||» Rezension «|| Wen immer wir lieben [von Michelle Schrenk]

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29. September 2021 0 Von Patchis Books
WEN IMMER WIR LIEBEN
Michelle Schrenk
New Adult
Band 1 von 3
Immer-Trilogie
416 Seiten
15. September 2021
Loewe Intense Verlag
Paperback
14,95€
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#werbung #rezensionsexemplar


Sein Spiel, ihre Regeln.

Lina ist außer sich. Schon wieder ist ihre kleine Schwester Nika kurz davor, in die Bad-Boy-Falle zu tappen. Dabei sind die Alarmsignale doch unübersehbar! Gemeinsam mit ihren besten Freundinnen bewertet Lina Jungs auf Tinder und in einer Bar auf einer Skala von 1 bis Herzensbrecher. Als der perfekte Kandidat auf Linas Display erscheint, fordern ihre Freundinnen sie heraus: Sie soll ihnen beweisen, dass Ben ein Herzensbrecher ist – und sie ihm mühelos widerstehen kann. Die Bad-Boy-Challenge beginnt, der Einsatz: nichts Geringeres als Linas Herz.

(c) by Loewe Intense Verlag

„Wen immer wir lieben“ von Michelle Schrenk hat spätestens beim Cover-Release meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Doch nicht nur die Optik sprach mich sofort an, sondern auch der Klappentext. Ich hab mir eine lockerleichte, unterhaltsame und vielleicht sogar ein wenig lustige Story erhofft, die trotzdem mit Gefühlen auftrumpfen kann. Als stolzer Loewe-Intense-Blogger hab ich das Buch dann auch zugeschickt bekommen (vielen Dank an dieser Stelle!) und da meine Neugier stärker war als meine Disziplin hab ich kurzerhand alles andere stehen und liegen gelassen und mich in die Geschichte von Lina und Ben gestürzt. Heute kann ich euch auch schon verraten, wie mir die beiden und das, was sie erleben, gefallen hat. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥

Da dies mein erstes Buch der Autorin war, war ich besonders gespannt darauf, warum und wieso sie so eine große Fan-Gemeinde hat. Und schon während des Einstiegs wird klar: der Stil ist sicher mit ein Grund. Michelle Schrenk schreibt sehr locker und leicht, alltäglich und bodenständig. Sie zaubert mit bloßen Worten sehr eindrucksvolle Atmosphären und kann dem Leser die einzelnen Szenen klar vor Augen führen. Sicher, als das Ausnahmetalent würde ich die Art, wie die Story erzählt wird, nicht bezeichnen, aber ich kam wunderbar schnell voran und traf auf keine Verständnisprobleme oder großrtige Wortwiederholungen. Auch die Atmosphäre konnte sich durchaus sehen lassen, denn sie nahm mich doch ordentlich für sich ein. Lediglich bei den Dialogen kam ich manchmal etwas ins Straucheln, weil sie, für meinen Geschmack, manchmal zu gewollt wirkten. Nicht nur einmal kam mir Gedanke, dass so doch niemals jemand innerhalb eines Gesprächs agieren würde. Aber darüber konnte ich, noch relativ leicht, hinwegsehen. Dafür überzeugte mich die Gliederung wieder umso mehr. Ich fand es gut gewählt, sich hier rein nur auf Lina zu konzentrieren und Ben gar nicht erst die Möglichkeit einzuräumen, sich durchschauen zu lassen, immerhin bildet genau das den großen Spannungsbogen.

Apropos Spannungsbogen. Die Geschichte steht und fällt mit den Emotionen – aber auch mit der Sympathie zu den Figuren. Kann der Leser nicht mitfiebern und mitfühlen macht das Ganze recht wenig Sinn. Leider scheiterte es genau an der Stelle. Aber fangen wir erstmal vorn an:
Wir lernen unsere Protagonistin Lina, Anfang 20, jung, dynamisch und voller Lebensfreude mitten in einer Partynacht kennen; natürlich schon leicht beschwipst und voll motiviert, ihren Freundinnen zu beweisen, dass Bad Boys alle nach dem selben Prinzip vorgehen und kinderleicht zu durchschauen sind. Dieses Vorhaben ist anfangs noch total unterhaltsam und spaßig zu verfolgen, aber leider entwickelt sich Lina in eine eher negative Richtung – bzw. nein.. sie ist es von Anfang an, lässt gewisse Facetten aber erst im Laufe der Geschichte an die Oberfläche. Einerseits ist sie unglaublich kindisch in dem, was sie tut und denkt und immer wieder vergaß ich regelrecht, dass ich es mit einer erwachsenen Person zu tun habe. Dadurch kam dann beim Genuss von Alkohol auch immer wieder Verwirrung auf, bis ich mir in Erinnerung rief, dass dieses Mädel wesentlich älter ist, als ihr Verhalten vermuten ließ. Andererseits hatte sie eine Verbitterung an sich, wie eine alte Greisin. Sie war so verbohrt in ihrer Meinung, ließ keinerlei Ratschläge zu und verschloss bewusst die Augen vor der Wahrheit – nämlich dass sie sich total auf dem Holzweg befand. Keinerlei Einsicht oder auch nur den Willen dazu, mal darüber nachzudenken, was sie da sagt, denkt und tut. Das zerrte nicht nur an meinen Nerven, sondern wohl auch an denen von Lina’s Umfeld. Denn Lina neigt dazu, einem jeden das Glück zu zerstören und schlecht zu reden. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass sie selbstreflektierter gewesen wäre und nicht so endlos stur. Dass sie eben nicht jede schöne Szene mit ihrem Gelaber zunicht gemacht hätte. Kurz um: Lina war mir, bis auf die Anfangszeit überhaupt nicht sympathisch und auch in Sachen Liebenswürdigkeit kann sie nicht punkten. So erklären sich übrigens auch die seltsamen Dialoge.
Ben tat mir, schon nach kurzer Zeit, einfach nur noch leid. Er war ein durch und durch guter Kerl, mit einem großen Herzen und alles andere als ein berechnender Bad Boy, als was ihn Lina immer hinstellte. Er bewies unheimlich viel Geduld mit dieser Frau und verdiente, anfangs noch, einiges an Respekt von mir dafür. Doch spätestens nach dem ersten Drittel war es absolut nicht mehr nachvollziehbar, warum er sich das antat. Wieso er sich immer wieder rechtfertigte und Nachsicht hatte, anstatt einfach seine Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen, soweit das Auge reichte. Heißt also, eigentlich war Ben ein toller Protagonist; vielleicht ein wenig klischeehaft, aber keineswegs schlecht – er litt einfach nur unter den Aktionen seines weiblichen Gegenstücks und büßte so eben auch den ein oder anderen Sympathiepunkt ein. Wie soll man auch jemanden glaubhaft und lebendig finden, der sich immer und immer wieder vor den Kopf stoßen lässt? Wie soll man jemanden nachvollziehen, der ein einziges Mal, zurecht, Kontra gibt und dann wieder angekrochen kommt? Ich fand es einfach schade um diesen tollen Mann und weiß bis heute nicht, wieso er nicht einfach für sich einstand und Lina zum Teufel jagte.
Ansonsten gibt es einige sehr interessante Nebencharaktere, die ich durchaus sympathisch fand. Da waren Lina’s Freundinnen, die ihr vielleicht hätten mal den Kopf waschen können anstatt sie immer zu ermutigen und anzustacheln, oder ihre Schwestern, die ich wirklich als liebenswert erachtete und wegen denen ich Band 2 und 3 definitiv noch eine Chance geben werde. Man merkt also: die Charaktergestaltung von der Autorin ist nicht schlecht; im Gegenteil; die Figuren haben ihre Portion Tiefgang und Greifbarkeit erhalten, nur Lina löste regelmäßig Wut und Unverständnis in mir hervor.

Die Idee hinter „Wen immer wir lieben“ ist grundsätzlich nicht verkehrt; erinnerte mich allerdings vom Grundgerüst her ein wenig an „Fly and Forget“, denn auch da ging es um eine Art Challenge. Jedoch gibt es ansonsten keinerlei Parallelen: die Umsetzungen sind jeweils anders und das jeweilige Drumherum unterscheidet sich ebenfalls von dieser Geschichte hier. Michelle Schrenk setzt eher auf Humor und Leichtigkeit; auf Unterhaltung statt Spannung. Aber fangen wir vorn an:
Wie ich oben schon angeteasert hatte, gefiel mir der Einstieg noch ganz gut. Ich fand die drei angesüffelten Mädels total witzig und freute mich, sie alle näher kennenlernen und weiter begleiten zu dürfen. Die Stimmung war so losgelöst und ausgelassen und als dann die Challenge ins Leben gerufen wurde, versprach das eine Menge Witz und Charme. Aber falsch gedacht. Schon früh fing Lina an, sich daneben zu benehmen und ich fragte mich ernsthaft, wie das weitergehen sollte. Die Schwingungen schlugen um und plötzlich war da nichts mehr von Lockerheit und Humor. Das alles entwickelte sich in eine mehr als seltsame Richtung, in der es scheinbar an oberster Stelle stand, Ben zu verarschen. Alles war darauf ausgelegt, mit seinen Gefühlen zu spielen; ihn vor den Kopf zu stoßen und zu hintergehen – nichts da mit tiefen Emotionen, stattdessen gab es Gezicke, Gezoffe und viel Drama. Damit will ich nicht alles schlecht reden; es gab einige sehr potentiell schöne Szenen, die auch total angenehme Vibes versprüht hätte, wäre da nicht Lina gewesen, die so vieles einfach mit purer Absicht zerstörte um sich in ihrer Meinung bestätigt zu fühlen. So oft gab es Momente, in denen ihr Umfeld auf sie einredete und bei jedem einzelnen habe ich gehofft, sie hätten Erfolg gehabt – aber nein. Diese Sturheit war oft kaum zu ertragen; und das ohne jeden Background. Wenn irgendwo erwähnt worden wäre, warum Lina so verbittert, verbohrt und uneinsichtig ist, wäre da von meiner Seite aus vielleicht ein wenig Verständnis entstanden; aber darauf wartete ich, bis zum Ende hin vergeblich.
Man merkt also schon, die Spannung ist mitsamt den Emotionen untergegangen. Ich konnte mich null mit dem, was hier geschieht, identifizieren und neigte stellenweise sogar dazu, mich fremd zu schämen. Ich konnte nicht mitfiebern, nicht mitfühlen und mich auch nicht hineindenken. Ich bin mir auch sicher, dass ich das Buch abgebrochen hätte, wäre ich nicht so schnell voran gekommen und hätte ich nicht das Hörbuch als Hilfe gehabt. Schade eigentlich, gerade weil das Potential so groß gewesen ist, am Ende aber an der Protagonistin zerbrach. Selbst am Ende kam nichts mehr, was mich hätte beruhigen können. In meinen Augen wäre eine fette Entschuldigung fällig gewesen; die aber nicht kam. Lediglich die Einsicht erreichte unsere Hauptfigur; leider viel zu spät – viel viel viel viel zu spät und deshalb fiel die auch noch recht unglaubwürdig aus. Da brachte auch der süße Schlusspart nichts mehr.

„Wen immer wir lieben“ von Michelle Schrenk war leider so gar nicht das, was ich mir erhofft hatte. Ich fand die Grundidee sowie den Stil toll; und auch Ben glänzte zwischen all den Wolken hindurch – aber alles andere war meiner Meinung nach etwas fragwürdig. Nicht nur, dass Lina eine verbohrte, verbitterte und kindische Protagonistin ist und sich unmöglich verhält, auch die Handlung ging in Anbetracht meiner Abneigung gegen sie gleich mit unter. Mitfiebern, mitfühlen und sich hinein versetzen war mir einfach unmöglich. So kam keine wirkliche Spannung auf und gerade wenn auch die Atmosphäre immer wieder von Gezicke und fragwürdigen Aussagen durchbrochen wird, machte es am Ende nur noch wenig Spaß, die Geschichte erleben. Sehr schade; aber da wäre deutlich mehr Potential da gewesen, als schlussendlich ausgeschöpft wurde. Trotzdem möchte ich, besonders weil mir Lina’s Schwester wesentlich erwachsener und reifer erschienen, Band 2 noch eine Chance geben und schauen, ob es sich nicht doch noch bessert.

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Michelle Schrenk, geboren 1983 in Nürnberg, ist mit über 400.000 verkauften Büchern eine der erfolgreichsten deutschen Liebesromanautorinnen im Selfpublishing, mittlerweile veröffentlicht sie auch in Verlagen. Sie schrieb schon von Klein auf mit Begeisterung Geschichten, arbeitete jedoch nach ihrer Ausbildung zunächst in einer Werbeagentur, bevor sie sich ganz dem Schreiben zuwandte. Sie wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von Nürnberg.

(c) by Loewe Intense Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Loewe Intense Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.