||» Rezension «|| The sky in your eyes [von Kira Mohn]
Kira Mohn
New Adult
Band 1 von 2
Island – Dilogie
336 Seiten
Islands Winternächte sind lang. Doch Elín mag die Dunkelheit. Allein am Strand, unter dem endlos weiten Sternenhimmel, kann sie fast vergessen, was ihr Ex-Freund über sie gesagt hat. Über ihren Körper. Über ihr Gewicht. Bis die Selbstzweifel wieder so laut werden, dass nicht einmal das Tosen der Wellen sie übertönen kann. Als sie bei einem Kochkurs Jón kennenlernt, ist sie deshalb mehr als verunsichert. Jón ist attraktiv, charmant und witzig – und interessiert sich für sie. Elíns Herz schlägt in seiner Nähe schneller, trotzdem erstarrt sie bei jeder Berührung. Denn wie kann sie sich noch einmal fallen lassen? Wenn der Aufprall am Boden alles zerstören würde, was von ihr übrig ist …
(c) by Kyss Verlag
Obwohl ich bis heute nicht der größte Fan der Leuchtturm-Trilogie bin, so zählt Kira Mohn doch zu meinen liebsten Autoren – und warum? Weil sie menschlich gesehen einfach unglaublich sympathisch ist und ich sie auf Instagram einfach gern verfolge. Vielleicht hat der ein oder andere ja den Livestream mit Kira und den Mädels der Bloggertour gesehen? Allein der machte mich schon irre neugierig auf ihr neues Werk und da ich es bereits hier hatte, habe ich mich auch gar nicht lange bitten lassen und mich direkt in die Geschichte gestürzt. Heute kann ich euch erzählen, ob wir uns eher auf dem Niveau der Leuchtturm-Reihe, oder dem von „Wild like a river“, was ein absolutes Jahreshighlight für mich war, befinden. Falls ihr also neugierig seid, dann bleibt sehr gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥
Der neue Roman von Kira Mohn kommt mit zwei sehr authentischen, greifbaren Protagonisten daher; nämlich mit Jón und Elín. Zunächst dürfen wir einen Blick auf die Frau werfen, die uns durch die Geschichte führt, ehe dann auch der männliche Hauptcharakter ins Spiel kommt. Und das Kennenlernen mit Elín gestaltete sich als sehr einfach und barrierelos. Schon während den ersten Seiten zeigt sich allerdings, dass Elín nicht unbedingt gewöhnlich ist. Sie sticht aus der Masse an New Adult Charakteren heraus, indem sie nicht das perfekte Püppchen darstellt, sondern eine kurvige, junge Frau, die unter massiven Selbstzweifeln leidet und das, für den Leser sehr offen, nach außen trägt. Elín’s Leben besteht hauptsächlich aus Arbeit, Schlaf und jeder Menge Gedanken. Und eben die kommen nicht von ungefähr. Eine mehr als toxische Beziehung machte sie zu dem, was sie heute ist. Ich fand es wunderbar glaubhaft eingefangen, was Elín denkt und fühlt, was sie wie wahrnimmt, wie es in ihr aussieht und wie sie reagiert. Ich konnte mich, eben wegen dieser Nachvollziehbarkeit leicht in sie hineinversetzen und dementsprechend intensiv mit ihr mitfühlen und mitleiden. Sie war darüber hinaus auch noch enorm sympathisch und erschien mir als mehr als liebenswert. Allerdings muss ich auch sagen, dass das Gedankenkarussell schon wirklich sehr viel Raum innerhalb des Buches einnahm. Zunächst fühlte ich mich nämlich von den Masse an Zweifeln regelrecht erschlagen. Erst im Laufe der Zeit spürte ich, wie realistisch das Ganze doch tatsächlich ist und dass es da draußen wahrscheinlich zig Millionen Menschen genau so ergeht, wie Elín. Kurz um: der Weg, den die junge Sekretärin hier bestreitet ist gepflastert mit Problemen, Sorgen, und Ängsten. Aber sie meistert ihn und legt dabei eine Entwicklung an den Tag, die mich mehr als nur für sich gewann. Endlich mal keine 180 Grad Wende, sondern ein Schritt nach dem anderen, eine Reise zu sich selbst, die am Ende nicht mit Konfetti, rosa Einhörner und einer bunten Blumenwiese aufwartet. Elín ist noch lange nicht am Ziel, aber auf einem guten Weg und das machte sie, für mich zu einer 100% passenden Figur und zu einer absoluten Bereicherung für die Geschichte.
Jón als männlicher Protagonist verkörperte auf den ersten Blick das pure Gegenteil von Elín. Er ist durchtrainiert und attraktiv, scheint voller Selbstbewusstsein und glücklich zu sein. Doch schon bald stellte sich heraus, dass sich die beiden Figuren gar nicht mal so unähnlich sind. Genau so wie bei Elín drehen sich auch bei Jón immer wieder die selben Gedanken im Kopf und bringen ihm nicht nur Greifbarkeit, sondern auch Tiefgang. Er hat von Kira Mohn auch eine verletzliche Seite verpasst bekommen, die aber entgegen meinen Ängste trotzdem nicht dazu führte, dass sich die beiden gegenseitig runterziehen. Jón mit seinem großen Herzen hatte scheinbar immer die richtigen Worte parat und wusste ganz genau, wie er mit Elín umgehen muss. Humor gehörte allerdings genau so zu seinen Stärken und lockerten die trüben Vibes, die Elín versprühte immer wieder auf. Im Gesamten kann man Jón wohl als absoluten Good Guy bezeichnen, der aber längst nicht so unbeschwert und leichtfüßig durchs Leben geht, wie man vielleicht meinen sollte.
Beide Figuren machen also eine gewisse, unterschwellige Entwicklung durch und stärken sich gegenseitig. Sie bringen die jeweils besten Eigenschaften des anderen zum Vorschein und ergänzen sich auf einer Ebene, wie man es nur selten zuvor gesehen hat. Kira Mohn hat mit Elín und Jón zwei echt lebendige Persönlichkeiten geschaffen, die mich beide gleichermaßen für sich gewinnen konnten und deren Gefühle mich absolut problemlos erreichten. Doch natürlich gab es noch weitere, nicht gerade unwichtige Charaktere. Da haben wir die Eltern von Elín, die anderen Kurs-Teilnehmer und noch den ein oder anderen Nebenpart. Und genau so wie ich es gehofft hatte und gewohnt bin, hatten die, bei denen es wichtig war, genügend Details verpasst begonnen, um sie sich vor Augen zu führen und eine entsprechende Verbindung zu ihnen herzustellen – mochte die nun auch positiv angehaucht oder eher negativ belastet gewesen sein. Sie erfüllten ihren Zweck und konnten, je nach dem, auch genügend Emotionen in mir hervorrufen.
Der Grundgedanke hinter „The sky in your eyes“ ist denkbar einfach und zielt eher darauf ab, eine gewisse Stimmung zu verbreiten – gepaart mit einigen sehr tiefgreifenden, emotionalen Passagen. An und für sich überraschte mich die Handlung nicht, glänzte dafür aber wieder umso mehr in Sachen Message. Kira Mohn schafft es, uns allen zu zeigen, wie schrecklich Worte sein können – was sie womöglich auslösen und wie behutsam man damit umgehen sollte. Auf der anderen Seite macht sie aber auch darauf aufmerksam, wie sehr die Opfer darunter leiden und wie sehr es sie zeichnen kann – zeichnen für die Ewigkeit. Durch Elín’s Selbstzweifel bekommt das Buch eine wirklich einzigartige Stimmung verpasst, die einen nachdenklich stimmt, manchmal traurig, manchmal wütend. Sie lässt einen selbst an sich zweifeln, schenkt aber auch Hoffnung und zeigt einen Weg auf, wie man vielleicht aus der Abwärtsspirale fliehen kann.
Der Einstieg schon vermittelte genau das Flair, das uns das ganze Buch über begleitet und ist, zum Teil schon ewig schwermütig. Das Hauptaugenmerk liegt vor allem im ersten Drittel auf den Komplexen und Hemmungen unsere Protagonistin und führt uns vor Augen, was in den Köpfen von einer Vielzahl an Menschen da draußen vor sich gehen könnte. Erst danach kommt auch die Lovestory immer mehr in Fahrt und entwickelt sich zwar recht schnell, aber keineswegs unglaubwürdig. Gleichzeitig spielt Selbstreflektion eine wichtige Rolle, Nachdruck und eben der Weg nach vorn. Selbstfindung, Selbstakzeptanz, Selbstliebe. Das alles sind Begriffe, die einem eingängig in den Kopf schießen während des Lesens und auch später noch immer Nachklingen.
Ich für meinen Teil fand die Handlung, eben weil sie so simple war, aber so viel Mehrwert bot, einmalig. Und einmalig wichtig. Sie greift ein Thema auf, das viele von uns beschäftigt und belastet, ein Thema, über das viel zu selten offen gesprochen wird. Ich für meinen Teil kenne das nicht in dieser Form, aber das, was hier ausgedrückt wird, lässt sich auf viele andere Bereiche projizieren und einer davon betrifft 100% auch dich. Und obwohl ich nie mit zu vielen Kurven, sondern eher mit dem Gegenteil zu kämpfen hatte, fieberte, fühlte und litt ich trotzdem unwahrscheinlich mit Elín mit. Die Geschichte catchte mich, ließ mich auch während Lesepausen nicht los und hallt noch immer lautstark in mir nach.
Und neben all der Negativität schwingt so viel Hoffnung zwischen den Zeilen mit. Der Weg, um ein glückliches Leben zu führen, scheint zum Greifen nah – und gleichzeitig unerreichbar. Kira Mohn hat uns mit „The Sky in your Eyes“ einen Roman gezaubert, der einfach besonders ist und sich vom großen Einheitsbrei abhebt. Eine sanfte, aber emotional fast brutale Geschichte, die besonders zum Ende hin nochmal aufzeigt, worauf es ankommt und wie wichtig es ist, die richtigen Menschen um sich zu haben. Wie wichtig es ist, sich selbst ins Gleichgewicht zu bringen, bevor man andere zufriedenstellen kann. Hier gibt es keinen großen Spannungsbogen, keine actionreiche Rasanz und keine unerwarteten Wendungen; aber es gibt jede Menge Gefühl und das gab mir um so vieles mehr als ich erwartet hatte. Und neben all den Emotionen bringt uns die Autorin auch noch Island näher – Island mit all den Naturschauspielen und der atemberaubenden Landschaft, die immer wieder sogar kurzzeitig für eine gewisse Wohlfühlatmosphäre sorgt.
Der Schreibstil von Kira Mohn birgt die selben Eigenschaften, wie ihre Handlung innerhalb des Buches. Er ist sanft, zart und besticht durch enorm viel Lebendigkeit. Aber die Gedanken, mit denen sich Elín mehr oder weniger selbst verletzt, sind brutal ehrlich in Worte gefasst und erschreckend realistisch. Man merkt, wie gut sich die Autorin in diese Situation hineinversetzen konnte und mit wie viel Einfühlungsvermögen sie die Sache angegangen ist. Die Lebendigkeit des Romans ist unbeschreiblich intensiv und konnte mich darum wohl auch so sehr gefangen nehmen. Dabei erzählt Kira Mohn das Ganze wirklich einfach und leicht verständlich, sodass man trotz der Schwere der Thematik einen wahnsinnig lockeren Lesefluss vorfindet und sich nur schwer dazu verleiten lassen kann, das Buch auch mal wegzulegen. Die einzigatige Kulisse ist ebenfalls toll eingefangen und in Szene gesetzt, sodass ich mich kinderleicht nach Island träumen konnte, und mir einen jeden Ort bildlich vor Augen führen konnte. Was will man mehr? Ich bin fasziniert davon, wie sehr sich das Buch von den anderen Werken der Autorin abhebt und wie viel trotzdem von ihrer Art und Weise Handlungen wiederzugeben, hier drin steckt.
Und da haben wir es. Das nächste Highlight aus der Feder von Kira Licht. „The Sky in your Eyes“ ist eine berührende Geschichte über die Folgen einer toxischen Beziehung, dem Weg zurück zum Selbstbewusstsein und dem Kampf um die Erfüllung der eigenen Träume. Eine zarte Liebesgeschichte ist hier eher ein wenig zweitrangig, obwohl sie einen nicht unerheblichen Teil dazu beiträgt, dass die Reise zu sich selbst überhaupt funktioniert. Elín und Jón werden mir noch lange, lange Zeit in Erinnerung bleiben und das, was sie erlebt haben, in mir nachhallen. Mit viel Tiefgang, Emotion und Empathie greift Kira hier eine Problematik auf, mit der sich wohl der Großteil der Menschen beschäftigt und eben weil sie das so gut einfangen konnte, lassen sich die Gedanken von Elín auf zahlreiche andere Bereiche projizieren und bewegen so nochmal auf ganz neuem Niveau. Danke dass ich das miterleben durfte, und Danke liebe Kira Mohn, dass du mir, in gewisser Weise, die Augen öffnen konntest.
» » » Kira Mohn « « «
Kira Mohn hat schon die unterschiedlichsten Dinge in ihrem Leben getan. Sie gründete eine Musikfachzeitschrift, studierte Pädagogik, lebte eine Zeit lang in New York, veröffentlichte Bücher in Eigenregie unter dem Namen Kira Minttu und hob zusammen mit vier Freundinnen das Autoren-Label Ink Rebels aus der Taufe. Mit der Leuchtturm-Trilogie erschien sie erstmals bei KYSS, mit der Kanada-Reihe gelang ihr der Einstieg auf die Spiegel-Bestsellerliste. In ihren neuen Büchern «The Sky in your Eyes» und «The Sea in your Heart» entführt sie ihre Leser*innen nun in die beindruckende Landschaft Islands. Kira wohnt mit ihrer Familie in München, ist auf Facebook und Instagram aktiv und tauscht sich dort gern mit Leser*innen aus.
(c) by Kyss Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Kyss Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.