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15. Mai 2021 1 Von Patchis Books

Achtung! der finale Band einer 3-teiligen Reihe. Spoiler zum Vorgänger sind möglich.
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DIE TRIBUTE VON PANEM
– flammender Zorn –
Suzanne Collins
Übersetzer: Sylke Hachmeister
und Peter Klöss
Dystopie
Band 3 von 3
Die Tribute von Panem – Reihe
432 Seiten
09. Mai 2020
Oetinger Verlag
Hardcover
24,00€
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Der dritte Band der Bestseller-Trilogie Entgegen aller Erwartungen hat Katniss die Hungerspiele zum zweiten Mal überlebt. Schwer verletzt wurde sie von den Rebellen befreit und in Distrikt 13 gebracht. Aber noch immer ist sie nicht in Sicherheit. Das Kapitol will Rache, die Auseinandersetzungen werden immer blutiger. Als Katniss herausfindet, dass auch die Rebellen versuchen, sie für ihre Ziele zu missbrauchen, muss sie einsehen, dass sie alle nur Figuren in einem perfiden Spiel sind. Kann sie diesen Kampf überhaupt gewinnen? Das grandiose Finale der Panem-Trilogie – bombastisch, gefeiert und vielfach ausgezeichnet.

(c) by Oetinger

Mit einem lächelnden und einem weinenden Auge schaue ich nun auch schon auf das große Finale der Panem-Trilogie zurück. Wer hätte gedacht, dass ich die drei Bände doch so schnell hintereinander wegsuchten werde? Ich jedenfalls nicht, und doch hab ich es mir nicht nehmen lassen, jetzt schon zum dritten Teil zu greifen, einfach weil die Neugier auf den Ausgang der Geschichte kaum noch Grenzen kannte. Gleichzeitig aber war da auch eine gewisse Angst da, ob dieser leichte Abwärtstrend, der bei Band 2 zu Tage trat, nicht doch anhalten würde. Heute kann ich euch aber auch schon verraten, wie mir „Die Tribute von Panem 03: flammender Zorn“ von Suzanne Collins gefallen hat und ob er wieder stärker, oder eher etwas schwächer als der Mittelteil war. Falls ihr also neugierig seid, bleibt gerne dran. Viel Spaß bei der Rezension. ♥

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir an dieser Stelle nicht ganz so leicht, wie erhofft. Ich hab einige Kapitel lang gebraucht, um wieder Fuß zu fassen und mir die Geschehnisse aus Band 1 + 2 überhaupt wieder in Erinnerung rufen zu können. War der Punkt aber erstmal erreicht und die Hürde gemeistert, war es wie eine Schockwelle, die mich fast von den Beinen fegte. Während zuvor noch die Arena im Mittelpunkt stand, so ist es jetzt die offene Rebellion, die die Seiten füllt und für Spannung sorgt. Mir gefiel die Inszinierung wirklich außerordentlich gut, nicht zuletzt, weil sich Suzanne Collins dazu entschied, nicht alles reibungslos ablaufen zu lassen. Die Erfolgskurve war ein stetiges Auf und Ab und mitten drin fängt man immer wieder an daran zu zweifeln, ob Katniss das ganze Szenario überhaupt überleben wird. Mittels geschickt platzierten Wendungen, die zudem auch noch extrem unerwartet kommen, bleibt das Erzähltempo auf konstant hohem Niveau, und die Spannung gleich mit dazu. Die kriegsähnlichen Szenen, gepaart mit der dystopischen Welt und den mehr als kämpferischen Protagonisten, ergeben ein regelrechtes Spektakel. Teilweise sehr blutig und schockierend, teilweise unbeschreiblich gut durchdacht und ausgeklügelt, aber immerzu rasant und plotreich. Ich hätte, nach dem leichten Durchhänger von Band2 echt nicht damit gerechnet, dass Band 3 so viel mehr zu bieten hat. Und obwohl es natürlich irgendwo klischeehaft ist, war doch nichts vorhersehbar und noch weniger abgedroschen. Und besonders positiv fiel hier ins Gewicht, dass die Liebesgeschichte nur ganz wenig Raum einnimmt und der eigentlichen, actiongeladenen Story genug Platz lässt, um sich so richtig zu entfalten. Die zertrümmerte Kulisse ist ein weiterer Pluspunkt, der die Atmosphäre vom Kriegsgebiet ordentlich anheizt und nicht einnehmender und düsterer macht. Allgemein war ich dauerhaft gefesselt vom Geschehen und fieberte intensiv mit den Figuren mit. Dabei sind die temporeichen Szenen ebenso interessant, wie es die Atempausen sind. Strategisch ein Meisterwerk, Umsetzung steht dem in nichts nach! Ich hatte so einen unbeschreiblichen Spaß während des Lesens und spürte immer wieder, wie ich unbewusst den Atem anhielt, weil ich nicht glauben konnte, was hier geschah. Ich war sprach- und atemlos, war am Boden zerstört und bekam Herzrasen. Das Buch nahm mich komplett gefangen und hatte mich, nach dem eher etwas holprigen Start, wirklich fest in seinen Fängen.
Der Schlusspart bot dann, ganz wie erhofft, das große Feuerwerk, das mit einer Wendung aufkreuzt, die sich gewaschen hat. Ich ertappte mich sogar dabei, wie ich ein bestimmtes Kapitel noch einmal las. Die Undurchsichtigkeit, die sich im Laufe der Geschichte aufbaut, hat dafür gesorgt, dass ich am Ende überhaupt nicht mehr wusste, was ich glauben sollte – aber Fakt ist: ich hätte mit vielem gerechnet; mit quasi allem .. aber niemals mit diesem einen Satz, der alles in Frage stellte, woran ich je festgehalten habe. Auch die Ausdehnung des großen Finales tat dem Buch enorm gut. Denn wie es sonst oft der Fall ist, war die Auflösung hier nicht in wenigen Passagen abgehandelt, sondern überstreckte sich über mehrere Kapitel und machte das letzte Drittel zu einem der schlimmsten Pageturner, die ich je in Händen hatte. Ich konnte und wollte nicht aufhören; musste um jeden Preis wissen, für was für einen Schluss sich die Autorin entschieden hat. Wer überlebt, wer stirbt und wer nimmt wessen Platz ein? Tausende Fragen, die mich immer weiter und weiter voran trieben und am Ende dann doch sehr zufriedenstellend und stimmig beantwortet wurden; und das auch noch wahnsinnig unerwartet.

Die Charaktere bedürfen eigentlich nicht mehr viel Aufmerksamkeit, weil ich zu ihnen schon in der Rezension zu Band 2 eine ganze Menge gesagt habe. Genau so wie im Vorgänger waren die Protagonisten auch hier wieder eine Wucht. Katniss, die wir zu Beginn der Trilogie bereits als starke, toughe, junge Frau kennenlernen durften, durchlebte nochmal eine Entwicklung in Form einer deutlichen Steigerung ihres Mutes, ihres Kampfgeists und ihrer Stärke. Katniss ist keine Figur, die man mit Liebenswürdigkeit oder Sanftheit in Verbindung bringen kann – sie ist eine außergewöhnlich lebendige Kriegerin, mit der man bedingungslos mitfiebern und mitfühlen kann. Eine sympathische Frau, die ihren Platz im Leben nun gefunden zu haben scheint und ihre Ziele mit einem Ehrgeiz verfolgt, der sprachlos macht. Obwohl ich nur wenige Eigenschaften mit ihr teile, so war es mir doch ein leichtes, mich mit ihr zu identifizieren. Dafür sorgte schlussendlich wohl auch die Tatsache, dass sich hinter der undurchdringlichen Mauer ein Mädchen verbirgt, das ebenso leidet und verzweifelt, wie jedes andere. Ein Mädchen, das auch mal das Handtuch werfen will; keine Lust mehr hat und die Zicke raushängen lässt – sich aber sofort wieder fängt und weiter ihren Weg bestreitet. Die für ihre Liebsten, im wahrsten Sinne des Wortes, durchs (Gefechts-)Feuer geht und so bedingungslos liebt, dass es einem beinah das Herz zerreißt. Ich konnte jeden Gedankengang von Katniss, jede Reaktion und jede Aktion komplett verstehen und nachvollziehen und spürte mehr als einmal, eine innige Verbindung zu ihr. Die Lebendigkeit, die sie ausstrahlt, die Glaubhaftigkeit.. es macht sie schlicht greifbar und zu einer wahren Freundin.
Die beiden männlichen Akteure scheinen quasi die Rollen getauscht zu haben. So war es Gale, der hier deutlich mehr Platz einnimmt als Peeta, obwohl ich es ganz anders gewohnt bin. Trotzdem fand ich diesen Aspekt gut, immerhin konnten wir Katniss‘ besten Freund so auch endlich mal eingehend und hautnah kennenlernen. Erste Eindrücke hatten wir ja bereits gesammelt, doch so richtig einnehmend wurde er, für mich, erst in diesem finalen Teil. Und Gale war wirklich ein toller Kerl, der mit Attributen wie Charme, Stärke, Intelligenz und Mut überzeugt. Gale war immer zuverlässig da, wenn es brannte und schien jede noch so ausweglose Situation zu überblicken und händeln zu können. Er war, ganz eindeutig, der besonndere Part in den Duo und brachte deshalb auch immer wieder Ruhe ins Spiel, die der Handlung extrem gut tat. Ich sah ihn einfach als perfektes Gegenstück zu Katniss und die Freundschaft, die die beiden verbindet, schwingt in jedem Dialog und jeder gemeinsamen Szene mit.
Peeta hatte hier eine eher untergeordnete Position. Zwar war er unabdingbar für den Verlauf der Geschichte, bekam aber lange nicht mehr die Aufmerksamkeit, wie in Band 1 + 2. Trotzdem wies er wieder genau die positiven Eigenschaften auf, die wir von ihm kennen. Er war sympathisch, ein eher sanfter Charakter und weniger Kampfmaschine, als die anderen beiden. Auch das war eine gelungene Abwechslung, die die Geschichte gebraucht hat. Dass Peeta schlussendlich der Dreh- und Angelpunkt in diesem Teil sein wird, ist eine herrliche Überraschung, trotzdem blieb er hier eher blass – was mich aber nicht störte. Gale vertrat ihn quasi würdig.
Die Randfiguren. Auch auf sie dürfen wir wieder treffen. Alte, bekannte Gesichter stehen ebenso an der Tagesordnung wie neue, erfrischende Begegnungen. Ich hatte in Band 2 ein paar Probleme, diese Vielzahl an Namen auseinander zu halten, soch hier war das komischerweise überhaupt nicht der Fall. Ich konnte jedem seiner Position und seinen Aufgaben zuordnen und fühlte mich an der Seite der meisten auch wohl. Was hingegen neu war für mich, war die Undurchsichtigkeit mancher. Der eine erscheint als vertrauenswürdig, entpuppt sich aber Bösewicht, der andere bleibt ein Grenzspringer und man weiß einfach nicht, woran man bei ihm ist. Was ich aber wohl am „positivsten“ fand, wenn man das so nennen kann, war der Wechsel. Von den einen mussten wir uns schweren Herzens verabschieden, andere kommen neu dazu und bringen neues Leben ins Spiel. Der Tod von so manchem schmerzte unwahrscheinlich; ebenso wie es auch die Momente taten, in denen manche ihr wahres Gesicht zeigten. Man kann sagen was man will, aber die Charaktergestaltung in dem Buch war ganz nah an der Perfektion!

Und da ich nun wirklich extrem viel geschwärmt habe, muss es da nicht auch noch irgendwas negatives geben? Der Schreibstil zum Beispiel? Aber nein. Auch der Schreibstil überzeugt wieder gänzlich. Der Charaktergestaltung hat die Autorin eine Menge Zeit gewidmet, das Worldbuilding ist unheimlich authentisch, greifbar und „nah“ und der Lesefluss dauerhaft gegeben. Dabei schreibt Suzanne Collins sehr einfach, aber atmosphärisch und bildhaft. Ich hab mich regelrecht in die einzelnen Szenen hinein versetzt gefühlt und war hautnah dabei. Die Autorin kann sowohl die ruhigen, wie auch den spannungsgeladenen, atemlosen Passagen jede Menge Leben einhauchen, indem sie bodenständig, alltäglich und trotzdem stimmungs- und gefühlvoll erzählt. Stellenweise wird es zwar auch hier wieder recht brutal, hatte aber meiner Meinung nach weniger Gewalt im Petto, als die anderen Bände. Die Kapitel sind größtenteils kurz und knackig und lesen sich schnell weg, sodass man ständig in Versuchung kommt „ach noch ein Kapitel“ zu denken und das Buch dann gar nicht mehr aus den Händen zu legen.

„Die Tribute von Panem 03: flammender Zorn“ von SUzanne Collins ist für mich definitiv das stärkste Buch der Trilogie und begeistert mit typisch-dystopischen Elementen, außergewöhnlichen Figuren und einer ganzen Menge Spannung. Zwar ist mir der Einstieg nicht ganz so leicht geglückt, doch war diese Hürde erstmal überwunden, gab es kaum noch ein Halten mehr. Unglaublich mitreißend erzählt uns die Autorin vom Ausgang der Geschichte; von Rebellion, vom Wahrzeichen derer und von einer Menge kriegsähnlicher Momente. Auch das Ende barg so viel Überraschung und damit enorm unerwartete Wendungen. Eine wunderbar ausgeklügelte Geschichte und ein würdiges Finale für diese großartige Trilogie.

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Suzanne Collins ist die Autorin der Gregor-Bestsellerreihe. Ihre bahnbrechende Trilogie Die Tribute von Panem wurde zum Weltbestseller und in vier Teilen verfilmt. Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange erschien 2020. Ihre Bücher wurden weltweit in 53 Sprachen übersetzt.

(c) by Oetinger

An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese Rezension meiner ganz persönlichen Meinung entspricht und bei jedem Leser anders ausfallen kann. Außerdem möchte ich mich gerne beim Oetinger Verlag bedanken: für alle Bilder und Klappentexte sowie Zitate benutzen zu dürfen.