||» Rezension «|| The Dark [von Emma Haughton]

||» Rezension «|| The Dark [von Emma Haughton]

2. Dezember 2022 0 Von Patchis Books
THE DARK
Emma Haughton
Übersetzung: Cornelia Röser
Thriller
Einzelband
400 Seiten
02. November 2022
Droemer Knaur Verlag
Paperback
15,99€
Kaufen?
» Amazon « || » Verlag «
» Leseprobe «
Hörbuch Kaufen? ↓
» Audiobuch «
#werbung #rezensionsexemplar

Ein Mord – zwölf Verdächtige – vierundzwanzig Stunden Dunkelheit: »The Dark« ist ein ebenso faszinierender wie beklemmender Antarktis-Thriller mit grandiosem Locked-Room-Setting und einer starken Protagonistin.

Notärztin Kate North zögert nicht lang, als sie das Angebot erhält, auf einer UN-Forschungsstation in der Antarktis einzuspringen und den Stationsarzt Jean-Luc zu ersetzen, der bei einem tragischen Unfall im Eis ums Leben gekommen ist: Sie ist am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen und will nur noch weg. Doch bald schließt der gnadenlose Winter die 13-köpfige Crew in der Forschungsstation ein, und die monatelange Dunkelheit bringt nach und nach alle an ihre Grenzen. Schließlich beginnt Kate zu ahnen, dass Jean-Lucs Tod gar kein Unfall war. Je mehr Fragen sie stellt, desto klarer wird: Der Mörder ist unter ihnen. Und er wird wieder töten.

(c) by Droemer Knaur Verlag

Wie so oft hatte ich den Überblick über die Neuerscheinungen im Thriller-Bereich mal wieder komplett verloren; aber zum Glück gibt es ja Blogger-Newsletters. Dank einer super lieben Mail von Yvonne vom Knaur Verlag, bin ich also auf „The Dark“ aufmerksam gemacht worden und weil ich bislang noch nie eine Geschichte gelesen hatte, die in einer Forschungsstation in der Antarktis angesiedelt ist, musste ich umgehend zusagen. Es klang einfach furchtbar beklemmend und spannend – also wie für mich gemacht. Heute kann ich euch verraten, ob ich tatsächlich das bekam, was ich mir gewünscht, oder ob ich doch zu viel gewollt habe. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt gerne dran. Viel Spaß mit der Rezension ♥

Emma Haughton entführt uns hier, wie schon gesagt, ins ewige Eis – in die Antarktis und setzt damit bereits den ersten vielversprechenden Grundstein der Geschichte. Gemeinsam mit unserer Protagonistin Kate kommen wir via Flugzeug in der Forschungsstation an und werden umgehend damit konfrontiert, dass Kate eigentlich mehr auf der Flucht vor sich selbst ist, als auf einer Mission. Als Ärztin soll sie sich zwar um die Mitglieder und deren Gesundheit kümmern, aber im Grunde ist es mehr wie ein Neuanfang für die 35-Jährige; weit weg von ihren Problemen. Aber war das wirklich die richtige Entscheidung? Oder erwartet sie in der Station vielleicht noch viel schlimmeres? Damit steht das Grundgerüst und es werden gleich mehrere Faktoren ins Spiel gebracht, die für Spannung sorgen konnten: Einmal Kate’s Hintergrund-Geschichte; einmal die beklemmende Atmosphäre, die unweigerlich entsteht, wenn man abgeschnitten von der Außenwelt bei eisigen Temperaturen mehrere Monate in Dunkelheit verbringen muss; und last but not least die Tatsache, dass der Tod von Kate’s Vorgänger vielleicht gar kein Unfall war. Mir fiel es überhaupt nicht schwer, mich auf die Geschichte einzulassen. Die Idee ist genau so aussichtsreich, wie das Setting und deshalb war ich von Anfang an guter Dinge, dass mich hier ein nervenaufreibender Kampf ums Überleben erwarten würde.
Im Großen und Ganzen kam es dann tatsächlich auch so. Die Umsetzung ist vorallem dahingehend gelungen, dass es durchweg spannend bleibt und es zig Möglichkeiten für den Verlauf der Handlung gibt. Die Autorin hat die Story so aufgebaut, dass der Leser animiert wird, sich eigene Gedanken zu machen – eigene Schlüsse zu ziehen. Dauerhaft versucht man, die Crew einzuschätzen und je mehr Infos auf den Tisch kommen, umso unklarer wird, wer ein Motiv haben könnte .. oder sollte ich besser sagen, wer nicht? Der Hauptverdacht verlagerte sich immer wieder vom einen, zum anderen und so führt uns Emma Haughton immer wieder auf falsche Fährten, bis dann gefühlt jeder Mal im Fokus der eigenen Ermittlungen stand. Allerdings war es mir dann irgendwann zu viel. Jeder hatte scheinbar irgendwas zu verbergen und dieses Misstrauen, einem jedem gegenüber, war auf Dauer schlicht anstrengend. Durch die Größe der Crew ist es schwer, einen Überblick zu behalten und ich ertappte mich dann irgendwann dabei, wie ich es alles nur noch auf mich zukommen ließ und die eigenen Überlegungen einstellte, weil es gefühlt eh nichts brachte. Es hätte jeder sein können. Aber dazu kam, dass dies ja nicht der einzige Spannungsbogen war. Dazu kam, dass Kate ja auch noch mittendrin war und ihr jederzeit etwas passieren konnte. Und so war auch das Mitfiebern garantiert.
Gen Ende wird’s dann nicht nur rasanter, sondern auch zunehmend beklemmender. Und wo die Atmosphäre zuvor schon eine irre Sogwirkung entfaltete, so intensivierte sie sich im letzten Drittel nochmal immens. Die Dunkelheit, das Eis, die Angst vor dem Mörder. Das alles bescherte einem beinah Schnappatmung; und am Ende wagte ich es dann kaum noch, mal Luft zu holen. Die Ereignisse überschlugen sich, die Beweise sammelten sich an und es schien glasklar, auf den die Auflösung abzielte. Trotzdem schaffte es die Autorin, nochmal Wendungen zu platzieren, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Überraschend undurchsichtig spielten sich die letzten Seiten ab und als Leser kann man gar nicht anders, als atemlos durch die Seiten zu hetzen. Aber obwohl dieser Schlusspart so fulminant war, war da doch kein Wow Effekt, was wiederum darauf zurückzuführen ist, dass eben keiner der Figuren wirklich im Fokus stand. Als klar war, wer der Schuldige ist, war das mehr ein Aha- als ein Wow-Moment. Da hätte ich mir im Vorfeld schon eine etwas klarere Richtung gewünscht, um dann am Ende vielleicht doch noch mehr überrascht werden zu können. Ansonsten war’s aber ein stimmiges Ende, das keine Fragen offen ließ und alle Stränge sehr geschickt miteinander verband.

Dank des sehr angenehmen Schreibstils der Autorin ist es leicht, sich in die Geschichte hineinzuversetzen und die Atmosphäre vollauf auf sich wirken zu lassen. Nur dank der greifbaren Schwingungen und der bildhaften Beschreibungen war die Beklemmung und die Kälte überhaupt so gut spürbar für den Leser. Aber die Art, wie uns Emma Haughton dieses Buch erzählt, sorgt auch dafür, dass sich die Figuren so gut vor Augen führen lassen. Durch die Tatsache, dass wir eben zeitgleich mit der Protagonistin in der Station ankommen und sie auch erst noch alle kennenlernen muss, ist es einfacher, sich ein erstes Bild zu machen und sich vielleicht auch ein bisschen an Kate’s Eindrücke anlehnen zu können.
Apropos Kate. Die 35-jährige Ärztin ist keine alltägliche Hauptfigur, sondern besticht eher durch Besonderheit. Sie ist recht anstrengend mit ihrem Helfersyndrom und ihrer Neugier, aber das macht sie gleichzeitig auch irgendwie sympathisch. Obwohl ich manchmal beinah schmunzeln oder mir ein Augenrollen verkneifen musste, wenn sie mal wieder übers Ziel hinaus schoss, war sie eine doch echt liebendwürdige Persönlichkeit, die die Geschichte voranbrachte. Außerdem brachte sie mit ihrem Background auch nochmal Würze und Spannung in die Handlung. Sie hat was zu erzählen; kämpft gegen innere Dämonen und leidet bis heute unter ihrer Vergangenheit. Ihre Lösungsansätze sind dabei eher fragwürdig, aber eben auch interessant. Es ist schwer, so richtig in Worte zu fassen, was ich Kate gegenüber empfunden habe – aber Fakt ist, dass sie die ideale Besetzung war und mit all ihren Schwierigkeiten, Problemen und Macken gut ins Gesamtkonzept passte und Schwung mitbrachte. Nur dank ihr war überhaupt jemand an einer Auflösung des Todesfalls interessiert, und nach und nach steckte sie die Crew mit ihrer Neugierde und ihrem Drang, die Wahrheit zu erfahren, an. Kate ist aber jemand, der manchmal etwas durch den Wind wirkt, sodass auch sie nicht mein vollstes Vertrauen genießen durfte. Es bestand immer noch die Chance, dass sie selbst die Hinweise und Fakten durcheinander brachte und damit alles nur noch schlimmer machte. Eine richtige Entwicklung lässt sich dabei nicht feststellen, aber Kate ist doch in der Lage, über sich hinauszuwachsen. Sie hat ein großes Herz, und versucht immer und zu jederzeit das richtige zu tun.
Neben Kate gibt es noch 12 weitere Charaktere, die die Crew bilden. Eigentlich eine überschaubare Anzahl, aber irgendwie ist es Emma Haughton nicht gelungen, ihnen Tiefe zu verleihen. Wo Kate noch ein gewisses Maß davon mitbrachte, empfand ich die anderen alle als recht oberflächlich behandelt, obwohl man doch über jeden genügend erfährt, damit genau die Tiefe entstehen sollte. Aber irgendwie verfehlten die Infos ihre Wirkung. Mir war die Undurchsichtigkeit zu groß; das Misstrauen zu breit gefächert und scheinbar hatte wirklich jeder Gründe, die Forschungsstation zum Tatort zu machen. Und dadurch ließ sich dem Ganzen auch nicht mehr so recht folgen. Vom Verständnis her schon, nicht aber bei den ganzen Verdächtigungen, Hinweisen, Tatsachen.. es war einfach to much. Es gab durchaus Figuren, die ich ganz gerne mochte, weil sie interessant waren und direkt Sympathie weckten – aber durch all die Beweise, die im Laufe des Buches auftauchten, schmälerte sich meine Zuneigung zu jedem einzelnen, weil ich keinem mehr richtig glaubte, was er sagte. Macht das Sinn? Klingt das logisch? Keine Ahnung – aber ich bin irgendwie nicht in der Lage, das klarer auszudrücken.
„The Dark“ von Emma Haughton ist ein absolut solider Thriller, der besonders in Sachen Beklemmung, Spannung und Undurchsichtigkeit punktet. Die Atmosphäre, die das Setting hervorruft, hat definitiv das Potential, das Buch zu einem Highlight zu machen; und auch die eher sonderbare Protagonistin ist eine herrliche Abwechslung zu dem, was man sonst so in dem Genre antrifft. Ich mochte Kate auf eine Art und Weise, die sich nur schwer erklären lässt, aber hauptsächlich empfand ich Neugier darauf, ob sie das Abenteuer Forschungsstation wirklich überleben würde, denn sehr subtil geht sie nicht vor. Leider war mir die Masse an Verdächtigungen und der stetige Wechsel des Hauptverdächtigen einfach zu viel. Irgendwann ließ ich es sein, mir eigene Gedanken zu machen und da dann niemand mehr im Fokus meiner eigenen Ermittlungen stand, erzielte auch die Auflösung lediglich einen Aha- statt einen Wow-Effekt. Im Gesamten bot das Werk spannende Lesestunden und eine echt nervenaufreibende Stimmung – aber für’s Highlight reicht es leider nicht ganz.

» » » Emma Haughton « « «
Emma Haughton wuchs in Sussex auf, studierte Englisch in Oxford und arbeitete als Journalistin für mehrere überregionale Zeitungen, unter anderem für die Times Travel Section. Sie hat mehrere Sach- und Jugendbücher geschrieben. The Dark ist ihr erster Spannungsroman.

(c) by Droemer Knaur Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Droemer Knaur Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.