||» Rezension «|| Where the roots grow stronger [von Kathinka Engel]

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12. Oktober 2021 0 Von Patchis Books
WHERE THE ROOTS GROW STRONGER
Kathinka Engel
New Adult
Band 1 von 3
Shetland Love Trilogie
384 Seiten
01. September 2021
Piper Verlag
Paperback
12,99€
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#werbung #rezensionsexemplar


Vor drei Jahren verließ Fiona überstürzt ihre Heimat Shetland, nachdem eine unerwartete Nachricht ihr Leben von einem Moment auf den anderen auf den Kopf gestellt hatte. Jetzt kehrt sie zurück zu ihren Wurzeln, zurück zu ihren Schwestern Nessa und Effie, zurück zur rauen Schönheit der Shetlands – und zurück in die Nähe ihrer großen Liebe Connal. Obwohl die letzten drei Jahre für sie einsam und schmerzhaft waren, ist Fiona sicher, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Doch ihre plötzliche Flucht hat tiefere Spuren hinterlassen, als sie dachte – nicht nur bei ihr, sondern auch bei allen Menschen, die sie liebt. Und selbst nach all der Zeit ist einer von ihnen noch immer Connal.

(c) by Piper Verlag

Hier muss ich mal wieder zugeben, dass ich dem Cover zum Opfer gefallen bin. Ich hab dieses Buch gesehen und war sofort Hals über Kopf verliebt. Als ich dann auch noch den Klappentext gelesen hatte, war klar: das schreit regelrecht nach mir. Also hab ich mir das Schätzchen prompt beim der Buchhandlung Graff signiert vorbestellt und als es ankam, war ich noch viel geflashter. Was für eine mega Aufmachung! Aber konnte der Inhalt mit dem Äußeren wirklich mithalten? Ich hab mich relativ schnell ins Geschehen gestürzt und kann euch heute sagen, wie mir Fiona und Connal und all das, was sie umgibt, gefallen hat. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension ♥

Vom Flair her erinnert „Where the roots grow stronger“ definitiv an die einschlägigen Wohlfühlromane wie Redwood oder Green Valley. Kathinka Engel hat es geschafft, eine wahnsinnig dichte Atmosphäre zu schaffen, die einen von Sekunde Eins an in Beschlag nimmt. Traumhafte Momente, einzigartige Szenen und viel Gefühl! Und gleichzeitig bleibt die Geschichte keineswegs oberflächlich, sondern geht viel tiefer, als man vielleicht erwarten würde. Dank des einmalig angenehmen Schreibstils kam ich super schnell voran und versank regelrecht im Geschehen. Lebendige Dialoge, einzigartiges Setting, das zum Träumen animiert und Fernweh weckt, und bildhafte Beschreibungen rundeten das Lesevergnügen für mich schließlich ab und zeigten mir ein weiteres Mal, dass ich die Autorin dringend auf dem Schirm behalten muss (immerhin hatten mir die anderen Bücher von ihr auch schon sehr zugesagt, was Stimmung und Emotionen anging).

Vom Klappentext rechnete ich bereits mit einer Story, die mehr in die Wohlfühl-Richtung geht und nicht vor Spannung strotzt. Das war für mich gänzlich okay; total sogar, denn genau darauf hatte ich mich gefreut. Im Laufe der Zeit aber wird klar, dass es viel tiefgängiger und emotionaler werden wird. Dass hier viel unter der Oberfläche passiert und schöne Momente längst nicht alles sind, was einen erwartet. Aber fangen wir mal vorn an, damit wenigstens ein bisschen Ordnung in mein gewohntes Chaos zu bringen:
Der Einstieg glückte mir absolut problemlos. Der Zeitpunkt des Beginns ist wahnsinnig gut gewählt und animiert direkt, mit der Protagonistin Fioan mitzufiebern. Dieser Einstieg, der in Form einer Reise in die alte Heimat; die aus einem ganz bestimmten Grund geschieht, treibt die Handlung voran und die Ereignisse reihen sich quasi nahtlos aneinander. Doch kaum dass Fiona in Shetland angekommen ist, lässt das Tempo auch schon wieder nach und die Geschichte wird eher etwas ruhiger und gediegener. Nicht weniger emotional, aber in Sachen Tempo spürte man einfach eine leichte Abwärtskurve. Die schönen Momente lassen auf sich warten und die Stimmung wird etwas düsterer und trauriger. Uns wird gezeigt, was Fiona durchmachen muss und wie sehr sie von den Dorfbewohnern verurteilt wird – ohne dass jemand die eigentlichen Gründe für ihre überstürzte Flucht kannte. Wir übrigens auch nicht; die Auflösung ist einer der Spannungspunkte und reizt uns, am Ball bleiben zu wollen und in Erfahrung zu bringen, was das große Geheimnis ist. Obwohl ich mich sehr wohlfühlte an Fiona’s Seite, so gab es doch mehrere Passagen, in denen ich ihre Handlungen und Gedankengänge nicht immer richtig nachvollziehen konnte und die Glaubwürdigkeit des Buches litt darunter natürlich auch in gewisser Weise. Dazu immer wieder der Leerlauf, in dem über mehrere Seiten nur belangloses geschieht, was das Ganze schlussendlich nur aufhielt.
Vom Gefühl her war es ein Auf und Ab: mal fieberte ich mit ihr mit, mal waren da nur viele Fragezeichen in meinem Kopf. Dabei kam es natürlich auch immer drauf an, in welchen Situationen sie sich wiederfand: mit ihren Schwestern fand ich es stets einnehmend und realistisch; gefühlvoll und packend. Wenn es um Connal ging, schwankte es immerzu ein wenig. Die Lovestory entwickelt sich super langsam und dementsprechend glaubhaft, aber das Knistern war kaum wahrnehmbar. Egal ob bei einem einfachen Gespräch, oder innerhalb einer wunderschönen Szene: die Liebe, die da scheinbar wieder aufflammte, kam nicht so richtig an. Erst im letzten Drittel, als dann auch die ersten Annäherungen stattfanden, nahm ich den beiden ihre Gefühle füreinander auch ab. Ich tu mir unheimlich schwer, weil ich den Tiefgang so wundervoll fand und mir beinah das Herz brach – andererseits aber oft an den Längen hängen blieb und mir mehr Vorwärtsdrang gewünscht hätte.
Das Ende, bzw. das letzte Drittel riss es schlussendlich nochmal raus, weil hier so viel Gefühl in den Zeilen steckte, dass einem oft beinah das Herz überquillt. So viel Emotion, fast Poesie und einfach viel Geschehnisse. Es machte von jetzt auf gleich viel mehr Spaß und ich wollte das Buch ab einem gewissen Punkt überhaupt nicht mehr aus den Händen legen. Es passte alles zusammen; alle Zahnräder griffen eineinander und die Handlung wurde rund. Es war auch kein Ende aus dem Wolke Sieben – Universum, sondern realistisch und bodenständig, einfach schön und beruhigend. Macht das Sinn? Jedenfalls hätte ich mir gewünscht, dass genau das früher einsetzte, dann hätte das Hier was Großes werden können. So war’s einfach nur schöne Unterhaltung, mit einem traumhaften Finale; aber nicht ganz ohne Schwächen.

Da man nun schon gemerkt hat, halte ich mich in Bezug auf die Figuren etwas kürzer; möchte aber trotzdem ein paar Takte zu Fiona, Connal und Co. sagen:
Meine Beziehung zu Fiona war, genau so wie die Handlung, ein einziges Auf und Ab. Während sie anfangs noch durch Sympathie glänzt und ein durchaus spannender Charakter ist, so entwickelt sie sich immer mehr in eine eher unangenehme Richtung. Es fällt einem zeitweise so schwer, sich mit ihr zu identifizieren; sie zu verstehen und ihre Handlungen und Gedanken nachzuvollziehen. Mal ist sie die einfühlsamste Person im Ort, mit viel Einsicht und Verständnis. Dann aber wieder wird sie trotzig, fast feige und rennt vor ihren Problemen davon. Manchmal ist sie liebenswert und gefühlvoll; mal schiebt sie alle Fehler an die anderen ab und drängt sich in die Opferrolle. Das alles, was ich hier erwähnt habe, klingt super negativ; aber meine Eindrücke wollten und wollten sich nicht festlegen. Rückblickend kann ich sagen, ich mochte sie trotz allen Fehlern. Sie passte gut zur Handlung und noch besser in die Idylle von Shetland. Auch ihre Gründe, wieso sie aus ihrer Heimat geflüchtet ist, sind nachvollziehbar und schockierend; lieferten einige Erklärungen für ihr Verhalten; aber sie machten eben nicht alles wieder wett. Trotzdem muss ich sagen, dass ich ihre Entwicklung absolut beeindruckend fand. Da mir das Ende so gut gefallen hat, geht dem ja quasi voraus, dass ich auch Fiona zum Schluss hin auch richtig gerne hatte. Sie wurde zu einer erwachsenen, reifen, jungen Frau, die wusste, was sie wollte, und dafür auch einstand. Eine Frau, die merkte, wo sie hingehörte und wo ihre Wurzeln lagen und das imponierte mir dann doch sehr. Ihr merkt: Beste Freunde sind wir dennoch nicht, aber im Groben und Ganzen haben wir uns angefreundet und ich hab sie, trotz allen Makeln, ins Herz schließen können.
Connal. Was soll ich zu ihm nur sagen? Entweder ich verrenne mich jetzt total.. oder mir reichen zwei Sätze. Fangen wir an: ich nahm diesen Mann als wahnsinnig kalt und unnahbar wahr. Sie viel Distanz hatte ich selten in einem New Adult Roman zu einem männlichen Protagonisten. Ich konnte ihn nicht wirklich nachvollziehen, fand keinen Draht zu ihm und attraktiv wirkte er ebenfalls nicht wirklich auf mich. Connal hatte ein riesengroßes Herz, was seine Heimat und seinen Beruf angeht – diese Tierliebe war unglaublich magisch und ließ meine Eindrücke zu ihm immer wieder bröckeln; doch menschlich gesehen war da nichts, was mich zu ihm hätte hinziehen können. Ich kann noch nicht mal benennen, was genau mich an ihm störte und wieso erst kurz vor Ende sowas wie Sympathie zwischen uns entstand; aber es ist Fakt, dass sie Chemie nicht stimmte. Leider. Wenigstens kam zum Schluss doch eine gewisse Entwicklung; denn Connal begann sich zu öffnen und das tat ihm als Figur extrem gut. Gleichzeitig tat er mir auch wieder leid, weil sich Fiona manchmal echt seltsam benahm. Ach es ist schwierig. Jedenfalls hatten beide Hauptfiguren ihre Schwächen in meinen Augen.
Wohingegen fast alles gestimmt hat, waren die Randfiguren. Nehmen wir als Beispiel durch nur mal die beiden Schwestern von Fiona. Ihre Enttäuschung war mit Händen greifbar und so realistisch umgesetzt, dass man sie am eigenen Leib spüren konnte. Beide Mädels hatten ein riesengroßes Herz und standen sich loyal zur Seite. Die Geschwisterliebe stach total deutlich hervor, und dennoch waren sie wie Tag und Nacht. Die eine, die Lebensfreude pur, die andere eher verbissen und kühl – aber beide auf ihre Weise unheimlich liebenswert. Und genau das ist auch der Grund, wieso ich mich so sehr auf die Folgebände freue. Ich möchte so gern die Geschichten der beiden erfahren, dass es mir schon jetzt in den Fingern kribbelt, die Bücher vorzubestellen. Ansonsten gab es allerlei Persönlichkeiten: der eine sympathisch und nett, der andere eher weniger. Die einen herrlich schrullig, die anderen verbohrt und unfair. Kathinka Engel hat hier eine Vielzahl an Charakter ins Spiel gebracht, die trotz wenigen Beschreibungen deutlich wurden und greifbar waren.

„Where the roots grow stronger“ von Kathinka Engel ist ein eher durchschnittlicher Auftakt einer Trilogie, der besonders bei den Charakteren ein wenig schwächelt. Während Fiona immer wieder noch gewisse Glanzmomente hatte, in denen ich mit ihr mitfiebern und mitfühlen konnte, so öffnete sich Connal erst viel zu spät und hielt deshalb die Distanz über einen geraumen Zeitraum zu aufrecht. Die Handlung litt darunter natürlich auch und es entstanden ein paar mehr Längen, als es gut für das Buch gewesen wäre. Im Gesamten kann ich sagen, dass ich mich gut unterhalten gefühlt habe, mich aber an so manchem Punkt aufhängte und deshalb oft nicht ganz die Motivation aufbringen konnte, weiterzulesen. Ein netter Zeitvertreib; mehr allerdings leider nicht. Trotzdem freue ich mich, nicht zuletzt wegen den Schwestern von Fiona und dem einmalig schönen Schreibstils auf die Folgebände der Reihe.

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Kathinka Engel kennt die Buchwelt aus verschiedensten Perspektiven: Als leidenschaftliche Leserin studierte sie allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft, arbeitete für eine Literaturagentur, ein Literaturmagazin und als Redakteurin, Übersetzerin und Lektorin für verschiedene Verlage. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, trifft man sie in Craft-Beer-Kneipen, im Fußballstadion oder als Backpackerin auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Mit ihrem Debüt „Finde mich. Jetzt“ schaffte Kathinka Engel es aus dem Stand auf die SPIEGEL-Bestsellerliste.

(c) by Piper Verlag

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Piper Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.