||» Rezension «||  Wie die Ruhe vor dem Sturm [von Brittainy C. Cherry]

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9. Juli 2020 0 Von Patchis Books
WIE DIE RUHE VOR DEM STURM
Brittainy C. Cherry
Übersetzer: Katja Bendels
New Adult
Band 1 von 3
Changes – Reihe
448 Seiten
29. Juni 2020
Lyx Verlag
Paperback
12,90€
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#werbung #rezensionsexemplar


Als ich meine neue Stelle als Nanny einer reichen Familie antrat, konnte ich nicht ahnen, dass es Greyson Easts Kinder waren, die ich betreuen würde. Und auch nicht, dass der Junge, den ich einmal geliebt hatte, zum Mann geworden war – ein eiskalter, einsamer, unnahbarer Mann. Alles an Grey war in Schmerz versunken. Doch ab und zu sah ich den Jungen von damals in seinen sturmgrauen Augen – und ich wusste, dass es sich um ihn zu kämpfen lohnte.

(c) by Lyx

Wer mir schon länger folgt, der wird bereits wissen, dass ich ein unheimlicher Fan der Autorin bin und sie bei mir als die Queen der Emotionen gilt. Keine Frage also, dass ich auch ihr neustes Werk unbedingt lesen musste. Und dieses Mal tat ich das sogar in einem Buddyread, und zwar mit der lieben Ilayda [@magicalxlibrary] und der lieben Nancy [@nancys_buecherliebe]! Es hat, wie immer riesigen Spaß gemacht, sich auszutauschen, verschiedene Meinungen und Ideen zu hören und sich allgemein noch mehr mit dem Buch zu beschäftigen, als man es vielleicht in alleinigen Read tun würde. Nun aber genug gequasselt – hier kommt meine ausführliche Meinung; falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß. ♥

 Brittainy C. Cherry entführt uns hier nach Illionois – zumindest der Großteil der Geschichte spielt sich dort ab. Eleanor, die Protagonistin ist in einer Stadt im mittleren Westen der USA geboren und aufgewachsen, zur Schule gegangen, ihrer ersten großen Liebe begegnet. Einen Teil dieser Jugend dürfen wir miterleben, und auch das erste Aufeinandertreffen mit Greyson East. Die Liebesgeschichte entwickelt sich ganz zärtlich, fast zaghaft und unterscheidet sich in so vielen Belangen von allem, was man bisher so gelesen hat. Durch einen Schicksalsschlag werden die beiden schließlich getrennt und verlieren nach und nach den Kontakt zueinander. Erst Jahre später ist es dem Zufall zu verdanken, dass sie wieder aufeinandertreffen.

Der Aufbau der Geschichte ist sehr typisch für die Autorin, aber dafür nicht weniger gut. Der Einstieg und auch noch einiges danach spielt sich in der Vergangenheit ab, ehe es dann den besagten Zeitsprung gibt und sich die Karten neu mischen. Beide Zeitebenen sind äußerst eingehend und mitreißend erzählt, voller Gefühl und Tiefe. Und genau das ist es, was BCC ausmacht: Sie erzählt unheimlich lebendig und realistisch; trifft mit ihren Worten immer mitten ins Herz. Die banalsten Szenen sind so herzzerreißend und emotional, dass es kaum zu glauben ist. Tränen über Tränen haben mich während des Lesens begleitet, doch immer wieder konnte sich auch ein Lächeln auf mein Gesicht stehlen. Und trotz der sehr schweren Thematik, liest sich das Buch wunderbar leicht und schnell weg, ist verständlich und unheimlich bildhaft. Ich fühlte mich, durchgängig, als Teil des Geschehens und nicht nur als einfacher Leser, der alles aus der Ferne beobachten muss. Die Autorin erschafft mit ihren Worten einen Sog, der einen von der ersten Sekunde an mitreißt und berührt und erst dann wieder loslässt, wenn man das Buch zuschlägt und darüber nachgedacht hat – lange darüber nachgedacht hat. Wie kann man nur immer die richtigen Worte für eine Szene finden? Wie kann man mit Buchstaben solche Emotionen erzeugen? Wie kann man so perfekt schreiben? Ein wahnsinniges Talent, was Brittainy C. Cherry da an den Tag legt. Insgesamt also ein Schreibstil, der für mich beinah als unantastbar gilt – weil er schlicht perfekt ist und so kein zweites Mal auf dem Buchmarkt zu finden ist.

Selbst die Charaktergestaltung sticht extrem positiv hervor. So ist Eleanor schon von Anfang an etwas anders; ein Außenseiter wie er im Buche steht. Statt auf einer Party zu trinken, feiern und tanzen, verschanzt sie sich lieber inmitten der Menge in einer Ecke und liest. Und auch ihr Schicksal ist nicht gerade sacht zu ihr: sie muss schon früh mit einem herben Verlust klarkommen und droht danach, sich selbst zu verlieren. Eleanor, oder Ellie, wie sie oft genannt wird, ist durchweg authentisch und mit so viel Glaubwürdigkeit gesegnet, dass es mir wunderbar leicht fiel, mit ihr mitzufühlen. Sie ist auf ihre Art sympathisch, durch und durch liebenswert und einfach eine riesengroße Bereicherung für die Handlung. Selbst nachdem viele Jahre ins Land gezogen sind, strahlt sie noch immer von innen heraus und besitzt so viel Charisma, um sie problemlos auch als erwachsene Frau ins Herz schließen zu können. Und trotz aller Eigenschaften an ihr, die gleich geblieben sind, legte sie eine beeindruckende Entwicklung an den Tag, ohne sich selbst aus den Augen zu verlieren. Ellie ist stärker geworden, mutiger und trotzdem noch immer verletzlich. Ihre Großherzigkeit und ihre schier endlose Geduld sprechen ebenfalls für sie und man ertappt sich immer wieder dabei, wie man ein bisschen so sein möchte wie sie. Kurz um: Ellie ist die perfekte Besetzung für „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ und tut mit ihrer Art und ihrem Auftreten so einiges für den Verlauf der Geschichte. Außerdem ist sie ein wirklich tolles Gegenstück zu Greyson, zu dem wir jetzt kommen:
Greyson durchlebte wohl die krasseste Entwicklung, die man je an einem Buchcharakter sehen konnte. So war er, zu Beginn der Geschichte (also während des Vergangenheit-Parts) ein unheimlich einfühlsamer, sympathischer und offener Teenager, der sich wirklich ins Zeug legte für Ellie und ihr eine wahre Stütze sein konnte. Endlich mal ein typischer Good Guy, der einfach überzeugt indem er gefühlvoll, ehrlich und einfach liebenswert rüber kommt. Doch auch mit ihm meinte es das Schicksal ganz offensichtlich nicht gut – das verrät ja schon der Klappentext – und aus dem sympathischen Jungen wurde ein eiskalter Mann, der nicht mehr in der Lage ist, Emotionen zuzulassen, geschweige denn zu zeigen. Kontinuierlich fragt man sich als Leser, was den einst so nahbaren Jungen zu diesem distanzierten Mann gemacht hat. Als dieses Geheimnis gelüftet wird, wird so einiges klar und jede Zurückweisung und jede Flucht wird plötzlich verständlich. Ich konnte Greyson, trotz dessen, dass ich niemals in einer solchen Situation war, bedingunglos nachempfinden und litt Höllenqualen mit ihm. Brittainy C. Cherry hat den Wandel, den Greyson East durchmacht, einfach perfekt eingefangen und sehr emotional und berührend, und vor allem authentisch, wiedergegeben. So war es kein Wunder, dass Greyson mir fast noch eine Spur besser gefallen hat, als Ellie es getan hat.
Und weil es stets auch was zu BCC’s Nebencharakteren zu sagen gibt, hier eine kurze Liebeserklärung an alle Randfiguren, die hier eine Rolle gespielt haben. Jeden – ich wiederhole – jeden einzelnen von ihnen ist mir unsagbar ans Herz gewachsen und wird, jetzt nach der Beendigung des Buches, eine große Leere zurücklassen. Shay, Landon, Claire, Karla und Lorelai – sie alle waren so ausgereift und in sich stimmig, dass man nicht anders kann als sie ins Herz zu schließen. Ich habe mich verliebt, in Karla, die ein so schweres Los zu tragen hat. Und in Lorelai, die mit ihren 5 Jahren so lebensfroh, quirrlig und wunderbar ist. Danke liebe Autorin, dass ich diese Persönlichkeiten kennenlernen durfte – und ich hoffe sehr auf ein Wiedersehen in Band 2 der Reihe.

Bevor ich explizit auf die Handlung eingehe, möchte ich einmal schnell den Titel würdigen, den der Verlag ausgesucht hat. Noch nie erschien mir ein Titel derart passend zum Inhalt eines Buches. Das großes Kino, lieber Lyx-Verlag – ehrlich!
Jetzt aber wie versprochen, noch fix zur Handlung: Die Idee ist großartig – und die Umsetzung noch viel mehr. Allein die Tatsache, dass uns Brittainy C. Cherry stets die Chance gibt, die Vorgeschichte mitzuerleben, anstatt sie nur aus Erzählung zu erfahren, ist eine Wohltat für ihre Geschichten. Dabei setzt die Autorin immerzu auf schwere Themen, befasst sich mit Verlust, Tod und Krankheiten – so auch hier und verbaut damit einiges an „Drama“, was in jedem anderen Fall schnell als „to much“ bezeichnet werden könnte. So aber nicht bei ihr. Sie schafft es, die schlimmsten Schicksalsschläge völlig authentisch und bodenständig rüber zu bringen, und packt dabei noch derart viele Emotionen mit in die Handlung, dass die Gefühlsachterbahn und ein in tausend Scherben zerfallenes Herz vorprogrammiert sind.
Ich litt – von der ersten Seite an war es kein Lesen, es war ein Leiden. Und trotzdem kann man nicht behaupten, das Buch würde einen runterziehen – im Gegenteil! Es sind so viele, so wunderschöne Passagen eingebaut, die all den Schmerz problemlos auffangen, ohne ihm seine Intensität zu rauben. Es ist durchweg abwechslungsreich und durch die vielen, offenen Fragen, die entstehen, stets spannend und mitreißend. Unzählige Plots, manche eher nebensächlich, andere tragend, wird es zu keiner Sekunde langweilig und es gibt dauerhaft etwas, woran man sich festhält. In dem Buddyread haben wir über beinah jede Szene einzeln gesprochen; davon geschwärmt, wie schön oder wie schmerzhaft es war und uns ging der Gesprächsstoff nie aus. Jede Szene für sich war perfekt, aber in Kombination durchbrachen sie alle Grenzen.
Selbst das Ende, das man gut und gern als etwas übertrieben bezeichnen könnte, war so voller Normalität und Leben, dass man über diesen winzigen Kritikpunkt gern hinwegsieht. Das Ende war einfach der perfekte Schluss für diese Geschichte und dabei nicht weniger emotional. Allein die einzelnen Ideen, die BCC hier nochmal hat einfließen lassen, waren wunderschön und einzigartig in ihrer ganzen Pracht.
Um das ganze Lob jetzt nochmal zusammen zu fassen: diese Geschichte hat mich tief bewegt, schwirrte ständig in meinen Gedanken umher und brachte mich unzählige Male zum Lachen und zum Weinen. Es sind die kleinen Dinge, die hier die Perfektion ergeben und das Ende begeistert, trotz einer gewissen Portion Vorhersehbarkeit und Übertreibung.

„Wie die Ruhe vor dem Sturm“ von Brittainy C. Cherry ist ein durch und durch gelungener, emotional tief bewegender und emotionaler Roman über Verlust, Tod, Trauer und die Bewältigung all dessen. Es ist aber auch ein Roman über Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt und Familie. Für mich ist diese Geschichte, durch den einzigartig gelungenen Schreibstil, der wundervollen Protagonisten und noch wundervolleren Nebenfiguren und durch die gesamte Handlung, wieder ein Highlight durch und durch und die Autorin bleibt die unangefochtene Nummer Eins im YA/NA-Bereich. Wer gern gefühlvolle Bücher liest und dabei von einer ganz besonderen Wortwahl und traumhaft schönen wie schmerzhaften Szenen überrascht werden will, der MUSS dieses Buch lesen.

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Brittainy C. Cherrys erste große Liebe war die Literatur. Sie hat einen Abschluss der Carroll Universität in Schauspiel und Creative Writing und schreibt hauptberuflich Theaterstücke und Romane. Sie lebt mit ihrer Familie in Milwaukee, Wisconsin.

(c) by amazon

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Lyx Verlag bedanken: dafür alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen. Und natürlich dafür, das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen zu haben.