig um die Weihnachtszeit herum abzuspielen scheint. Die Besinnlichkeit bleibt weit hinter den ganzen Problemen der Figuren zurück und verliert damit immer mehr ihre Wirkung. Dank schwerwiegenden, belastenden Themen wie psychische Störungen und Traumata, Mobbing und andere Problematiken zog mich die Story oft einfach runter, anstatt mich in Weihnachtsstimmung zu versetzen. Im Gesamten hatte ich ein paar ganz gute Lesestunden, aber leider war Vorstellung und Realität soweit voneinander entfernt, dass sie bis zum Ende hin nicht zusammenfanden.

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Sue Moorcroft ist SPIEGEL-Bestsellerautorin. In Deutschland geboren, verbrachte sie ihre Kindheit auf Malta und Zypern und lebt nun in England. Ihr Roman »Winterzauberküsse« stand mehrere Wochen auf der Bestsellerliste. Auch die folgenden Weihnachtsbücher zeigen, dass Sue Moorcroft Weihnachten einfach zauberhaft findet. Neben dem Schreiben entwirft sie Kurse für die London School of Journalism und ist als Bloggerin aktiv.

(c) by Fischer Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Fischer Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.