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Carolin Wahl
New Adult
Band 1 von 3
Vielleicht-Trilogie
448 Seiten
Er hat klare Regeln.
Doch mit ihr bricht er jede davon …Fast hätte Gabriella in Brasilien ihren Flieger verpasst und jetzt sitzt sie auch noch neben diesem unverschämten – oder eher unverschämt gut aussehenden? – Kerl. Na toll! Obwohl er eigentlich ganz süß ist … Aber für die Liebe hat sie ohnehin keine Zeit, schließlich fliegt sie nach München, um ihren Vater kennenzulernen. Undercover beginnt sie ein Praktikum in seiner Catering-Firma. Doch an ihrem ersten Arbeitstag in der Küche stellt sich ihr Ausbilder ausgerechnet als Anton aka ihr Sitznachbar im Flugzeug heraus! Vergeblich versucht Gabriella, gegen die Funken zwischen ihnen anzukämpfen. Denn Anton hat klare Regeln, was Beziehungen am Arbeitsplatz angeht.
(c) by Loewe Intense Verlag
Wer mich auch auf Instagram verfolgt, der weiß inzwischen sicher, dass ich diese Geschichte schon länger kenne. Ich war eine von Carolin Wahl’s Testleserinnen und habe somit Gabriella und Anton schon vor allen anderen begleiten dürfen. An dieser Stelle ein riesiger Dank an dich, liebe Carolin, für dein Vertrauen, den Austausch und die super lieben Gespräche! Bevor ich es allerdings rezensieren würde, wollte ich es zuvor unbedingt noch einmal lesen, entschied mich aber sehr schnell für das Hörbuch. So hat es sich nicht ganz so sehr nach „Dopplung“ angefühlt. Macht das Sinn? Jedenfalls bin ich nun ein weiteres Mal mit dem Buch durch und möchte euch heute gerne meine Meinung zum ersten Buch des Loewe Imprints Intense mitteilen. Falls ihr also neugierig seid und mehr erfahren wollt, dann bleibt jetzt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥
Der Einstieg in die Geschichte ist schon voller kribbelnder Momente; denn wir lernen Gabriella, und auch Anton auf dem Flug von Brasilien nach Deutschland kennen. Es fliegen die Fetzen und beide zeigen sich nicht gerade von ihrer besten Seite. Doch schnell pendelt sich das ein und beide zeigen, wenn auch erst räumlich getrennt voneinander, was sie wirklich ausmacht. Gabriella als Protagonistin ist ein wahrer Segen für das Buch und eine echte Bereicherung im Fundus der fiktiven Buchcharaktere. Sie ist ein so herzlicher Mensch, offen, humorvoll, liebenswert und sympathisch. Schon nach den ersten paar Seiten hatte ich die junge Frau tief ins Herz geschlossen und mit ihr auch ihre kleinen Eigenheiten. Mir gefiel ihr Background auch sehr gut, denn wir haben es ansonsten eher selten mit brasilianischer Abstammung zu tun. Auf der Illustration, die im Buch mit dabei liegt, sieht man schon, dass sie auch optisch ein wahres Highlight verkörpert und genau so, wie sie gezeichnet wurde, so hab ich sie mir auch vorgestellt – haar genau so. Das Temperament, was man den brasilianischen Frauen nachsagt, schlägt auch bei Gabriella an der ein oder anderen Stelle durch und sorgt immer wieder für Zündstoff. Trotzdem wurde in der Hinsicht nicht übertrieben, sondern das ganze auf eine realistische Ebene gehoben. Ich konnte sie jedenfalls in jedem Moment zu 100% nachvollziehen und mich herrlich intensiv mit ihr identifizieren. Ich fieberte mit ihr mit, konnte ihre Emotionen am eigenen Leib spüren und merkte schnell, wie stark die Verbindung zwischen mir und ihr tatsächlich ist. Dafür sorgt aber auch die Tatsache, dass Gabriella alles andere als perfekt ist. Sie macht Fehler, sie zweifelt, sie leidet. Sie hat überhaupt keine Probleme damit, ihre Gefühle auszusprechen und das verlieh ihr mehr Leben, als alles andere. Eine durch und durch greifbare, zu einer Freundin gewordenen Protagonistin, die mit viel Charme die Leserherzen für sich gewinnt – und vielleicht auch mit ihrem Talent fürs Kochen. Ich jedenfalls würde mich wahnsinnig gern mal von ihr bekochen lassen.
Anton ist ein ebenfalls interessanter Charakter; jemand, den man zunächst nicht so recht durchschauen kann. Was hat es mit seinem abweisenden Verhalten auf sich? Was verbirgt sich hinter der Fassade? Fragen über Fragen, die mich regelrecht an den jungen Mann fesselten. Ich war neugierig, wollte natürlich wissen, was er so vehement verstecken wollte. Doch ganz abgesehen von dieser Facette merkt man auch schnell, dass Anton ein durch und durch spannender, emotionaler Mensch ist, dem man sich trotz einigen Fragezeichen, schnell nah fühlt. Ich mochte ihn und sein Auftreten sehr, war gebannt von einer Aura und merkte auch schnell, dass ich ihn, genau wie Gabriella es tat, sehr anziehend fand. Als sich das Geheimnis dann nach und nach offenbarte, wird klar, dass jede Form seiner Abweisung; seines Schutzmechanismus gerechtfertigt ist und der Gedanke, dass man selbst nicht anders gehandelt hätte, drängte sich mir regelrecht auf. Ich verstand ihn; auf so vielen Ebenen, obwohl ich noch nie mit dieser Art von innerem Konflikt in Berührung gekommen bin – aber ich konnte Verständnis aufbringen und das allein zeigte mir schon, wie realistisch und lebendig er von Carolin Wahl eingefangen und dargestellt wurde. Wie viel Authenzität er versprühte, dass ich selbst so fremde Lagen problemlos nachempfinden konnte. Anton ist auch der, der die deutlich größere Entwicklung an den Tag legt. Anfangs noch der distanzierte, wortkarge Brummbär und zum Ende ein durch und durch offener, liebenswerter Mann, mit einem riesengroßen Herzen. Dieser Vertrauensaufbau, der da stattgefunden hat, war einmalig schön zu beobachten und in einem absolut realistischen Tempo gehalten.
Doch genau so wie bei den Protagonisten, so emfpand ich auch für die Randcharaktere. Jeder einzelne war auf seine Weise einzigartig und greifbar. Sicher, der eine war deutlich sympathischer als der andere, aber die ganze Charaktergestaltung glänzt in meinen Augen doch sehr. Besonders positiv fällt hier auch ins Gewicht, dass man bereits neugierig auf die beiden Protagonistinnen von Band 2 und 3 gemacht wird. Beide, sowohl Karla als auch Jo wurden hier bereits ein wenig beleuchtet; ihre jeweils eigenen Geschichten angeteasert und das wiederum lässt mich nur umso mehr auf die Folgebände der Vielleicht-Reihe hinfiebern.
Der Schreibstil von Carolin Wahl ist mir ja bereits aus ihren anderen Büchern geläufig, doch hier beweist sie, dass sie auch New Adult kann. Mittels einer flüssigen, aber auch bildhaften und greifbaren Erzählform erweckt die Autorin die Geschichte zum Leben und gewährt uns Lesern sogar einen Platz mittendrin. Ich kam wahnsinnig schnell voran; versank regelrecht zwischen den Seiten und konnte die Emotionen der einzelnen Figuren hautnah nachempfinden. Ja selbst die Atmosphäre ist so herrlich dicht, dass man sich davon komplett einnehmen lassen kann. Carolin Wahl schreibt sehr bodenständig und alltäglich, aber eben auch sehr packend und gefühlvoll. Ich habe es geliebt, wie sowohl die emotionalen, wie auch die humorvollen Passagen eingefangen wurden und wie sehr sie mich alle gleichermaßen in ihren Bann ziehen konnten. Und was ich besonders mochte, was das Setting. Ich war noch nie in München, aber ich hatte diese Stadt so glasklar vor Augen, als wäre ich dort zu Hause. Die einzelnen Kulissen, wie die WG oder das Restaurant oder die Catering-Küche .. es war als würde ich mittendrin stehen; als wäre ich dort ebenso zu Hause wie Anton und alle anderen beteiligten Figuren.
Apropos Anton! Was mich zunächst etwas enttäuschte war die Tatsache, dass er keine eigenen Kapitel zugesprochen bekommen hat. Ich mag es ja im Normalfall sehr, wenn wir aus den Sichten beider Protagonisten lesen, aber hier musste ich schnell feststellen, dass es mir überhaupt nicht fehlte. Gabriella nimmt so viel Raum ein mit ihren Gedanken und Gefühlen, dass sie jede Form von Leere füllt und trotzdem blieb Anton noch genügend Raum, um sich ebenfalls zu entfalten; nur eben nicht aus direkter, erster Hand. Ich fand die gewählte Erzählform also wirklich passend für das Buch und meine Enttäuschung vom Anfang wandelte sich wahnsinnig schnell zu Begeisterung!
Die Idee hinter „Vielleicht jetzt“ klang vom ersten Moment an vielversprechend: Eine Halb-Brasilianerin auf Deutschland-Besuch, um ihren Vater zu finden und der großen Liebe zu begegnen? Mega Grundgedanke und absolut innovativ! Ich hatte bisher noch kein einziges New Adult Buch, das diese Thematik behandelte und umso mehr freute ich mich darauf, endlich mal „was anderes“ zu lesen. Aber fangen wir, wie immer, vorn an:
Der Einstieg war, wie schon zu Beginn der Rezension angesprochen, wirklich geglückt. Durch das Setting, in Form eines Flughafens bzw. eines Flugzeugs, war direkt klar, dass sich die beiden Streithähne so schnell nicht aus dem Weg gehen konnten und das Grundgerüst für eine spannende Geschichte war gelegt. Ich konnte, von Anfang an mit Gabriella mitfühlen, mitfiebern und mitleiden und sie tat mir in den ersten Momenten echt leid, wie sie da neben diesem mürrischen Typen ausharren musste. Doch zum Glück verlagerte sich das Geschehen dann mehr und mehr auf die WG der Mädels und auf die Firma, in der Gabriella ihr Praktikum macht. Blöd nur, dass besagter mürrischer Typ ausgerechnet ihr Ausbilder ist. Es war nicht nur wahnsinnig spannend, mal hinter die Kulissen einer Cateringfirma zu blicken; auch mein Magen hatte ganz schön darunter zu leiden – permanent werden die interessantesten und leckersten Speisen beschrieben und ich höre meinen Bauch jetzt schon wieder knurren. Aber natürlich war da nicht nur ein Knurren im Magen, sondern auch zahlreiche Schmetterlinge; denn die Sache zwischen Anton und Gabriella war voller knisternder Momente. Es lag so viel Greifbares in der Luft; so viele Emotionen, so viele Gefühle. Auch wenn sie sich zunächst mehr anzickten und miteinander stritten.
Doch trotz des rauen Umgangstons herrschte eine dauerhaft angenehme Atmosphäre, die zum Wohlfühlen und Träumen einlud. Besonders in der WG bzw. außerhalb der Küche war es regelrecht heimelig und München bzw. die Figuren zeigten sich von ihrer allerbesten Seite. Allgemein fand ich es herrlich erfrischend, mal nicht die typischen amerikanische Kleinstadt vor mir zu haben, sondern eine deutsche Metropole. So konnte ich mir die einzelnen Gebäude und Co. viel besser und viel intensiver vorstellen; konnte mir vorstellen, wie es wäre, selbst mal durch die Straßen Münchens zu schlendern.
Wer nun aber denkt, es wäre dabei belassen worden, nur auf die Liebesgeschichte bzw. den Wohlfühlfaktor zu setzen, wird enttäuscht sein. Denn es gibt auch Drama. Drama, das gar nicht mal so dramatisch ist, aber trotzdem packend ausfällt. Da ist die Sache mit Gabriella’s Vater, die es noch aufzudecken gibt; und das große Geheimnis, das Anton so verschlossen macht. Das alles lädt zum Mitfiebern ein; zum Atem anhalten und zum weiterlesen. Man kann, und man will das Buch nicht aus den Händen legen, ehe man alles weiß! Ehe auf jede einzelne Frage im Kopf eine Antwort geliefert wird. Und das macht die Autorin: sie löst das Geschehen nach und nach auf; kann sogar ein paar überraschende Wendungen einbauen und die Geschichte so noch spannender und interessanter gestalten. Vor allem zum Ende wird es nochmal rasanter; und ich kann nicht anders als zu sagen: ich hatte ehrliche Zweifel, dass es hier überhaupt noch ein Happy End geben wird. Zum Glück lag ich aber falsch – und wir können zufrieden und glücklich mit Anton und Gabriella abschließen, auch wenn wir sie in den Folgebänden sicher noch das ein oder andere Mal sehen dürfen.
„Vielleicht jetzt“ von Carolin Wahl ist eine wundervolle, mitreißende und packende New Adult Geschichte, die sich inmitten von Deutschlands schönster Stadt – nämlich München – abspielt. Zauberhafte Protagonisten sind nur einer von vielen Pluspunkte, die mein Herz im Sturm erobern konnten. Aber auch Stil, Ideenvielfalt und Ausarbeitung der Handlung überzeugten mich auf ganzer Linie. „Vielleicht jetzt“ kann es definitiv mit der Woodshill-Reihe oder der Green Valley Love – Reihe aufnehmen, denn in Sachen Wohlfühl-Atmosphäre macht man der Autorin nichts vor; die herrscht hier von der ersten bis zur letzten Sekunde ich habe es unendlich genießen können, Gabriella und Anton begleiten zu dürfen.
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Carolin Wahl wurde 1992 in Stuttgart geboren, fühlt sich aber in anderen Ländern genauso zu Hause wie im Schwabenländle. Reisen und Geschichten erzählen gehören seit der frühsten Kindheit zu ihren großen Leidenschaften. Egal, ob die fremden Welten zwischen zwei Buchdeckeln oder ein paar Flugstunden entfernt liegen.
Nach einem Germanistik- und Geschichtsstudium in München und einem längeren Aufenthalt in Edinburgh, erkundete sie mit ihrem Mann mehrere Länder und Städte: von der Ost- und Westküste Nordamerikas, über den asiatischen Großstadtjungle, bis hin zu versteckten Wasserfällen auf der Isle of Skye. Für ihre Texte wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Heute lebt die Autorin wieder in ihrer Heimatstadt.
(c) by Loewe Intense Verlag
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Loewe Intense Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.