||» Rezension «|| The Second Princess: Vulkanherz [von Christina Hiemer]

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13. August 2021 0 Von Patchis Books
THE SECOND PRINCESS
– Vulkanherz –
Christina Hiemer
Jugendfantasy || Romantasy
Einzelband [?]
416 Seiten
18. März 2021
Carlsen Verlag
Paperback
15,00€
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#werbung #rezensionsexemplar


Auf der Vulkaninsel St. Lucien herrscht die mächtige Dynastie der Bell-Frauen. Seit Jahrhunderten wird die Krone an die älteste Prinzessin weitergegeben. Doch hinter der glamourösen Fassade der Königsfamilie lauern düstere Geheimnisse, die nur die zweitälteste Prinzessin zu hüten weiß. Saphina war immer die jüngste und damit unbedeutendste von drei Schwestern. Nun rückt sie durch unerwartete Ereignisse in der königlichen Thronfolge auf und tritt vollkommen unvorbereitet ein dunkles Erbe an. Und ausgerechnet Dante, der undurchschaubare Adelssohn, soll ihr dabei helfen …

(c) by Carlsen Verlag

Dieses Buch hab ich von meiner lieben Susi [» @magische_momente_] geschenkt bekommen und weil ich schon so vieles, leider eher durchwachsenes, davon gehört habe, war ich wahnsinnig neugierig darauf, wie mir die Geschichte schlussendlich gefallen wird. Ich hatte also schon im Vorfeld nicht gerade die höchsten Erwartungen an das Buch und bin dennoch recht unvoreingenommen an die ganze Sache rangegangen. Heute kann ich euch sagen, wie mir die Story rund um Saphina gefallen hat: ob ich genau so enttäuscht bin, wie viele andere Leser; oder ob ich dem Antihype trotze und das Buch liebe. Falls ihr also neugierig seid, bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.

Zunächst einmal möchte ich noch was anmerken: ich hab, durch zahlreiche Blogger-Kollegen schon einiges über das Buch gehört; unter anderem auch Aspekte innerhalb der Geschichte, die sie negativ überrascht haben. Ich konnte mich also im Vorfeld schon auf so manch Begebenheit einstellen und deshalb mit etwas anderen Erwartungen an die Sache rangehen. Und jetzt rückblickend bin ich unbeschreiblich froh darum. Aber fangen wir mal vorn an:
Der Einstieg in die Geschichte ist okay. Wir lernen zunächst einmal Saphina und ihre Lebensumstände kennen; und auch St. Lucien wird ein wenig näher beschrieben und erklärt. Ich fand mich relativ schnell gut zurecht und konnte mich dann auch problemlos auf die Geschehnisse konzentrieren. Allerdings hätte ich an der Stelle dann auch schon etwas überrumpelt werden können, denn entgegen der Sprechweise der Figuren ist das Ganze hier nicht historisch, sondern spielt in der jetzigen Zeit. Es gibt Fernseher, Handys und Autos und das war auch einer der springenden Punkte, vor denen ich durch andere Blogger schon gewarnt wurde. Ich fand es aber trotzdem irgendwie unpassend. Die ganze Handlung verlor dadurch an Authenzität und Lebendigkeit; und auch wenn ich schon wusste, was mich erwartet, ändert das kaum etwas daran, dass ich es mir hätte anders gewünscht.
Dazu kam, dass mir spätestens nach dem ersten Drittel schlicht viel zu wenig geschah. Während ich es anfangs noch interessant fand, welchen Herausforderungen sich Saphina von jetzt auf gleich stellen muss, verlor ich immer mehr Interesse daran, überhaupt noch irgendwas über den weiteren Verlauf zu erfahren. Es passierte schlicht nichts, außer dass Saphina sich sowohl bei ihren Aussagen als auch bei ihren Taten wiederholte; das große Gezicke zwischen ihr und Dante anhielt und die Trainingsstunden  stattfanden, die sich auch sehr ähnelten. Durchbrochen wurde es zwar immer mal wieder kurzzeitig, aber dann eher durch negative Einflüsse, wie die nicht nachvollziehbaren Aktionen der Protagonisten.
Für meinen Geschmack war auch der Grund für dieses Buch; der Rohbau, unnötig. Der grundlegende Plot missfiel mir einfach. Im Grunde lebt diese Geschichte rein nur von Saphina’s Fehlentscheidungen. Es gäbe keine Handlung, hätte sie nicht wieder und wieder den selben Fehler gemacht. Und es gäbe dieses Buch auch nicht, wenn sie einfach die Beine stillgehalten darauf vertraut hätte, was man ihr sagt und vorschlägt. Aber nein; immer anders; immer dagegen. Für mich war es schlicht total kindisches Verhalten, was am Ende sogar dafür sorgte, dass die Insel tatsächlich in Gefahr geriet – durch ihre Schuld!
Auch die ganze Mischung wollte nicht recht stimmig wirken. Zum Einen dieser Fantasy-Aspekt mit der Bestimmung und der Magie; dann noch ein ganz anderer Fantasy-Einschlag, das historisch anmutende Setting in Kombination mit der modernen Technik. In meinen Augen wollte das nicht miteinander harmonieren. Obwohl ich zugeben muss, dass ich von besagtem anderen Fantasy-Element doch echt kurzzeitig sehr positiv überrascht war. Mir gefiel der Gedanke und auch die Umsetzung des Ganzen war keineswegs schlecht – aber im Nachklang passte es einfach nicht zum Rest. Zum Ende hin wurde es trotz all meiner Kritik nochmal spannend und es gab einen sehr großen Moment der Überraschung, weil ich mit der Auflösung so gar nicht gerechnet hatte. Es war fulminant und actionreich; ging quasi nochmal aufs Ganze und überzeugte durch eine packende wie auch rasante Umsetzung. Ich bin mir sicher, das Potential war da; und wurde zum Schluss hin auch ausgeschöpft; nur war der Vorlauf schlicht zu langatmig, zu anstrengend und zu nervenzehrend. Und eben die ungewohnte und deshalb nicht 100% überzeugende Mischung aus mehrerlei Fantasy, gepaart mit Historik und Moderne – es war einfach nicht ganz stimmig.

Die beteiligten Charaktere fand ich zwar alles in allem passend für die Handlung, aber doch zu wenig sympathisch. Besonders Saphina und ihre ganze Familie weckten in mir kaum Sympathie und machten es mir streckenweise echt schwer, überhaupt am Ball zu bleiben. Aber bevor hier das Genörgel von mir nun weitergeht, widmen wir uns kurz Dante; also einem positiven Aspekt innerhalb des Buches. Dante war für mich von Anfang an wahnsinnig interessant und spannend dargestellt. Zunächst total undurchsichtig und fast unnahbar, so entwickelte er sich sehr zügig zu meinem liebsten Charakter innerhalb des Buches. Ich mochte seine geduldige Art, seine Ruhe und seine Intelligenz. Dante ließ sich kaum provozieren und ich bewunderte ihn wahnsinnig dafür, dass er so viel Nerven bewies mit Saphina. Dante war liebenswert und ein durch und durch guter Kerl; der zwar auch sein Päckchen zu tragen hatte, damit aber ganz anders umging, als erwartet. Er drängte sich niemals in den Vordergrund, blieb immerzu friedvoll und begeisterte durch ein ganz liebenswertes, nachvollziehbares und authentisches Auftreten. Aber war er ehrlich? War er echt ein Mann mit einem so großen Herzen? Oder verfolgte er andere Pläne? Das und noch vieles mehr gilt es herauszufinden. Aber im Gesamten fand ich seine Aura einfach gelungen; besonders weil er einerseits so ein lieber Kerl zu sein schien, man ihm dabei aber dennoch nie 100% über den Weg traute.
Saphina hingegen fand ich schwierig; in allem, was sie tat. Sie war unglaublich naiv und gutgläubig, fast blauäugig und wahnsinnig verbohrt. Es musste stets nach ihrem Kopf gehen, und tat es das mal nicht, kam das quengeliges, trotziges kleines Mädchen hervor und benahm sich total daneben. Sie verfolgt schlicht nur ihre eigenen Ziele und nimmt absolut gar keine Rücksicht auf ihr Umfeld. Ich, ich ich – in einer Tour und wie ich schon sagte: sie machte es mir wahnsinnig schwer. Ich fieberte zwar zum Ende hin irgendwie mit ihr, aber viel mehr, weil einfach die Geschichte an Fahrt aufnahm und nicht, weil Saphina eine nennenswerte Entwicklung an den Tag legte. Sie mauserte sich nicht zum Sympathieträger, sondern blieb ich-bezogen und selbstgerecht. Lediglich ihr Mut, rücksichtslos ihre Ziele zu verfolgen, war in gewisser Weise bemerkenswert. So viele Tipps und Ratschläge sie auch bekam, es war ihr total egal. Alle hatten unrecht; ihrer Meinung nach. Erst ganz am Ende, auf den letzten Sätzen, zeigte Saphina sowas wie Menschlichkeit und Empathie. Sie kämpfte plötzlich nicht mehr nur für etwas, was eigentlich schon beschlossen und klar war und dementsprechend unnötig, sondern auch irgendwie für die Insel. Das reichte nur leider nicht aus, um ihr anderes Fehlverhalten auszubügeln. Allerdings: wächst man in so einem Umfeld auf, wo jeder nur sein eigenes Wohl im Sinn hat, ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch der jüngste Spross der Königsfamilie diese Allüren übernimmt. Apropos Umfeld – ich fand die Familie von Saphina fast noch katastrophaler. Was für ein verbohrter Haufen an hochnäsigen Weibern. Sorry; aber bis auf die Tante hatte keiner auch nur einen Hauch von positivem Gefühl in mir geweckt: im Gegenteil! Ich war so genervt und sprachlos über die Mutter und die große Schwester von Saphina, dass ich ernsthaft überlegte, das Buch allein ihretwegen abzubrechen. Ich hätte mir gewünscht, dass wenigstens einer zur Besinnung kommt und spürt, wie falsch das alles ist. Aber sie ziehen ihr Ding bis zum Ende hin durch. Entwicklung? Fehlanzeige.

Der Schreibstil hingegen kann durchaus überzeugen. Das Buch hat sich sehr leicht und schnell lesen lassen und obwohl ich nicht ganz eins mit der Geschichte war, so konnte ich mir die einzelnen Szenen und Figuren doch sehr gut vor Augen führen. Christina Hiemer schreibt sehr locker, aber bildhaft – jugendgerecht und einfach, aber nicht plump. Ich mochte die Art, wie sie die einzelnen Geschehnisse in Worte fasst und hab in dieser Hinsicht nichts zu bemängeln. Selbst das Setting kann sich sehen lassen: die Insel ist sehr schön beschrieben; erweckt den Anschein, selbst inmitten des Schlosses zu sein und begeistert durch Greifbarkeit. Lediglich die Dialoge, die von Anfang an sehr historisch, fast altbacken anmuten, fügen sich nicht so leicht in den Lesefluss ein, wie erhofft. Sie tragen ihren Teil zur Unstimmigkeit bei; was ich in Anbetracht des ansonsten schönen Stils echt schade fand. Anosnsten aber wie gesagt: gibt’s kaum was auszusetzen. Keine Stolpersteine, sondern ein angenehmer Fluss und ein ebenso angenehmes Tempo.

„The Second Princess: Vulkanherz“ von Christina Hiemer war nicht so recht mein Fall. Die Geschichte wirkt in sich unstimmig – die Harmonie zwischen den einzelnen Aspekten hat mir komplett gefehlt und obwohl ich vorgewarnt wurde, dass es in der Neuzeit spielt, war das einer der größten Störfaktoren. Es verband sich nicht mit dem historischen Setting und den entsprechenden Dialogen. Und auch nicht mit den zwei komplett unterschiedlichen Fantasy-Einschlägen. Die Handlung bzw. deren Grundbaustein ist schlicht unnötig, weil der gesamte Ablauf nur funktioniert, weil sich unsere Protagonistin so verbohrt daneben benimmt und keinerlei Einsicht zeigt. Ich-bezogen und kaum sympathisch ist sie auch niemand, den ich irgendwie gernhaben konnte. Am Ende war es hauptsächlich der männliche Hauptcharakter und der Schreibstil, der mich voran getrieben hat. Aber das zog den Karren auch nicht mehr aus dem Dreck. Sehr schade. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass jüngere Leser etwas mehr Freude damit haben könnten.

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Christina Hiemer lebt in einer kleinen Stadt in Nordrhein-Westfalen. Sie veröffentlichte mehrere Kurzgeschichten in Anthologien, ihr Debütroman „Mentira – Stadt der Lügen“ stand auf der Longlist zum SERAPH. Wenn sie nicht gerade an neuen Geschichten schreibt, dann streunt die Autorin durch ihre Lieblingsbuchhandlung oder sitzt vor der heimischen Spielekonsole.

(c) by Coppenrath Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Carlsen Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.