||► Rezension ◄|| „Tausend Nächte aus Sand und Feuer“ von E.K.Johnston
Titel: Tausend Nächte aus Sand und Feuer
Verlag: cbt – Verlag
Empfohlen ab 14 Jahren
Unverbindliche Preisempfehlung: 16.99€
Lo-Melkhinn hat schon dreihundert Mädchen auf dem Gewissen, bevor er in
ihr Dorf kommt, um sich eine neue Braut zu suchen. Als sie die
Staubwolke am Horizont sieht, weiß sie, dass er das hübscheste Mädchen
im Dorf mitnehmen wird: ihre Schwester. Aber das wird sie nicht
zulassen. Stattdessen kehrt sie selbst mit dem geheimnisvollen
Wüstenherrscher in seinen Palast zurück. Der Tod scheint ihr sicher,
doch am nächsten Morgen ist sie immer noch am Leben. Von nun an erzählt
sie Lo-Melkhinn jede Nacht eine neue Geschichte und jeden Morgen erwacht
sie mit einem magischen Funken in sich, der von Tag zu Tag mächtiger
wird …
Der Einstieg bereitete mir so meine Probleme. Einerseits hat die Autorin einen sehr eigenen Schreibstil, an den ich mich erst einmal gewöhnen musste, ehe ich flüssig durch die Geschichte kam. Ist das dann geschehen, rückt ein anderer Kritikpunkt in den Vordergrund, nämlich die fehlenden Namen. Bis auf Lo-Melkhinn und zwei seiner „Diener“ hat keiner einen Namen; nicht einmal unsere Hauptprotagonistin. Das störte mich einfach auf ganzer Linie und hätte man wenigstens ihr und ihrer Familien Namen verpasst, hätte man nicht auf solche Beschreibungen wie „Die Mutter meiner Schwester“ oder „Der Vater des Vaters unseres Vaters“, die wirklich häufig auftraten, vermeiden und umgehen können. Außerdem, und das bereitete mir am Anfang noch am meisten Probleme, wird immer wieder, wie schon gesagt „Die Mutter meiner Schwester“ erwähnt – dann hätte man auch erklären sollen, dass der Vater der beiden Mädchen zwei Frauen geheiratet hat – das kam nämlich erst zum Schluss mit absoluter Klarheit durch und ließ mich deshalb über einen viel zu langen Zeitraum im Dunkeln tappen.
Da unsere Charaktere keine Namen trugen, fiel es mir schwer, überhaupt eine Bindung zu unserer Hauptfigur aufzubauen.. Sie war ein kluges, reifes und vor allen Dingen mutiges Mädchen, aber ich hätte sie um so vieles näher an mich heran lassen können, hätte sie einen Namen getragen. Allgemein hinderte es mich am Zulassen von Bindungen, ganz gleich ob nun die zukünftige Königin selbst, die Schwester von ihr, alle blieben so distanziert und meinem Gefühl nach zu urteilen lag das einzig und allein daran, dass die Namen fehlten. Ansonsten gestehe ich, dass ich trotz Namenlosigkeit doch recht gut mit ihr mitfiebern konnte und sie auch wirklich gern auf ihrem Überlebenskampf begleitete. Nichts desto trotz wird sie niemals an manch andere, geliebten Buchcharaktere heran kommen.
Lo-Melkhinn, der wenigstens das Problem mit dem Namen nicht hatte, war ein äußerst seltsamer Charakter. Ich konnte mir über ihn einfach keine Meinung bilden und er blieb über all die 368 Seiten relativ blass und silouetten-artig. Ich möchte hier nicht näher ins Detail gehen, weil ich ansonsten Gefahr laufe, zu spoilern. Schade drum, aber ich denke, jeder der das Buch bereits gelesen hat, wird wissen, warum ich ihn nicht einschätzen konnte.
Alle Nebenfiguren empfand ich auch als relativ platt, freundete mich keinem wirklich an, lediglich die Mutter von unserem König war noch ganz sympathisch gestaltet, wenngleich auch über sie zu wenig Details ans Licht kamen, um sie sich wirklich vorzustellen und ins Herz zu schließen.
Der Stil war sehr ungewohnt, das hab ich ja oben bereits angeschnitten. Ich kann nicht einmal genau betiteln, was ich so andersartig fand, aber es unterschied sich von den gängigen Stilen, die ich so kenne. Ich fand es einfach etwas platt und gefühllos geschrieben, wenngleich ich doch in manchen Szenen wieder ganz anders darüber dachte. Es war nicht konstant trüb, es gab Stellen, in denen ich den Sand im Gesicht und den heißen Wüstenwind in meinen Haaren spüren konnte, doch wenn es um die Emotionen ging, dann wirkte es einfach nicht echt. Geschrieben wird dabei in der Ich-Form auf der Sicht unserer weiblichen Hauptfigur, es werden jedoch immer mal wieder in unregelmäßigen Abständen einzelne, kurze Kapitel eingeschoben aus Sicht eines weiteren, wichtigen Charakters, den ich jetzt aber nicht nennen möchte. Das lockerte das Ganze etwas auf und lieferte immer wieder kleine Einblicke in das Vorhaben desjenigen.
Im Bezug auf die Idee bin ich sehr, sehr unentschlossen, was ich davon halten soll. Ich fand die Grundidee, die Geschichte von 1001 Nacht nachzuerzählen und noch eine gute Portion Magie hinein zu packen, unglaublich gut! Was mich dabei störte, war aber die Tatsache, dass der Klappentext nicht verriet, wie viel Fantasy-Elemente tatsächlich auftauchen würden. Ich war also demnach doch sehr überrascht, als teilweise richtige „High-Fantasy-Aspekte“ eingeflossen sind. Auch fand ich die Art von Magie nicht besonders einleuchtend. Ich weiß bis zuletzt nicht, welche größere Macht dahinter steckte, wieso ausgerechnet dieser und jener diese Magie in sich trug und was genau sie alles bewirken konnte. Stellenweise fand ich sie wirklich gut und perfekt in die Geschichte eingewoben, an anderen Stellen wiederum verstand ich gar nicht, zu was es da überhaupt gebraucht wurde. Diese Magie war so weitläufig – hätte unsere Hauptfigur nun irgendwie Gedanken lesen, die Zukunft bestimmen, fliegen, oder Visionen haben können, wäre das okay gewesen, aber ich hatte eher das Gefühl, es war alles auf einmal – je nach dem was gerade gebraucht wurde. Dazu kamen noch sehr fantastische Wesen, die die Story größtenteils eindeutig nicht gebraucht hätte und in dieser Vielzahl erst recht nicht. Allein schon wenn ich eine davon erwähnen würde hier in meiner Rezension, würde ich viel zu viel verraten und euch die Spannung nehmen, deswegen lass ich es einfach sein. Jedenfalls war das nicht wirklich einleuchtend und teilweise wirkte es etwas unlogisch, aber im Groben und Ganzen will ich die Idee nicht nur schlecht reden, sie hatte auch gute Momente.
Die Umsetzung des Ganzen scheiterte letztlich an den oben genannten Punkten. Zwar war es hin und wieder echt spannend, aber ein richtiges Feuerwerk kam bis zum Schluss nicht auf. Ich fieberte gerne mit, das will ich nicht leugnen, aber insgesamt riss es mich einfach nicht mit sich. Klar, wenn man keinen Bezug zu den Figuren hat, den Schreibstil als emotionslos und die Idee als Wirrwarr bezeichnet, kann man wahrscheinlich gar nicht mitgerissen werden. Ich musste mich schlicht und einfach immer wieder zwingen, überhaupt nach dem Buch zu greifen, da es stellenweise doch sehr ruhig und lahm war und keine großen Spannungsmomente auftauchten. Auch auf unerwartete Wendungen oder überraschende Momente wartete ich vergeblich und als ich dann dem großen Finale des Buches entgegen fieberte und mir das alles schon vorstellen konnte, worauf es jetzt hinaus laufen wird (vorhersehbar war es definitiv nicht!), kam zwar ein kleiner Kracher, doch der war viel zu schnell und viel zu aprupt zu Ende. Man hätte die Spannung wie auch Tempo und die Action gen Ende ins Unermessliche steigern können, doch es reicht eindeutig nicht aus, 2-3 brutale Szenen einzubauen, um ein Feuerwerk zu entfachen.
Was ich mich an dieser Stelle auch frage: für mich waren nicht alle Fragen beantwortet – wird es einen Nachfolger geben? Meinen Recherchen nach zu urteilen nicht, aber falls ihr da mehr wisst, dürft ihr mich gern aufklären.
Ich vergebe liebgemeinte 2.5 von 5 Sterne. Leider war diese Geschichte nicht mein Fall und wies, für mich persönlich, zu viele Schwächen auf. Doch obwohl ich so viel zu kritisieren habe, gab es doch auch positive, schöne Momente, die mir gut gefielen und die mich beeindruckten. Ich denke, 2.5 Sterne sind angemessen und nicht als „Flop“ zu bezeichnen.
Emily Kate Johnston hat eine Ausbildung zur forensischen Archäologin,
ist von Beruf Buchhändlerin und liebt von Natur aus Grammatik. Sie ist
sich sicher, dass sie die „reale Welt“ eines Tages verstehen wird, aber
bis dahin verbringt sie so viel Zeit wie möglich in anderen Welten. Wenn
sie nicht gerade auf tumblr unterwegs ist, träumt sie vom Reisen und
von Tolkien. Oder sie schreibt Bücher. Kommt ganz auf das Wetter an.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, dass alle Rechte (Coverbild, Klappentext, etc.) beim cbt-Verlag liegen und mich außerdem herzlich dafür bedanken möchte, die Bilder und Texte verwenden zu dürfen. Ebenfalls „Danke“ sagen möchte ich für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares. Es war mir eine große Freude, die Geschichte lesen zu dürfen.
Rezension entspricht meiner persönlichen Meinung und kann bei anderen
Bloggern oder Lesern wieder ganz anders ausfallen. Ich möchte darum
bitten, dies zu berücksichten.