||» Rezension «|| Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt [von Brittainy C. Cherry]

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12. Dezember 2021 0 Von Patchis Books
WENN DER MORGEN DIE DUNKELHEIT VERTREIBT
Brittainy C. Cherry
Übersetzer: Katja Bendels
New Adult
Band 2 von 2
448 Seiten
31. Oktober 2019
Lyx Verlag
Paperback
12,90€
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#werbung #rezensionsexemplar

Jackson Emery glaubt nicht an Versprechen. Und ich glaube nicht mehr an die Liebe. Ich bin zu zerbrochen für ihn. Er ist nicht der Richtige für mich. Und doch sind wir perfekt füreinander. Weil wir wissen, dass das zwischen uns nicht für immer sein wird. Weil wir die Hoffnung längst aufgegeben haben, dass uns jemand für den Rest unseres Lebens lieben könnte. Bis der Moment des Abschieds gekommen ist und wir plötzlich merken, dass wir nie wieder ohneeinander sein können.

(c) by Lyx Verlag

Als riesengroßer Brittainy C. Cherry Fan hab ich inzwischen tatsächlich jedes ihrer Werke im Regal stehen, jedoch noch längst nicht alle gelesen – zum Glück, denn ich hoffe, dass mir der Lesestoff niemals aufgehen wird. Ich brauche die Gewissheit, stets nach einer emotionalen Geschichte greifen zu können, die aus der Feder meiner Lieblingsautorin stammt. Nicht jedes ihrer Bücher war für mich ein Highlight, aber jedes war durch und durch lesenswert und eine wahre Bereicherung. Nun hab ich, recht spontan, nach dem zweiten Band von „Wenn Donner und Licht sich berühren“ gegriffen und war wirklich neugierig, wie mir die Geschichte aus „Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt‘ gefallen wird. Wahnsinnig stark, oder doch direkt ein Lebenslesehighlight? Das und noch vieles mehr verrate ich euch jetzt. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension.

Entgegen aller Gewohnheit habe ich bei diesem Buch eine geraume Weile gebraucht, um überhaupt Fuß fassen zu können. Ansonsten kenne ich von der Autorin nur Einstiege, die einen sofort catchen, oft sogar direkt zu Tränen rühren können. Das war hier nicht der Fall. Während den ersten Kapiteln entstand sogar sowas wie eine gewisse Abneigung gegenüber der Protagonistin und die Zweifel, ob das wirklich noch was werden kann, waren groß. Ich quälte mich also so ein wenig durch die ersten Szenen, betete, dass sich bald Besserung einstellen würde und kämpfte sowohl mit Grace, als auch mit mir selbst. Und egal wie positiv ich auch gestimmt war, der Stein kam nicht so richtig ins Rollen. Stattdessen taten sich nur noch weitere Probleme auf, wie etwa manch Nebencharakter, der einen die letzten Nerven raubt. Doch je mehr ich anfing, mich über den ein oder anderen aufzuregen, umso näher rückte die Protagonistin. Ganz unterschwellig hatte sie es geschafft, die Distanz zu überwinden und es war, ebenso plötzlich, eine Verbindung zwischen uns entstanden. Sicher, immerhin hatten wir die selben „Feinde“. Und so geschah es, dass da von jetzt auf gleich ein erstaunlich intensiver Sog entstanden war, der einen immer tiefer und tiefer in die Welt von Grace und Jackson hinein zu ziehen vermochte. Schlagartig waren alle Differenzen vergessen, ganz abrupt kamen die tiefen Emotionen.
Wie so oft zeigt die Autorin mit ihren Geschichten die menschlichen Abgründe auf. Deutet mit ausgestrecktem Finger darauf, mit welchen Dämonen es manche zu tun haben und wie diese überhaupt entstanden sind. Sie traut sich, völlig verkorkste Seelen einzubauen, die nur schwer heilen und oft jede Hoffnung verloren haben. Schmerz und Einsamkeit spielen hier ebenso eine Rolle wie Lichtblicke, Freude und Rückgrat. Sie setzt sich so intensiv mit dem Tiefgang auseinander, webt unendlich berührende Momente mit ein und hält trotzdem eine gewisse Spannung aufrecht. Spätestens nach dem ersten Drittel war es gänzlich um mich geschehen und ich war, genau so wie es sich gehörte, Eins mit den Hauptfiguren. Ich fieberte und fühlte mich, ließ mich bei der Hand nehmen und durch die Geschichte führen, mag sie auch noch so schmerzlich gewesen sein. Brittainy C. Cherry brach mir mehrfach das Herz, ließ mich oft sprachlos zurück und erinnerte mich trotzdem daran, dass es sich immer lohnt, weiterzukämpfen. Ich hatte in einer anderen Rezension zu einem ihrer Bücher geschrieben, dass es was ganz Besonderes ist, wie die Autorin mit den Gefühlen der Leser spielt. Ich habe gemeint, dass in ihren Büchern immer – wirklich immer – ein Hoffnungsschimmer auftritt, der einem aufhilft, wenn man mal wieder gefallen ist. Und genau so war es auch hier: eine Geschichte, die einem manchmal entsetzlich weh tut, die einen schwer schlucken lässt und einem die Sprache verschlägt, so herzlos wie sich manche verhalten. Wie sie mit purer Absicht verletzen und zerstören. Aber, und das ist ebenfalls ein Punkt, der unheimlich wichtig ist: es wird im Nachhinein zu jedem Verhalten eine Erklärung geliefert, die alles, wirklich alles in einem ganz anderen Licht dastehen lässt. Jeder in diesem Buch (und sei es nur der unwichtige Nachbar) hat eine Geschichte zu erzählen und ist, manchmal direkt, manchmal erst später, 1000% nachvollziehbar.
Besonders das Ende begeisterte mal wieder auf einer Ebene, wie es nur BCC kann. Es flossen nicht nur einzelne Tränen, sondern regelrechte Flutwellen, weil es einerseits so schmerzhaft, andererseits so wunderschön ist. Winzig kleine Kleinigkeiten lösen manchmal die größten Heulkrämpfe aus, und ich gebe zu, ich hab schon wieder Tränen in den Augen, während ich das hier tippe – weil die Erinnerungen daran noch so frisch sind, weil alles noch so lebendig vor meinem inneren Auge erscheint, wenn ich daran denke. Die Autorin hat sich hier für ein recht frühes Finale entschieden, indem sie eine Wendung einbaute, mit der keiner jemals rechnen würde. Und ab diesem Twist ist es einfach nur noch berührend, ergreifend, mitreißend, spannend, emotional,.. eben alles, was es zuvor schon war, nur um das zigfache gesteigert. Es war ein Ende, das mich schwer erschütterte, aber doch perfekt zum Buch passte und die Sache gänzlich abrundete.

Durch den unfassbar greifbaren Schreibstil der Autorin, wird die Geschichte lebendig. Und so fielen auch meine Emotionen dazu aus: intensiv, fast überwältigend, kaum erträglich, und doch wunderschön. Niemand – ich wiederhole: niemand – hat es bisher geschafft, mein Innerstes so sehr zu zerrütteln wie es Brittainy C. Cherry jedes Mal aufs Neue tut. Auch in „Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt“ überzeugt sie wieder mit einer wahnsinnig passenden Wortwahl, die der Handlung Lebendigkeit einhaucht; sie begeistert mit einem bodenständigen, aber doch besonderen Schreibstil. Ich kam, ganz wie gewohnt, enorm leicht und schnell voran, hatte keinerlei Probleme, mich in die einzelnen Szenen hineinzuversetzen und fühlte mich enorm wohl (wenn man das so nennen kann) an der Seite der beiden Hauptfiguren. Gefühle, Stimmungen und das große Knistern zwischen Grace und Jackson kam intensiv zum Ausdruck.
Auch die Gliederung in Form der beiden Perspektiven, die sich regelmäßig abwechseln, spielten der Handlung, aber auch den Figuren massiv in die Karten, weil sie für noch mehr Tiefgang, noch mehr Nähe und noch mehr Informationen sorgten. Und eben auch noch Abwechslung mit rein brachten. Viele Beweggründe wurden dadurch offen gelegt und so waren Grace und Jackson noch nachvollziehbarer, noch lebendiger, noch realistischer. Und die kurzen Rückblicke in die Kindheit von Jackson, machen die Erzählweise schließlich perfekt.

Nachdem ich jetzt so viel geschwärmt hatte, ist im Grunde jedes Wort zu den Charakteren unnötig. Und trotzdem möchte ich ganz kurz auf alle eingehen. Die Charaktergestaltung, die Brittainy C. Cherry hier erarbeitet hat, ist schlicht phänomenal. Ich hatte oben schon kurz angeteasert, dass ich manch Figur überhaupt nicht leiden konnte – ja regelrecht verabscheut habe, weil sie mir so auf die Nerven gegangen sind und null nachvollziehbarer waren in dem Moment. Doch ein durchlebt in diesem Buch eine unfassbar echte Entwicklung. Mancher öffnet sich recht schnell, andere wiederum brauchen länger, aber am Ende schließt man, mit (fast) allen doch Frieden – weil ihre Beweggründe eben doch logisch waren, wenn man erstmal erkannte, warum und wieso er/sie so oder so gehandelt hat.
Auch bei Grace bin ich oben schon mal kurz ins Detail gegangen, besonders, weil sie mir zu Beginn überhaupt nicht zugesagt hat. Sie war „klein“, eingeschüchtert und voller Selbstzweifel. Ließ sich alles gefallen, versuchte es jedem recht zu machen und besaß absolut kein Rückgrat. Die Fehler ständig bei sich selbst zu suchen, ist zermürbend und eben so wirkte die junge Frau anfangs auf mich. Sie zeigte kaum Facetten, die mich hätten für sich gewinnen können. Doch dann, ganz unbemerkt, fand sie einen Weg, sich aus diesem Teufelskreis zu befreien und legte einen Fortschritt nach dem anderen hin. Und das alles, ohne dass die Entwicklung zu stark, zu überspitzt gewirkt hätte. Die Suche nach sich selbst gestaltete sich für uns Leser als wahnsinnig spannend und interessant; vielschichtig und abwechslungsreich. In gewisser Weise wurde Grace zu einem ganz anderen Menschen, ohne sich selbst zu verlieren. Ich schloss sie, nach dem anfänglichen Schwierigkeiten, wirklich tief ins Herz und fieberte dementsprechend intensiv mit ihr mit. Ich bewunderte sie sogar teilweise für ihren Mut und für die Stärke, die sie im Laufe der Handlung entwickelte und fand sie total einnehmend, wenn sie wieder einmal für sich einstand und für das kämpfte, was sie wollte. Grace ist anfangs schwierig, doch je weiter die Geschichte fortschreitet, umso besonderer und einzigartiger wird sie. Und dabei behält sie ihre charakterspezifischen Ecken und Kanten trotzdem bei. Allein zu sehen, wie sie immer wieder kurzzeitig in alte Verhaltensmuster verfällt, sorgt für Authenzität und für ein ein oder andere Schmunzler.
Bei Jackson verhielt es sich ganz ähnlich. Auch er ist anfangs wahrlich schwierig. Ein wirklich ungehobelter, eiskalter und grober Kerl, der seine Wut nicht im Griff hat und eben die an den falschen Leuten auslässt. Ich mochte ihn bei den ersten Treffen wirklich kein bisschen und konnte mir nicht vorstellen, wie ich dieses Mann jemals gernhaben sollte. Doch obwohl es etwas dauert, fängt auch er an, sich zu öffnen und uns Lesern an seiner Vergangenheit teilhaben zu lassen. Seine Kindheit war alles andere als einfach und erklärt vieles von dem, was man anfangs als unerklärlich ansieht. Die Logik dahinter kehrt immer mehr ein und macht Jackson zu einem erstaunlich vielschichtigen Charakter. Und er ist definitiv kein schlechter Mensch. Im Gegenteil. Er beweist immer wieder, dass er einfach nur vorsichtig ist, zurückhaltend, was seine Gefühle betrifft, um sich nicht verletzlich zu machen. Jackson ist damit ein wirklich authentischer Protagonist, mit dem man leicht und gerne mitfühlen kann und der mein Herz mit einem gewissen Wesenszug, der allerdings bei genauerer Benennung zu viel vorweg nehmen würde, ohnehin vollkommen für sich gewann.
Ansonsten gibt es natürlich noch einige weitere, die ich oben ja auch schon erwähnt habe. Ich werde nicht näher darauf eingehen, wessen Verhalten sich rückblickend erklären ließ, um euch nicht zu spoilern, aber Fakt ist, dass die Bandbreite an unterschiedlichen Figuren wirklich gut gelungen war und mich mit dieser Vielfalt vollends überzeugte.
„Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt“ ist mal wieder eine enorm tiefgründige, berührende Geschichte aus der Feder der Queen of Emotions Brittainy C. Cherry. Nach einem etwas holprigen Start weiß das Buch durch Lebendigkeit, Greifbarkeit und Authenzität zu überzeugen und liefert gleich mehrere schwerwiegende Thematiken, die von der Autorin herrlich verantwortungsvoll und realistisch behandelt wurden. Zwei grundverschiedene, aber doch harmonische Protagonisten und ein bildhafter und gefühlvoller Schreibstil runden dieses Werk schlussendlich ab. Hier gibt’s auf jeden Fall Tränen-Garantie! Von mir eine bedingungslose Leseempfehlung – der Verlauf der Handlung konnte fast über den eher schwachen Anfangsteil hinwegtrösten. Nur knapp am Lebenslesehighlight vorbei – aber trotzdem ein Highlight!

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Brittainy C. Cherrys erste große Liebe war die Literatur. Sie hat einen Abschluss der Carroll Universität in Schauspiel und Creative Writing und schreibt hauptberuflich Theaterstücke und Romane. Sie lebt mit ihrer Familie in Milwaukee, Wisconsin.

(c) by Lyx Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.